Kapitel 7

In München angekommen ist Sandra in die Tiefgarage eines Bürogebäudes gefahren. Wir sind mit dem Lift in den neunten Stock hoch, wo mich Sandra abgegeben hat. Eine junge Frau übernimmt mich. Ich werde von ihr in eine Umkleide gebracht und soll mich nackt ausziehen und warten. Bisher war ja alles noch halbwegs gut gegangen und erträglich. Die Behandlung, die ich durch den Friseur erfahren habe, war ein ganz schön großer Schock für mich gewesen. Es hat mir jedoch einen Vorgeschmack von dem vermittelt, aus was ich mich eingelassen habe. Bald schon werde ich nicht mehr über mich und meinen Körper bestimmen. Das wird schon bald ein anderer übernehmen. Dabei ist mir auch klar, dass mein Erlebnis mit dem Friseur bei weitem nicht das Schlimmste bleiben wird. Ich will noch nicht daran denken, was noch alles auf mich zukommen wird.

Um 11 Uhr soll es losgehen und die Wanduhr in meiner Umkleide zeigt fünf Minuten vor 11. Ich bin nervös und habe Angst vor meiner Entscheidung. Allmählich frage ich mich, ob es schon so eine gute Idee war oder ob ich nicht doch noch einen anderen Ausweg hätte finden können. Doch an diesem Punkt ist eh schon alles entschieden. Ein Rückkauf kommt nicht in Frage, den könnte ich mir nie im Leben leisten.

Während ich so über meine Zukunft und die Lage in die ich mich manövriert habe, nachdenke, kommt Sandra zu mir. Sie scheint aufgeregt zu sein, etwas das ich bisher nicht an ihr gesehen habe.

„Unter den Interessenten ist ein recht junger Mann. Er hat sich als Andreas vorgestellt, ist leger gekleidet, soll aber stinkreich sein. Das hat mir die Kleine aus dem Sekretariat verraten. Sie hat, wie das üblich ist, Erkundigungen zu den möglichen Interessenten eingeholt. Allerdings kann sie ihn nicht einschätzen, weil er ganz neu in der Szene ist. Ich bete für dich, dass er dich kaufen wird. Egal wie er ist, er wird mit Sicherheit um Welten besser sein, als der fürchterliche Dimitri. Ich kann dir nur raten, schau den jungen Mann immer wieder an. Kann gut sein, dass das sein Herz erweicht und sein Kaufinteresse beeinflusst.“

Mit diesen Worten umarmt sie mich ein letztes Mal und zieht mich mit sich zur Tür hinaus. Dort warten bereits zwei weitere Mädchen. Auch sie sind nackt, wie ich. Wir werden von einem Mann angewiesen, ihm zu folgen.

Er führt uns direkt auf die Bühne und weist uns an, dort Aufstellung zu nehmen. Er weist und an, uns zu präsentieren wie Vieh. Einen kurzen Moment frage ich mich, was ich erwartet habe. Wir werden verkauft und werden damit behandelt wie Ware. Diese Menschen da, sind es gewohnt. Für sie besteht vermutlich wenig Unterschied, ob sie Austern oder Mädchen kaufen. Zum Glück fällt mir im letzten Moment noch ein, was mir Sandra dazu erklärt hat, wie sich eine Sklavin zu präsentieren hat. Beinahe automatisch spreize ich meine Beine und stelle mit Genugtuung fest, dass die anderen beiden Mädchen einige Zeit brauchen, um ebenfalls meinem Beispiel zu folgen.

Ich wage einen Blick ins Publikum und sehe, wie die Männer mich von unten her anstarren. Alle wollen mich haben! Das kann ich in ihren Augen sehen. Erst nach einer Weile fällt mir ein junger Mann auf, der Andreas sein müsste. Er schaut zwar interessiert auf die Bühne, das Leuchten in den Augen kann ich allerdings nicht erkennen. Direkt am Tisch neben ihm sitzt ein offensichtlich sehr ungehobelter Mann. So, wie er sich benimmt, muss er einen schrecklichen Charakter besitzen. Ich nehme an, bei diesem Mann handelt es sich um Dimitri. Mir fährt der Schreck in die Knochen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was mir blüht, wenn er mich ersteigert. Das könnte heiter werden!

In diesem Augenblick überkommt mich zum ersten Mal Angst, panische Angst. Auf was habe ich mich da nur eingelassen? Na gut, Andreas könnte ganz nett sein, irgendwie kommt er ganz sympathisch rüber. Wenn mich aber Dimitri kauft, dann wird das für mich die Hölle auf Erden. Er macht ganz offen obszöne Bemerkungen und ich sehe, wie er immer wieder eindeutige Handbewegungen in meine Richtung macht. Mein Gott, was muss das für ein Barbar sein?

Ich versuche mich abzulenken und schaue wieder zu Andreas hinunter. Ich wünsche mir wirklich nichts sehnlichster, als dass er es ist, der mich kauft. Ich hoffe aus ganzer Seele, dass mein Wille zumindest in diesem Moment Berge versetzen kann.

Es geht los! Andreas und die beiden Russen bekunden ihr Interesse an mir, als sie den Ausrufpreis von 350.000 Euro höre. Die anderen sind offenbar bei diesem Preis schon raus. Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass Andreas die Hand gehoben hat. Zumindest ein Anfang ist gemacht. Bleibt nur zu hoffen, dass er bis zum Ende durchhält.

Allmählich realisiere ich, welche Summen im Spiel sind. Die verdienen an mir mindestens 100.000 Euro und haben genau genommen gar nicht viel gemacht. Ich komme mir betrogen und ausgenutzt vor.

„Die entjungfere ich noch hier auf der Bühne“, brüllt Dimitrie mit einem gemeinen Lachen als der Moderator erklärt, dass ich noch bin. Es ist kein fröhliches Lachen, fast schon eine Drohung.

Mein Gott, was für ein Schwein! Das Schreckliche ist, dass ich ihm zutraue, dass noch auf der Bühne über mich herfällt, mir die Beine auseinander reißt und mir hier vor allen Mitinteressenten seinen Schwanz in mein Fötzchen stößt. Das wäre dann wohl seine Art zu zeigen, dass ich ab sofort ihm gehöre. Brrrr, das widert mich an!

Andreas legt zum Glück ordentlich drauf und geht auf eine halbe Million Euro. Bei solchen Beträgen wird mir schwindlig. Das sind unvorstellbare Summen. Doch auch Dimitri scheint verbissen zu sein. Er überbietet Andreas, wenn auch nicht so deutlich. Nein, nicht dieses Schwein! Ich mache alles, ich bin zu allem bereit, aber nicht mit diesem Mann. Ich blicke voller Sehnsucht und vermutlich mit einem innständigen Flehen in den Augen zu Andreas.

Er enttäuscht mich nicht und erhöht sofort. Doch auch Dimitri zieht erneut nach. Es sind unglaublich bange Minuten für mich. Sie werden über mein künftiges Leben entscheiden. Natürlich habe ich bei Andreas auch keine Garantie dafür, dass ich es gut haben werde. Doch bei Dimitri bestehen absolut keine Zweifel, was der alles mit mir machen wird.

Andreas legt noch einmal nach, er scheint gar nicht nachzudenken. Diesmal zögert Dimitri, bevor auch er noch einmal 10.000 Euro draufpackt. Bitte, bitte, bitte Andreas, lass mich jetzt nicht hängen. Ich tue wirklich alles, was immer du dir wünschst. Ich lege meine ganze Verzweiflung in den Blick, den ich ihm zuwerfe. Doch er schaut nicht zu mir, er hat den Moderator fixiert. Seine Mine ist wie versteinert. Ich kann nicht einschätzen, was in seinem Kopf vorgeht.

„Eine Million“, bietet er.

Mein Gott, mir geben fast die Knie nach, sie sind, wie aus Gummi. Ich drohe zusammenzusacken. Das ist eine irrsinnig hohe Summe. Unvorstellbar! Und die bietet dieser Mann für mich, obwohl er mich gar nicht kennt. Was bewegt ihn eigentlich dazu?

Auch wenn er mir jetzt wieder geradewegs in die Augen schaut, kann ich seinen Blick immer noch nicht ergründen. Es liegen Wärme und Zuneigung drinnen. Kann das sein? Bei diesem Mann werde ich es garantiert nicht schlecht haben. Da bin ich mir sicher.

Dimitri dagegen schaut äußerst verärgert drein. Er kocht innerlich vor Wut und es kommt mir vor, als würde er gleich platzen. Ich bete im Stillen, dass sich Dimitri geschlagen gibt. Ich werfe einen kurzen Blick zu Andreas, der aber völlig entspannt und locker wirkt. Wie kann man eine derartig gewaltige Summe bieten und dann dastehen, als würde man auf die Nachspeise warten?

Auch Dimitri blickt mit funkelndem Zorn in den Augen hinüber zu seinem Widersacher. Doch Andreas grinst ihn lediglich überlegen an. Endlich gibt der Russe auf und gibt dem Moderator einen Wink, dass er aussteigt. Da sich, wie erwartet, kein anderer mehr meldet, werde ich Andreas zugesprochen. Einmal muss ja auch ich Glück im Leben haben.

Ich kann Andreas nur einen dankbaren Blick schenken. Mehr habe ich nicht. Dafür kommt er aus tiefstem Herzen. Ich muss mit den Tränen kämpfen und ich spüre, wie meine Augen feucht werden. Eine kleine Träne kann ich nicht zurückhalten, sie rollt meine Wange hinunter. Die Anspannung, die in diesem Augenblick von mir abfällt, muss sich einen Weg bahnen.

Erst in diesem Moment wird mir wirklich bewusst, auf welches Abenteuer ich mich eingelassen habe. Aus purer Verzweiflung habe ich einen Weg eingeschlagen, der wirklich schlimm hätte ausgehen können. Die Versteigerung war fürchterlich für mich. Meine Beklemmung während der letzten Minuten dürfte vermutlich Todesangst gleichkommen. Ich wäre vermutlich lieber tot umgefallen, als Dimitrie in die Hände zu fallen. Doch jetzt blicke ich zum Glück wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Obwohl ich auch so nicht weiß, auf was ich zugehe.

Andreas kommt auf die Bühne und gibt mir züchtig zwei Küsschen auf die Wange, dann gibt er seinem Begleiter die Anweisung zu bezahlen. Ich gehe in die Garderobe und er kommt mir nach. Entgegen meiner Erwartung will er die gekaufte Ware nicht gleich begutachten, er dreht sich sogar um, als ich mich anziehe.

Das ist kaum zu glauben! Ich habe einen Gentleman erwischt. Der legt eine Million auf den Tisch und dreht sich dann um, wenn ich mich anziehe. Da kann ich nur von Riesenglück sprechen. Es gibt also doch noch einen Gott.

„Danke, dass Sie mitgesteigert haben“, bringe ich gerade so heraus. Ich bin zu aufgeregt und weiß wirklich nicht, was ich sagen soll.

„Ich bin Andreas. Ich hätte dich nie dem Scheusal von einem Russen überlassen können“, sagt er. Bei diesen Worten spielt ein aufmunterndes Lächeln um seinen sinnlichen Mund.

„Wie soll ich Sie ansprechen?“, frage ich schüchtern.

Ich habe ihn bisher in meinen Gedanken Andreas genannt, weil ihn mir Sandra so vorgestellt hat. Außerdem kommt er mir inzwischen schon ganz vertraut vor. Trotzdem ist mir klar, dass das wohl doch nicht ganz so laufen wird.

„Ich hätte gerne, dass du mich Andreas nennst und du sagst“, meint er zu meiner großen Überraschung.

Ich kann nicht anders, ich muss ihm zeigen, wie dankbar ich ihm bin. Ich mache einen Schritt auf ihn zu und falle ihm um den Hals. Ich bin so überwältigt, dass ich mich einfach an ihn schmiegen muss. Bei ihm fühle ich mich beschützt, obwohl ich ihn gar nicht kenne. Er streichelt mir beinahe schüchtern mit der Hand über den Kopf und wischt mir die einsame Träne von der Wange. Es ist für mich die erste liebevolle Geste seit langem und sie tut so unheimlich gut.

Er lässt mir die Zeit, die ich brauche, um mich wieder zu fangen. Dann nimmt er sogar meine Tasche und wir gehen. Als wir den Raum verlassen ist Dimitri gerade dabei Sonja zu ersteigern. An ihr wird er vermutlich seinen Frust darüber auslassen, dass er bei mir nicht mithalten konnte. Solche Männer sind meist sehr eitel und verkraften es nicht leicht, wenn sie sich einem anderen geschlagen geben zu müssen. Für Dimitrie war das schon bitter. Offen eingestehen zu müssen, dass der andere mehr Geld hat, ist für solche Typen sicher noch schmerzlicher, als für einen Normalverdiener. Arme Sonja!

Vor dem Raum, in dem die Versteigerung stattfindet, treffen wir den . Als ihm Andreas erklärt, dass er mit dem Zug nach Frankfurt fahren muss, checkt dieser, dass Andreas eigentlich nie vorhatte, ein Mädchen zu kaufen. Ich bin sprachlos.

„Danke, ich werde dir eine gute Sklavin sein“, verspreche ich ihm, als wir im Auto sitzen.

Ich kann ihm meine Dankbarkeit nicht anders zeigen. Was soll ich sonst für ihn tun. Doch was sagt er? Er meint lediglich, ich soll die Kim sein, die ich immer bin. Wie stellt er sich das vor?

„Du brauchst dich nicht zu verändern und vor allem brauchst du nichts tun, was du nicht wirklich tun will“, sagt er.

„Wie meinst du das?“, frage ich verwirrt. Kein Mensch legt eine Million Euro hin und will dann nichts. So etwas kann es doch nicht geben?

„Kim, ich finde dich ganz toll und ich mag dich. Was ich aber nicht möchte ist, dass du irgendetwas tust, nur weil ich dich gekauft habe. Wenn du aussteigen und nach Hause fahren willst, dann werde ich dich ganz bestimmt nicht aufhalten. Es würde mich aber sehr freuen, wenn du für eine paar Tage mein Gast wärst.“

„Du hast mich gekauft, ich gehöre dir!“, versuche ich, ihm entgeistert klar zu machen.

„Kim, vergiss den ganzen Scheiß von vorhin. Es hat nie einen Verkauf gegeben, ich habe kein Geld für dich ausgegeben. Wir haben uns vorhin einfach so getroffen, Du hast mich angesprochen und gefragt, ob ich dich mit nach Frankfurt nehme.“

„Wie soll ich vergessen was war?“, frage ich entgeistert.

„Bitte tu es, mir zuliebe!“, antwortet er fast verzweifelt.

Ich fürchte, ich verstehe kein Wort, von dem was er sagt. Was soll ich von dem Ganzen halten. Kann es sein, dass Andreas unter psychischen Problemen leidet und nicht weiß, was er tut? Ich sitze in einem teuren Sportwagen, weit weg von zu Hause und ein Mann bittet mich, zu vergessen, dass er eine Million Euro bezahlt hat, damit ich ihm gehöre.

„Ich kann dich nicht verstehen, aber ich werde es versuchen“, lenke ich ein.

„Nach dem Abendessen setzen wir uns zusammen und dann reden wir. Ich möchte mehr über dich erfahren und dann erkläre ich dir auch alles, was du wissen willst. Bis dahin sind wir ein Mann und eine Frau, die sich zufällig getroffen haben“, und damit zieht er vorerst einen Schlussstrich unter das Thema.

Wir brausen über die Autobahn in Richtung Würzburg. Ich kenne mich nicht aus und genieße den Fahrtwind. Er hat das Verdeck geöffnet und es ist für mich das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit einem Cabrio fahre. Dieser Sportwagen sieht verdammt cool aus.

„Musst du jemanden anrufen, um ihm zu sagen, dass es dir gut geht?“, erkundigt sich Andreas. Er denkt sogar für mich mit.

„Wäre das möglich?“, frage ich schüchtern.

„Natürlich, gib einfach if dieser Tastatur die Nummer ein und du kannst über die Freisprechanlage telefonieren. Ich werde versuchen nicht zuzuhören, damit du deine Privatsphäre hast.“, erklärt er mir. „Oder besser noch, du holst die Ohrstöpsel aus dem Handschuhfach und steckt sie hier ein. Der Fahrtwind ist doch etwas stark.“

„Stört es dich, wenn ich tschechisch spreche. Ich spreche mit meinem immer tschechisch.“

„Nein, nur zu, dann brauche ich nicht weghören, da verstehe ich eh nichts“, sagt er und lächelt mich an.

Er hat ein schönes Lachen, so herzlich, so offen, so ehrlich. Ich glaube, ich habe mich in diesen Mann verliebt.

, ich wollte dir nur sagen, dass es mir gut geht“, sage ich, als er sich meldet.

„Wo bist du?“, fragt er besorgt.

„Ich bin auf dem Weg nach Frankfurt. Ein Mann hat eine Million Euro geboten und mich damit vor einem widerlichen Russen gerettet“, erkläre ich ihm.

„Ich hoffe nur, er ist einigermaßen gut zu dir. Du hast etwas auf dich genommen, das ich nicht hätte zulassen dürfen“, ist mein Vater besorgt.

„Mach dir keine Sorgen, Andreas hat mir die Tasche getragen und verlangt, dass ich tue, als hätten wir uns ganz zufällig getroffen. Er wollte eigentlich keine Frau kaufen. Ich denke, ich habe heute den nettesten Mann der Welt getroffen.“

„Du sprühst ja vor Begeisterung. Gefällt er dir so gut?“, bohrt mein Vater nach.

„Ja, ich glaube schon“, antworte ich verlegen. Dabei werde ich vermutlich auch etwas rot. „Wie geht es ?“.

„Sie hat morgen die ersten Untersuchungen. Die Operation soll in zwei Wochen stattfinden“, erzählt mein Vater.

„Erst in zwei Wochen?“

„Das ist sogar ausgesprochen schnell. Hast du eine Ahnung, wie lange man sonst auf eine Operation warten muss?“

Wir verabschieden uns und ich verspreche, mich zu melden, sobald ich kann. Ich trage ihm auch auf, meine Mutter und meine Geschwister lieb von mir zu grüßen. Dann drücke ich den Knopf, um das Gespräch zu beenden.

„Hast du einen Freund?“, will Andreas wissen.

„Nein, ich bin ja noch !“, antworte ich.

„Ach ja, das hat der schreckliche Moderator ja hinausposaunt. Das muss ganz schön peinlich für dich gewesen sein, nackt vor all den Lüstlingen zu stehen“, zeigt er Mitgefühl. „Trotzdem kannst du einen Freund haben und noch Jungfrau sein. Das eine schließt das andere nicht zwingend aus.“

„Ich glaube, ich habe auf der Bühne gar nicht mehr daran gedacht, dass ich nackt bin. Ich habe nur noch gehofft, dass mich der Russe nicht in die Finger kriegt. Und nein, ich habe keinen Freund. Ich hatte dafür nie Zeit und vor allem, ich habe vermutlich bisher auch nie den richtigen Mann getroffen.“

Dann kommen Anrufe am laufenden Band herein. Andreas muss ein vielbeschäftigter Geschäftsmann sein. Es geht um Unternehmen, Personalfragen, Einkäufe, Verkäufe, er muss ein sehr hohes Tier sein. Dabei ist er doch noch so jung.

Ich bin still und hänge meinen Gedanken nach. Das Leben spielt manchmal schon verrückt. Ich habe mich vor wenigen Tagen auf ein Wagnis eingelassen, das für mich — im Nachhinein betrachtet – wirklich böse hätte enden können. Stattdessen treffe ich den tollsten Mann, den es gibt.

Er vermittelt mir ein Gefühl, das ich bisher nie gekannt habe. In seiner Nähe fühle ich mich kribblig und ruhig zugleich. Sind das die viel gerühmten Schmetterlinge im Bauch?

Kapitel 8

Kim ist ein echt süßes Mädchen. Ich empfinde ihre Anwesenheit im Wagen als unglaublich schön. Obwohl das Telefon pausenlos klingelt und ich nicht eine Sekunde meine Ruhe habe, nehme ich ihre Präsenz deutlich und wohltuend wahr. Ich habe das Telefon nur deshalb angeschaltet, damit sie ihren Vater anrufen kann. Ich dachte, sie wird ihm sicher sagen wollen, wie es ihr geht.

Nun aber steht das Teufelsding keine Sekunde still. Genau heute müssen alle anrufen, fast so als hätten sie sich abgesprochen. Einen kurzen Moment frage ich mich, ob mir das Telefon heute nur deshalb störend auffällt, weil ich viel lieber meine Ruhe und Zeit für Kim hätte?

Mit meinen 26 Jahren bin ich etwas älter im Denken und im Handeln. Ja, sagen wir nicht alt aber doch vorsichtig und konservativ. Der Besuch in München und die Versteigerung waren seit langem wieder die erste verrückte und vor allem spontane Entscheidung, die ich getroffen habe. Sowohl als Mann, als auch als Geschäftsmann hätte ich nie Geld für eine Frau gezahlt. Und doch habe ich es heute getan.

Die Situation war einfach etwas anders und hat diese Entscheidung notwendig gemacht. Ich habe ohne Bedenken meine Prinzipien und meine Welteinstellung einfach so über den Haufen geworfen. Ich war wirklich fest entschlossen, keine Frau zu kaufen. Doch plötzlich war alles anders. Warum eigentlich? Ehrlich, ich hätte mein gesamtes Vermögen eingesetzt, um dieses Mädchen zu bekommen, nur dieses eine Mädchen. Das wird mir jetzt erst bewusst.

Der Sportwagen war bisher meine einzige Verbindung zu meinem eigentlichen Alter. Junge Männer fahren gerne Sportautos. Aber sogar da bin ich Kompromisse eingegangen und habe nicht einen Benzinfresser genommen, sondern einen mit Elektromotor.

Wirklich jung fühle ich mich jetzt, nur weil Kim neben mir sitzt. Ich beobachte sie, während meiner Telefonate. Ehrlich gesagt, bin ich beim Telefonieren nicht ganz bei der Sache. Kim war in der Agentur recht gefasst und hat richtig erwachsen gewirkt. Jetzt hier im Auto ist sie ungezwungen und ihre Art kommt dem viel näher, war ich mir darunter vorstelle, wie sich ein 19jähriges Mädchen verhält. Sie hat die Schuhe ausgezogen und die Beine angezogen. Kim sitzt ausgesprochen locker und gelöst im Sitz. Die wirkt herrlich entspannt. Färbt das auf mich ab?

Wir erreichen nach einer Fahrt ohne besondere Vorkommnisse Frankfurt. Ich habe mir kurz nach dem Tod meiner Eltern eine Villa gekauft, die etwas abgeschieden liegt. Sie hat etwas über 5000 Quadratmeter Grund drum herum, ist absolut nicht von außen einsehbar und das gesamte Grundstück umgibt ein hoher elektronisch gesicherter Zaun.

Während auf der einen Seite ein starkes Eisentor die Zufahrt, die über die Wiese zum Haus führt, versperrt, gelangt man auch über einen sehr unscheinbaren Tunnel von der Rückseite in die Tiefgarage. Von dort aus gibt es einen direkten Zugang zum Haus. Man kann also auch relativ leicht, unbemerkt die Villa beteten und verlassen.

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