Vorwort

Lieber Leser, es sei hier noch einmal ausdrücklich erwähnt, es handelt sich hierbei um Ausschnitte eines 480 Seiten langen Romans. Davon gibt es auch noch 6 Bände. Es ist natürlich nicht mein Trachten, das alles hier zu veröffentlichen. Mir kommt es darauf an,

viele objektive Meinungen zu hören. Auch Kritiken.

Das Ganze ist die „Lebensgeschichte“ eines Pornofotografen und seiner Familie.

Bisher begann es eher harmlos — der Junge ist gerade Achtzehn. Er schreibt in Ich-Form in den mittleren Siebzigern — in Stuttgart. (Wir Schwaben können alles außer Deutsch).

Natürlich kommt im Roman auch so manches „Geschäftliche“ vor. Was nicht zum unmittelbaren Verständnis gehört, ist in und zwischen den (meist unveränderten) Ausschnitten, weggelassen.

Ende des Vorworts

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*** Vorstellungsparty ***

Zu Hause besuchten wir erst einmal Mom. Ich stellte ihr Kristin vor. „Kristin, die von Lis. Und das ist Mom, die bekannte Schriftstellerin Beatrix Mai.“ Danach zeigte ich Mom mein Zeugnis, das ich ja immer noch mit mir rumtrug.

Sie freute sich über die guten Noten. „Lass es gleich da, ich gebe es Pop. Der wird sich fürchterlich ärgern wollen, weil er so viel Geld los wird. Eine Zwei als schlechteste Note, das geht arg ins Geld.“

„Darf ich sie etwas fragen Frau Mai?“ Bat Kristin.

„Aber ja, mein Kind. Ich heiße jedoch Oktober, wie . Beatrix Mai ist mein Pseudonym als Schriftstellerin. Klara Oktober klingt halt nicht so prickelnd.“

„Entschuldigen sie meinen Fehler, Frau Oktober. Was ich wissen wollte, ist, was für Romane schreiben sie denn?“

„Nun mein Kind, eigentlich sehr triviales Zeug. Es sind abenteuerliche Liebesromane, die ich mir aus den Fingern sauge. Irgendwie werden meine Fantasieprodukte aber gut aufgenommen.“ Sie rollte zu ihrem Schrank und holten ein Buch aus dem Regal. Sie schrieb eine Widmung auf die erste Seite und hielt das Buch dann Kristin hin. „Du bist ja alt genug, so etwas zu lesen. Manche Stellen sind nämlich nicht unbedingt jugendfrei. Ich denke es wird dir aber gefallen.“

Kristin stand auf und nahm das Buch mit einem artigen Knicks entgegen. Dann sah sie auf die Widmung und errötete. „Danke Frau Oktober, vielen lieben Dank. Ich werde es in Ehren halten.“

Ich sagte Mom, dass wir in Kürze noch Freunde erwarten würden, zu einer kleinen Schulabschlussfeier. Kristin und Lis dürften bis Acht ausbleiben, also würden wir bis etwa Viertel vor Acht feiern. Wir seien bemüht leise zu bleiben, um sie nicht zu stören.

„Von da oben höre ich euch sowieso nicht, da ist ja die belle Etage dazwischen. Aber, sag, kommt Renate heute eigentlich noch?“ Wollte Mom noch wissen.

„Ich ruf sie an, dann wissen wir es.“ Ich tat es. Renate meinte, sie hätte heute viel zu tun, um das Gepäck fertig zu bekommen. Am nächsten Morgen käme sie so gegen 11 Uhr.

Mom war zufrieden und wir zogen hoch. Oben fiel mir ein, dass wir ja nichts hatten, zum Feiern. Kristin bot sich an, schnell zum Kaufmann zu gehen. Ich gab ihr Geld und die Hausschlüssel.

„Endlich einen Augenblick alleine“, freute sich Lis und küsste mich stürmisch. „Du warst heute fabelhaft. Ich bin ja so stolz auf dich. Ich glaube kann dich auch gut leiden, sonst hätte er nie solche Zugeständnisse gemacht. Wir dürfen ihn aber auf keinen Fall enttäuschen. Unsere Noten gehen vor. Dann haben wir ein gutes Gewissen, wenn wir schmusen.“ Sie küsste mich wieder und wieder.

„Du Biest hast dir auf jeden Fall einen guten Zeitpunkt ausgesucht, um mich deiner Familie vorzustellen. Wenn ich es nicht geahnt hätte, hätte das voll ins Auge gehen können. Das ist dir doch klar?“

„Wenn es ins Auge gegangen wäre, dann wärst du vielleicht auch nicht der Richtige gewesen. Hast du da dran auch schon mal gedacht? Für einen beliebigen Arsch lehne ich mich doch nicht so aus dem Fenster. Ich liebe dich, genau so, wie du bist. Willst du mir nun noch von gestern erzählen?“ Fragte sie dann treu. „Oder erfahre ich nie, wie ihr miteinander auskommt. Ich bin halt so neugierig.“

„Eigentlich nicht, ich meine, das soll zwischen Renate und mir bleiben. Ich denke, so halten wir es auch in Zukunft, vor allem, solange du ja noch nicht kannst. Es ist sicher besser so. Nur soviel, Renate will mir ein gutes Zeugnis ausstellen. Ach noch etwas, wir fragten uns, woher du diese Stellung von hinten kennst. Uns war sie neu, und, ausnahmsweise, Renate fuhr voll darauf ab. Wir waren schlimm …“

„Von Kristin. So hat sie der … du weißt schon.“

***

Ich hörte unten die Türe gehen. Kristin kam mit dem Eingekauften und in Gefolgschaft meiner Freunde und ihrer Freundinnen. Lis deckte den Tisch und ich machte mit unseren Gästen erstmal einen Rundgang durch meine neuen Räume. Alle meine Freunde waren ja auch noch nicht hier, seit ich hochgezogen bin. Petra und Sofie, die Freundinnen von Kristin, kannten ich überhaupt nicht. Alle fanden meine Wohnung toll, verständlich, alle hatte ja nur ihr Zimmer im Elternhaus. Dann bat ich die Mädchen, Lis zu helfen den Tisch zu decken, wir kämen gleich nach. Sie zogen los.

„Hört zu, Lis ist meine . Die anderen Mädchen suchen einen Freund. Zwei von den Mädchen mögen einander, ihr versteht, was ich meine. Sie hatten Ärger mit bösen Jungs und versuchen so, sich zu trösten. Die Dritte ist schüchtern. Ihr sucht ein Mädchen? Also, greift zu. Das ist der Sinn der kleinen Feier. Aber, benehmt euch nicht wie die Axt im Walde. Die Mädchen sind liebebedürftig, wollen aber nicht gleich intim werden. Noch was, Kristin ist die Schwester von Lis. Ich denke, sie ist ein feiner Kerl, wenn sie ihrer Schwester auch nur ein bisschen ähnelt. Ihr Vater hat sie quasi meiner Obhut anvertraut. Das bedeutet für euch großen Ärger, bei Missbrauch.“

Sie lachten. „Alles klar, Paul, danke. Küssen dürfen wir sie aber, wenn sie mitmachen?“ Fragte Axel, als wir runtergingen. „Irgendwie müssen wir uns ja näher kommen, wenn das etwas werden soll.“

„Ihr dürft alles, was die Mädchen möchten, im Laufe der Zeit. Sie brauchen, zuerst, vor allem sehr viel Verständnis und Zärtlichkeit, das könnt ihr doch bieten. Daher habe ich euch ausgesucht. Bei einem ersten Kennenlernen, ist es wohl auch nicht angebracht, gleich rumfummeln zu wollen. Ich, an eurer Stelle, würde sowieso immer erst fragen. Allerdings habe ich festgestellt, dass die Mädchen, wenn sie einem erst mal mögen, schnell selbst zur Sache kommen …“

„Ich hab Zeit“, stellte Axel fest.

Die Mädchen kicherten, meine Freunde grinsten albern. Oh, was habe ich mir da bloß angetan. Wir hatten eine Party, und es kam keine Stimmung auf. Lis, mein Traumbolzen, hatte die rettende Idee.

„Paul, leg doch eine Platte auf. Ich glaube, wenn die Herren mit den Damen eine Runde tanzen, dann sieht die Welt rosiger aus. Und ihr, meine Damen, werdet es bitte unterlassen die Herren zu beißen.“

Das brachte natürlich schallendes Gelächter von den Damen und den Herren hervor. Ich legte eine Schmuseplatte auf.

„Damenwahl, nur die Schnellste bekommen das Beste, was da ist“, rief Lis lachend in den Raum.

Es gab keinen Streit. Die Damen hatten offenbar schon vorweg gewählt. Sie eilten zielstrebig auf die Herren zu, Petra zu Peter, Kristin zu Axel und Rolf kam Sofie schon entgegen. Hat es da womöglich schon gefunkt? Das wäre ja ein toller Zufall. Als die Platte zu Ende war, verteilten sich die Sechs paarweise. Kein Wechsel in der Zusammenstellung. Kristin hatte Limonade, Saft und Bier mitgebracht. Süße und salzige Kekse, Salzstangen, Chips und Nüsse. Die Herren Kavaliere versorgten die Damen.

Lis steckte mir eine Salzstange in den Mund, dann begann sie, am anderen Ende, zu knabbern. Unsere Münder näherten sich, am Schluss berührten sich unsere Lippen. Die Mädchen fanden es lustig und machten es auch, mit ihren heutigen Partnern – und mit funkelnden Augen. Als ich dann noch ein Pfänderspiel, bis zur Unterwäsche, anregte, wurde die Stimmung immer besser. Axel hatte ich in Verdacht, gerne zu verlieren. Kristin war erst vorsichtig, als Axel aber sein Hemd abgeben musste, zog sie nach. Sie saß als Erste nur in BH und Höschen da. Die Herren machten keinerlei Anstalten die Situation zum Herumfummeln zu nutzen. Sie benahmen sich, als wenn sie mit ihrer kleinen Schwester spielen würden, wenn sie auch hin und wieder heimliche Blicke auf die Mädchen warfen. Dann war es so weit, alle trugen nur noch Slip und die Mädchen den BH dazu.

Wieder rette Lis das Spiel. „Ich denke, jedes bekommt seine Kleidung zurück, wenn es sich jetzt richtig küsst, nicht einfach abschmatzt. Auf die Damen. Vom Küssen wird man nicht schwanger! Wer hat den Mut, wer will noch mal?“

Kristin nahm Axel in den Arm, drückte ihn ganz fest an sich, dann näherten sich die Köpfe. Ganz kurz berührte sie seinen Mund. Gleich noch einmal. Axel öffnete seine Lippen ein wenig. Sie zupfte mit ihren Lippen an seinen Lippen. Er fuhr mit seiner Zunge über ihre Lippen. Sie krochen fast in einander hinein. Die Berührungen dauerten länger und gingen in einen heftigen Kuss über. Kristin löste ihren Kopf von Axel, holte ganz tief Atem, dann hing sie schon wieder am Tropf. Dann löste sich Axel. „Können wir in die Küche? Hier sind mir zu viele Leute, wenn ich mit meinem Mädchen schmuse.“

„Ihr könnt in ein beliebiges Zimmer. Ihr könnt abschließen oder einfach sagen, wo ihr seid. Es wird euch niemand stören“, sagte ich.

Er kam nicht zum Antworten, Kristin zog ihn in mein Schlafzimmer. „Nicht was ihr denkt. Sonst rufe ich um Hilfe“, rief sie noch. Dann klappte die Tür zu.

„Aber Hallo“, staunte Lis. „So kenne ich meine Schwester ja gar nicht. Entweder ist der Notstand ausgebrochen oder es ist Liebe auf den ersten Blick. Man könnte neidisch werden, wenn man nicht versorgt wäre. Warum sie aber nicht ihre Kleidung mitnahmen?“

„Können wir uns vielleicht erst anziehen und uns erst dann küssen?“ Wollte Sofie prompt wissen.

„Macht, was ihr wollt, wir sind sowieso nicht mehr vollzählig“, gestand ich es zu. „Aber Jungs, denkt an meine Worte. Oben sind auch noch Räume, unsere kleine Feier ist lediglich für eine Viertelstunde unterbrochen.“ Alle verschwanden.

Lis und ich räumten ein wenig auf und füllten die Schalen nach. „Ich staune über Axel und Kristin“, gestand Lis. „Die sind ja ein wirklich hübsches Paar. Ob das wohl etwas wird? Ich würde mich für Kristin ja so freuen, wenn sie endlich auf andere Gedanken kommt.“

„Das wäre wirklich toll. Axel ist noch ein Freund aus früher Jugend. Wir haben schon zusammen im Sandkasten gespielt. Er kommt aus gutem Hause. Sein Vater ist einer der Direktoren bei Bosch. Er macht auch nächstes Jahr das Abi. Er hatte eine Freundin, die wanderte aber mit den Eltern aus, nach Australien. Er hat sehr lange getrauert. Ach, du lieber Himmel, jetzt ist mir alles klar. Sie hatte eine verdammte Ähnlichkeit mit Kristin. Der gleiche Typ, die gleiche Figur. Axel hat seine Liebe wiedergefunden. Wenn Kristin ihn jetzt auch noch nett findet, dann kann sich dein Vater freuen.“

Wir küssten uns. Dann schluchzte Lis in meinen Armen. Mir war schnell klar, dass dies mit Kristin zusammenhing. Ich streichelte sie über den Kopf — beinahe hätte ich tiefer gegriffen. Das ist aber verbotene Zone.

„Was hat denn meine kleine Schwester?“ Unterbrach uns eine Stimme. Kristin und Axel waren zurück. Eng aneinander geschmiegt.

„Du solltest sie ja kennen, sie weint um die verlorene Schwester“, lachte ich.

Sie ließ von Axel ab, kam zu uns geeilt, entriss mit Lis, nahm sie in den Arm und sagte mit klagender Stimme: „Ach Lisbeth, ich könnte auch heulen. Vielleicht habe ich auf Anhieb, endlich, den Richtigen gefunden. Denk dir, er hat mich nur in seine starken Arme genommen und geküsst. Obwohl ich doch fast nackt bin, hat er mich nirgends angefasst. Ich …“, sie sah sich suchend um, schnappte sich ihre Kleider und die von Axel und zog ihn ins Schlafzimmer. „Wir ziehen uns nur an.“ Gleich darauf waren sie wieder da. Die anderen Vier tröpfelten ebenfalls wieder ein. Petra hatte glänzende Augen, Sofie wagte es kaum, den Blick zu heben.

„Hallo, meine Damen. Unerwünschte Vorkommnisse?“

Sofie schüttelte den Kopf und gab Rolf einen scheuen Kuss.

„Eigentlich nur Erwünschte“, gestand Petra. „Auch bei etwas mehr Zugriff hätte ich mich noch lange nicht beschwert. Habt ihr Jungs eine Sonderausbildung in Kavalier oder kannte ich einfach nur die Falschen? Ich hoffe Letzteres.“

„Du sollst deine Frau lieben und ehren, steht irgendwo. Ich finde den Satz gut“, sagte Peter. „Warum soll das nicht auch für eine neue Freundin gelten. Könntest du das für mich sein? Ich könnte dich schon lieben.“ Er sah Petra erwartungsvoll an.

„Das geht ja ein wenig arg schnell, aber, wenn wir gewisse Spielregeln vereinbaren, lässt sich darüber reden.“ Dann küsste sie ihn.

„Welche Regeln?“

„Nichts, was die anderen etwas angeht. Das können wir morgen klären, um Elf in der Diele?“

Peter atmete tief durch und besiegelte es mit einem Kuss.

Alle Augen richteten sich nun auf Sofie. Die wurde puterrot. Sie ist also die Schüchterne. „Rolf würde mir schon gefallen, schon als ich ihn vor der Haustüre sah, rutschte mir das Herz in die Hose …“

„In die Hose?“, lachte Petra.

Sofie wurde womöglich noch röter. „Ach du Blöde. Nein, nein, entschuldige, so habe ich das nicht gemeint. Es ist halt eine Redensart und ist mir einfach so rausgerutscht.“

„Ich denke ihr wisst genau, was Sofie meinte. Ich habe ihr gesagt, dass sie mir gefällt und jetzt werden wir in aller Ruhe zusehen, was aus uns wird. Wir wollen uns morgen noch einmal sehen – um eure Neugierde zu befriedigen. Dann haben wir während drei Wochen Urlaub Zeit, über uns nachzudenken“, übernahm Rolf das Reden. Das brachte ihm von Sofie einen erneuten, scheuen Kuss ein.

„Ach du Scheiße, daran habe ich ja noch gar nicht gedacht“, regte sich Petra auf. „Wann geht ihr in Urlaub, Peter?“

„In der zweiten Hälfte und ihr?“

„Whuu … wir auch.“ Sie ließ einen erleichterten Seufzer ab. „Da haben wir ja viel Zeit uns richtig zu verlieben. Wenn das nicht reicht, dann wird es sowieso nichts.“

Kristin und Axel turtelten. Sie merkten nicht, dass sich jetzt alle Blicke auf sie richteten.

„Hallo, mein Schwesterlein. Du bist dran“, störte Lis.

„Mit was?“, erschrak Kristin.

„Klären, was mit dem Urlaub ist.“

„Nicht nötig“, sagte Axel. „Irgendjemand meint es gut mit uns. Gleiche Zeit, gleicher Ort. Wir kommen nur einen Tag später an. Kristin und ich haben uns schon verabredet und du, liebe Lis, hältst die Klappe. Nach den Ferien werde ich, wenn Kristin und ich uns noch vertragen, zu euch nach Hause kommen. Solange ist es geheim.“

„Natürlich, das ist Ehrensache“, erwiderte Lis.

Axel hob sie hoch, gab ihr einen Kuss und knuddelte sie. „Ich denke, in den Ferien habe ich für dich auch ein paar Streicheleinheiten, falls Kristin dir was übrig lässt. Das hast du verdient, weil du Paul ins Spiel brachtest. So nette Vermittlerinnen, womöglich zukünftige Schwägerinnen, kann man ja nicht einfach so hängen lassen.“ Das brachte ihm natürlich viel Sympathie bei Lis ein.

Wir quatschten noch über dies und das, dann war die Feier zu Ende. Die Kavaliere brachten ihre Damen nach Hause. Lis half noch schnell aufzuräumen, dann zog auch sie los. Kristin wollte vor der Haustüre auf sie warten.

***

Renate kam am nächsten Morgen um Elf und arbeitete bei Mom. Ich erfuhr, dass ihr Einsatz von den Eltern genehmigt wurde. Diese hatten bei Mom angerufen, um sich die Anstellung bestätigen zu lassen. Eltern von Töchtern sind ganz schön misstrauisch. Sie kochte auch das Mittagessen. Mir nichts, dir nichts, machte sie geschmelzte Maultaschen mit Kartoffelsalat.

„Du bist also die Kuchenbäckerin und die Sonderhilfe meiner Frau“, stellte Pop fest. Renate nickte, sie hatte den Mund voll. „Schade, dass mein Herr Sohn bereits eine Freundin hat. Du würdest gut ins Haus passen. Wer so gut kochen kann — Hast du denn einen Freund?“

„Da gibt es neuerdings schon jemand, den mag ich sogar sehr, aber der ist gebunden“, antwortete Renate mit leicht gerötetem Kopf.

„Womöglich verheiratet?“ Wollte Mom wissen.

„Nein, auf so etwas würde ich mich nie einlassen. Es ist allerdings noch sehr viel verzwickter. Ich kann es kaum verstehen, welch seltsame Wege die Liebe manchmal geht.“

„Hast du gehört Paul, also kompliziere die Sache nicht auch noch“, befahl Pop zwischen zwei Happen.

„Wieso immer ich?“ Wenn er nur wüsste — besser wohl nicht.

„Vielleicht kannst du mir die Geschichte mal erzählen. Ich suche immer komplizierte Liebesgeschichten für meine Romane“, bat Mom.

„Romane?“ Renates Gesicht, war ein einziges Fragezeichen.

„Ja, Romane. Mom schreibt unter dem Pseudonym Beatrix Mai“, erklärte ich es ihr.

„Die Beatrix Mai?“

„Hast du schon was von mir gelesen?“ Wunderte sich Mom.

„Ja, meine hat ein Dutzend ihrer Romane. Ich habe sie alle gelesen, bei manchen musste ich heulen, wie ein Schlosshund.“

„Und, haben sie dir denn gefallen?“ Fragte Mom neugierig.

„Ich habe viel daraus gelernt.“ Renate sah unschuldig zu mir her.

„Wie lange dauert denn deine Ausbildung noch?“, wechselte Mom das Thema.

„Noch ein Jahr, dann geht es in die Praxis. Ich denke, gleich nach Rottweil“, antwortete Renate. „Dabei hätte ich eigentlich gerne noch, irgendwo anders, ein Praktikum gemacht – der Erfahrung wegen.“

„Das könnte sicher gut sein“, bestätigte Mom.

Dann stand Pop auf. „Ich muss noch mal zur Uni.“

„Wann soll ich wohl wieder kommen?“ Wollte Renate wissen.

„Es wäre mir lieb, wenn du morgen kommen könntest. Wir fahren zwar schon sehr früh los, aber vielleicht kannst du dann unsere Räume Urlaubsfest machen. Dann wieder in — Ach ja, du bist ja auch weg, dann halt wieder, wenn du zurück bist. Lass dir von Paul einen Haustürschlüssel geben. Du hast unser vollstes Vertrauen.“

„Danke sehr, ich werde mich dem würdig erweisen, Frau Oktober. Vielen Dank.“

„Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit“, erwiderte Mom.

„Ich komme noch einen Augenblick mit dir hoch“, sagte Renate zu mir. „Danach komme ich, um mich von ihnen zu verabschieden“, sagte sie zu Mom. Wir gingen hoch.

„Ich hatte tatsächlich verschlafen, nach dem wir — du hast mich voll geschafft. Ich gehe jetzt heim und träume wieder von dir. Lis wird gleich kommen, ich komme dann morgen und bringe ein Köfferchen mit. Ist das gut so?“

„Ich freue mich“, antwortete ich kurz, küsste sie, dann ging sie zu Mom. Bald war die Aufregung vorbei. Alles war in den Ferien und es gab nur noch Renate und mich. Da erinnerte ich mich, was Renate vorher sagte: Noch ein Jahr, dann geht es in die Praxis. Wie schade. Dann fiel mir ein, dass unsere Zeit dann sowieso abgelaufen sein wird. Lis ist dann längst Achtzehn und wird mich ganz für sich haben wollen. Was soll der Schwermut. Jetzt ist Lis und Renate aktuell.

Es läutete. Lis. „Hallo Liebster“, begrüßte sie mich. „Die Stunde des Abschieds naht. Drei Wochen ohne dich.“ Wir küssten uns, sie weinte ein wenig. „Frauen brauchen das manchmal, hat mir Kristin gestern aus dem Buch vorgelesen. Deine Mom scheint ja eine sehr erfahrene, fantasievolle Frau zu sein.“ Wir versanken wieder in eine Knutscherei.

Plötzlich richtete sich Lis auf. „Das Tollste weißt du ja noch gar nicht. Kristin hat gestern zu Papa gesagt, sie hätte auf Anhieb ihren Traummann gefunden. Er habe sie zärtlich geküsst und nicht den leisesten Ansatz gemacht an ihr herumzufummeln. Papa fragte, ob es denn einer von deinen Freunden sei. Sie bejahte. Dann erzählte sie, was los war. Sogar, dass sie bis auf Slip und BH unbekleidet war, die andern auch. Mir ließ sie wenigstens noch den Rock an. Es sei eine deiner Ideen gewesen, wohl um die etwas zähe Gesellschaft zu beflügeln und die Scheu zu lösen. Papas Augen wurden immer größer. Er fragte, ob Axel denn wirklich nicht nach ihren Brüsten gegriffen hätte, oder einer der anderen Annäherungen bei ihren Damen machte. Wir konnten es bezeugen und auch, dass auf deine Frage, keine Beschwerden kamen. Dann meinte er, du seiest ja wirklich ein vertrauenswürdiger Bengel. Ja, Bengel sagte er. Und wir seien aufmüpfige Nymphen, was immer das ist.“ Sie konnte sich vor Lachen kaum beruhigen.

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