Alisha: Eremitage. Eine BDSM-Weihnachtsgeschichte in fünf Akten

Dritter Akt: Umwertung

(c) Astrum Argenteum 2020

Ich träumte gerade davon, wie ich gemeinsam mit Arthur Schopenhauer Lydia Black auspeitschte, als mich etwas aus dem Schlaf riss. Es dauerte eine Weile bis ich realisierte, wo ich war und was die Ursache der Störung war.

Es war der Hund der neben dem Bett stand und sanft mit der Schnauze an meine Schulter stieß, dabei fiepte er leise. Er wollte wohl raus. Draußen war es noch dunkel, die Uhr zeigte viertel vor 8. Ich seufzte, tätschelte dem Tier den Kopf und stand dann auf. Ich schlüpfte in meine Schuhe, die neben dem Bett standen, warf den Morgenmantel über und ging dann zur Tür. Der Hund saß artig neben dem Bett und wartete auf mein Zeichen. Er war gut erzogen. Ich schaute ihn an, wartete einen Moment, dann schnalzte ich mit der Zunge. Auf das Zeichen sprang er los, freudig wedelnd und folgte mir die Treppe hinunter.

Im Wohnzimmer griff ich die Hundeleine, die auf dem Sofa lag, befestigte sie am Halsband und öffnete dann die Terrassentür zum Garten. Es war immer noch sehr mild für die Jahreszeit, leichter Morgennebel hing im Tal, das langsam von der Dämmerung erhellt wurde. Der Hund zog und riss mich aus meinen Gedanken, weshalb ich scharf ausrief und ihm eins mit dem Riemen überzog. Er jaulte getroffen auf, zog nun aber weniger stark.

Ich überlegte kurz, ob ich es bei einer kurzen Runde in den Garten belassen sollte, beschloss dann aber doch, ein Stück die Straße entlang zu laufen. Die Bewegung würde mir guttun, die Luft war frisch und angenehm. Das Tier an meiner Seite, gingen wir ums Haus herum und durch das Tor auf den breiten Waldweg. Es war menschenleer. Ein Reh starrte uns erschrocken an und rannte dann ins Unterholz. Der Hund schien davon fast noch überraschter, hatte aber offensichtlich im Moment nur ein Bedürfnis.

Wir liefen noch ein Meter in Richtung des Nachbargrundstücks, des verlassenen Sägewerks. An einer Stelle neben der verfallenden Außenmauer ließ ich den Hund auf den Rand der Brache. Er wusste, dass er warten musste, bis er von mir die Erlaubnis erhielt, sein Geschäft zu verrichten. Ich sah die Not in seinem Blick, zitternd vor Harndrang und Kälte. Er schaute mich aus seinen tiefen, dunklen Augen an, erfüllt von Gehorsam und Unterwürfigkeit. Es war wirklich ein braves Tier.

Ich schnippte mit dem Finger und zeigte auf den Boden. Sofort ging der Hund in die Hocke. Mit einem lauten Zischen schoss der Urin hervor, der in der Kühle des Morgens heiß dampfte. Es war ein fester Strahl, der sich zwischen die Beine des Hundes ergoss und über seine Pfoten plätscherte. Ich würde ihn wieder abwaschen müssen.

Nachdem das Tier seine Blase entleert hatte, wartete ich kurz, ob noch mehr kommen würde. Das war nicht der Fall; vielleicht, weil die Stelle direkt an der Straße zu öffentlich war, wer weiß. Daher signalisierte ich mit einem Zug an der Leine, dass es wieder nachhause ging und schlenderte entspannt zurück zum Haus.

Vor der Terrassentür nahm ich ein Handtuch, um dem Hund die Pfoten und Unterschenkel von der nächtlichen Feuchte und dem Urin zu trocknen. Dann ließ ich ihn ins Haus.

Er legte sich gleich auf das weiche Schaffell vor dem Kamin, sichtbar entspannter jetzt, und beobachtete mich mit einer gewissen Neugier. Ich sorgte als erstes dafür, dass das Feuer wieder in Gang kam, dann machte ich mich daran, Frühstück zuzubereiten.

Es war um viertel nach 8 als ich mich mit einer dampfenden Tasse Kaffee an den Tisch setzte und eine Kleinigkeit aß. Ich rief den Hund zu mir, der artig gesprungen kam und sich unter den Tisch zu meinen Füßen legte. Ein wohliges Kribbeln durchfuhr mich, als ich spürte, wie seine weiche Zunge über und zwischen meine Zehen glitt, in einer Demonstration reinster hündischer Unterwürfigkeit.

Ich musste Lachen, es kitzelte.

Natürlich durfte ich die Bedürfnisse des Tieres nicht vergessen. Oder meine eigenen. Also stand ich wieder auf und holte den Hundenapf. Das Tier kam freudig unter dem Tisch hervor und sah mich erwartungsvoll an.

Ich spülte den Napf kurz aus, dann öffnete ich meinen Morgenmantel. Mit einem befriedigenden Seufzen ließ ich den Druck von meiner Blase und entleerte mich in den Napf, der sich langsam aber stetig mit meinem Morgenurin füllte. Als er fast voll war, stellte ich ihn auf den gefliesten Boden der Küche.

Der Hund wartete auf meinen Befehl. Es reichte, auf den Napf zu zeigen. Sofort kroch das Tier heran und begann demütig, die goldene Gabe seines Herrn zu trinken. Oder besser gesagt: lautstark heraus zu schlürfen.

Ich wartete, bis der Napf leer war, dann füllte ich ihn wieder auf. Das wiederholte ich insgesamt noch zwei Mal, bis meine Quelle versiegte. Dann tätschelte ich dem Hund wieder den Kopf. Er war ein wirklich braves Tier.

Alisha strahlte mich an, während sie sich die letzten salzigen Tropfen von ihren Lippen leckte.

+++

Technisch gesehen hatten wir noch eine Stunde, in der sie entmenschlicht war, doch war ich gewillt, ihr diese zu erlassen — aufgrund guter Führung, sozusagen.

Wie sie so vor mir auf dem Küchenboden saß, nackt bis auf ihr Halsband, und mich anschaute, merkte ich, wie sehr unser Experiment meine Wahrnehmung geändert hatte. Auch wenn es nur 24 Stunden gewesen waren, aber die Erfahrung, Alisha als reines Objekt zu behandeln, hatte meinen Blick auf sie beeinflusst. Sie war ein Hund gewesen, ein Kleiderständer, ein Weihnachtsbaum, ein Schemel, ein Toilettenpapierhalter. Es war mir erstaunlich leichtgefallen, sie gedanklich zu transformieren.

Jetzt schaute ich sie an und sah eine Frau, die in der Erfüllung ihrer Lust keine Schranken kannte und keine Scham akzeptierte. Ihre Brustwarzen, an denen noch ein bisschen Dreck von unserem Spaziergang hingen, standen spitz nach vorne ab. Sie roch nach Wald, Urin und hemmungsloser Erregung. Unweigerlich wurde mein Schwanz hart und richtete sich auf, bis er steif über Alisha hinausragte.

Eine unfassbare, wilde Geilheit überfiel mich. Ich starrte Alisha an, die in ihrer unnachahmlichen Mischung aus Unterwürfigkeit und Koketterie zurückstarrte. Unsere Blicke verschmolzen, ihre Hand rutschte zwischen ihre Schenkel um sich zu reiben…

Ich explodierte förmlich in einer Bewegung, mit der ich sie am Hinterkopf ergriff und meinen Schwanz zwischen ihre Lippen drängte. Brutal stieß ich zu und fickte ihren Mund, wobei Alisha abwechselnd würgte und vor Geilheit keuchte. Sie ließ sich vollkommen gehen und mir die Kontrolle, wichste ihre Pussy mit schnellen festen Bewegungen, fast schon Schlägen.

Ich weiß nicht was über mich kam, es war wie ein Rausch. Ich hatte sie mit beiden Händen am Kopf gepackt, ihre langen Haare feste gekrallt und hämmerte meinen Schwanz in ihren Mund. Gelblicher Schaum quoll hervor, Urin vermischt mit Schleim und Magensäure, spritzte über uns und troff herab auf ihre Brüste. Ich benutzte sie so unerbittlich für meine Lust, wie ich es noch nie zuvor getan hatte. Sie malträtierte weiter ihre Pussy, die mittlerweile von dem klebrigen Strom aus ihrem Mund überflutet wurde.

Immer tiefer und härter stieß ich zu, so dass Alisha nur noch fiepen und winseln konnte. Vielleicht war sie doch noch Objekt in diesem Moment.

Dann kam der Orgasmus über mich wie eine Naturgewalt. Ich ballte die Fäuste, die immer noch in Alishas Haare gekrallt waren, so dass sie vor Schmerzen aufstöhnte. Gleichzeitig stieß ich ihren Kopf weiter gegen mein Becken, während die orgasmischen Spasmen Welle um Welle meinen Samen aus mir herauspumpten, tief hinein in Alishas Kehle. Sie schluckte, stöhnend und keuchend, wobei sie sich selbst ihrem Orgasmus immer weiter näherte. Zuletzt hieb sie hart und schnell mit der flachen Hand auf ihre Klitoris, dass es nur so klatschte. Dann kam auch sie, wobei sie so fest ihre Hände in meine Pobacken krallte, dass ich anschließend blutende Wunden hatte. Immer noch von meinem Schwanz geknebelt, ließ sie ein gedämpftes Kreischen erschallen, das mit Sicherheit trotzdem noch bis zur Straße zu hören war.

Ich zog sie hoch und von dort wo wir waren aufs Sofa, wo wir beide zusammenbrachen. Wir waren zerstört, wie selten zuvor. Mein Puls ging als ob ich einen 100 Meter-Sprint hingelegt hatte, Alisha zitterte am ganzen Körper. Ich umarmte sie und deckte uns beide mit meinem Morgenmantel zu, aber es dauerte, bis sie ansprechbar war.

Als sie etwas sagte, verstand ich sie erst gar nicht, zu sehr lallte sie, ohne Kontrolle über die Muskeln in ihrem Gesicht. Sie musste es wiederholen, bis ich verstanden hatte. Was sie sagte, war:

„Kaffee!“

+++

Wir lagen entspannt auf dem Sofa, das Kaminfeuer knisterte und wärmte uns, Alisha kuschelte sich mit ihrem nackten Körper eng an mich. Der starke, schwarze Kaffee tat schnell und zuverlässig seine Wirkung, um ihre Lebensgeister zurückzubringen. Ich streichelte zärtlich mit den Fingerkuppen über ihre Schläfen und ihre Augenbrauen. Sie seufzte und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Ich wusste, dass sie nachdachte und wartete, bis sie das Wort ergriff.

„Wow. Das war intensiv.“ Sie lachte und ich ließ mich schnell davon anstecken. Dann sprach sie weiter.

„Das war wirklich eine krasse Erfahrung. Ich habe es mir nicht so intensiv vorgestellt.“

„War es in Ordnung für dich?“

Sie überlegte einen Moment. „Ja, definitiv. Es war absolut alles in Ordnung. Aber es war auch, wie soll ich sagen, es war neu und unerwartet. Es hat mich überrascht.“

„Auf welche Weise?“

„Ich weiß nicht, es ist schwer auf den Punkt zu bringen. Wenn es um Schmerzen oder Erniedrigung geht, dann verstehe ich meistens was abläuft. Ich kann in mir ruhen, mich selbst beobachten, es genießen. Selbst wenn es richtig zur Sache geht. Ich mein, denk an das, was ich in R. erlebt habe, wie krass das war! Aber diese Sache, gestern, das hat mich wirklich herausgefordert. Nicht weil ich es nicht mochte, im Gegenteil. Sondern weil ich gemerkt habe, wie leicht es mir fällt, mich zu verlieren.“

Ich versuchte, ihren Worten zu folgen. „Du meinst, sinngemäß, dass es dir zu real war?“

„Ja. Oder nein. Ach, ich weiß es wirklich nicht genau. Ich glaube ich muss noch länger darüber nachdenken, was es für mich bedeutet. Ich mochte total die körperliche Dimension. Benutzt zu werden, so richtig, wie ein Ding. Wie ein Gegenstand, ein Möbelstück. Manche der Posen und Stellungen waren wirklich anstrengend, haben mir unglaubliche Schmerzen bereitet. Das durchzustehen war eine sportliche Herausforderung. Damit kann ich umgehen. Mein Körper sagt: nein! Aber mein Geist sagt: fick dich, du Hurensohn, du strengst dich jetzt gefälligst an! Und dann zieh ich das durch. Auch die Sache mit dem Weihnachtsbaum. Es hat wirklich extrem weh getan, es war ein totaler Endorphin-Rausch. Aber wie gesagt, das waren die Schmerzen und damit kann ich gut umgehen. Aber was neu war für mich, was ich wirklich noch nie so intensiv erlebt habe, das war die Entmenschlichung. Ich habe sie gespürt, ehrlich und authentisch. Ich habe gemerkt, dass etwas mit mir passiert. Und zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich Angst.“

„Angst wovor?“

„Angst vor der Macht, die wir haben. Die Macht die es uns ermöglicht, all diese Dinge zu tun. Die uns Energie gibt, Kreativität, Lust, Gier. Die uns vernichten kann, wenn wir die Kontrolle verlieren. Und die doch umso süßer schmeckt, je weniger Kontrolle wir haben. Gestern hatte ich zum ersten Mal seit langem das Gefühl, dass es mir gefällt, keine Kontrolle zu haben. Shit was real, verstehst du? Das macht mir Angst.“

Ich nickte. Ich verstand ihren Gedankengang. Es war unser Tanz auf dem Vulkan. Es gab kein Netz und keinen doppelten Boden. So sehr wir auch auf uns gegenseitig aufpassten — es konnte jeden von uns individuell erwischen. Der eine Moment an dem wir zulange in den Abgrund schauten. So wie ich Alisha kannte und liebte war sie die unzerstörbare Kriegerin, die über allem triumphierte, vor allem über ihrer eigenen Schwäche. Jetzt schaute etwas durch, was ich nur selten zu Gesicht bekam. Auch wenn ich wusste, dass es da war, tief drin in ihr. Die Verletzlichkeit. Der Wunsch, einmal nicht zu kämpfen sondern sich fallen zu lassen. Geführt zu werden. Sich aufzugeben. Objekt zu sein.

Ich verstand ihre Bedenken. Sie war so stolz, hatte so tiefe Wunden und Narben, aus ihrer Jugend, einem früheren Leben. Ihr ganzer Weg war ein Weg der Distanzierung von diesem früheren Leben, das sie als Schwäche betrachtete. Als etwas das zu überwinden war, oder zumindest zu kontrollieren.

„Ich verstehe, was du meinst, glaube ich. Es geht nicht nur dir so. Bei all den verrückten Dingen, die wir in den letzten Jahren getan haben, hatte ich gestern wirklich einen Aha-Effekt, und zwar genau wegen dem Faktor der Macht. Ich habe die Macht gespürt, die ich über dich hatte. Das war eine extrem tiefgründige Erfahrung, verstörend, aber auch — da bin ich ganz ehrlich — sehr schön und erregend.“

Alisha nickte und drückte ihren Po enger an mein Becken. „Ja, es war schön und auch irgendwie perfekt. Es war ein perfektes Arrangement. Fast schon Kunst!“

Ich musste lachen, der Gedanke schien mir erst abwegig, aber je länger ich darüber nachdachte, umso zutreffender. Alisha riss mich wieder aus meinen Gedanken.

„Aber wie hast du mich gesehen, in diesem Moment?“

„Wie meinst du das?“

„Ich meine, hast du in mir den Menschen gesehen, der einen Nicht-Mensch spielt? Alisha, die sich im Rollenspiel befindet? Oder war das alles weg, konntest du dahinter schauen? Und wenn ja, was befand sich dort?“

„Wow, das ist eine sehr philosophische Frage.“ Ich dachte einen Moment nach. „Natürlich habe ich sowohl den Menschen, als auch Alisha gesehen. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, einen anderen Menschen in so kurzer Zeit komplett zu dehumanisieren. Es ist ja kein Wunder, dass es dafür Kriege oder jahrelange Diktaturen braucht. Aber das ist auch nicht der richtige Maßstab. Es geht um etwas Anderes. Ich habe die Macht gespürt, sie gekostet, und es war gut, es war ein Rausch. Aber ich hatte kein Interesse daran dich zu unterwerfen, oder gar dich zu zerstören. Die Macht die ich hatte, hast du mir gegeben. Ich habe sie mir nicht genommen. Das ist der Unterschied. Und damit konntest du gleichzeitig deine eigene Macht unter Beweis stellen. Ich habe es genossen, dich zu dominieren, dich spielerisch zu dehumanisieren, dich zu benutzen wie ein Ding. Aber eben nicht als Ding. Das ist der kleine Unterschied. Der doch riesig ist. Denn das werde ich nicht leisten können. Falls du das erleben möchtest.“

Sie schwieg, weshalb ich zögernd nachfragte: „Möchtest du das?“

Es dauerte, bis Alisha antwortete. „Ein Teil von mir möchte es erleben. Den totalen Kontrollverlust. Die absolute Entmächtigung. Brutal unterworfen zu werden. Versklavt. Kein safe word, kein Ausgang. Um zu verstehen, was es mit mir macht. Wie es sich anfühlt. Auch wenn ich weiß, dass das ein kranker Gedanke ist. Und vor allem, dass ich dir das nicht zumuten kann, es mir anzutun.“

Alishas Gedanken waren dunkel und verstörend. Aber ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie so etwas nicht leichtfertig aussprach. Es war Teil ihrer Reise, sich immer weiter an die Grenzen heranzutasten, mit dem Feuer zu spielen. Sich dabei die Finger zu verbrennen, gehörte dazu. Ebenso die Gefahr, in Flammen aufzugehen und verzehrt zu werden. Ich wusste, dass sie diese Gedanken zu Ende denken würde, auch wenn es Jahre dauerte, und dass am Ende eine gut begründete Entscheidung stehen würde. Sie war ehrlich und kompromisslos zu sich selbst. So kannte und so liebte ich sie.

Damit stand sie auf und küsste mich auf die Stirn: „Ich glaube ich muss eine Runde im Wald laufen gehen, um über all das nachzudenken. Aber vorher brauche ich eine Dusche. So wie ich rieche, holen mich sonst die wilden Tiere.“

Ich musste lachen und schaute ihr nach, wie sie nackt die Treppe emporstieg.

+++

Ich nutzte die Zeit, in der sie unterwegs war, um im Haus aufzuräumen und im verwinkelten Keller herumzustöbern. Ich entdeckte immer noch neue Ecken, die ich nicht kannte, und Fundstücke aus dem Besitz meiner . In einem Raum stand ein altes Holzregal an der Wand, das so schäbig war, dass ich beschloss, es zu zerhacken und zu verbrennen. Ich nahm die Regalbretter heraus, lehnte sie gegen die Wand und zog dann das schwere Möbelstück vorsichtig nach vorne. Zu meiner Überraschung befand sich hinter dem Regal eine stabile Metalltür in der Wand. Sie war abgeschlossen.

Das war eine interessante Entdeckung. Von einer Tür war mir nichts bekannt gewesen. Wenn mich nicht alles täuschte befand ich mich an der Grenze des Hauses, die Tür musste also nach draußen führen, allerdings nicht in Richtung des Gartens.

Ich klopfte mir den Staub von der Hose und ging dann wieder nach oben, wo ich die Lage der Tür rekonstruierte. Sie führte von der Strasse gesehen auf der linken Seite des Gebäudes aus dem Haus heraus. Aber wohin? Dieser Teil des Grundstücks war verwildert und unzugänglich, es gab auch keinen sichtbaren Ausgang aus dem Keller. Wo also führte die Tür hin? Nach ein Metern kam die Grundstücksgrenze, mit einem stabilen Zaun und einer Reihe hoher Fichten als Abgrenzung. Dahinter kam das Gelände des ehemaligen Sägewerks. Führte die Tür etwa dorthin?

Nun packte mich der Entdeckergeist. Ich ging zurück in den Keller und inspizierte die Tür auf Schwachstellen. Sie war definitiv neueren Datums und hatte Sicherheitsvorkehrungen. Sie aufzubrechen war sicher möglich, würde aber aufwendig sein. Es müsste doch irgendwo einen Schlüssel geben!

Ich begann zu suchen, erst in der Nähe der Tür, in den Schubladen und Fächern der zahlreichen alten Kommoden und Schränke im Keller, wo ich aber nicht fündig würde. Wo konnte ein Schlüssel sein? Ich hatte den meisten Hausstand, den ich mit dem Haus übernommen hatte, zumindest grob gesichtet. Dann fiel es mir ein: es hatte eine Kommode in der Küche gegeben, die ich aber leergeräumt und ebenfalls verfeuert hatte. In ihren Schubladen waren zahlreiche persönliche Dinge meiner gewesen, einfacher Schmuck, Reiseandenken, historische Münzen, aber auch alte Schlüssel. Ich hatte alles in eine Kiste geworfen und auf den Dachboden gestellt! Ich eilte hoch und schaute nach. Es gab zahlreiche Einzelschlüssel und einen Bund mit mehreren Schlüsseln. Ich suchte sie alle heraus, dann ging ich zurück in den Keller und probierte sie durch. Erst die einzelnen, die aber allesamt nicht passten. Dann versuchte ich es mit dem Schlüsselbund. Und siehe da, der dritte Schlüssel passte.

Das Schloss war schwergängig, aber die Tür ließ sich dennoch ohne Probleme öffnen. Ich starrte in die Schwärze. Ein muffiger, feuchter Geruch empfing mich. Ich zog mein Smartphone heraus und schaltete die Taschenlampe an. Vor mir lag ein betonierter Gang, dessen Ende ich nicht erkennen konnte. Vorsichtig ging ich hinein und folgte ihm. Der Boden war feucht und übersät von den Spuren von Insekten. Nach vielleicht zwanzig Metern kam eine weitere Metalltür. Sie war ebenfalls abgeschlossen, jedoch bereits stark durchgerostet. Ich überlegte kurz, ob ich mit irgendwelchen Konsequenzen würde rechnen müssen, dann trat ich beherzt dagegen.

Nach ein paar harten Tritten flog sie aus den Angeln. Ich war erneut in einem Kellerraum, der sich allerdings in einem Zustand absoluter Verwahrlosung und feuchter Verrottung befand. Es gab eine weitere Tür, unter deren Rand Tageslicht hervorschien. Ich prüfte ob sie offen war, allerdings war sie mit einem Vorhängeschloss an einer Kette abgesperrt — von außen.

Im Auto hatte ich einen Bolzenschneider, mit dem gewappnet ich nun über den Zaun hinter dem Haus stieg. Ich hatte so eine Ahnung und sie bestätigte sich. Dort, wo der Gang wieder ans Tageslicht trat, befand sich ein verfallenes Gebäude des Sägewerks. An einer Stelle führte eine verwachsene Treppe nach unten in den Keller. Die Kette war ebenfalls verrostet und bot keinen Widerstand für den Bolzenschneider.

Interessant. Es gab also einen unterirdischen Verbindungsgang zwischen unserem Haus und dem Sägewerk. Was mochte wohl der Grund dafür sein? Beide Gebäude waren aus unterschiedlichen Zeiten und vermutlich war der Gang jüngeren Datums. Ich meinte mich grob zu erinnern, dass ein Vorbesitzer unseres Hauses etwas mit dem Sägewerk zu tun gehabt hatte. Vielleicht gab es dazu noch alte Unterlagen, die Aufschluss geben könnten.

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