„Na klar kommst du mit! Kannst du dich noch dran erinnern, wie gut es dir vor zwei Jahren gefiel? Es ist doch was ganz anderes es live zu hören – die Stimmung in der Halle und die harten Bässe, die deinen ganzen Körper vibrieren lassen, die es dir unmöglich machen, dich nicht vollkommen der Musik hinzugeben und jeden anderen Gedanken aus deinem Kopf pusten … „, mein Stiefbruder Basti, versucht mich gerade davon zu überzeugen, dass es mir gut tun wird, ihn und seinen Mann zu einem Rockkonzert zu begleiten. Eigentlich war geplant, dass Mark und Sven mitfahren, ebenfalls ein homosexuelles Paar, aber Sven brach sich gestern das linke Bein und Mark will seinen Partner nicht allein lassen.
„Komm schon Maddy, das ist deine Chance, es dem alten Sack heimzuzahlen. Hab Spaß mit uns, wir feiern ein bisschen, gehen zum Konzert und hängen im Wellnessbereich des Hotels ab. Zwei Nächte Spaß! Du kannst dich auf uns verlassen Sweety, von uns erfährt niemand etwas, wenn du weißt , was ich dir damit andeuten will!“ Grinsend zwinkert er mir zu, zieht mich an sich und drückt mir einen Kuss auf den Mund.
Maddy – das bin ich, Madeleine, 36 Jahre alt, seit 11 Jahren mit dem „alten Sack“ verheiratet, der eigentlich Rainer heißt, 9 Jahre älter ist als ich und in dessen Hosentasche ich letzte Woche eine Quittung fand, bevor ich den Anzug in die Reinigung brachte.
„Definitiv ein Swingerclub“, sagte Basti, nachdem er im Internet recherchierte. „Und ich dachte der alte Sack kriegt keinen mehr hoch“, meinte er gehässig. Die zwei sind wie Feuer und Wasser. Zum Glück ist Rainer beruflich viel unterwegs und die beiden treffen selten aufeinander.
Ich legte Rainer die Quittung auf seinen Teller, bevor er sich letzten Sonntag an den Mittagstisch setzte. Er behauptete, dass er dort nur zwei Bier getrunken hätte und als er merkte, was das für ein Laden sei, hätte er das Lokal gleich verlassen.
Naja, es könnte eventuell möglich sein, dass er die Wahrheit sagte, aber ich glaube ihm nicht. Es ist wohl unwahrscheinlich, dass man so ganz zufällig einen Swingerclub betritt, ich denke mal, die lassen dort niemanden herein, der nicht vorher Eintritt zahlt. Aber natürlich kenne ich mich damit nicht aus.
Seitdem hängt der Haussegen noch mehr schief, als er es für gewöhnlich schon tut. Nur gut, dass es nie mit Kindern geklappt hat. Ich bin drauf und dran ihn zu verlassen, aber anders herum bin ich der Meinung, dass man nicht so schnell alles hinwerfen sollte. Allerdings ist die Sache mit dem Swingerclub nicht der einzige Grund, warum ich es satt habe. Na gut – soviel zu diesem Thema.
„Was überlegst du denn noch Maddy? Du liebst die Mucke genauso wie wir … ‚ neue deutsche Härte‘ und dazu noch deine Lieblingsband … lass uns richtig abrocken und sehen, was sonst noch alles passiert. Life is live, Sweety!“
„Okay, ich mache es, aber lasst mich bloß nicht irgendwo alleine stehen!“
„Quatsch Maddy, haben wir das jemals getan, wenn du mit uns unterwegs warst? Aber alleine wirst du eh nicht lange herumstehen. Wenn ich da an unseren letzten Clubbesuch denke … Du hast die Kerle angezogen, wie das Licht die Motten!“
Er kneift mir in den Hintern und meint: „Na los Sweety, pack die Klamotten, in zwei Stunden hauen wir ab, ich muss auch schnell noch was erledigen. Und denke dran: Dresscode ist schwarz wie die Nacht!“
Er drückt mir noch einen Kuss auf die Lippen und weg ist er.
Schmunzelnd gehe ich ins Schlafzimmer und packe. Ja der letzte Clubbesuch … oh Mann, hatten wir Spaß. Dass ich ausgerechnet immer von Kerlen angetanzt wurde, die viel jünger waren als ich, will ich gar nicht erwähnen.
Basti und Leon, sein Ehemann, der gleichzeitig auch mein Chef ist, amüsierten sich köstlich, als einige direkt auf Tuchfühlung gingen. Aber jedesmal rettete mich einer von ihnen aus meiner brenzligen Lage.
Ich liebe die zwei von ganzem Herzen, besonders meinen Stiefbruder. Wir haben früher soviel zusammen erlebt. Er ist zwei Jahre älter als ich und unsere Eltern, d.h. meine Mutter und mein Stiefvater – ich war gerade mal fünf Jahre alt als meine Mutter Klaus, den Vater von Basti, heiratete – erlaubten mir schon mit 14 Jahren, Basti fast überallhin zu begleiten. Meine Freundinnen waren neidisch, wenn ich ihnen von Parties erzählte und natürlich beneideten sie mich auch um den gutaussehenden, sexy Bruder. Dass er homosexuell ist, habe ich natürlich niemandem erzählt. Einige Jahre lang, war ich die Einzige, die es wusste.
Als er unsere Eltern einweihte, war er bereits 22. Sie haben es damals echt cool aufgenommen. Ich meine: ändern kann man es eh nicht, warum sollte man dann ein Drama daraus machen?
Ich grinse vor mich hin, als ich daran denke, wie er mich damals fragte, was ich empfinde, wenn ich mit einem Typen herumknutsche, da war ich gerade sechzehn geworden.
Ich erklärte ihm so gut es ging, dass, wenn man in den Typen verliebt ist, ein kribbelndes Verlangen den Körper beherrscht, man will mehr als Küsse und sehnt sich nach intimen Berührungen.
„Hm …“ , meinte er. „Liebst du mich, Maddy? „
„Natürlich liebe ich dich Bas, du bist mein Bruder!“
„Ich liebe dich auch Maddy. Meinst du, du könntest mich mal küssen? Ich meine, so richtig und ein bisschen fummeln? Ich weiß nicht, aber irgendwie habe ich eine ganz blöde Vermutung. Ich glaube ich bin schwul Maddy. Können wir es mal versuchen? Ich meine, besser ich teste es mit dir, bevor ich mich bei ner anderen blamiere und zum Gespött der ganzen Umgebung werde. Außerdem träume ich immer nur von Kerlen, wenn ich denn schon mal einen heißen Traum habe.“
Also schlossen wir uns in seinem Zimmer ein und versuchten es.
Es tat sich nichts bei ihm, als er meine Brüste und meine intimste Stelle schüchtern und unbeholfen liebkoste. Nicht einmal, als ich seinen Penis streichelte. Er wuchs ein wenig, aber wurde bald darauf wieder schlaff. Dann hatte ich eine Idee.
„Schließe mal die Augen, Bas und denke ganz fest an einen Typen, den du heiß findest, wenn ich deinen Penis mit der Hand massiere.“
Er tat es und siehe da, gleich wurde sein Glied steinhart und Basti stöhnte auf.
„Hör auf Sweety! Stopp, ich will dich nicht einsauen“, keuchte er, doch es war zu spät, im selben Moment, wie ich meine Hand zurückzog, kam er und seine Sahne spritzte in hohem Bogen heraus. „Nun, das war wohl der Beweis, Bas.“
Er weinte, es war ihm unendlich peinlich, dass er alles eingesaut hatte und natürlich war er bestürzt von der Erkenntnis homosexuell zu sein. Ich wechselte schnell die Bettwäsche und tröstete ihn, redete ihm gut zu und versicherte ihm, dass ich es niemanden erzählen würde. Wir verbrachten aneinander gekuschelt die Nacht zusammen. Eine, von vielen Nächten, die noch folgten.
Plötzlich war ich diejenige, die auf ihn achtgab, wenn wir zusammen ausgingen. Ich bot ihm Liebe und Verständnis, wenn er mal wieder einen emotionalen Durchhänger hatte. Wir waren uns in der Zeit näher als je zuvor.
Eines Tages fragten unsere Eltern am Mittagstisch ob zwischen uns irgendetwas laufe, aber wir erklärten ihnen, dass wir einfach nur gerne die Wärme und die Nähe des jeweils anderen genossen und bis spät abends redeten. Sie fanden es okay und sagten, es wäre auch in Ordnung gewesen, wenn es mehr gewesen wäre, schließlich seien wir ja nicht verwandt.
Irgendwann meinte Basti: „Du Maddy, ich habe da einen Typen kennengelernt. Der kommt vielleicht am Wochenende in unseren Club. Ich glaube, der ist auch schwul. Ich habe mich in ihn verliebt, aber ich trau mich nicht, du weißt schon … Kannst du den nicht mal angraben? Ich meine, dann sehen wir doch, ob er auf Frauen oder auf Kerle steht.“
Also, was machte Maddy? Am Wochenende baggerte ich Leon an und verlor dadurch meinen damaligen Lover, der unglücklicherweise gerade in dem Moment im Club auftauchte, als ich versuchte Leon meine Zunge zwischen die Lippen zu schieben. Aber egal, der war sowieso ein Arsch. Leon entschuldigte sich höflich und suchte die Toilette auf.
Basti sah mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern.
Als Leon zurückkam, belagerte ich ihn gleich wieder, doch er hielt mich auf Distanz.
Wir tranken noch etwas zusammen und er meinte: „Du bist echt ein heißer Feger, aber spar dir die Mühe, ich stehe auf Kerle. Der Typ da drüben hat es mir angetan, kennst du den?“
Er blickte in Bastis Richtung und ich folgte seinem Blick.
Als ich Basti zuzwinkerte und nickte, kam er zu uns rüber und seitdem sind die beiden unzertrennlich.
Ach ja, lang ist’s her …
Schnell sind meine Sachen gepackt, ich habe mich für sexy, elegante Outfits entschieden. Wenn schon, denn schon. Auch wenn in der Szene oftmals kein Wert auf ein elegantes Erscheinungsbild gelegt wird, sondern eher Leder, Jeans und flippige schwarze Kleidung das Bild bestimmen – ich fühle mich nicht wohl in solchen Sachen. Jeder so, wie er mag!
—–
Das Hotel ist komplett ausgebucht, überall tummeln sich schwarz gekleidete Personen.
Ganz extrem finde ich diejenigen, die ganz offen ihren Hang zur BDSM Szene zur Schau tragen.
Allein der Gedanke an die teilweise äußerst schmerzhaften Praktiken, die sie brauchen um sexuelle Erfüllung zu erlangen, bereitet mir eine Gänsehaut. Aber wie bereits gesagt: Jeder so wie er mag! Ich kenne da keine Vorurteile und kann mit allen Menschen zurechtkommen. Was sie treiben, wenn sie unter sich sind, geht niemanden etwas an.
Die kleine Halle, liegt genau nebenan. Sie gehört zum Hotel und kann durch einen schmalen Gang direkt erreicht werden, ohne dass man erst ins Freie muss. Ca.1500 Personen haben darin Platz, ließ Basti mich während unserer Anreise wissen.
Nun stehen wir in einer Schlange vor der Rezeption und warten darauf, endlich an der Reihe zu sein. Basti hat den Arm um meine Schultern gelegt und erzählt mir, was er in der nächsten Woche alles zu tun gedenkt. Mein Blick schweift neugierig durch das Foyer, taxiert hin und wieder die ein oder andere, besonders auffällig gekleidete Person, bis mein Blick bei einem Mann in schwarzem Anzug hängenbleibt, der lässig an eine Säule gelehnt, das Geschehen ringsherum beobachtet.
„Wow“, denke ich bei mir, „das ist ja wohl mal eine besonders attraktive Ausgabe von Mann.“
Groß, mindestens 1,85 m, breite Schultern, kräftige Figur … nicht dick , sondern durchtrainiert kräftig und muskulös. Sein Haar ist mittelblond, zeigt an den Schläfen bereits einen Ansatz von weißen Strähnchen und ist modisch geschnitten. Sein Alter ist schwer einzuschätzen, ich tippe mal, wenn überhaupt, ist er höchstens fünf Jahre älter als ich.
Wenn ich da an Rainer denke, der in den letzten zwei Jahre aufgegangen ist wie ein Hefekloß, weil er jede Art von Sport ablehnt … ja, nicht einmal im Bett macht er eine Bewegung zuviel. Deshalb kann ich besser auf Sex mit ihm verzichten. Das habe ich ihm auch mal deutlich gesagt: „Da mache ich’s mir lieber selbst, glaube mir, dann habe ich mehr davon!“
Daraufhin ging es mehrere Wochen besser, er bemühte sich, doch das ließ dann wieder nach und nun läuft halt nichts mehr im Bett.
Aber der Typ da, oh Mann …! Den würde ich ohne Zögern mit auf mein Zimmer nehmen.
Mein Blick bewegt sich langsam wieder hinauf zu seinem Gesicht und meine Nackenhärchen stellen sich auf. Ich spüre wie meine Wangen erröten und senke meinen Blick blitzschnell.
Er sah mir direkt in die Augen. Meine Knie zittern. Dieser interessierte, taxierende Blick, ein wenig streng und mit einem Tick Arroganz, schien direkt auf den Grund meiner Seele zu blicken. Ich glaube ich hyperventiliere gleich …
„Maddy! … Maddy? Hallo Sweety, wir sind dran!“, holt Basti mich aus meinen Gedanken zurück.
—–
„Sag mal, wo warst du denn gerade?“, fragt Basti, als wir drei in den Fahrstuhl einsteigen.
Ich schüttle nur leicht den Kopf und fühle, wie ich knallrot werde.
„Au, au, au, Sweety, ich glaube dein Doppelzimmer wird heute Nacht nicht nur von einer Person genutzt!“
„Lass sie“, mischt sich Leon ein, zieht mich an sich und streichelt meinen Rücken. „Siehst du nicht, dass sie vollkommen durch den Wind ist?“
„Ist schon gut, alles bestens! „, versichere ich den beiden. Doch sofort habe ich wieder diesen Blick von dem Fremden vor Augen. Wie wohl seine Augenfarbe ist?
„So, ihr zwei Süßen, was liegt an? Gehen wir erstmal in den Wellnessbereich, oder was meint ihr?“
Leon und ich nicken zustimmend.
„Okay, dann mal los. Wir klopfen an deine Tür, wenn wir startklar sind, okay Maddy?“
„Jepp“, antworte ich und öffne die Tür zu meinem Zimmer, welches schräg gegenüber von dem der beiden Jungs liegt. Es ist ganz nett eingerichtet und blitzsauber – schön!
Schnell hänge ich meine Kleider an den Schrank und stelle den Kosmetikkoffer ins Bad, dann ziehe ich meinen Badeanzug an. Kritisch betrachte ich mich im Spiegel, drehe mich hin und her. Ist das Ding nicht ein wenig gewagt? Der Beinausschnitt ist ziemlich hoch, der Rückenausschnitt sehr tief und auch von meinem Busen zeigt er ziemlich viel. Plötzlich komme ich mir zu dick und zu alt für so ein Teil vor. Es ist das erste Mal , dass ich ihn trage. An sich ist es ein schickes Stück in schwarz, mit vielen funkelnden Strasssteinen besetzt.
Gerade will ich im Koffer nach dem anderen Badeanzug schauen, da klopft es auch schon.
Beide pfeifen gleichzeitig durch die Zähne, als ich die Tür öffne.
„Wow, Maddy, wen willst du denn erlegen? Du siehst sowas von scharf aus, da bekomme ja sogar ich beinahe ’ne Latte!“ Basti umrundet mich mit bewunderndem Blick einmal komplett.
„Ich ziehe ihn wieder aus, das ist mir zu gewagt, außerdem bin ich zu fett für das Ding.“
„Quatsch, wo bist du fett? Du bist genau richtig, schön kurvig, aber nicht dick, genauso wie es sich gehört, glaube mir Maddy, die wenigsten Kerle stehen auf Hungerhaken“, meldet sich nun Leon zu Wort. „Lass es an, du wirst alle Kerle aus den Socken hauen, trau dich Maddy! Erstens kennt dich hier niemand und zweitens kannst du uns ruhig glauben, wenn wir dir sagen, dass du atemberaubend schön in dem Badeanzug aussiehst!“
Nickend reicht Basti mir den hoteleigenen Bademantel und wir ziehen los.
Wenn wir erwartet haben im Wellnessbereich Ruhe zu finden, so werden wir gleich darauf eines Besseren belehrt. Das gesamte Hotel befindet sich im Ausnahmezustand. Überall läuft laute Musik. Rock, Pop und sogar Partyschlager im steten Wechsel.
Schnell lassen wir uns von der lockeren Stimmung anstecken. Sogar alkoholische Cocktails werden am Pool angeboten, allerdings in Pastikbechern. Jede Menge Sicherheitspersonal befindet sich im Wellnessbereich. Die Saunen sind geschlossen. Im Pool tummeln sich einige Leutchen und auch die zwei großen Whirlpools sind gut besucht. Fast alle Ruheliegen sind frei, weil alle Gäste stehend ihre Getränke genießen und sich mehr oder weniger im Takt der Musik bewegen.
Da hatte ich mir doch tatsächlich Sorgen gemacht, dass mein Badeanzug zu freizügig wäre. Ein paar Damen tragen nur ein Höschen, wenn man die winzigen Fetzen so nennen kann. Niemand nimmt Anstoß daran, alles ganz locker, ganz cool.
Drei Cocktails später, bewegen auch wir uns im Takt.
So richtig geht die Post ab, als ein Song von der Band, derentwegen alle anreisten, erklingt. Alle gröhlen. „Lauter, lauter“, wird gefordert und gleich darauf hämmert der Beat durch die Halle.
Mit erhobenen Händen, Zeigefinger und kleinen Finger nach oben gestreckt, mit dem Kopf nickend, die Augen geschlossen, bewege auch ich mich. Kurz darauf legt sich ein Händepaar an meine Hüften und führt sie im Takt. Ich höre eine tiefe Stimme, den Text mitgröhlen. Leon oder Basti ist es nicht … egal!
Als der Song endet, wirbelt der Typ mich herum und versucht mich zu küssen. Sogleich ist Leon zur Stelle. Er klopft dem Mann freundschaftlich auf die Schulter und fragt laut: „Hey Kumpel, darf ich meine Frau nun zurück haben?“
Sofort lässt der Typ mich los und hebt entschuldigend seine Hände. Die Lautstärke der Musik bleibt, es werden Schlager gespielt, fast alle tanzen. Hin und wieder fällt einer in den Pool, aber gleich ist jemand vom Sicherheitsdienst zur Stelle und ist beim heraussteigen behilflich.
„Eine ganz großartige Organisation“, lasse ich Basti begeistert wissen. Dieser nickt nur geistesabwesend und sieht mich nachdenklich an. Doch nur kurz, dann richtet sich sein Blick wieder auf eine Stelle weit hinter mir. Neugierig drehe ich mich um, kann aber nichts Ungewöhnliches entdecken.
„Ist was?“, will ich wissen.
„Nein, nein, alles gut. Hast du Spaß Sweety?“
Ich nicke begeistert.
„Schön“, meint er und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. Leon kommt mit drei neuen Getränken. Er verteilt diese und wird gleich darauf von einer hübschen Blondine von uns weggezogen. Er tut ihr den Gefallen und tanzt mit ihr.
„Muss ich jetzt eifersüchtig werden?“, fragt Basti scherzend über die laute Musik hinweg und zieht mich an sich, wiegt mich im Takt zu „Heute Nacht für immer“ und ich genieße einen Moment lang seine Nähe.
„Wir sollten es ein wenig langsamer angehen lassen mit den Cocktails, sonst liegen wir schon um acht stockbesoffen in den Betten, Sweety. Nachher gibt es doch noch die Party in der Halle, mit dieser Coverband.“
Nickend bestätige ich ihm seine Aussage.
Unvermittelt versteift er sich ein wenig, ich sehe ihm ins Gesicht. Schon wieder blickt er in dieselbe Richtung, wie vorhin.
„Hey, sag mir sofort was los ist Bas! Irgendwas beunruhigt dich doch!“
„Ach was, Maddy. Da ist nur so ein Typ, der dich ständig mit seinen Blicken beinahe auffrisst. Vorhin, als du mit diesem Kerl getanzt hast, der dich küssen wollte, dachte ich der kommt jeden Moment angelaufen und rammt deinem Tanzpartner ein Messer in den Rücken.“
„Wie sieht der aus?“, frage ich und habe gleich das Bild von dem Traummann aus dem Foyer vor Augen.
„Naja, wie soll er schon aussehen? Wie ein Mann im Anzug halt. Ich denke mal, dass er zum Sicherheitspersonal gehört, weil er immer mit einem der Männer redet. Warum fragst du?“
„Ach nur so, ich dachte, dass er umwerfend gut aussieht und mir heute Nacht das Bett wärmen würde“, scherze ich, obwohl ich schon wieder diesen durchdringenden Blick des Fremden vor Augen habe und eine Gänsehaut meinen gesamten Körper überzieht.
„Sag mal, frierst du?“, fragt Basti.
„Nein, ich muss mal ganz nötig, dann bekomme ich immer eine Gänsehaut.“
Leon kommt zurück, genervt stöhnt er auf.
Ich muss wirklich dringend zur Toilette und entschuldige mich.
Vorsichtig dränge ich mich an den Leuten vorbei, einmal rutsche ich aus, doch ein Sicherheitsbeamter bekommt mich gerade noch am Arm zu fassen, sonst wäre ich in den Pool gefallen. Kichernd bedanke ich mich.
Als ich das WC benutze, höre ich eine Durchsage. Alle Anwesenden werden gebeten sich auf die rechte Seite des Pools zu begeben, damit die andere Seite schnell gereinigt werden kann, anschließend soll es gegengleich passieren und man solle bitte darauf achten seine Getränke nicht zu verschütten, sonst werde der Ausschank am Pool aus Sicherheitsgründen eingestellt.
Ich lasse mir Zeit, betrachte mein Gesicht im Spiegel, als ich meine Hände wasche und stecke ein paar Strähnen meines Haares wieder fest. Meine Wangen glühen beinahe. Ich sollte wirklich auf Mineralwasser umsteigen.
Als ich die Halle wieder betrete, ist die Säuberungsaktion noch nicht ganz abgeschlossen.
Suchend halte ich nach Basti und Leon Ausschau. Am besten ist, ich bleibe einen Moment hier stehen, denn durch das dichte Gedränge mag ich mich nicht quetschen. Ohnehin habe ich die beiden noch nicht entdeckt.
Gleich darauf ziehen die Reinigungskräfte ab und die Menge verteilt sich wieder.
Als ich gerade losmarschieren will, zieht mich ein ziemlich gutaussehender Typ an sich.
„Hey Baby, wie wär’s mit uns beiden?“, fragt er, knetet sogleich meine Pobacke und küsst meine Schulter.
Soviel Dreistigkeit verschlägt mir die Sprache.
Er wird grob von mir weggezogen. Ein Sicherheitsbeamter weist ihn zurecht.
„Finger weg, Junge, sonst gibt’s Ärger!“, höre ich ihn noch mit lauter Stimme sagen, als ich meinen Weg fortsetze und bin viel zu geschockt um mich über die Aktion des Sicherheitstypen zu wundern.
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