Das Licht, das durch Silvis Bürofenster fiel, wurde schwächer und sie knipste die Schreibtischlampe an. Konzentriert überflog sie die Spalten der ausgedruckten Tabellen und glich sie mit den Zahlen auf ihrem Bildschirm ab. Wenn sie keinen Fehler entdeckte, wäre sie für heute mit der Arbeit fertig und käme ausnahmsweise einmal nach Hause, bevor es richtig dunkel wurde.

Als die Tür aufgerissen wurde, schrak sie auf. Fabian kam wie üblich ohne anzuklopfen, Gruß oder sich für die Störung zu entschuldigen herein, das gewohnte breite Lächeln im Gesicht. Silvi beruhigte sich und lächelte zurück. Sie nahm an, dass sein Verhalten in Ordnung war, denn schließlich war er, obwohl nur 22 und damit zwei Jahre jünger als Silvi, bereits Teamleiter und damit ihr Vorgesetzter. Mit dem Fuß drückte er die Tür hinter sich zu.

Auf den Tratsch in den Fluren, wonach er die Führungsposition nur bekommen hatte, weil er die Tochter des Finanzvorstands geheiratet hatte, gab sie nichts. Sie mochte ihn, weil er immer nett zu ihr war und ihr nie ankreidete, dass sie schüchtern und unsicher war. Die anderen Kolleginnen und Kollegen hielten sie dagegen, weil sie fast nie mit ihnen redete, für eine hochnäsige Zicke.

Fabian wedelte mit ein Blättern Papier herum.

„Das sind die Monatsberichte der Regionalverkaufsleiter“, erklärte er im Tonfall eines Vorwurfs, „mein will sie morgen früh in der Vorstandssitzung präsentieren und braucht dafür ein Folien mit einer Zusammenfassung und passenden Grafiken. Ich weiß nicht, wie ich das noch pünktlich schaffen soll.“

„Soll ich das für dich erledigen?“, bot Silvi an.

Sie erwähnte nicht, dass er zwei Stunden lang in der Teeküche mit diversen Kollegen geschwatzt hatte, was er „Pflege des Betriebsklimas“ nannte. Den Rest des Nachmittags hatte man ihn durch die offene Tür von Lydias Büro auf der Kante deren Schreibtischs sitzen sehen. Silvi wünschte sich manchmal, eine ebenso ausladende Oberweite wie Lydia zu haben. Dann würde Fabian vielleicht genauso viel Zeit bei ihr im Büro verbringen und sie von oben ansehen.

Sie spürte, wie ihr bei diesem Gedanken die Röte ins Gesicht stieg. Wobei Silvi es nie über sich bringen würde, sich auch so freizügig zu kleiden wie die . Ihre weißen oder pastellfarbenen Blusen trug sie immer hoch geschlossen und sie vermied körperbetonte Schnitte.

„Ich wusste, dass du das sagst. Du bist ein Schatz.“

Fabian warf seine Papiere mit Schwung auf ihren Schreibtisch. Silvi konnte sie gerade noch festhalten, bevor sie auf den Boden segelten. Am Druckdatum in der Fußzeile der Dokumente erkannte sie, dass sie bereits über eine Woche alt waren.

„Wann brauchst du die Präsentation?“, fragte sie.

„Die Vorstandssitzung beginnt wie jede Woche um neun. Aber er will sie immer eine Stunde vorher haben, um sie durchlesen zu können. Am besten machst du sie also heute Abend noch fertig.“

„Kein Problem. Ich fange gleich damit an.“

Fabians Lächeln wurde noch breiter, obwohl das beinahe unmöglich schien. Er trat um den Schreibtisch herum.

„Auf dich kann ich mich wirklich verlassen.“

Das Lob wärmte Silvi und reflexhaft schloss sie die Augen, als er ihr über das streng nach hinten geknotete blonde Haar strich und seine Finger an ihrem Hals entlang auf ihre Schultern gleiten ließ. Dann packte er sie am Oberarm und zog sie auf die Füße. Sein Gesicht war so nah an ihrem Ohr, dass sie seinen warmen Atem spüren konnte, als er hauchte:

„Aber bevor du mit dem Bericht anfängst, gebe ich dir noch etwas anderes.“

Er bog Silvis Oberkörper nach vorne, bis sie flach auf dem Schreibtisch zu liegen kam, wobei er Papiere und den Behälter mit den Büroklammern von der Tischplatte fegte. Dann schob er ihren grauen Rock nach oben und zog ihren Slip nach unten.

„Ich mag deinen Knackhintern“, raunte er, „aber du solltest irgendwann einmal aufhören, diese Kleine-Mädchen-Unterhosen anzuziehen. Hast du keine Spitzenhöschen oder Tangas? Ich komme mir bei dem Anblick immer vor, als würde ich eine Minderjährige ficken.“

Scham überschwemmte Silvi und sie war froh, dass Fabian ihr nicht ins Gesicht sehen konnte. Gehorsam hob sie den linken Fuß, als er ihr gegen die Wade tätschelte, damit er ihr den Slip über den Fuß ziehen konnte, so dass der nur noch um ihren rechten Knöchel hing. Dann drängte er ihre Beine mit seinen Knien auseinander.

Silvi lag flach auf dem Bauch und hielt erwartungsvoll den Atem an, als sie das Geräusch seines sich öffnenden Gürtels und Reißverschlusses hörte. Raue Finger strichen über ihre Schamlippen und zogen diese auseinander. Als dann der heiße Kopf seines Penis gegen ihre offen liegende Spalte drückte, atmete sie lautstark aus.

„Du willst es auch, oder?“, rief er.

Ohne eine Antwort abzuwarten rammte er seinen Pfahl kraftvoll bis zum Anschlag in Silvis Scheide. Sie biss sich auf die Lippen, um einen Schrei zu unterdrücken. Er zog sich ein Stück zurück, stieß rasch wieder nach vorne und ließ seine Hüfte in schneller werdendem Takt gegen ihre Kehrseite klatschen. Seine Hände krallten sich in ihre Pobacken.

Fast verzweifelt klammerte sich Silvi an die Tischplatte und atmete im Rhythmus seiner kräftigen Stöße, während ihr Körper seiner Natur gemäß reagierte. Sie wurde feuchter und der Liebesakt wurde zunehmend angenehmer.

„Du wirst so nass!“, keuchte Fabian hinter ihr, „Ist das geil! Du bist eine richtige kleine Nutte. Ich könnt’s jede Nacht mit dir treiben. Komm, sag mir, wie’s für dich ist! Bin ich gut?“

„Mhm“, brachte Silvi hervor.

Der Mann steigerte sein Tempo noch einmal, dann begann er, wie ein Schwein zu grunzen, zuckte ein paarmal hin und her. Danach löste er seine Hände von Silvis Körper und zog seinen Schwanz mit einem letzten Seufzen aus ihrer Grotte.

„Hast du irgendwo ein Papiertaschentuch?“

Silvi gewann die Kontrolle über ihre Stimme zurück.

„Ja, in meiner Handtasche. Da, neben dem Tisch.“

Er öffnete die Tasche, zog das letzte Blatt aus dem Päckchen, wischte sich damit das Gemächt ab und warf das verschmierte Tuch in Silvis Papierkorb. Er ordnete seine Kleidung und ging in Richtung Tür.

„Ich muss los“, erklärte er, „ ist ziemlich reizbar, seit sie mit dem zweiten Kind schwanger ist. Wenn ich nicht pünktlich zuhause bin, macht sie mir gleich eine Szene.“

Mit der Klinke in der Hand blieb er stehen und sah Silvi lüstern zu, wie sie ihren Slip hoch zog und den Rock nach unten glattstrich.

„Ich kann mich doch auf dich verlassen? Die Präsentation ist pünktlich fertig? Komplett im Corporate Design und absolut fehlerfrei. Du weißt, wie pingelig mein Schwiegervater bei sowas ist.“

„Ja, natürlich.“

Silvi nickte und steckte ein paar Haarsträhnen, die sich gelöst hatten, wieder fest. Dann war Fabian weg.

Sie ging vor dem Schreibtisch in die Hocke und sammelte die Papiere vom Boden auf. Sie kroch sogar halb unter den Tisch, um die auf dem Boden verstreuten Büroklammern aufzulesen. Was sollten sonst die Reinigungskräfte denken, wenn plötzlich Metallklammern in ihrem Staubsauger klapperten?

Wenn sie über das, was geschehen war, nachdachte, kam sie sich unbefriedigt, beschmutzt und benutzt vor. Aber sie verdrängte diese unerwünschten Gedanken. Was hätte sie denn tun können? Etwa nein sagen? Fabian war ihr . Und mit seinen Kontakten zum Vorstand könnte er vermutlich jederzeit dafür sorgen, dass sie entlassen würde.

Außerdem musste sie sich eingestehen, dass er der einzige Mensch war, mit dem sie so etwas wie eine private Beziehung hatte, seit sie nach dem Schulabschluss in die Stadt gezogen war. Während der Ausbildung hatte sie keinerlei Kontakte geknüpft. Sie ging nie aus und ihre Wohnung lag in einem anonymen Häuserblock. Wenn sie angesprochen wurde, reagierte sie zurückhaltend und wortkarg. Fabian war der einzige Mann gewesen, der es öfter als einmal versuchte, mit ihr zu reden, und damit eine Bresche in ihren Kokon geschlagen hatte.

Als erstes war ihr an ihm sein fröhliches Lächeln aufgefallen, wann immer sie sich begegneten. Nachdem sie gewagt hatte, ihn öfter und genauer anzusehen, bewunderte sie seine athletische Figur, sein männliches Kinn, das oft von einem Dreitagebart eingerahmt war, seine modische Frisur und seine blaugrauen Augen, hinter denen meist ein Schalk zu sitzen schien. Über seine lockeren, witzigen Sprüche musste sie fast immer lachen.

Kurz darauf war er ihr Vorgesetzter geworden und beim ersten Personalgespräch unter vier Augen war sie aufgeregt gewesen wie ein junges Mädchen bei der ersten Verabredung. Er hatte ihre Arbeit gelobt und eine gute Beurteilung sowie eine Gehaltsprämie in Aussicht gestellt, wenn sie gelegentlich außerhalb der regulären Arbeitszeit Zusatzaufgaben mit ihm erledigen würde. Enthusiastisch sagte sie zu. Beim ersten Mal hatte er noch ein Kondom benutzt, doch sie dann sofort gedrängt, die Pille zu nehmen, als sie ihm sagte, dass sie keinen festen Freund hatte.

Als alles, was zu Boden gefallen war, aufgeräumt und wieder an seinem Platz auf dem Schreibtisch war, trat Silvi auf dem Flur. Während sie eilig zur Toilette lief, versuchte sie, die Oberschenkel eng aneinander zu drücken, wodurch ihr Gang extrem seltsam aussah. Sie hoffte, dass ihr niemand begegnete und sie so sah. Aber die Gefahr war sehr gering. Um diese Zeit hatten gewöhnlich alle Angestellten das Gebäude verlassen. Und die Putzkolonne kam erst in circa zwei Stunden in dieses Stockwerk.

Normalerweise war Fabian außer ihr immer der Letzte, der Feierabend machte. Dafür kam er vormittags so spät zur Arbeit, dass er keine Gefahr lief, die täglichen acht Stunden Arbeitszeit zu überschreiten. Nachdem alle anderen weg waren, schaute er meist in Silvis Büro vorbei, um ihr „noch etwas zu geben“. Nur wenn sie ihre Tage hatte, kam er nicht zu ihr. Manchmal fragte sie sich, ob er diese Wochen als sich automatisch wiederholende Dauertermine in seinem Kalender rot markiert hatte.

Auf der Klobrille sitzend säuberte sich Silvi so gut es ging. Dann betrachtete sie zweifelnd den zwischen ihren Knien hängenden Slip mit dem riesigen nassen Fleck. Nein, so könnte sie ihn auf keinen Fall wieder anziehen. Es sah schlimmer als sonst aus, vermutlich weil sie all diese Büroklammern hatte einsammeln müssen.

„Du musst endlich daran denken, Ersatzwäsche mitzunehmen“, schalt sie sich.

Resignierend streifte sie das Höschen über die Beine nach unten und ging damit zum Waschbecken. Gründlich wusch sie es mit Seife aus und drückte und wrang es einigermaßen trocken. Zu einem winzigen Knäuel zusammengepresst umschloss sie es fest mit der Hand. Nach einem sorgenvollen Blick nach rechts und links in den Flur, ob ihr auch wirklich niemand begegnete, trippelte sie schnell zurück in ihr Büro. Sie fühlte sich unwohl aber auch ein bisschen verwegen, nichts mehr unter dem Rock anzuhaben.

An ihrem Schreibtisch öffnete sie die unterste Schublade und breitete die feuchte Unterhose sorgfältig aus, damit sie trocknen konnte. Das Fach war leer bis auf die ungeöffnete Packung Kondome, die Silvi nach dem ersten Mal für Fabian gekauft, aber nie gewagt hatte, ihn darauf anzusprechen.

Die Uhr am PC zeigte 23:28, als sie die E-Mail mit der angehängten Präsentation an Fabian sandte.

Die Busse fuhren um diese Zeit nur noch stündlich und sie hatte den letzten knapp verpasst. So entschied sie sich zu laufen. Am Tor zum Park blieb sie stehen. Die Beleuchtung an den Wegen wurde um 22 Uhr abgeschaltet und zwischen den Bäumen sah es stockdunkel aus. Natürlich könnte sie die Straße um den Park herum entlang gehen, wo die Laternen die ganze Nacht über brannten, aber das wäre ein Umweg von über zehn Minuten.

Silvi war hundemüde und entschloss sich, die Abkürzung durch den Park zu nehmen. Schließlich hatte sie den Weg schon oft benutzt und war sicher, ihn auch im Dunkeln zu finden. Vorsichtig setzte sie Fuß vor Fuß, weil sie sich an die dicken Wurzeln erinnerte, die aus dem Boden ragten. Sie hörte die Glocke einer Kirche zwölf Mal schlagen, als sie ein Licht vor sich entdeckte.

Es war schwach, aber für ihre mittlerweile an die Dunkelheit gewohnten Augen wirkte es strahlend hell. Silvi fragte sich, ob vielleicht eine der Parklaternen nachglomm. Oder kam ihr jemand mit einer Taschenlampe entgegen? Verunsichert blieb sie stehen und lauschte. Sie konnte weder Schritte noch sonst ein Geräusch außer dem Rascheln der Blätter in den Bäumen über ihr hören. Dennoch kam das Licht langsam näher. Ihr schlug das Herz bis zum Hals.

Bald erkannte sie, dass das Leuchten etwa auf Augenhöhe hing, aber sie konnte keine Person oder sonst etwas wahrnehmen, dass es festgehalten hätte. Ihr fiel nichts ein, außer an Ort und Stelle zu verharren und abzuwarten, was geschehen würde. War das vielleicht ein Glühwürmchen? Oder irgendein fluoreszierendes Spielzeug?

Als es auf ungefähr zwei Armeslängen herangekommen war, stoppte das Licht und schwebte einfach in der Mitte des Weges. Silvi kniff die Augen zusammen und versuchte, genauer zu erkennen, woher es seinen Ursprung hatte. Sie wollte nicht glauben, was ihr die Sinne vermittelten.

Da waren kein Insekt und auch kein Spielzeughubschrauber. Stattdessen meinte Silvi eine kleine Person zu sehen, perfekt gestaltet, aber kaum größer als ihre Hand. Das Wesen hatte einen filigranen Körper, von dem das grünlich weiße Leuchten auszugehen schien, und silberne wallende Haare, die ein liebliches Gesichtchen einrahmten. Ein knappes, durchscheinendes Kleidchen schaffte es kaum, die intimeren Details ihrer Anatomie zu bedecken. In einer Hand hielt die kleine Frau einen winzigen Stab, kürzer als ein Streichholz, der wie eine Wunderkerze funkelte.

Silvi war sich sicher, dass sie eingeschlafen sein musste und träumte. Sie kniff sich in den Handrücken.

„Autsch!“

„Keine Angst Silvi. Ich will dir nichts Böses.“

Die Worte schienen nicht ihre Ohren, sondern direkt ihren Verstand zu erreichen.

„Was bist du?“, stotterte Silvi.

„Ich bin eine gute Fee. Heute am Äquinoktium sind die Barrieren zwischen eurer und unsrer Welt durchlässig und ich kann mich zwischen ihnen bewegen. So machte ich mich wie jedes Jahr auf die Suche nach einem wohlgesonnenen, unschuldigen Menschen. Leider gibt es so jemanden heutzutage kaum noch, weshalb ich sehr froh bin, dich gefunden zu haben, um dir drei Wünsche zu erfüllen.“

„Wie bitte?“

Silvi konnte nicht glauben, was sie hörte. Mal ganz davon abgesehen, dass sie auch noch immer nicht glaubte, was sie sah.

„Ich habe dich auserwählt, Silvi, um dir drei Wünsche zu erfüllen. Was ist dein erster Wunsch?“

„Halt, Moment mal! Das geht zu schnell.“

Silvi wusste nicht, was sie tun oder sagen, geschweige denn, was sie denken sollte.

„Du hast doch sicherlich Wünsche für dich und dein Leben, Silvi. Heute ist dein Glückstag. Du musst sie nur hier und jetzt aussprechen. Dann gehen sie in Erfüllung.“

„Ja, selbstverständlich habe ich Wünsche. Viele sogar. Aber wenn ich nur drei aussprechen darf, muss ich erst mal überlegen, welche die drei wichtigsten sind. Ich brauche Bedenkzeit.“

„Lass dir nicht zu viel Zeit, Silvi. Ich kann nur heute in der magischen Stunde nach Mitternacht erscheinen. Sprichst du deine Wünsche nicht aus, sind sie verloren.“

„Oh je, ich kann das nicht“, jammerte Silvi, „ich kann mich nicht entscheiden.“

Ihre Gedanken rasten, gleichzeitig schien es ihr, als sei ihr Kopf völlig leer. Die Fee schwirrte zu einem Busch am Wegesrand, ließ sich auf dem obersten Zweig nieder, der sich unter ihrem Gewicht kaum durchbog, und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Lass dir Zeit“, sagte sie beruhigend, „du hast noch 55 Minuten. Sag mir einfach einen Wunsch nach dem anderen. Und ich erfülle dir die ersten drei. Gleich, worum es sich handelt.“

Panik beherrschte Silvi. Sie war einfach nicht gut darin, Entscheidungen zu treffen, die für sie wichtig waren. Und unter Druck konnte sie das schon gar nicht. Dann dämmerte ihr die Lösung.

„In Ordnung“, sie betonte jedes einzelne Wort langsam und bedächtig, „ich wünsche mir als meinen ersten Wunsch, dass ich die beiden anderen Wünsche später aussprechen darf und sie trotzdem erfüllt bekomme.“

„Nein, das geht nicht!“, die Fee schüttelte energisch den Kopf, „Das ist gegen die Regeln.“

„Von Regeln hast du vorher nichts gesagt“, mit Regeln kannte Silvi sich bestens aus. Ihr ganzes Leben lang war sie es gewohnt, Regeln zu hören, zu verstehen und zu befolgen, „du sagtest, du erfüllst mir drei Wünsche, gleich worum es sich handelt.“

„Aber damit verschwendest du doch deinen ersten Wunsch!“, versuchte die Fee zu verhandeln, „Willst du stattdessen nicht lieber Reichtum oder Glück, Liebe oder Selbstsicherheit?“

„Nein. Dieser Wunsch nach einer Fristverschiebung ist nicht verschwendet, ganz im Gegenteil“, Silvis analytischer Verstand arbeitete wieder, „Wie du selbst erkennen solltest, enthalten allein deine einfachen Vorschläge bereits vier verschiedene Wünsche. Diese abzuwägen und die wichtigsten davon zu wählen, ist eine Aufgabe, die sorgfältig und gründlich angegangen werden muss. Darum bestehe ich auf der Erfüllung meines ersten Wunsches.“

„Na, gut“, gab die Fee nach, „wenn du es denn unbedingt so haben willst.“

Klingelingeling.

Ein silberhelles Klingeln ertönte, als sie ihren kleinen Zauberstab schwenkte. Dann verschwand sie samt ihrem Licht spurlos und völlig geräuschlos. Silvi blinzelte, bis ihre Augen sich wieder an die tiefe Dunkelheit gewöhnt hatten, ehe sie sich auf den restlichen Heimweg machte. Als sie an ihrer Haustür angekommen war, hatte sie sich überzeugt, dass sie einer durch ihre Übermüdung hervorgerufenen Halluzination erlegen war.

Aus dem Kühlschrank nahm sie eine Portion Tofu mit Gemüse und Reis, die sie am Wochenende gekocht und in fünf kleinen Plastikdosen abgepackt hatte. Nachdem sie das Essen in der Mikrowelle aufgewärmt hatte, stocherte sie lustlos darin herum und aß mehr aus der Überzeugung heraus, dass man einmal täglich etwas Warmes zu sich nehmen sollte, denn aus Hunger.

Wie es sich gehörte, ging sie ins Bad, um sich die Zähne zu putzen. Danach löste sie den Knoten in ihrem Nacken und bürstete ihre langen, dunkelblonden Haare, die ihr bis eine Handbreit unter die Schultern fielen, wenn sie nicht nach oben gesteckt waren.

Gähnend wankte sie ins Schlafzimmer, wo sie Bluse und Rock auszog. Erstaunt starrte sie ihren nackten Unterleib an. Über der konzentrierten Arbeit am Bericht hatte sie tatsächlich vergessen, dass ihr Slip noch im Schreibtisch lag. Mein Gott, hatte sie die Schublade geschlossen? Was, wenn jemand hinein sah und das verräterische Kleidungsstück entdeckte?

Langsam dämmerte ihr, dass sie nicht nur stundenlang am PC gesessen hatte, sondern auch den gesamten Heimweg zurückgelegt hatte, ohne etwas unter dem Rock getragen zu haben. Plötzlich fühlte sie sich verrucht und frech. Ihr Herz klopfte wie wild und die Müdigkeit fiel von ihr ab.

Sie öffnete ihre Sockenschublade und schob den Inhalt zur Seite, bis sie Mr. Big darunter sehen konnte. Sie hatte ihn im ersten Jahr, das sie alleine in der Stadt gelebt hatte und sich völlig verloren vorgekommen war, sich selbst zum Geburtstag geschenkt. Doch nach dem Auspacken hatte sie Angst vor ihrem eigenen Mut bekommen und, da sie sich nicht traute ihn zurück zu geben, ihn unter den Socken versteckt. Seit die regelmäßigen abendlichen Besprechungen mit Fabian begonnen hatten, hatte sie auch nicht mehr an Mr. Big gedacht. Bis heute.

Vorsichtig, als könne er sie beißen, nahm sie den gewaltigen Dildo aus seinem Versteck und setzte sich auf die Bettkante. Zweifelnd betrachtete sie ihn. Angeblich war er nach einem anatomisch genauen Originalabdruck des Penis eines Pornostars geformt. Einschließlich einer dicken Eichel und angeschwollenen Adern entlang des gesamten Schaftes. Aber so groß? Silvi argwöhnte, dass so etwas medizinisch überhaupt nicht möglich war. Sie wusste ziemlich genau, wie Fabian gebaut war. Und ein Vergleich zu diesem Ding ergab geradezu lächerliche Proportionen.

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