Achtung! Im fünften Kapitel gibt es viel Handlung und wenig Sex, aber wir finden es spannend und wichtig zum Verständnis der ganzen Geschichte. Wer das Gefühl hat, einige der Figuren, die in diesem und den folgenden Kapiteln auftauchen, zu kennen, hat wahrscheinlich schon mal etwas von Peter O’Donnell gelesen, aus dessen „A Taste for Death“ wir uns Gabriel und Delicata ausgeliehen haben.
Zweiter Teil: Neue Heimat
Prolog: Erwachen
Ich lag lang ausgestreckt auf dem Rücken. Entsetzt stellte ich fest, dass meine Beine zusammengewachsen waren. Mein Schwanz war nicht mehr da, und ich konnte meine starr an die Körperseiten gedrückten Arme nicht bewegen. Ich wusste, ich war nackt, aber gleichzeitig fühlte ich mich, als wäre ich wie eine Mumie eingewickelt. Ich versuchte, um Hilfe zu schreien, aber stattdessen quoll aus meinem Mund nur eine klare, schleimige Flüssigkeit, die salzig und bitter schmeckte und mir übers Gesicht, in die Nase und die Augen rann.
Waagerecht hing ich in der Luft. Die vier Russinnen trugen mich, zwei auf jeder Seite. Sie rannten, als gelte es, mit mir als Rammbock ein Burgtor zu durchbrechen. Verschwommen erkannte ich in weiter Ferne Kiki. Sie war mindestens hundert Meter groß, schwebte, auf dem Rücken liegend, in der Luft, die ausgestreckten Beine weit gespreizt und streckte uns ihre Möse entgegen. Mit beiden Händen hielt sie ihre Fotze weit offen, aus der in einem steten, weiten Strahl ihr Saft hoch in den hellen, fast weißen Himmel schoss. Zwischen ihren monströsen Arschbacken strömte aus ihrem aufgeworfenen Anus wie aus einem dunkelroten Schlauchende ein milchiger Wasserfall hervor, der gurgelnd und sprudelnd einen tiefen See unter ihr speiste.
Dicke blaue Adern wuchsen unter meiner Haut und überzogen meinen steifen Körper, der zu pulsieren begann und anschwoll. Ich wurde immer länger und dicker, bis die Mädchen, die mich trugen, sich ausnahmen wie Ameisen, die eine besonders fette Raupe in den Bau beförderten. Immer schneller laufend, trugen sie mich jetzt zwischen Kikis Füßen hindurch, die lange Schatten werfend rechts und links aufragten.
Wie warmer Sommerregen prasselte in dicken, schweren Tropfen Kikis Saft auf mich. Jetzt hoben meine Trägerinnen mich hoch über ihre winzigen Köpfe und schwangen mich im vollen Lauf vor und zurück.
„Hah! Hah! Hah!“ skandierten sie unisono im Takt, und ich erkannte voller Schrecken, dass sie mich wie einen Speer werfen würden und die Zielscheibe die schnappende Vulva meiner Schwester war. Panisch versuchte ich wieder zu schreien, und statt eines Lauts schoss ein weiterer schleimiger Strahl aus meiner Kehle.
Dann flog ich. Drehte mich in der Luft um meine Längsachse, bis mir schwindelig war. Schoss auf die dunkle Höhle zu. Sah die geifernden inneren Lippen. Dahinter das Gebiss einer Bestie, deren Kiefer schnappten und mahlten. Dann einen dunkelroten, gerippten Schlund, der mich verschlang. Spürte, wie die warmen, feuchten Wände sich verengten und meinen Kopf schmerzhaft saugend umschlossen.
Hektisch warf ich meinen Körper herum und schlug um mich. Plötzlich waren meine Arme und Beine wieder frei und berührten warmes, weiches Gewebe. Auch mein Schwanz war wieder da und stand pochend von mir ab. Wie Lava liefen Ströme von Sperma aus der pulsierenden, geschwollenen Eichel. Weil mein Schädel noch wie in einem Schraubstock in dem dunklen Tunnel eingeklemmt war, zog ich meine Gliedmaßen an mich, damit das Raubtiergebiss mir nichts anhaben konnte.
Schlafzimmer. Rolläden oben: Diffuses Nachmittagslicht. Ich. Embryonal zusammengekauert. Frische Bettwäsche. Haut schweißbedeckt, aber sauber. Schwanz rinnt, erschlafft pochend, Eichel in warmer Pfütze. Muskelspannung lässt nach. Nachttisch: Untertasse, darauf Tabletten. Glas mit sprudelnder gelber Flüssigkeit. Daneben Stuhl: Nackte Frauenbeine, übereinandergeschlagen, muskulös. Kichern.
„Du musst mir bei Gelegenheit unbedingt mal erzählen, was du so träumst!“ sagte Kiki leise und strich mir sanft über die Stirn.
Kapitel 5: Aufklärung
Kiki saß entspannt hinter dem Lenkrad. Sie trug ein geblümtes, kurzes Sommerkleidchen und hatte die blonden Haare wieder zum Pferdeschwanz gebunden. Ihre Sandalen lagen zwischen meinen Füßen vor dem Beifahrersitz. Obwohl es mir wieder gut ging, nachdem ich drei Stunden geschlafen, meine Pillen geschluckt und etwas gegessen hatte, und auch die hämmernden Kopfschmerzen verschwunden waren, hatte sie mich überzeugt, dass es klüger wäre, ihr das Steuer zu überlassen. Widerwillig musste ich mir eingestehen, dass sie ausgezeichnet fuhr und mein geliebter alter Citroen ihr hervorragend stand.
Auf der Rückbank saß Ana, die dralle Blondine, bizarr kostümiert. Kiki hatte darauf bestanden, dass wir sie bei unserem Ausflug zum Gutshof mitnähmen, und mich gefragt, ob ich Kleider für sie hätte. Ich besaß zwar eine Auswahl an Frauenkleidung, allerdings solche, die für die Präsentation meiner „Ware“ bei potentiellen Kunden vorgesehen war, also fast ausschließlich sehr knappe Dessous sowie ein paar Fetisch-Outfits. Für Ana hatte ich natürlich eine Schwesterntracht aus weißem Lack herausgesucht, bestehend aus einem engen, knielangen Rock und einem Mieder, beides mit Schnürung auf der Vorderseite.
Katharina hatte sichtlich Spaß daran gehabt, ihrer Freundin beim Anziehen der viel zu knappen Klamotten zu helfen, und die Senkel schön festgezurrt, so dass die Beine eng zusammengepresst wurden und Ana in den hochhackigen, roten Lackpumps nur zu kleinen Trippelschritten fähig war und das Fleisch ihrer voluminösen Titten prall über den oberen, gerade mal ihre Brustwarzen bedeckenden Saum der Korsage quoll. Es schien ihr nichts auszumachen, dass sie kaum atmen konnte, und sie schien sich wohlzufühlen, obwohl ihr linkes Auge nach Tanjas Fußtritt zugeschwollen war und die Haut violett glänzte.
Vor uns lag eine einstündige Fahrt. Genug Zeit, Antworten auf einige meiner Fragen zu bekommen.
„Findest Du nicht, dass du mir noch ein paar Informationen schuldest?“ fragte ich Kiki.
„Hast recht. Wo soll ich anfangen?“
„Zum Beispiel am Anfang?“
Kiki begann zu reden.
Ihre Kindheit und Jugend hatte sie, ähnlich wie ich, in Heimen und Internaten verbracht, allerdings hatte unser Vater den Kontakt zu ihr aufrechterhalten, sie mit seiner Arbeit vertraut gemacht und ermutigt, Medizin zu studieren. Gleich im ersten Semester war ihr eine hübsche, braunhaarige Kommilitonin aufgefallen, die immer häufiger in den Vorlesungen neben ihr saß und offensichtlich ihre Nähe suchte. Sie kam aus Moskau und ihr Name war Katharina.
Irgendwann kamen die beiden ins Gespräch, trafen sich auch außerhalb der Uni immer öfter und freundeten sich an. Nach einer wüsten Studentenparty landeten sie im Bett und blieben ein Liebespaar, wobei beide auch immer wieder mal Sex mit anderen Männern wie Frauen hatten. Genau wie Kiki besaß Kathi einen enormen sexuellen Appetit.
Als beide im achten Semester waren, starb Katharinas Stiefmutter, und ihr Vater, ein Immobilienhändler, bat sie, nach Moskau zurückzukehren. Kiki beschloss mitzugehen, und die Mädchen setzten ihre Studien in Russland fort. Katharinas Vater hatte ihnen eine gemeinsame Wohnung besorgt und sie führten ein relativ normales Studentenleben, bis eines späten Abends das Telefon klingelte und Kiki von unserem Vater erfuhr, dass die Gelder für seine Forschung gestrichen worden waren, obwohl er kurz davor war, ein bahnbrechendes Anabolika-Präparat zur Marktreife zu bringen. Es war herausgekommen, dass er nicht genehmigte Tests an Menschen vorgenommen hatte, und so hatte man ihm außerdem die Approbation entzogen. Noch in derselben Nacht entwickelten die beiden einen Plan.
Vater mietete ein paar Räume in einem Gewerbegebiet an und richtete darin ein Labor ein, um das neue Medikament herzustellen, und Kiki begann, ihre Fühler nach Kunden auszustrecken.
„Was ist das denn für ein Wundermittel?“ unterbrach ich ihren Bericht.
„Hauptsächlich eine simple Kombination verschiedener Hormone, vor allem anaboler Steroide. Der Witz ist, dass es uns gelungen ist, die androgene Wirkung zu unterbinden.“
„Die was?“
„Anabolika haben normalerweise ein paar unschöne Nebenwirkungen, vor allem, wenn sie geschluckt werden. Bei Frauen wachsen Haare, wo sie nicht wachsen sollen, Männern gehen sie aus. Frauen kriegen eine tiefe Stimme und vermännlichen, Männern schrumpfen die Genitalien, die Spermaproduktion wird weniger oder hört auf und ihnen wachsen Brüste. Das Zeug kann aggressiv machen, Akne, Leberentzündungen und Krebs verursachen.“
„Na prima, und das hat der Alte uns seit 30 Jahren schlucken lassen?“ fragte ich fassungslos.
„Ganz so schlimm ist es nicht, weil er es geschafft hat, die meisten Nebenwirkungen auszuschalten oder sogar umzukehren, was zum Beispiel die Spermien- und Eizellenproduktion und die Ausprägung der Geschlechtsmerkmale betrifft. Wo das nicht gelungen ist, hat er sie sozusagen umgeleitet: Die übersteigerte Libido ist eigentlich gegen die Sexpartner oder, je nach Temperament, einen selbst gerichtete Aggressivität.“
„Super! Danke, Daddy!“
Kiki war der Sarkasmus nicht entgangen.
„Du hast ja Recht, wenn du sauer bist. Er hat uns von Anfang an als Versuchskaninchen betrachtet. Das begann ja schon mit unserer Zeugung.“
„Und du hast das gewusst und mitgemacht.“
„Naja, das klingt für dich bestimmt komisch, aber wir haben auch Gutes getan.“
„Ich bin gespannt.“ bemerkte ich zweifelnd.
Katharina war auf einer Dinnerparty ihres Vaters mit der Frau eines Ölhändlers ins Gespräch gekommen. Die hatte ein bisschen zu viel Wodka gehabt und klagte Kikis Freundin lallend ihr Leid. Ihr Göttergatte habe eine Geliebte, statt es ihr, seiner Frau, regelmäßig zu besorgen, sie habe sich daraufhin Botenjungen und Hausangestellte ins Bett und zwischen die Beine geholt, die es aber auch nicht brächten, der Alte sei fett und schlapp geworden, genau wie sie selbst, dabei liebten sie sich doch noch immer heiß und innig usw. usf.. Die ganz normalen Verschleißerscheinungen nach zwanzig Ehejahren. Katharina machte die Frustrierte mit Kiki bekannt, die ihr eine Monatsration der Wunderpille für sie und ihren Mann gab.
Katharina hatte auf derselben Feier einen englischen Geschäftspartner ihres Vaters namens Gabriel kennengelernt. Sie hatte ihn noch am selben Abend mit in ihr Zimmer genommen, und Kiki hatte Katharinas laute Schreie gehört, und war besorgt gewesen, bis sie gemerkt hatte, dass Katharina vor Lust schrie, während der Engländer sie bearbeitete. Nach dieser Nacht trieben es die beiden nie wieder in der Wohnung der Mädchen, stattdessen war Katharina fast jeden Abend außer Haus.
Eine Woche später wurde Katharinas Vater unter fadenscheinigen Gründen von der Polizei abgeführt, das Haus versiegelt, die Konten eingefroren. Die Mädchen durften ihre Wohnung behalten, aber meine Schwester machte sich Sorgen, weil sie plötzlich ohne Geld dazustehen drohten. Trotzdem war der Kühlschrank immer gut gefüllt, und alle Rechnungen waren bezahlt. Ihre Mitbewohnerin sah sie nur noch selten. Manchmal wurde sie wach, wenn sie Katharina heimkommen hörte.
Eines Nachts hörte sie wieder die Wohnungstür klappern und stand auf. Katharina stand im erleuchteten Flur, in beiden Händen prall gefüllte Einkaufstüten und sah Kiki erschreckt an. Die Frage, was sie in den letzten Nächten getan hatte, war unnötig, denn sie trug schwarze Overknees mit hohen, spitzen Absätzen, Netzstrümpfe, einen pinkfarbenen Lackmini, der so kurz war, dass die untere Rundung ihrer nackten Pobacken zu sehen war, und statt eines Tops kurze Streifen schwarzen Isolierbands, die x-förmig über ihre Brustwarzen geklebt waren. Ihr grelles Make-Up war verschmiert und wirre Haarsträhnen klebten an ihrer Stirn und ihren Wangen. Sie war eine Nutte, die von der Arbeit nach Hause kam.
Später lagen die Mädchen eng umschlungen in Kikis Bett und Katharina erzählte, was geschehen war. Gabriel besaß mehrere Bordells, und nach einigen gemeinsamen Nächten hatte er seine neue Geliebte gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, für ihn zu arbeiten. Sie hatte Angst, ihn zu verlieren, gleichzeitig erregte sie der Gedanke und sie hatte zugestimmt. Tatsächlich hatte sie Gefallen an der Arbeit gefunden, einerseits, weil Gabriel sie gut bezahlte, andererseits, weil sie es mochte, hart genommen zu werden, und an groben Männern bestand in Moskau wahrlich kein Mangel.
Vier Wochen nach der Dinnerparty bekam Kiki Besuch von der Frau des Ölhändlers. Die hatte sich deutlich verändert: Ihre Brüste waren größer und praller geworden, genau wie ihr Hintern. Ihre vorher schmalen Lippen hatten sich in einen vollen Schmollmund verwandelt, und ihre schlaffe Haut hatte sich gestrafft. Sie berichtete, dass bei ihrem Mann die Wirkung ähnlich ausgefallen war. Sein Körper war athletischer geworden, sein Penis und seine Hoden gewachsen, und das Beste war, verriet die Frau mit errötenden Wangen, beide hatten wieder unbändige Lust aufeinander bekommen und hatten täglich bei jeder sich bietenden Gelegenheit hemmungslosen, wilden Sex. Sie flehte meine Schwester an, ihr einen Vorrat des Medikaments für ein halbes Jahr zu verkaufen. Sie war bereit, jeden Preis zu zahlen. Kiki verlangte eine astronomische Summe, zahlbar in US-Dollars, und die Gattin des Ölhändlers kramte, ohne mit der Wimper zu zucken, ein dickes Bündel grüner Scheine aus ihrem Kelly Bag. Meine Schwester nahm das Geld und gab ihr die Tabletten, verbunden mit der Bitte, keiner Menschenseele etwas von der Sache zu verraten.
Der Trick funktionierte prächtig. Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich die Nachricht von der Wunderdroge wie ein Lauffeuer in Moskaus High Society und bald meldete sich auch Gabriel bei ihr, der große Mengen des Medikaments kaufte. Nun floss das Geld in Strömen, die Partys der Oberen Zehntausend Moskaus wurden regelmäßig zu wüsten Orgien, und Gabriel hatte die schönsten und willigsten Huren der Stadt.
„Moment mal,“ warf ich ein, „Ich soll allen Ernstes glauben, dass diese Pille binnen eines Monats jeden Menschen in ein dauergeiles Sexmonster verwandelt?“
„Ganz so ist es nicht, die Dosierung und die körperlichen und mentalen Voraussetzungen spielen natürlich auch immer eine Rolle. Im Grunde verstärkt das Präparat die vorhandenen Triebe, sorgt dafür, dass die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale stärker durchblutet werden, und fördert die Bildung von Fett-, Binde- und Muskelgewebe an den richtigen Stellen.“
„Aber doch nicht in so kurzer Zeit.“
„Sieh dir doch Ana mal genauer an.“
Ich drehte mich nach hinten und betrachtete die üppige Russin. Sie wirkte klein auf der breiten Rückbank. Ihr eingeschnürter Busen hob und senkte sich unter ihren mühsamen Atemzügen.
„Achte auf ihr Gesicht.“
Ana lächelte mich fröhlich an. Ihre vollen roten Lippen waren geteilt, weil sie durch Mund und Nase gleichzeitig atmete, um genug Luft zu bekommen. Ich versuchte, meinen Blick nicht zu sehr von ihrem schillernden Veilchen gefangen nehmen zu lassen und sah in ihr offenes Auge. Die Iris war lichtblau. Ihr Puppengesicht war für meinen Geschmack etwas zu langweilig, aber sie war hübsch, keine Frage. Porzellanteint, niedliche Stupsnase, darauf verblasste Sommersprossen. Ihr Haaransatz war rötlich.
„Und? Ist dir was aufgefallen?“ fragte Kiki lauernd, als ich mich wieder nach vorn wandte.
„Ist sie…?“
„…Tanjas Schwester.“ ergänzte Kiki. „Genaugenommen ihre Zwillingsschwester. Sie nimmt die Tabletten seit ungefähr acht Wochen.“
Ich schwieg verblüfft.
„Die beiden nehmen unterschiedliche Medikamente.“ sagte Kiki, meine nächste Frage ahnend, „Tanja bekommt ein Mittel, dass wir entwickelt haben, weil manche unserer Kunden nur etwas Enthemmendes brauchten und die äußerlichen Veränderungen nicht wollten.“
„Und deine tolle, neue Medizin macht kleine Mädchen zu selbstmörderischen Blasmaschinen?“ blaffte ich, eine Spur zu heftig.
„Nun mach mal halblang! Immerhin hast Du sie beim ersten Mal vergewaltigt und beinahe umgebracht, also lass nicht Dein schlechtes Gewissen an mir aus!“
Ich schwieg. Natürlich hatte sie Recht.
„Allerdings hat sie sich auch früher schon öfter bis zur Ohnmacht würgen lassen. Ihr gefällt es eben, sich total auszuliefern. Ich glaube, du musst dir ihretwegen keine Sorgen machen. Im Gegenteil: Scheinbar hat deine Aktion etwas in ihr geweckt, sonst hätte sie wohl heute morgen nicht schon wieder nach Deinem Schwanz in ihrer Kehle verlangt. Nachher war sie fast ein bisschen enttäuscht, dass du sie nicht härter genommen hast.“
Ich wollte das Thema wechseln, um den Faden nicht zu verlieren, weil die Erinnerung an den Vormittag mir schon wieder das Blut in die Lenden pumpte.
„Was ist mit der Asiatin?“
„Ira? Das weiß ich nicht. Ich habe sie auch erst kürzlich kennengelernt. Die anderen Drei haben sie mitgeschleppt. Anscheinend hat sie irgendetwas Schreckliches erlebt. Jedenfalls hat sie bisher kaum etwas gesagt, und dass sie sich etwas seltsam benimmt, hast Du ja selbst bemerkt.“
„Weißt du, woher sie stammt?“
„Nein. Ich vermute aus Kirgisien oder der Mongolei. Aber sie hat bisher nicht mal ihren Namen verraten. Ich nenne sie Ira, weil sie auf irgendetwas oder irgendwen unglaublich wütend zu sein scheint.“
„Das verstehe ich nicht.“ sagte ich ratlos.
„Du hättest in der Schule besser aufpassen sollen.“ Kiki lächelte, „Ira ist Latein und heißt Zorn.“
„Ich habe mich halt mehr für Französisch interessiert.“ Ich freute mich, dass ich meiner Schwester ein breites Grinsen entlockte.
„Wir sind bald da.“ Sie wurde wieder ernst. „Soll ich dir vorher noch erzählen, wie es kommt, dass wir jetzt in Deutschland sind?“
„Na, ich denke, Gabriel hat sie an Sergej verkauft.“ Sergej war der „Importeur“, mit dem ich meine Geschäfte machte.
Es war komplizierter, viel komplizierter. Die Nachfrage nach der Sexdroge war vor zwei Jahren so groß geworden, dass unser Vater in seinem kleinen Labor nicht mehr genug produzieren konnte, und sich entschloss, mit dem Geld aus Russland den Gutshof zu erwerben und darin das Institut auszubauen, das bisher seinem hochtrabenden Namen kaum gerecht geworden war. In den neuen Räumen hatte er die Möglichkeit, genug Medikamente herzustellen und außerdem einige, wenige Privatpatienten zu behandeln. Anders als Kikis waren seine Kundinnen hauptsächlich Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch.
„Stopp mal,“ warf ich ein. „Ich dachte, man wird steril von dem Zeug.“
„Ganz im Gegenteil!“ schnaubte Kiki. „Steril sind wir durch die stümperhafte Genmanipulation geworden. Vor dreißig Jahren war unser Vater der erste, der sich an so etwas herangetraut hat, und er hat sich ein bisschen weit vorgewagt. Wobei ja auch noch gar nicht gesagt ist, dass du wirklich zeugungsunfähig bist.“
Ich schluckte die neuerliche Frage, wie sie mit diesem Frankenstein zusammenarbeiten konnte, herunter, und ließ Kiki weiterreden.
Katharina war Gabriel inzwischen vollkommen hörig geworden und hatte ihr Studium abgebrochen, aber Kiki hatte ihren Abschluss geschafft und zog wieder nach Deutschland, um mit dem Alten das Institut zu betreiben. Anfangs flog sie noch einmal im Monat nach Moskau, um das Geschäft dort fortzuführen, ging aber bald dazu über, Sergej den Transport und das Kassieren zu überlassen. Sie hatte ihn, als sie noch in Moskau gelebt hatte, nach einer von Gabriels Partys mit nach Hause genommen, und er war ihr daraufhin mit Haut und Haaren verfallen.
Das klappte gut, bis auf eine Ausnahme, als Sergej in Deutschland in eine Verkehrskontrolle geraten war und in Untersuchungshaft kam, weil er nicht erklären konnte, warum er einen Koffer mit 300.000 US-Dollars im Kofferraum hatte. Ich erinnerte mich an seinen Anruf. Allerdings hatte er mir damals nichts von dem Grund seiner Festnahme erzählt, und ich hatte ohne nachzufragen Schmidt mit seiner Verteidigung beauftragt. Es war nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass wir Sergej raushauen mussten. Bei dieser Gelegenheit hat Kiki Schmidt kennengelernt.