Die Wette — oder ein Rückfall ins frühere Leben
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Zur Übersicht für die geneigte Leserin und den geneigten Leser — es gibt ja deren einige, denen meine Geschichten gefallen — hier noch einmal eine chronologische Übersicht meiner bisherigen Geschichten:
VOREHELICHES
[Der Unterschied] [Die Grundbegriffe]Das Obligatorische
[Über einen starken Typ] [Ferienspaß I]PennälerInnenfeten
Lernen fürs Abitur
[Ferienspaß II]Erstes „Eheleben“
ERSTE EHE NEBST NEBENBESCHÄFTIGUNGEN
Auf Schlingerkurs in den Hafen (mit Ferienspaß III)
Der weltberühmte Pianist hat heute nicht seinen besten Tag
Auf der Durchreise
Der Wanderclub
Die Ernennung
[Hinter unverschlossenen Türen]Vetternwirtschaft
Vom anderen Ufer
An der Ostsee hellem Strande …
Wenn der Herr außer Haus ist, tanzt das Mäuslein im Bette
Die Sportskanone
Rameaus Geburtshaus
Die Rettung aus der Gosse
Die Tröstung
NACH DER SCHEIDUNG: FREI FLOATEND
Gartenarbeit
Das Cembalo
Urlaub mit Mama
Als Scheidungswitwe — Ehevermittlung die erste
Nachgeholte Schülerliebe — oder Ehevermittlung die zweite
Heldenzeugen
Die Viererbande
Nachhutgefecht
AUSFLUG INS HORIZONTALE GEWERBE
Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt
Der Rußlandheimkehrer
Fast, aber nur fast
Der Ausstieg
Der Segeltörn
WEITER WIEDER ALS „NORMALE“ SCHEIDUNGSWITWE
Spanische Tage und Nächte und ein Abend in Frankfurt
Kontakte mit der freien Wirtschaft
Kuchen und Pizza — aber bitte mit Sahne
Es ist viel zu beichten
Verführung eines Unschuldigen
Saturnalia
Photokunst
Telephone und Handys
Jenaer Straße dreiundsiebzig
Manchmal gibt’s auch Schläge
Frust ersäuft man am besten im Alkohol
Verbotenes
ZWEITE UND VORERST LETZTE EHE — MIT NEBENBESCHÄFTIGUNGEN
Nóstimon Hêmar — oder der rettende Hafen
Es schließen sich die Kreise — und ein zweiter Versuch
Die Wette — oder ein Rückfall ins frühere Leben
Die mit [] markierten Texte sind nicht in Literotica zu finden, denn sie handeln von Jugenderlebnissen, bei denen einige der handelnden Personen noch keine achtzehn Jahre alt sind, oder sie sind kürzer als 750 Wörter. Wer auch diese Texte oder mein Gesamtwerk in seinem gegenwärtigen Zustand lesen möchte, melde sich bei mir, möglichst per E-Mail.
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Nachdem so alles überstanden war und ich jetzt „Frau Schröder“ hieß und also mit der Frau unseres damaligen Bundeskanzlers hätte verwechselt werden können, machten wir mit Waldemar nicht etwa eine Hochzeitsreise, denn wir fanden beide, wir hätten in dem Jahr, seit wir uns kannten, vieles Schöne und wenig Schlimmes erlebt, von dem wir uns hätten erholen müssen, und so beschlossen wir, „Rumänien“ vorzubereiten. Nicht ganz vierzehn Tage nach unserer Hochzeit flog Waldemar im Auftrag seiner Firma schon einmal für zwei Wochen nach Hermannstadt, um die Baustelle zu inspizieren und auch die Dienstwohnung, die seine Firma uns stellte, damit wir den Umzug planen und eventuell einige passende neue Möbel anschaffen konnten. So saß ich schon in der dritten Ehewoche als grüne Witwe zu Hause; mir lohnte sich für die kurze Zeit die Reise nicht, außerdem mußte ich Vorbereitungen für unsere drei- bis fünfjährige Übersiedlung nach Rumänien treffen.
Da geht eines Nachmittags das Telephon.
„Hier Veronika.“
„Veronika –??“
„Veronika Herzog — damals Overbeck –„
„Ach — Veronika –„
„Genau — ich lebe ja jetzt in München und bin für ein paar Tage in Hamburg — kann ich dich besuchen?“
Daß Veronika „ja jetzt in München lebt“, hatte mir niemand gesagt, nun ja, und die allfällige Korrektur von „kann“ in „darf“ verkniff ich mir auch, und so fragte ich nur:
„Woher hast du denn meine Telephonnummer?“
„Von Trudi Kramer, die steht im Telephonbuch, mit der warst du ja ganz dicke.“
„Bin ich auch noch — wie gut, daß die noch unter ihrem alten Namen im Telephonbuch steht, die hat nämlich auch vor kurzem geheiratet — mit mir zusammen übrigens.“
„Oh, das mußt du mir erzählen!“
„Okay — wann willst du kommen?“
„Sag du, wann es dir paßt!“
„Um sieben?“
„Gut, um sieben –„
„Und soll ich dir den Weg beschreiben?“
„Nicht nötig — ich bin mit der Bahn gekommen und komm mit dem Taxi.“
„Okay, dann bis sieben!“
„Sagst du immer ,okay`?“
„Hast recht — ist eine blöde Angewohnheit — gerade für eine Deutschlehrerin!“
Jetzt mußte ich also für die schon in der Schulzeit immer elegant angezogene Veronika ein feines Abendessen zaubern — aber ich war zu faul dazu, zumal ja auch Waldemar nicht da war und ich eigentlich Miràcoli aus der Dose essen wollte, und so beschloß ich, Veronika zum Essen in ein Restaurant einzuladen.
Als die elegante Veronika mit einer Viertelstunde Verspätung kam, war sie damit einverstanden, sogar damit, daß wir „nur“ zu „unserem“ Griechen „um der Ecke“ gingen. Wir setzten uns in eine stillen Winkel, bestellten das Essen und Retsina dazu und sprudelten natürlich vor Erzählfreude. Wir hatten uns seit dem Abitur nicht mehr gesehen; auch zur Feier zum zwanzigsten Jahrestag unseres Abiturs hatte Veronika nicht kommen können.
Ich erzählte in großen Zügen von meiner ersten Ehe, von meinem bewegten Leben — noch nicht von der Sauna — und von meiner zweiten Heirat, die gerade zwei Wochen zurücklag.
Veronika erzählte von ihrer ersten und einzigen Ehe, ihren zwei süßen Kindern, und daß ihr Mann sie vor einem Jahr wegen und mit einer Jüngeren verlassen hatte.
Wir hatten schon fast die Menge einer Einliterflasche Retsina geleert, sonst hätte ich die feine Veronika wohl nicht gefragt:
„Und was macht jetzt dein Sexleben?“
„Och, das ist nicht so doll –„
„Hast du niemand?“
„Doch, seit einem halben Jahr hab ich einen Freund, der ist zwei Jahre jünger als ich –„
„Und?“
„Der ist auch kein großer Bettmensch, wir schlafen manchmal miteinander, aber uns geht es mehr ums Kulturelle.“
„Ein Partner, der sich mehr fürs Kulturelle und weniger für Sex interessiert, ist auch was Schönes.“
„Mein Alois ist ein ganz Lieber — er ist Trompeter im Orchester.“
„Toll — das freut mich für dich.“
„Aber du hast da sicher mehr zu erzählen –„
„Das glaub ich auch!“
„Erzählst du mir was aus deinem Leben — du sagtest was von ,bewegt`!“
„Gern — aber laß uns doch zu mir gehen, da ist es dann doch gemütlicher –„
„Okay!“
„Jetzt hast du ,okay` gesagt!“
„Da hast du mich erwischt!“
Wir kauften an der Theke noch eine Flasche Retsina und gingen mit der bewaffnet zu mir nach Hause. Ich begann, meine schönsten Erlebnisse zu erzählen, mit Peter in Italien, mein erstes Fremdgehen mit Theo, und als ich merkte, wie Veronika mein Erzählen gefiel, brachte ich immer mehr saftige Einzelheiten, meine liebes-, genauer gesagt sexrauschende Woche mit Gaston — und auch Auguste — in Dijon, das Heldenzeugen mit Fritz unter den Augen meiner Mutter, die zwei Wohnmobil-Touren mit Siggi, jetzt auch die Sauna und den Segeltörn, dazwischen auch meine zwei Swingerclub-Erlebnisse, und als ich eine Pause machte und uns noch ein paar Brote schmierte, fragte Veronika vorsichtig:
„Würdest du jetzt nochmal in so einen Club gehen?“
„Vielleicht mal mit Waldemar, wenn er mal den Wunsch äußert — das war aber bisher nicht der Fall.“
„Ich wette, du würdest auch alleine gehen.“
„Da verwette mal nicht dein Vermögen!“
„Nach dem, was du mir erzählt hast, bin ich ganz sicher, du würdest auch allein in einen Swingerclub gehen.“
„Und darauf willst du wirklich wetten?“
„Ja, will ich.“
„Fünfhundert Euro.“
„Das ist doch ein bißchen happig, findest du nicht auch? — Einhundert.“
„Plus den Eintritt.“
„Der ist doch für allein kommende Frauen fast überall umsonst.“
„Du hast dich aber schlau gemacht!“
„Findet man doch heutzutage alles im Internet!“
Ich überlegte, aber nicht sehr lange, Waldemar war ja weit weg, und wir hatten uns Toleranz versprochen, nicht gerade ausdrücklich Alleinbesuche von mir in Swingerclubs, aber er würde es wohl akzeptieren, wenn er es überhaupt erführe, und so sagte ich:
„Also gut: einhundert Euro plus eventueller Eintritt.“
„Und unter folgenden Bedingungen –„
„Du stellst noch Bedingungen?“
„Ja — du mußt mir hinterher davon erzählen — und Beweise bringen.“
„Was denn für Beweise?“
„Zeugenaussagen oder Photos.“
„Nur oben ohne an der Bar — oder etwa auch in Aktion?“
„Natürlich auch in Aktion.“
„Sammelst du Pornoaufnahmen deiner KlassenkameradInnen?“
„Nein, das mußt du nicht denken, nur –„
„Na, sag schon, Veronika!“
„Jetzt, wo du so viel von dir erzählt hast, da ist mir die Idee gekommen, dich um so etwas zu bitten –„
„Und warum das — und du läßt es dich hundert Euro kosten –?“
„– plus den Eintritt“, lachte Veronika, „ich möchte gern noch aus berufenem Munde hören, wie es in so einem Club so abläuft, wenn man als Dame –„
“ — Dame ist gut –„
“ — wenn man als Frau da allein reingeht — dann geh ich vielleicht auch mal selbst in so einen Schuppen — du hast mich richtig angeregt — es ist doch ein bißchen wenig mit Alois — muß ich ja zugeben.“
„Könntest du den nicht öfter mal verführen?“
„Hab ich ja versucht, aber er meint, wir wären schon etwas alt für so viel Sex und wir seien ja keine Teenager mehr –„
„Mit vierundvierzig, und da sagt er so einen Schwachsinn?“
„Mit dreiundvierzig! Es ist schon etwas wenig für mich — mit meinem Ex haben wir es noch bis fast zum Schluß — bis er seine neue Tussi kennenlernte — mehrmals die Woche getan. Vielleicht ist das eine Art Wechseljahre-Nymphomanie –?“
„Nun häng die Sache mal nicht so hoch auf, Veronika, wahrscheinlich hast du nur Sehnsucht nach einer warmen, innigen Umarmung — oder du willst sehen, ob du noch begehrenswert bist — da hab ich absolut keine Bedenken!“
„Meinst du? Ich bin schließlich schon sechsundvierzig –„
„Ich auch — das ist doch kein Alter, schon gar keines, um mit dem Sex aufzuhören — und jetzt soll ich das Terrain für dich erkunden?“
„Ja, jetzt wo dein Waldemar für einige Tage weg ist, könntest du vielleicht –„
„Ich war aber noch nie allein in so einem Club.“
„Ich weiß, und deshalb kostet es dich auch sicher etwas Überwindung, auch wenn du solche Clubs schon kennst, dich allein in die Höhle des Löwen –„
„– der Hengste –„
„– genau! — zu begeben, und dafür will ich mich erkenntlich zeigen.“
„Aber das brauchst du doch nicht mit einen Hundert-Euro-Schein zu tun“ — „auch wenn ich schon mal für Geld –„, fügte ich kaum hörbar hinzu.
„Ach, entschuldige, darauf wollte ich wirklich nicht anspielen!“ Sprach’s, und wir lagen uns küssend in den Armen.
„Einen Vorschlag zur Güte“, sagte ich in einer Kußpause, „wenn dir nach meinem Besuch da die Sache gefällt, dann gehen wir nochmal zusammen dahin, und du läßt deine Scheinchen im Portemonnaie.“
„Okay, so machen wir’s! Wie lange ist Waldemar noch in Rumänien?“
„Fast zwei Wochen — und wie lange bist du noch in Hamburg?“
„Auch — vielleicht auch noch etwas länger — dann könnten wir ja auch mit Waldemar –„
„Nun man nicht zu viel auf einmal“, bremste ich Veronika in ihrem Swinger-Eifer.
Weil es nun schon spät geworden war, übernachtete Veronika bei mir, aber nicht im Doppelbett; sie wollte allein auf der Wohnzimmercouch schlafen. So lag ich allein, und da ich mich im Geiste schon auf eine lesbische Nacht eingestellt hatte, war ich feucht, um nicht zu sagen: naß, und machte es mir selbst.
Am nächsten Morgen wachte ich lange vor Veronika auf und dachte über den vergangenen Abend nach. Auf was für einen Wahnsinn hatte ich mich da wieder eingelassen! Als Frau allein in einen Swingerclub! Ich hatte zwar viele Liebhaber, aber als nymphoman würde ich mich nun wirklich nicht bezeichnen, und so hätte mich eigentlich auch der freie Eintritt nicht locken können. Das konnte nur am Alkoholkonsum gelegen sein, zwei Literflaschen Retsina, davon ich sicher die „größere Hälfte“.
Bald war auch Veronika aufgewacht, kam ins Schlafzimmer, um mich zu wecken, wie sie sagte, kommentierte meine verspiegelte Schrankwand mit „Oh, toll!“, und wir einigten uns über den Zugang zum Bad. Da wir beide Morgenmuffel sind, redeten wir auch beim Frühstück nur das Allernötigste, darunter immerhin auch den folgenden tiefschürfenden Dialog:
„Die Wette gilt?“, fragte Veronika.
„Sie gilt“, antwortete ich.
Ein einfaches „Ja“ hätte dasselbe gesagt und wäre noch kürzer gewesen.
Bald verabschiedete sich Veronika, um den Geschäften nachzugehen, deretwegen sie ihre Firma nach Hamburg geschickt hatte, und ich ging zu meinem Schuldienst. In einer Pause fragte ich einen Kollegen, mit dem ich einen lockeren Ton draufhatte:
„Kurt, darf ich dich was fragen?“
„Nur zu, Melanie!“
„Kannst du mir Empfehlungen für Swingerclubs geben?“
„Für — wie bitte? Wollt ihr mit Waldemar mal –?“
„Wir haben von so was geredet.“
„Denn man zu — viel Spaß auch! — Der beste ist zur Zeit, glaube ich, der in der Walter-Ulbricht-Straße sechsundfünfzig.“
Ich kannte die Straße, sie war ziemlich in der Nähe meiner Wohnung, und ich glaubte auch zu wissen, was die Nummer sechsundfünfzig war — daß sich in der seriösen Villenstraße ein solches Etablissement verbarg! Aber meine beiden vorigen Swingerclub-Besuche hatten ja auch in Villen solchen Typs stattgefunden!
Ich kaufte mir ausnahmsweise mal eine Bildzeitung und eine Morgenpost — und richtig: Der Club hatte dort eine Anzeige. Ich rief an, um mich über Öffnungszeiten, Wochenprogramm und günstige Tage für einen Besuch zu informieren. Der Herr am anderen Ende der Leitung war zuerst sehr muffig, als er aber kapiert hatte, daß ich einen Besuch als Frau allein plante, zerschmolz er vor Höflichkeit und wiederholte fünfmal, ich hätte freien Eintritt und alle Getränke umsonst. Etwas überschwenglich, aber insgesamt machte er einen sympathischen Eindruck. Und er siezte mich, jedenfalls solange ich noch nicht Gast in seinem Schuppen war! Am günstigsten sei es Donnerstags, meinte er, also morgen, dann sei der Männerüberschuß nicht gar so groß.
Am nächsten Tag suchte ich mir also einen knappen String-Bikini aus meiner Sauna-Zeit heraus, gar nicht aus dem hintersten Winkel meines Kleiderschranks, denn ich hatte Waldemar manches Mal mit diesem Angeziehsel beglückt. Dieses Stück also abends angezogen, auf alle Fälle einen Slip darüber, Minirock, Top, und mit dem Auto in Richtung Walter-Ulbricht-Straße, dezenterweise aber in der Wilhelm-Pieck-Straße geparkt, wo eine Kollegin von mir wohnte, und um den halben Block zur Nummer sechsundfünfzig gegangen und geklingelt.
Es öffnete eine Frau, etwas jünger als ich, gute Figur, in einem nicht zu knappen Bikini. Nach dem Öffnen trat sie vor die Tür, sah sich um, und nach mindestens einer halben Stunde — so kam es mir vor — fragte sie:
„Bist du allein?“
„Ja“, antwortete ich.
Jetzt zerschmolz auch sie; „Ja“, sagte sie, „der Jan hat gesagt, es hat eine Dame –“ Dame! — „angerufen, die allein kommen wollte — na, dann sei willkommen und komm rein, –?“
„Melanie.“
„Melanie!“ Und führte mich in ein hier immerhin vorhandenes kleines Zimmer mit verschließbaren Schränken. Ich bekam den Verdacht, es könnte derselbe Innenarchitekt sein, der auch „meine“ Sauna „verbrochen“ hatte.
Ich war so schnell ausgezogen — den Bikini hatte ich ja schon an –, daß — „Wie heißt du denn?“
„Ich bin die Mia.“
— daß Mia neben mir wartete, mich dann in den Barraum führte und mich dem Rest der Belegschaft vorstellte: ihrer nur wenig jüngeren Kollegin Ria — in einem sexy Einteiler — und ihrem, wie sie sagte, Mann Jan, ein ganzes Teil jünger als Mia, der mit dem Barkeeper Ronny hinter der Bar stand und gleich sagte:
„Sie hatten doch angerufen, nicht wahr? — wir haben miteinander telephoniert — ich darf doch ,Du` sagen?“
„Natürlich.“
„Und wie heißt du?“
„Melanie.“
„Okay; dann zeig ich dir mal die Räume.“
Diese bestanden aus einem großen und zwei kleinen als Lotterwiesen eingerichteten Zimmern, einem kleinen Zimmer mit Liebesschaukel und einem großen Badezimmer mit vielen Duschen. Jan war und blieb ein sympathischer Kerl und machte keinerlei Anstalten, mich zu befingern.
In den Barraum zurückgekehrt fragte mich Jan, was ich trinken wollte, und ich setzte mich mit einer Cola auf einen der Barhocker. Als ich mich in dem schummerigen Raum umsah, zählte ich fünf oder sechs Kerle und außer Mia und Ria keine weitere Frau — und das sollte kein „gar zu großer Männerüberschuß“ sein? Jan hinter der Bar verstand meine nicht ausgesprochene Frage, zuckte mit den Achseln, und Ronny meinte:
„Ich weiß auch nicht, was heute los ist –„
„Tut uns leid“, sekundierte Jan, „wenn es dir zuviel ist, kannst du gern wieder gehen.“
„Sehn wir mal“, sagte ich nur.
Nur wenige Sekunden später kam ein Kerl von hinten, setzt sich auf den Barhocker rechts neben mich, legte mir die linke Hand auf den Schenkel dicht am Dreieck, wohin er mit dem kleinen Finger fingerte, und fragte:
„Ich bin der Walter — wir wär’s mit uns beiden?“
Dabei lenkte er meinen Blick nach unten auf seine Badehose, wo sich deutlich, nach links gelegt, schon groß und ohne Vorhaut, sein Ding abzeichnete.
„Laß mich doch erst einmal meine Cola genießen und mich an das Dämmerlicht gewöhnen!“, antwortete ich, und Walter zog maulend wieder nach hinten ab.
Kurz darauf schlich sich jemand von hinten an mich ran, umfaßte mit Riesenpranken meine Äpfelchen — er grabbelte dabei unter den BH –, und im Rücken spürte ich seinen feuchten Stab, der wohl schon nicht mehr in sein ich weiß nicht was für ein Kleidungsstück paßte, dabei sagte er mit öliger Stimme:
„Du bist ja noch ganz knackig für dein Alter! Du willst doch sicher mal von einem starken jungen Mann so richtig durchgefickt werden.“
„Auf das Wort ,durchficken` reagiere ich allergisch“, zischte ich zurück, „zisch ab — und wisch vorher den Fleck auf meinem Rücken weg!“
Sowohl Jan als auch Ronny bekräftigten dies, indem sie den Kerl mit einer knappen Handbewegung von der Bar wegscheuchten.
Ich ließ wieder meine Blicke schweifen, und erst jetzt gewahrte ich am linken dunklen Ende der Bar eine traurige Männergestalt, an der aber auch alles hing, die Mundwinkel und das in seinem String. Ich muß wohl aus Sympathie ein freundliches Gesicht aufgesetzt haben, jedenfalls hob dieser Herr sein Glas und prostete mir zu, worauf ich ihn mit einer Geste auf den von Walter verlassenen Barhocker einlud.
Er kam sofort herüber, setzte sich neben mich, hob noch einmal sein Glas — und sagte nichts.
„Wie heißt du denn?“, fragte ich.
„Friedhelm.“
„Du — sag mal — du kommst mir irgendwie bekannt vor — bist du nicht der von damals –?“
„Ja, natürlich — damals in der Kneipe –„
„– in der Nacht –„
„Du bist die M… — Melanie, stimmts?“
„Ja, ich war damals ganz down, und du hast mich nach Hause gebracht und bei mir geschlafen — aber erst am Morgen haben wir –„
„– wirklich miteinander geschlafen — ich bin dir jetzt noch dankbar — ich dachte damals auch, ich sei am Ende — meine Frau hatte mich gerade ein paar Tage vorher verlassen.“
„Und mich mein Freund — da haben wir ja toll zusammengepaßt! — Und warum hast du dich damals nicht nochmal gemeldet?“
„Konnte ich doch nicht, das mit dir ausnutzen — außerdem hatte ich damals noch eine Freundin.“
„Lassen wir’s dabei. — Und du heißt wirklich Friedhelm!“
„Ich könnte meine Eltern –„
„Laß das mal sein — du bist wenigstens ehrlich und hättest dir hier ja auch einen anderen Namen zulegen können. — Ich bin die Melanie — ach ja, das hatten wir ja schon, man wird langsam alt! — Und warum bist du so traurig? Ärger im Beruf?“
„Nee, aber –„
„Ja?“
„Bis ich hier mal drankomm –„
„Bei Mia und Ria?“
„Meistens bei Ria — muß ich fast immer den ganzen Abend abwarten, bis alle die Kerle durch sind — manchmal komm ich gar nicht mehr dran.“
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