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Vorwort _ Es ist an der Zeit, meinen Nachlaß zu ordnen. Aus den verschiedensten Gründen standen meine Geschichten auf unterschiedlichen Seiten mit wechselnden Pseudonymen. Nun möchte ich die Arbeit von Jahren bündeln. Eine Nachbearbeitung findet nur rudimentär statt.

Alle Personen in dieser Geschichte sind über 18 Jahre alt.

© 2008

Zum ersten Mal vollständig.

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Kapitel 2: Nevada / USA

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Das sichere Haus steht inmitten eines zirka 60 Hektar großen Geländes, welches wiederum Teil einer gesicherten militärischen Anlage der United States Air Force ist. Auch unter dem Namen Area 51 bekannt, ranken sich die wildesten Gerüchte um dieses Fleckchen Erde, dessen Existenz bis heute von der amerikanischen Regierung geleugnet wird.

*

Wolfgang parkt den Wagen unter einem Schattendach, dreht den Zündschlüssel um. Mit einem letzten Rülpser verabschiedet sich der Motor und mit ihm die kühle Brise der Klimaanlage.

Vivian nimmt ihre Füße vom Armaturenbrett, sucht ihre Schuhe, findet sie unter ihrem Sitz, wohin sie während der Fahrt gerutscht sind. „Dann wollen wir mal“, sagt sie leise und öffnet die Tür.

Wolfgang steigt ebenfalls aus und öffnet die Heckklappe. Beide haben nur eine große Tasche bei sich. Die anderen Sachen haben das Ziel vor ihnen erreicht.

Die Luft flirrt bei einer Temperatur von über vierzig Grad. Die zehn Meter bis zum Hauseingang sind schon eine Qual. Sofort ist Wolfgangs Hemd durchgeschwitzt, selbst Vivian transpiriert leicht.

Das Haus empfängt sie erfreulicherweise mit einer angenehmen Kühle.

„Im Keller gibt es ein Schwimmbecken.“

Wolfgang stellt seine Tasche auf den Boden. „Warst du schon einmal hier?“

„Nein. Aber ich weiß alles über das Haus.“

Wolfgang schaut Vivian an, hält sie am Arm fest. „Willst du mir nicht endlich sagen, was mit dir los ist? Seit wir Ontario verlassen haben, hast du keine zehn Sätze mit mir gesprochen. Habe ich dir etwas getan? Etwas falsches gesagt?“

„Darf ich dir eine Frage stellen?“

Wolfgang zieht erstaunt die Stirn kraus. „Natürlich!“

„Wenn man ahnt, das etwas Schönes plötzlich aufhört zu existieren, nennt man dann das Gefühl, das man empfindet, Angst?“

„Das könnte man so sagen“, antwortet Wolfgang vorsichtig.

„Dann habe ich ganz schreckliche Angst.“

Wenn Wolfgang es nicht besser wüßte, würde er sagen Vivian weint.

„Ich muß dir eine ganze Menge erzählen“, sagt Vivian.

„Aber zuerst laß uns duschen. In Ordnung?“

Wolfgang nickt. „Das hatte ich auch vor. Und frische Klamotten habe ich auch dringend nötig. Aber vorher ein Bier. Mal schauen ob es hier so etwas gibt.“

„Die Küche ist dort drüben“, zeigt Vivian mit einer Handbewegung.

Nach der Dusche, angetan mit kurzen Hosen — Vivian trägt dazu noch ein von Spitze durchbrochenes, bauchfreies Top — flegeln sie sich in eine Sitzlandschaft von bizarren Ausmaßen. Wolfgang nötigt Vivian ihren Kopf in seinen Schoß zu legen.

„Was gibt es denn so Schlimmes zu beichten?“

Vivian füllt ihre Lungen mit dem Rauch ihrer Zigarette. Nervös nestelt sie am Stoff ihres Oberteils. Sie blickt hoch in Wolfgangs Augen. „Ich glaube, für dich ist das, was mit mir passiert, völlig normal“, beginnt sie mit leiser Stimme. „Aber ich komme damit noch nicht klar.“

Wolfgang fährt mit der Hand über ihre nassen Haare. „Wie kann ich dir helfen? Verrate es mir und ich fange sofort damit an.“

„Du bist lieb“, lächelt sie und drückt seinen Arm. „Es hängt mit der letzen Datenübertragung zusammen. Ich hatte doch nie vor irgend etwas Angst, das weißt du doch. Oder?“

„Ich kann ein Lied davon singen“, meint Wolfgang.

„Erinnerst du dich noch, wie ich bei unserem ersten Treffen auf dich losgegangen bin? Ich habe ausgewachsene Männer gesehen, die sich in diesem Moment in die Hosen gemacht haben. Du aber hast nur gelächelt.“

Einen Augenblick lang grinst Vivian. „Ja. Ich erinnere mich. Das war lustig.“

„Na, so lustig nun auch wieder nicht“, sagt Wolfgang und denkt dabei an seine angeknackste Rippe.

„Aber jetzt ist das ganz anders“, nimmt Vivian den Faden wieder auf. „Ich weiß, daß man bei der Temperatur, die bei unserer Abreise herrschte, im Freien nicht lange überlebt. Als wir dann auf das Schneemobil warten mußten, dachte ich wir würden jeden Augenblick sterben.“

„Wir haben doch keine drei Minuten warten müssen.“

„Eben“, sagt Vivian. „Es war völlig irrational von mir. Im Flugzeug hatte ich Angst abzustürzen, auf der Fahrt hierher Angst mit dem Wagen liegen zu bleiben und zu verdursten.“

„Haben sie dir nichts davon gesagt, das so etwas passieren kann?“

„Nicht direkt. Nur soviel, das ich Lernen würde damit umzugehen.“

Wolfgang legt seine Handfläche auf ihren nackten Bauch. „Im Grunde brauchst du dir darüber überhaupt keine Gedanken machen“, versucht er sie zu beruhigen. „Du durchlebst momentan eine Phase, die jeder Mensch durchmacht. Angst zu haben ist etwas sehr menschliches, wenn dich das beruhigt. Angst ist sogar überlebenswichtig. Ein Schutzreflex, wenn du so willst.“

„Wirklich?“

„Natürlich.“

„Hast du auch manchmal Angst?“

Wolfgang nickt. „Jeden Tag. In den allermeisten Fällen sind es läppische Dinge. Eine Prüfung, für die ich nichts getan habe. Eine Aufgabe, der ich glaube nicht gewachsen zu sein, oder mich vor meinen Männern zu blamieren.“ Seine Hand wandert ein Stückweit höher, liegt auf ihrem bebenden Busen. „Oder einen sehr lieben Menschen zu verlieren.“

Ein dankbares Lächeln liegt in Vivians Augen, als sie zu ihm aufschaut. „So ist das also. Ich muß alleine damit fertig werden!?“

„Willkommen im wirklichen Leben.“

Eine ganze Weile fällt kein Wort zwischen den beiden. Wolfgang sieht, wie Vivian angestrengt nachdenkt. Zärtlich streicht er über ihre Haare, wickelt Strähnchen um die Fingerspitzen. Ab und zu lächelt Vivian ihn an, während sie versucht das Gefühlschaos zu ordnen, das in ihrer Brust tobt.

„Ich muß dir noch etwas erzählen“, bricht Vivian endlich das Schweigen.

„Ja?“

„Es hängt mit dem Auftrag zusammen, den wir erledigen sollen.“

„Na, das ist ja mal ganz was Neues“, lästert Wolfgang.

„Wir werden informiert!“

„Freu dich nicht zu früh. Mir macht das, äh, Angst eben.“

„Einen Job zu haben ist immer gut“, antwortet Wolfgang. Und genauso meint er es auch. „Worum geht es denn bei unserem Auftrag?“

„Das weiß ich auch nicht“, sagt Vivian leise. Mit den Fingerspitzen fährt sie die Linien seiner Handfläche nach. „Du weißt doch, wie ich meine Informationen erhalte?“

„So in etwa. Ja.“

„Mit dir hat man etwas Ähnliches gemacht.“ Als sie Wolfgangs erschrockenes Gesicht sieht, versucht sie ihn sofort zu beruhigen. „Nein, nein. Nicht was du denkst. Mit deinem Kopf haben sie natürlich nichts angestellt. Erinnerst du dich noch an die Filme über das Finanz- und Bankwesen?“

Wolfgang nickt stumm.

„Nebenbei haben sie dir dabei noch etwas ganz anderes vermittelt. Nur weißt du davon noch nichts. Bist dir dessen noch nicht einmal bewußt.“

„Wie Recht du hast!“ In Wolfgang steigt langsam der Streßpegel.

„Du darfst dir wirklich keine Sorgen machen. Es ist nichts, was dir wesensfremd ist. Das hat schon immer in dir geschlummert.“

„Und was wäre das“, zweifelt Wolfgang.

„Hast du schon einmal einer Frau den Po versohlt? Oder zumindest daran gedacht?“

Sofort fällt Wolfgang Helma ein. Ein heißer Feger aus alten Studententagen. Sie mochte genau das sogar sehr gerne. Und erst einmal auf den Geschmack gekommen, wurde aus Wolfgang ein begeisterter Poklatscher.

„Ich sehe schon“, grinst Vivian verlegen. „Du hast!“

Wolfgang räuspert sich, schaut für einen Moment zur Seite.

„Ich weiß nicht, was das mit unserem Auftrag zu tun hat“, beginnt Vivian aufs Neue, „aber man hat uns beiden so gut wie alles Wissenswerte über Sadomasochismus und jeden erdenklichen Fetisch eingebleut.“

„Scheiße!“, stöhnt Wolfgang.

„Genau. Scheiße!“, pflichtet Vivian ihm bei. Sie macht einen langen Arm, nimmt eine dünne Aktenmappe vom Tisch. Sie schaut Wolfgang tief in die Augen. „Küß mich noch einmal.“

Ihre Lippen verschmelzen. Hart drängt sich Vivians Zunge in Wolfgangs Mund. Hemmungslos zeigt sie ihm ihre Lust. Als sich nach einer Ewigkeit ihre Münder trennen, schnappen beide nach Luft. Wie Fische, die ihren Lebensraum verlassen haben. Wolfgang sieht ihre feuchten Augen.

„Hier. Schau.“ Vivian reicht ihm den Aktendeckel. Es liegt nur ein einzelnes Blatt in der dünnen Mappe. Auf den ersten Blick erkennt Wolfgang nur ein wirres Muster aus schwarzen Linien. Ein Vexierbild, bei dem ich das eigentliche Bild erst suchen muß, denkt Wolfgang. Er konzentriert sich auf die Linien. Ein Ruck geht durch seinen Körper. Sein Oberkörper strafft sich. Er schaut Vivian an, deren Kopf demütig in seinem Schoß liegt. „Hol mir noch ein Bier!“, hört er sich mit strenger Stimme sagen.

*

Vivian schlägt nach wenigen Stunden Schlaf die Augen auf. Wolfgang, neben ihr liegend, schläft tief und fest. Seine Brust hebt und senkt sich im Takt seiner Atmung. Ein dünnes Laken kaschiert die Konturen seines Unterleibes. Deutlich zeichnet sich sein großes, schlaffes Geschlecht ab. Seine hochgezogenen Mundwinkel formen immer noch das wohlgefällige Grinsen, mit dem er eingeschlafen ist. Vivian befeuchtet mit der Zungenspitze ihre Lippen, schmeckt das Salzige in ihrem Mund. ‚Egal ob jung oder alt, schwarz oder weiß, wenn es darum geht, wollen alle das Gleiche‘, denkt Vivian. Vorsichtig hebt sie die Beine aus dem Bett. Noch einmal schweift ihr Blick über den Schlafenden. Sie hat wieder Angst. Nicht um sich, sondern um Wolfgang. Sie steht auf, durchquert den spärlich möblieren Wohnbereich, bis sie auf der Veranda steht.

Die Nächte sind eiskalt in Nevada. Während Vivian den Kopf in den Nacken legt, schlingt sie die Arme um ihren Körper. Im matten Licht Abermillionen Sterne sieht sie, wie sich ihre Vorhöfe verhärten. Die ansonsten unscheinbaren Warzen sind plötzlich hart wie Südseeperlen. Vivian fällt in einen leichten Trab, läuft einfach los, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen. Sie denkt an die kommenden Tage, und das, was sie bringen werden. Sie hätte Wolfgang gerne die ganze Wahrheit erzählt. Denn sie weiß deutlich mehr als sie weitergeben darf. Noch immer knabbert sie an dem letzten Datenpaket, welches ihr in den schier unerschöpflichen Biospeicher eingespielt wurde. Die Flut von Gefühlen, die urplötzlich über sie gekommen sind, hat sie kalt erwischt. Zuvor war alles so einfach gewesen. Jede Menge Spaß ohne Konsequenzen. Jetzt hat sie Angst. Angst um Wolfgang. Angst ihn zu verlieren. So oder so. Von ihrer Angst hat sie Wolfgang erzählt, nichts aber von dem Gefühl, das ihr manchmal die Luft abschnürt. Sie seltsame Dinge träumen läßt, ihr Magenschmerzen verursacht. Sie hat dieses Gefühl inzwischen als Liebe identifiziert. Vivian hat sich hoffnungslos in ihren Partner verliebt.

Sie bleibt stehen und schaut in den Himmel. Lange betrachtet sie die leuchtenden Sterne. Irgendwann, das spürt sie in diesem Moment, werde ich auf einem dieser unscheinbaren Pünktchen meinen Fußabdruck in den Sand drücken. ‚Wo wird Wolfgang dann sein?‘, denkt sie sofort und schlägt sich vor Kummer die Hände vors Gesicht. Sie spurtet los. Schneller und immer schneller. Zum ersten Mal in ihrem Leben tangiert sie die Grenze, welche die Natur auch ihrem Körper gesetzt hat.

Als sie das Haus erreicht, werfen die ersten Lichtstrahlen lange Schatten auf den Sand. Nicht lange und ein neuer, heißer Tag beginnt.

*

Seit einer Stunde kniet Vivian auf dem Boden. In beiden Händen ein Tablett, den Blick auf Wolfgang gerichtet. Sein Grinsen ist verschwunden, dafür schmatzt er gelegentlich. Wie ein Baby, welches stumm die milchgefüllt Brust einfordert. Als er die Augen öffnet, sieht er Vivian vor dem Bett knien. Schlaftrunken wälzt er sich zu Seite, macht Platz für Vivian. Unschlüssig wie sie reagieren soll, klopft Wolfgang mit der flachen Hand auffordernd auf die Matratze. „Auch wenn wir ein SM-Pärchen spielen sollen, heißt das nicht, daß du auf dem Boden knien mußt.“ Freudig erhebt sich Vivian. „Außer ich befehle es dir“, fügt Wolfgang gähnend hinzu. Ihre, für einen Sekundenbruchteil sichtbare Zungenspitze, sieht er sehr wohl. „Na warte. Dir wird das Lachen schon noch vergehen“, droht er mit ausgestrecktem Zeigefinger. Wie egal das Vivian ist! Hauptsache sie ist ihrem Wolfgang nahe.

*

Die beiden sitzen unter einem Sonnendach. Wolfgang in kurzen Hosen, Vivians Oberkörper bedeckt mit einem XXL-Shirt. Je nach dem wie sie sich bewegt, blitzt ihr türkisfarbener Slip hervor. Seit Stunden unterhalten sie sich. Wolfgang hört mit Erstaunen, wie Vivian über das Marine Corps redet. Während des Gespräches tauchen bei Vivian Erinnerungen auf. Fast scheint es so, als ob sie selbst eine Agentin wäre. In einem früheren Leben vielleicht sogar gewesen ist? Außerdem ist sie in den verschiedensten Naturwissenschaften bewandert. Erklären kann sie sich dieses Wissen allerdings nicht.

Nach einer Weile wechselt ihr Gesprächsstoff.

Wolfgang schaut Vivian an. „Wußtest du eigentlich, daß es Frauen gibt, die ihre Harnröhre so weit dehnen, bis sie ihren eigenen Finger einführen können?“

„Möchtest du, daß ich das auch tue?“, fragt Vivian.

„Vielleicht. Ich weiß nicht. Auf jeden Fall finde ich den Gedanken daran ziemlich irre.“

„Erzähle mir etwas über das Poversohlen“, wechselt Vivian zu einem anderen Fetisch. „Und sag nicht, du hättest das noch nie gemacht. Ich habe es in deinen Augen gesehen.“

Wolfgang zögert, dann erzählt er von Helma. Von der Zeit, in der sie ein waren. Und von ihren Vorlieben, die schnell auch die seinen wurden. Als er seinen Kopf dreht und Vivian anschaut, ist diese ganz fahl im Gesicht. „Du bist ja eifersüchtig“, stellt er verwundert fest.

„Quatsch“, giftet Vivian sofort los. Dabei ist ihr zum heulen zumute. Und zum davonlaufen. „Weißt du, was mich noch viel mehr interessiert?“, wechselt sie abrupt das Thema.

„Was denn?“

„Das Ficken mit der Faust. Das interessiert mich wirklich.“

„Vaseline habe ich im Bad gefunden“, grinst Wolfgang. „Daran wird es also nicht scheitern.“

„Aha.“

Wolfgang streckt die Arme weit von sich. Stöhnt genüßlich. „Gehst du mir eine Zigarette holen?“

„Kannst du das nicht selbst?“

Wolfgang grinst übers ganze Gesicht. Der Startschuß ist gefallen. Das Spiel beginnt.

*

Eine Stunde später.

Wolfgang liegt wieder in seiner Sonnenliege. Räkelt sich im Schatten, während wenige Meter vor ihm die Sonne den Sand zum kochen bringt. Neben ihm, auf einem kleinen Beistelltischchen, eine Karaffe mit frisch gepreßtem Saft. Weiter ein Aschenbecher und seine Zigaretten. Durch die Hose hindurch kratzt er sich ausgiebig den stoppeligen Hodensack.

Sein Blick fällt auf Vivian. Sie steht mit einer Schaufel in der Hand in der prallen Sonne. Ihr Po leuchtet wie der eines Pavians. Einige dunkelviolette Striemen zieren ihre Kehrseite. Wütend schaufelt sie Sand in eine Schubkarre, fährt mit ihr ein Meter, häuft einen Hügel auf. Bis auf schweres Schuhwerk und derbe Lederhandschuhe ist sie völlig nackt. Ströme von Schweiß rinnen ihren Körper hinab. Die nassen Haare hat sie mit einem Band zusammengebunden. Ab und an wirft sie Wolfgang einen wütenden Blick zu.

Als Wolfgang die Augen aufschlägt, kann man hinter dem aufgeworfenen Hügel einen Jeep verstecken. Vivian sieht, daß Wolfgang aufgewacht ist, nimmt einen Schluck Wasser, schüttet den Rest über ihren Kopf. Trotzig will sie die Arbeit wieder aufnehmen, aber sein Ruf läßt sie innehalten. Auf sein aufforderndes Winken hin schmeißt sie die Schaufel in den Sand, geht auf ihn zu und stellt sich dicht neben ihn. Wolfgang berührt ihre nassen Oberschenkel. Grinst, als er seine Hand zwischen ihre Schenkel zwängt. Widerwillig öffnet sich Vivian seinem Begehren. Sie empfängt ihn mit klebriger Feuchte, die ihr in diesem Moment peinlich ist. Wolfgang steht auf, nimmt Vivian an die Hand. An der Hauswand hängt aufgerollt ein Schlauch. Der Wasserstrahl ist so hart, daß er kleine Dellen in Vivians weiche Haut drückt. Sie steht da, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Schnell findet Wolfgang seine Lieblingsstellen. Vivian stößt kleine, spitze Schreie aus. Spielt die Entrüstete, die ungerecht Behandelte. Tief in ihrem Innersten aber brennt ein Feuer, das mit Wasser nicht mehr zu löschen ist.

*

Am nächsten Morgen sitzen Vivian und Wolfgang am Frühstückstisch. Sie genießen die Zweisamkeit, albern herum, necken sich. Vivian ergeht sich mehrfach in unklaren Andeutungen, auf die Wolfgang aber nicht eingeht. Bis Vivian ihn mit patzigen Antworten provoziert, zum Schluß ihren Becher umstößt und Wolfgang daraufhin der Tolpatschigkeit bezichtigt. Wolfgangs Arm schießt nach oben, seine flache Hand trifft mit einem lauten Klatschen ihre Wange. Sofort zeichnen sich die Male seiner Finger auf ihrer zarten Haut ab.

Wolfgang kann seine Überraschung nicht verbergen. Was da gerade passiert ist, hätte nie passieren dürfen. Einer Frau Gewalt anzutun paßt einfach nicht in sein Weltbild. So etwas ist ihm fremd. Und zutiefst verhaßt. ‚Ich sitze doch hier gemütlich mit Vivian und plaudere. Das hat doch nichts mit unserem Rollenspiel zu tun‘, denkt Wolfgang. Und noch etwas fällt ihm siedendheiß ein. Nie und nimmer hätte er Vivian unter normalen Umständen treffen können. Ihre Reaktionszeit ist im Vergleich zu seiner um Lichtjahre kürzer. Unter normalen Umständen! In Wolfgang reift eine Vermutung zur Gewißheit. Vivian weiß viel mehr über ihren kommenden Einsatz, als sie ihm gesagt hat. Wahrscheinlich sagen durfte. Wolfgang fühlt sich übergangen, manipuliert. Wütend schaut er Vivian an.

„Ich sollte jetzt eigentlich heulen. Nicht wahr?“, schaut sie Wolfgang an, als ob nichts gewesen wäre. „Aber ich bekomme es einfach noch nicht hin.“

Wolfgang schüttelt ungläubig den Kopf.

„Wir müssen das noch üben“, sagt Vivian sachlich. Sie steht auf, drückt ihrem konsterniert dreinschauenden Partner einen Kuß auf die Wange. „Aber DU warst richtig gut. Es tut richtig weh.“

*

Das Loch, in dem Vivian steht, ist inzwischen so tief, das Wolfgang gerade noch ihren Kopf erkennen kann. Fluchend, sich permanent den Schweiß von der Stirn wischend, gräbt und schaufelt sie, als gäbe es einen Preis zu gewinnen.

Wolfgang schaut ihr noch eine Weile zu, dann verläßt er seinen Schattenplatz und geht ins Haus. Neugierig inspiziert er jeden Raum, bis er in den Keller hinuntersteigt. Vivian hat ihm zwar das Haus gezeigt, aber in Wolfgang keimt ein Verdacht, dem er unbedingt auf den Grund gehen will. Und er wird nicht enttäuscht.

Bei wie vielen Hausdurchsuchungen Wolfgang zugegen war, entzieht sich seiner Kenntnis. Hat er sich bei Vivians Führung noch auf sie verlassen, schaut er diesmal mit den Augen eines Profis. Und prompt fällt ihm ein Schrank auf, der irgendwie nicht ins Bild des Raumes paßt. Als er die beiden Flügeltüren öffnet, verstärkt sich sein Verdacht. Der Schrank ist leer. Ein stabiles Gerippe, sonst nichts. Kratzspuren auf dem hölzernen Boden lenken seinen Blick auf die Rückwand. Nach einigem Suchen entdeckt Wolfgang die haarfeine Linie, die sich von oben bis unten zieht und die hintere Wand in zwei Teile teilt. Von hier ist es nur noch einen Katzensprung bis Wolfgang den Mechanismus findet, der die beiden Teile aufspringen läßt. Sofort erstrahlt der Raum in hellem Licht. Die Wände sind völlig mit Regalen zugestellt. Wolfgang braucht eine Weile bis er realisiert was er vor sich hat. Mit einem Lächeln auf den Lippen schreitet er die Regalwände ab. Ein Warenhaus des Sadomasochismus und Fetischismus liegt vor ihm. Einer inneren Stimme folgend fällt seine Wahl auf den in Einzelteile zerlegten Longshaft Sulky. Den passenden Body Harness aus drei Millimeter starkem Leder, die benötigten Riemen und Fesseln, sogar die passenden Glöckchen findet er auf Anhieb. Bald liegt die komplette Pony Ausrüstung vor ihm auf dem Boden. Er greift nach den beiden Rädern des Sulkys, verläßt den Raum und steigt die Treppe hinauf.

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