Mir ist klar, dass der Handlungsrahmen der folgenden Geschichte nicht neu ist, ich folglich damit das Rad nicht neu erfinde. Aber wer kann das schon?

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Gabriele Wagenbrecht lag nackt auf ihrem Bett und starrte in die Dunkelheit. Sie schluchzte auf. Die Tränen, die ihr aus Wut und Verzweiflung zugleich kamen, konnte sie nicht einmal abwischen. Denn ihre Hände waren auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt. Eine weitere Fessel an ihren Füßen hinderte sie daran, das Bett zu verlassen und sich wenigstens innerhalb des Raums frei zu bewegen.

Wie hatte es nur so weit kommen können? Eine rhetorische Frage, das war ihr klar. Eine banale Weisheit ging ihr immer wieder durch den Kopf: Der Krug geht so lange zum Brunnen …

Angefangen hatte es damit, dass sie mit Bernarda und Michael Bekanntschaft geschlossen hatte — eine Beziehung, die ihr so herrlich ungezwungen und unkompliziert erschienen war.

Nein, eigentlich musste man sogar zurückgehen bis zum Tod ihres Mannes. Nur acht Jahre waren sie verheiratet gewesen. Wolfgang, Revierförster in Mittelfranken, war während seines abendlichen Joggings plötzlich tot zusammengebrochen. Natürlich hatte es eine Untersuchung aufgrund des auf den ersten Blick unerklärlichen Todes gegeben. Es wurde jedoch festgestellt, dass es sich um eine natürliche Ursache handelte: einen plötzlichen Herztod, wie er gerade bei noch relativ jungen und sportlichen Männern gar nicht einmal so außergewöhnlich war.

Natürlich hatte dieses Ereignis Gabrieles Leben von Grund auf verändert. Mit ihrem knapp siebenjährigen Nico von heute auf morgen alleinstehend, musste sie sich neuen Aufgaben stellen. Finanziell brauchte sie sich keine großen Sorgen zu machen. Zu Beginn ihrer Ehe hatte Wolfgang eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen, die ihr half, wichtige Ausgaben zu tätigen, bis sie eine Anstellung in ihrem alten Beruf als Rechtsanwaltsgehilfin gefunden hatte. Hinzu kam der ihr dann noch zustehende Teil der Witwenpension, sodass sie mit ihrem zwar nicht im Luxus schwelgen, aber doch ohne Not ihren Lebensunterhalt bestreiten konnte. Wolfgangs Nachfolger im Amt hatte darauf verzichtet, das ihm zustehende Forsthaus zu beziehen, weil er selbst Wohneigentum hatte. Die Forstbehörde war Gabriele entgegengekommen und hatte ihr angeboten, für eine geringe Miete weiter das Haus bewohnen zu können.

Insoweit hatte Gabriele ihr Dasein als junge und gut in den Griff bekommen, was den erlittenen Verlust natürlich nicht vergessen machte. Je besser sie sich mit ihrem neuen Leben arrangiert hatte, um so öfter hatte sie jedoch auch das Gefühl, dass ihr etwas fehlte, das alle Sorge für ihr Kind und das Zusammenleben mit ihm nicht vollständig ersetzen konnten. Sie hatte sich dabei ertappt, in solchen Momenten launisch zu werden, und hatte sich gelegentlich zusammenreißen müssen, Nico nicht darunter leiden zu lassen. Die einsame Wohnsituation im Wald trug vermutlich ebenfalls dazu bei, so idyllisch das Leben in der Natur auch war.

Was Nico betraf, hatte sie daher auch bewusst darauf geachtet, dass er nicht zum kontaktarmen Einzelgänger wurde, sondern nach dem Schulunterricht oft bei Freunden in der Stadt blieb, von wo sie ihn nach Feierabend abholte. Oder dass er Freunde ins Forsthaus einlud, die sie anschließend wieder nach Hause fuhr. Auf eigene Interessen jedoch hatte sie seit Wolfgangs Tod wenig Rücksicht genommen. Abgesehen von den Stunden ihrer Berufstätigkeit kam sie nicht viel unter Leute.

Vier oder fünf Jahre nach Wolfgangs Tod hatte sie zufällig eine aus Jugendtagen in der Stadt getroffen, die sie seit vielen Jahren nicht gesehen hatte. Sie hatten sich in ein Café gesetzt und über ihr derzeitiges Leben ausgetauscht. Tanja, die Freundin, hatte recht schnell erkannt, was Gabrieles Problem war, diese sich aber selbst nicht eingestand.

„Du brauchst mal wieder einen Mann“, hatte sie es ohne Umschweife auf den Punkt gebracht.

„Ach was! So weit bin ich außerdem noch nicht, dass ich mich neu binden könnte. Es gibt da auch niemanden, der in Frage käme“, hatte Gabriele entgegnet.

„Es muss ja nicht gleich eine richtige Beziehungskiste sein“, hatte sich Tanja nicht beirren lassen. „Such dir doch mal hin und wieder einen ONS.“

„Einen was?“, hatte Gabriele irritiert gefragt.

„Einen One-Night-Stand! Nie gehört? Mein Gott, einen netten kleinen Gelegenheitsfick“, hatte Tanja gekichert.

„Bist du verrückt? Wie soll das denn gehen? Ich bin doch kein Flittchen!“

Aber Tanja war in Fahrt gekommen. „Schau dich doch mal an! Du bist erst Mitte dreißig, siehst noch gut aus, hast mit deiner schlanken Taille, deinen weiblichen Hüften und deinem prallen Arsch eine Figur, die wahrscheinlich vielen Männern das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Was glaubst du, wie viele Männer mit Sexnotstand herumlaufen? Setz dich mal abends in ein Lokal oder an eine Bar. Du sollst mal sehen, wie schnell du angequatscht und abgeschleppt wirst, wenn du nur ein wenig durchblicken lässt, dass du nicht gerade ein Keuschheitsgelübde abgelegt hast. Gib nichts Privates preis und sag hinterher: Tschüss, war nett mit dir. Das ist alles. Glaub mir, das tut dir gut, und nebenbei wirkt es sich auch positiv auf dein Selbstwertgefühl aus.“

Natürlich hatte Gabriele ein solches Ansinnen empört von sich gewiesen. Wie Tanja geredet hatte! So als kenne sie sich persönlich damit aus. Dabei war sie doch selbst seit Jahren verheiratet. Aber das Gespräch war Gabriele danach trotzdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen und hatte Fantasien in Gang gesetzt. Hatte Tanja recht gehabt? Setzte ihr wirklich ein Aufstand der Hormone zu? Je mehr sie darüber nachgedacht hatte, um so mehr hatte Tanjas aberwitziger Vorschlag eine magische Anziehungskraft ausgeübt. Brauchte sie tatsächlich endlich wieder einmal Sex?

Eines Abends hatte sie sich nackt vor den Spiegel gestellt und kritisch ihren Körper begutachtet. Einfach nur so natürlich, ohne jeden Hintergedanken, wie sie sich selbst einredete. Tanja hatte eigentlich nicht so falsch gelegen: Nach der Geburt ihres Sohnes hatte Gabriele mit Ehrgeiz ihren Körper wieder in Form gebracht. Anders als viele andere Frauen hatte sie dadurch wieder ihre schlanke Taille und einen recht straffen Bauch zurückgewonnen. Um Hüften und Oberschenkel herum war sie vielleicht etwas breit, aber wie hatte ihre Freundin gesagt: weiblich eben. Der Hintern — na ja, Tanjas Beschreibung „praller Arsch“ hatte sie eigentlich nicht gerade schmeichelhaft gefunden. Aber nicht wenige Männer standen auf solche Formen, so viel wusste auch sie. Das hübsche Dreieck glatter dunkler Schamhaare fand sie durchaus passend. Kein Grund, sich dort zu rasieren. Und ihr Busen: nicht unbedingt riesig, aber auch nicht mickrig. Guter Durchschnitt. Und dass er nicht mehr völlig straff sein konnte, sondern ein wenig der Gravitation Tribut zollte, musste man einer Frau, die ein Kind geboren und gestillt hatte, nun einmal zugestehen. Seit ihrer Schwangerschaft waren die weit abstehenden dicken Brustnippel im Zentrum der großen dunklen Warzenhöfe ein richtiger Blickfang, vor allem, wenn sie erregt war. War sie das etwa gerade?

Anschließend im Bett hatte sich ihre Hand zwischen ihre Schenkel verirrt. So etwas hatte sie zuletzt vor ihrer Ehe gemacht, seitdem nie mehr. Wieso war sie so nass da unten? Zwei, drei Orgasmen hatte sie sich schließlich verschafft und sich tatsächlich danach entspannter gefühlt. Aber es war eben nicht dasselbe wie die Berührungen eines anderen Menschen.

Und so war einige Wochen später tatsächlich der Fall eingetreten, dass Gabriele sich eines Samstagabends in einer Weinstube wiederfand, ein Glas vor sich auf dem Tisch, nervös und mit klopfendem Herzen. Ihrem Sohn hatte sie zuvor erklärt, eine alte Freundin habe sie zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Sie werde bei ihr übernachten, weil sie auch etwas trinken wolle. Er war inzwischen alt genug, um einmal eine Nacht allein zu Hause verbringen zu können. Trotzdem hatte sie kurz gegen einen Anflug von schlechtem Gewissen ankämpfen müssen. Aber sie hatte sich nun einmal überwunden, das Experiment zu wagen.

Was würde nun passieren? Würde sie sich wirklich trauen, mit einem fremden Mann, der ihr einen entsprechenden Vorschlag machte, mitzugehen? Oder würde sie in wilder Panik flüchten? Vielleicht ergab sich auch nichts dergleichen, und Tanjas Behauptung entpuppte sich lediglich als Flop, als blühende Fantasie. Was sollte sie dann Nico sagen, wenn sie doch noch am Abend heimkam? Die Feier wäre von jetzt auf eben ausgefallen?

Und dann hatte Gabriele bemerkt, dass der Blick eines Mannes auf ihr ruhte. Er saß ebenfalls mit einem Glas Wein allein an einem Tisch. Sie hatte den Mut gehabt, seinen Blick zu erwidern, und gehofft, dass es weder zu provozierend noch zu abweisend wirkte. Zwei weitere Blickkontakte, und der Mann hatte Mut gefasst. Er war zu ihr herüber gekommen und hatte gefragt, ob er ihr etwas Gesellschaft leisten dürfe oder ob sie jemanden erwarte. Zu ihrer eigenen Verblüffung hatte sie so etwas wie Triumph und Genugtuung empfunden. Auch Erregung, aber keine Spur mehr von Nervosität. Sie hatte freundlich „Warum nicht“ gesagt und dass sie niemanden erwarte.

An diesen One-Night-Stand — schließlich ihr erster — konnte sie sich noch gut erinnern. Die Wohnung des Mannes hatte sich ganz in der Nähe befunden. Eine Stunde, nachdem er sie angesprochen hatte, standen sie in seiner Diele und küssten sich. Christoph, so hatte er sich vorgestellt, war in ihren Augen kein Traummann. Er hatte zweifellos die Fünfzig schon überschritten. Nicht ganz schlank, schon ziemlich grauhaarig, aber insgesamt auch nicht unsympathisch. Sein Aussehen war ihr aber auch in diesem Moment nicht wichtig gewesen. Die Attraktion nämlich — und darüber war sie selbst erstaunt — hatte für sie in der harten Schwellung bestanden, die durch den Stoff seiner Hose gegen ihren Unterleib drückte. Einmal wieder das Glied eines Mannes zu spüren, das ihretwegen hart wurde, sich als Objekt seiner Erregung, seines Begehrens fühlen zu können, das war schon ein erster Lohn für ihre waghalsige Unternehmung.

Als sie dann zehn Minuten später nackt vor Christoph gestanden hatte, der vor ihr kniend seine Hände fordernd in ihre vollen Pobacken gegraben, sein Gesicht in ihren Schoß gepresst und seine Zunge in ihre längst nasse Spalte gebohrt hatte, da hatte sie endgültig gewusst, dass ihr genau das gefehlt hatte, und in Gedanken hatte sie einen Dankesgruß an Tanja geschickt.

Christophs steifes Glied hatte sie durch seine Dicke überrascht. Denn dasjenige ihres Ehemannes hatte sie merklich schlanker in Erinnerung gehabt. Aber da hatten ihr ja im Grunde auch die Vergleichsmöglichkeiten gefehlt. Wolfgang war der erste Mann gewesen, dessen Körper sie in allen Einzelheiten hatte erkunden können. Vor ihm hatte es nur im Alter von 18 oder 19 Jahren einige Knutschereien und Fummeleien mit etwa gleichaltrigen Jungen gegeben. Das hatte nicht ausgereicht, um sie mit umfassender Kenntnis über männliche Geschlechtsteile zu versorgen. Im Vergleich dazu hatte sie sogar über ein größeres Wissen hinsichtlich der Vielfalt weiblicher Körperbeschaffenheiten verfügt, zu dem ihr Spielereien mit einer Reihe von Freundinnen im Alter von 14 oder 15 Jahren verholfen hatten.

Die Erinnerung an den Penis ihres verstorbenen Mannes hatte sie kurz irritiert. Aber dann hatte die so lange entbehrte Lust sofort wieder die Oberhand gewonnen und sie hatte ohne Zögern Christophs Schwanz in die Hand und schließlich auch in den Mund genommen. Die ungewohnte Dicke dieses Teils war für sie nicht wirklich von Bedeutung gewesen. Sie fand es jedoch interessant, mit solch neuen Eindrücken konfrontiert zu werden.

Allerdings hatte es zunächst nicht viel Gelegenheit gegeben, sich länger Christophs bestem Stück zu widmen. Denn es hatte sich schnell gezeigt, dass er es wohl ebenfalls sehr nötig gehabt hatte. Mit einem „Entschuldige, ich kann es nicht zurückhalten“ war ihm vorzeitig das Sperma aus der prallen Eichel geschossen, wovon sie das meiste mit ihren Brüsten auffing. Dennoch war sie danach auf ihre Kosten gekommen, denn er hatte sie noch ausgiebig und liebevoll mit Mund und Händen verwöhnt. Schließlich waren beide nackt auf seinem Bett eingeschlafen.

Als sie fast gleichzeitig wieder erwacht waren, war es schon weit nach Mitternacht. Für Christoph hatte diese Erholungsphase ausgereicht, um erneut eine Erektion präsentieren zu können. So kam auch eines der Kondome zum Einsatz, die er glücklicherweise bereithielt. Sie hatte zuvor nicht daran gedacht, selbst in dieser Weise vorzusorgen, hatte sich das dann jedoch für die Zukunft fest vorgenommen. Also hatten sie beide auch noch einen ausgiebigen Geschlechtsverkehr genießen können, bis Christoph schließlich ein weiteres Mal ejakuliert und auch Gabriele sich vollkommen befriedigt gefühlt hatte.

Am nächsten Morgen hatte sie seine Wohnung nach dem Frühstück verlassen. Er hatte noch gefragt, ob sie sich wiedersehen könnten. „Ich weiß nicht, vielleicht. Es war ja eigentlich eher spontan“, hatte sie ausweichend geantwortet, um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen. Sie war jedoch fest entschlossen gewesen, Tanjas Hinweis zu befolgen. Keine Beziehungskiste. Auch wenn ihr der Sex mit Christoph gut getan hatte, ein engerer Kontakt mit ihm kam nicht in Frage.

Obwohl nicht unbedingt ausgeschlafen, hatte sie sich dann für den Rest des Sonntags ganz Nico gewidmet. Für ihn war es sicher nicht von Nachteil gewesen, dass seine Mutter tags zuvor für ihren ausgeglichenen Hormonhaushalt gesorgt hatte, auch wenn er nicht wissen konnte, was der Hintergrund ihrer guten Stimmung und der besonderen Aufmerksamkeit war, die sie ihm schenkte.

Nach drei Wochen hatte sie dann doch geschwankt, ob sie nicht noch einmal dieselbe Weinstube aufsuchen sollte, in der Hoffnung, Christoph dort wieder zu begegnen. Oder sollte sie einfach mal auf gut Glück an seiner Wohnungstür klingeln? Dann hatte aber die Vernunft gesiegt und sie hatte sich ein anderes Lokal gesucht, in einem anderen Viertel der Stadt. Auch dieser Abend war in sexueller Hinsicht erfolgreich verlaufen. Diesmal sogar mit einem jüngeren und attraktiveren Mann. Nico hatte sie erzählt, dass ihre alte Freundin Tanja und sie auf der Geburtstagsfeier beschlossen hätten, öfter mal samstags zusammen auszugehen. Damit hatte sie ihn bereits auf weitere Samstagabende vorbereitet, an denen er allein sein würde. Nico hatte auch nie Missfallen erkennen lassen. Er hatte ja auch stets von ihrer guten Stimmung am nächsten Tag profitiert. Notfalls hätte sie auch Tanja einweihen können, die hätte ihr gewiss jederzeit ein Alibi verschafft. Aber solange es nicht notwendig war, hatte sie ihre Freundin auch lieber außen vor lassen wollen.

So hatte sich Gabriele seitdem regelmäßig ihre Auszeiten genommen und ihre One-Night-Stands sehr genossen, auch wenn nicht alle einen spektakulären Eindruck hinterließen. Mit der Zeit hatte sie eine gewisse Routine in der Planung entwickelt, immer wieder die Stadtviertel oder sogar die Städte zu wechseln. Sie wollte ja keinem ihrer Einmal-Liebhaber ein zweites Mal begegnen. Oft hatte sie auch das Internet zu Rate gezogen, vor allem nachdem sie die Revierart ihrer Beutezüge etwas geändert hatte. Denn die Hormone forderten zwar ihr Recht, hatten jedoch nicht ihre Vernunft und ihr Diskretionsbedürfnis verdrängt. Es wäre ihr unangenehm gewesen, beim Besuch eines Lokals von vornherein als alleinstehende Frau auf Männerfang erkannt zu werden. Aus diesem Blickwinkel waren ihr die Besuche von Gaststätten mit der Zeit doch etwas suspekt erschienen. Irgendwann war ihr die Idee gekommen, sich stattdessen für die Nacht ein Hotelzimmer zu leisten. So konnte sie den Eindruck einer Geschäftsfrau auf der Durchreise erwecken, die abends an der Hotelbar noch etwas Entspannung suchte und einer kleinen Zerstreuung nicht abgeneigt war. Das war ihr seriöser erschienen.

In dieser Zeit hatte sie auch begonnen, ihr Outfit für erotische Momente aufzupolieren. Bis dahin hatte sie zu diesen Gelegenheiten zwar immer ihre hübscheste Wäsche angelegt, aber nichts besessen, was unter den Begriff Reizwäsche gefallen wäre. Nun aber hatte sie sich bald einen ausreichenden Fundus an Strapsen, Strümpfen sowie frivolen Slips und Büstenhaltern zugelegt. Bei diesen Einkäufen war auch schon mal das ein oder andere Sexspielzeug in ihren Besitz gekommen. Das hatte sie allerdings nur benutzt, wenn sie gelegentlich ein besonders erregendes Abenteuer noch einmal im Nachhinein Revue passieren ließ oder den unwiderstehlichen Drang verspürte, möglichst bald ein neues herbeizuführen. Denn einen echten Ersatz für ein reales Partner-Erlebnis konnte ihr die Selbstbefriedigung nach wie vor nicht bieten.

Wenn sie sich vor Augen hielt, wie wenig Erfahrung mit Männern sie zuvor gehabt hatte, so musste sie sich eingestehen, dieses Defizit schon nach 1-2 Jahren ihrer Wochenendunternehmungen mehr als aufgeholt zu haben. Mittlerweile hatte sie die unterschiedlichsten Schwänze zwischen ihre Schenkel genommen — große, kleine, lange, kurze, dicke, dünne. Sie hatte Männer kennengelernt, die nach einmal Abspritzen ihr Pulver verschossen hatten, und solche, die zwei- oder sogar dreimal in einer Nacht konnten.

Vom moralischen Standpunkt aus durfte sie gar nicht darüber nachdenken, wie viele Männer es waren. Sie hatte sich immer wieder eingeredet, dass allein ihr Diskretionsbedürfnis sie nach immer neuen Partnern Ausschau halten ließ. Sie brauchte nun mal wenigstens alle Wochen Sex, diese Erkenntnis akzeptierte sie inzwischen. Aber da war auch immer eine unterschwellige Ahnung und Furcht, es könnte etwas anderes dahinter stecken. Konnte es sein, dass es gerade der heimliche Reiz der Unmoral, des gesellschaftlich nicht Tolerierten war, der sie so auf den ständigen Partnerwechsel abfahren ließ? Hatten diese Einmal-Erlebnisse schlafende Hunde in ihr geweckt? Ein Gedanke, den sie jedoch stets beiseite schob.

Manchmal hatte sie sich auch zusammenreißen müssen, nicht weich zu werden, wenn nach einer erotisch besonders aufregenden Nacht die Bitte an sie herangetragen wurde, Telefonnummern auszutauschen, um sich nochmals wiedersehen zu können. Bei einem Hotelbesuch war sie mit zwei Männern zugleich aufs Zimmer gegangen. Die hatten ihr unter anderem das erste Sandwich-Erlebnis beschert und es ihr darüber hinaus die ganze Nacht lang so gründlich besorgt, dass die Aussicht auf eine Wiederholung sie tatsächlich fast schwach werden ließ. Aber letztlich behielt doch immer ihre Vernunft die Oberhand.

Natürlich gab es auch hin und wieder Männer, die ihr besonders sympathisch waren. Dennoch hatte sie sich nie wirklich verliebt. Darüber war sie selbst ein wenig verwundert. Sie hätte nie gedacht, dass sie ständig nur auf rein sexueller Ebene mit Männern verkehren könnte. Womöglich gab es durch ihre strikte Einhaltung des Prinzips, keinen ein zweites Mal zu treffen, auch gar keine Gelegenheit, gefühlsmäßige „Nebenwirkungen“ entstehen zu lassen.

Ihre Vernunft hatte sie auch immer wieder vor dem Risiko gewarnt, trotz aller Vorsicht eines Tages doch einem ihrer Sexpartner — womöglich noch in Gegenwart ihres Sohnes — ein zweites Mal über den Weg zu laufen. Ein Risiko, das zweifellos auch mit der Anzahl ihrer Eskapaden größer wurde. Schon damals war ihr die Binsenweisheit vom Krug, der so lange zum Brunnen geht, bis er bricht, warnend in den Sinn gekommen.

Ihre häufigen Recherchen im Internet hatten sie schließlich auf eine neue Idee gebracht. Manchmal hatte sie dort gelesen, dass der Besuch eines Swingerklubs im Gegensatz zur landläufigen Meinung mehr Diskretion und Schutz der Privatsphäre böte als die meisten anderen Kontaktmöglichkeiten. Und zwar gerade wegen seiner einschlägigen Zielsetzung, die sich ohne Einhaltung zwischenmenschlicher Regeln wie gegenseitiger Rücksichtnahme und Diskretion nicht auf Dauer verwirklichen ließe. Sie hätte sich zuvor nie vorstellen können, ohne männliche Begleitung eine so „unseriöse“ Einrichtung aufzusuchen, aber die Argumente und Berichte von Besuchern solcher Klubs waren ihr überzeugend erschienen. Es hieß immer, man könne sich auch alles nur in Ruhe anschauen, ohne jede Verpflichtung zu sexuellen Handlungen oder auch nur zu freizügiger Bekleidung.

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