Hallo liebe LeserInnen,
ein Jahr lang habe ich damit verbracht, mein Erstlingswerk zu vollenden. Ich weiß nicht, wie es euch beim Lesen ging, doch das Schreiben hat mir richtig viel Spaß gemacht. Mit dem nachfolgenden sechsten Teil habe ich die Geschichte hoffentlich zu einem würdigen und runden Ende gebracht. Mit Kapitel 6 ist die Handlung der Geschichte eigentlich beendet. Inzwischen , so viel sei verraten, arbeite ich aber bereits an einer Fortsetzungsgeschichte, die jedoch für sich selbst stehen und daher einen eigenen Titel erhalten wird.
Ursprünglich hatte ich für diesen sechsten Teil ein anderes Ende geplant. Nachdem einige meiner Beta-Leser meinen ursprünglichen Schloss ziemlich schockierend fanden (entsetzter Kommentar einer lieben Freundin: „Das kannst du doch nicht machen!“) und ich selbst lange überlegt habe, ob ich das wirklich bringen kann, habe ich mich dazu entschlossen, dieses neue Ende zu schreiben. Wer mit dem Abschluss der Geschichte zufrieden ist, sollte daher nach dem Wort „Ende“ nicht mehr weiter lesen.
Stattdessen habe ich mich dazu entschieden, das von mir ursprünglich erdachte Ende als Epilog an das Ende der eigentlichen Geschichte anzufügen. Der Epilog führt die Geschichte weiter und bereitet gleichzeitig die Grundlagen für die Fortsetzungsgeschichte. Im Epilog wird es jedoch keinerlei erotische Szene geben. Zum Schluss noch eine letzte Bemerkung zum Epilog: Wie ich bereits schrieb, ist mir „meine“ Julia selbst sehr ans Herz gewachsen, ich kann euch deshalb verraten, dass mir das Schreiben des Epilogs deswegen selbst extrem schwer gefallen ist. Und dennoch: Man muss erst durch die Hölle gehen, um auf den Wolken tanzen zu können.
In diesem Sinne die liebsten Grüße
Euer
Panthera tigris
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Teil 6: Ich habe mich wieder in dich verliebt
Als ich wieder aufwachte, war es bereits Morgen. Durchs Fenster drangen die ersten Sonnenstrahlen eines herbstlichen Endoktobertages und kitzelten meine Nasenspitze. Ich musste blinzeln. Einen Moment lang suchte ich die Orientierung, bis ich realisierte, dass ich in unserem Bett auf meiner Seite lag.
„Guten Morgen, du Schlafmütze“, sagte Tom liebevoll, während er meine Stirn küsste. Er stand neben mir, vollständig angekleidet.
„Was ist…? Wie bin ich ins Bett gekommen?“, fragte ich verwirrt.
„Nachdem du deinen Orgasmus dermaßen herausgebrüllt hast, dass höchstwahrscheinlich auch die Nachbarn mitgekriegt haben, was bei uns gestern gelaufen ist, bist du sofort tief und fest eingeschlafen. Ich habe dich dann ins Schlafzimmer getragen, dich zugedeckt und mir gedacht, dass es wohl besser ist, wenn wir dich ausschlafen lassen.“
Erinnerungsfetzen an den vergangenen Abend kehrten zurück. Ich rief mir in Erinnerung, dass Gina zu uns eingeladen gewesen war und der Abend eine unerwartete, jedoch zutiefst befriedigende Wendung genommen hatte. Keiner von uns hatte es wirklich geplant. Alles hatte sich wie von selbst ergeben.
„Und wo ist Gina?“, fragte ich.
„Die müsste gerade im Bad sein. Nachdem ich dich ins Bett gebracht habe, haben wir zwei uns noch ein wenig miteinander unterhalten und dann habe ich ihr angeboten, dass sie auf der Couch übernachten und noch mit uns frühstücken könne.“
„Ihr habt euch echt nur noch unterhalten?“, fragte ich und rieb mir den Schlaf aus den Augen.
Tom grinste. „Es ist uns beiden nicht leicht gefallen, die Hände voneinander zu lassen, aber ja, wir haben nicht noch einmal miteinander geschlafen, falls du darauf hinauswillst.“
Ich richtete mich im Bett auf, starrte Tom eine Weile lang an. Dann sagte ich nachdenklich: „Sag mal, hatten wir gestern wirklich einen Dreier?“
„Sieht wohl so aus.“
„Ich kann’s irgendwie immer noch nicht glauben.“
„Mir geht’s genauso, Schatz.“
„Und?“, fragte ich.
„Was, und?“
„Bereust du es?“
„Nein“, sagte Tom. Er streichelte mir über die Wange. „Du etwa?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nicht eine Sekunde lang. Glaub‘ mir, ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich mal, also dass wir beide mal einen Dreier haben würden. Aber ich muss zugeben, dass es ein echt tolles Erlebnis war.“
„Finde ich auch. Es war einfach wundervoll.“
Tom setzte sich zu mir aufs Bett und wir küssten uns. „Wie findest du Gina eigentlich?“, fragte ich.
Tom überlegte kurz. Dann antwortete er: „Sie ist wirklich nett. Ich mag sie.“
„Nein, du Dummerchen. Ich meinte, ob sie dir gefällt. Also … findest du sie sexy?“
Tom lachte. „Sagen wir mal so“, sagte er, „ich kann jetzt verstehen, warum du dich von ihr hast verführen lassen.“
„Du findest sie also sexy?“
„Ich finde sie absolut heiß, Schatz.“
„Du magst ihre Brüste, nicht wahr?“, hakte ich nach.
„Kann schon sein“, sagte Tom, der nicht wusste, worauf ich hinauswollte.
„Gib es zu, Tom. Gina hat einfach wundervolle Brüste. Ich kann verstehen, wenn du meine flachen Hügelchen nicht so toll findest.“
Tom wurde plötzlich ganz ernst. Er nahm meinen Kopf in seine Hände, schaute mich eindringlich an und sagte dann: „Hör zu, Julia. Bitte vergleiche dich niemals mit Gina. Ja, Gina hat einen umwerfenden Körper. Aber ich liebe dich. Nur dich. Und das wird sich nicht ändern. Ich liebe deinen Körper, ich bin richtig verrückt nach dir und für mich bist du perfekt genau so wie du bist. Also komm‘ gar nicht erst auf die Idee, dass ich deinen Busen zu klein finden könnte.“
Ich lächelte. „Danke, Tom.“
„Wofür denn?“
„Dass du einfach du bist. Ich liebe dich.“
„Ich dich auch.“
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Nachdem wir geduscht, uns angezogen und anschließend zu dritt gefrühstückt hatten, überlegten wir, was wir mit diesem angebrochenen Samstag anstellen wollten. Der Wetterbericht verhieß gutes Wetter.
„Wir könnten in den Zoo gehen“, schlug Tom vor.
„Oh ja, tolle Idee. Da waren wir schon länger nicht mehr“, pflichtete ich ihm bei. „Wie sieht’s aus, Gina? Bist du dabei?“
Gina ließ den letzten Rest ihres Kaffees ihre Kehle hinunterrinnen und antwortete dann: „Von mir aus gerne. Ich muss gestehen, dass ich noch gar nicht dazu gekommen bin, mir den Zoo anzusehen.“
„Also gut. Dann zeigen wir ihn dir. Wir sollten aber etwas zum Essen und zum Trinken einpacken. Ich krame mal unsere alten Rucksäcke heraus. Und du willst doch bestimmt deine Kameraausrüstung mitnehmen, nicht wahr, Tom?“
„Ja, das mach‘ ich.“
„Tom liebt alles, was mit Technik zu tun hat“, erklärte ich Gina, „vor allem das Fotografieren. Und ich muss zugeben, dass er echt ein riesengroßes Talent hat.“
„Wirklich?“
„Na ja“, sagte Tom, „ich bin ganz bestimmt kein Profi. Es gibt andere, die können bestimmt tausendmal besser als ich fotografieren. Aber es macht mir schon sehr viel Spaß.“
„Cool. Kann ich mal ein paar Bilder sehen?“, fragte Gina neugierig.
„Warte“, antwortete Tom. Er ging ins Schlafzimmer und holte sein Tablet. „Hier, die sind von unserem letzten gemeinsamen Spaziergang“, erklärte er und reichte Gina das Tablet.
Gina blätterte aufmerksam durch die Fotogalerie. Es waren hauptsächlich Makroaufnahmen von Hagebuttenfrüchten, ein paar herbstliche Impressionen und am Ende die Bilder, die er von dem Eisvogel geschossen hatte, der uns vor wenigen Tagen begegnet war.
Irgendwie konnte ich gar nicht glauben, dass sich mein Leben innerhalb dieser kurzen Zeitspanne so radikal geändert hatte. Und doch war es real.
„Der ist aber schön“, sagte Gina ehrfurchtsvoll, „dir sind wirklich richtig tolle Aufnahmen gelungen.“
„Ach was“, winkte Tom bescheiden ab, „aber jetzt trödelt nicht länger. Wenn wir was von unserem Zoobesuch haben wollen, dann müssen wir uns beeilen.“
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Der Zoo Leipzig ist einer der artenreichsten Zoos in Deutschland und meiner Meinung nach einer der schönsten. Nachdem der Zoo unmittelbar nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung von der Schließung bedroht war, die meisten Gehege waren in die Jahre gekommen, hatte sich in den letzten Jahren einiges getan. Man hatte viel Geld und Liebe in neue, zeitgemäße Anlagen gesteckt. Mit Vorzeigeprojekten wie der weltgrößten Anlage für Menschenaffen, dem Pongoland, und Europas größter Tropenhalle Gondwanaland war der Zoo nicht nur eine der bestbesuchten Attraktionen im gesamten mitteldeutschen Raum, sondern genoss auch in Fachkreisen höchstes Ansehen. Aktuell wurde er –nach dem Tiergarten Schönbrunn in Wien- als der zweitbeste Zoo in Europa, wenn nicht gar auf der ganzen Welt, angesehen.
Mein ganz persönlicher Lieblingsplatz war die Tiger-Taiga, das Refugium der Amurtiger, der größten Katze der Welt. Errichtet hatte man die Anlage auf dem Gelände des ehemaligen Großen Hirschhauses. Das Haus, das früher eine Stallung für Elche und andere Großhuftiere gewesen war, hatte man in den Besucherbereich integriert und eine kleine Ausstellung über den Tiger aufgestellt. Man hatte sozusagen die Verhältnisse umgekehrt. Dort, wo früher die Tiere gewesen waren, liefen nun die Besucher. Vom achteckigen Gebäude aus gelangte man auf eine Holzdielenterrasse, die einen herrlichen Einblick in das Gehege der Tiger bot.
Zu dritt standen wir an der mit Berberitze und anderen Gehölzen bepflanzten Brüstung und bestaunten den riesigen Tigerkater, der unbekümmert durch das grünliche Wasser des Begrenzungsgrabens watete. Der Tiger genoss das kühlende Bad sichtlich und neben mir vernahm ich permanent das mechanische Klicken der Kamera, die Tom fest in seinen Händen hielt.
„Wahnsinn“, sagte Gina neben mir auf der anderen Seite, „ich dachte immer, Katzen seien wasserscheu.“
„Tiger nicht“, antwortete ich belehrend. „Die gehen sogar gerne schwimmen. Auch Jaguare halten sich oft im Wasser auf. Die Fischkatze aus Südostasien ernährt sich sogar zu einem Großteil von Fischen, die sie selbst fängt. In heißen Sommermonaten sind selbst Geparden einem kühlenden Bad gegenüber nicht abgeneigt. Und im Okavango-Delta in Afrika gibt es ein Löwenrudel, das in dem sumpfigen Feuchtgebiet Antilopen jagt.“
Gina grinste. „Was du alles weißt.“
Sie hatte meine Hand ergriffen und sich eng an mich geschmiegt. Es erstaunte mich ein wenig, wie unbekümmert ich Ginas Berührungen in der Öffentlichkeit zuließ. Ich hätte erwartet, dass es mir in irgendwie unangenehm sein würde, aber verblüffender Weise störte es mich überhaupt nicht. Ich erwiderte den Griff und küsste Gina ganz ungeniert. Sollten die anderen ruhig sehen können, dass ich mich auch zu Frauen hingezogen fühlte.
Momentan waren wir sowieso nur allein auf der Terrasse und Tom war dermaßen mit Fotografieren beschäftigt, dass er unser Geturtel gar nicht mitbekam.
In diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich mich endlich vor niemandem mehr zu verstecken brauchte. Tom und ich waren einander näher als je zuvor und nun war auch Gina ein wichtiger Teil meines Lebens geworden. Nein, sie war zu einem wichtigen Teil unseres Lebens geworden. In diesem Moment war ich einfach nur grenzenlos glücklich.
„Wie wäre es, wenn wir ein Foto von uns machen?“, fragte ich aus einer Laune heraus.
„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Tom, der mich nun anblickte.
„Keine Ahnung. Ich glaube, ich hätte einfach gern ein Foto mit mir und den beiden Personen, die mir gerade am meisten in meinem Leben etwas bedeuten. Mit dem besten Freund, den man sich wünschen kann und dem absolut heißesten Girl auf Erden.“
„Das wäre in der Tat eine schöne Idee“, stellte Tom fest.
Genau in dem Moment kam ein älterer Herr auf die Terrasse getreten. Er war großgewachsen, hatte schütteres, schlohweißes Haar und eine kantige Hakennase.
„Entschuldigung“, fragte ich ihn spontan, „würden Sie eventuell ein Foto von uns dreien machen?“
Er blickte uns verdattert an. Dann sagte er mit freundlicher Stimme: „Aber gerne doch, junge Dame.“
Tom übergab dem Herrn seine Kamera und erklärte ihm kurz, wie man sie bedienen musste. Der Mann hörte genau zu und forderte uns dann auf, uns zu positionieren. Tom kam zu uns gelaufen und wir stellten uns auf. Ich wurde in die Mitte genommen, Gina stand zu meiner Rechten, Tom links von mir und im Hintergrund zog der Tiger weiterhin unbeirrt seine Bahnen durch den Wassergraben.
„Bitte lächeln“, sagte der Mann. Wir blickten in die Kamera und ein leises Klicken ließ vernehmen, dass der Mann den Auslöser gedrückt hatte.
„Noch eines?“, fragte der Herr höflich.
„Ja, bitte“, sagte Tom. Dann flüsterte er Gina etwas ins Ohr. Sie lauschte aufmerksam und ihre Lippen kräuselten sich zu einem kleinen Lächeln, nachdem sie verstanden hatte, was Tom vorhatte.
„Was ist?“, fragte ich neugierig. Doch die beiden grinsten mich einfach nur verschmitzt an.
„Das wirst du schon sehen“, sagte Gina und forderte mich auf, wieder in die Kamera zu blicken.
„Bereit?“, fragte der Mann.
Wir drei nickten mit dem Kopf, der Mann hielt die Kamera wieder in die Höhe, blickte uns durch den Sucher an und sagte: „Dann … bitte lächeln … und … jetzt!“
Genau in dem Moment drehten sich die beiden neben mir ein und jeder von ihnen drückte mir einen Schmatzer auf die Wange.
„Danke“, sagten wir alle in einem Chor, nachdem der Mann Tom die Kamera reichte und dieser zufrieden lächelte. Offenbar waren die Aufnahmen gelungen.
„Das war eine schöne Idee von euch“, sagte ich, als ich die Aufnahme zu sehen bekam. Dankbar küsste ich Tom auf den Mund und dann, sehr zur Verwunderung des älteren Herren, auch Gina.
Konsterniert blickte uns der Mann an.
„Was ist?“, fragte ich freundlich, „noch nie eine bisexuelle Frau mit ihren beiden Liebhabern gesehen?“
Der Mann schüttelte verständnislos den Kopf, drehte sich um und lief von dannen. Ich jedoch fühlte mich frei und unbeschwert. Als der Mann, der im Gehen noch etwas in seinen Bart murmelte, das wie „Widerlich. Einfach unnatürlich“ klang, schließlich aus unserem Blickfeld verschwunden war, brachen wir in schallendes Gelächter aus.
„Das Bild kriegt der nie wieder aus seinem Kopf“, prustete Gina lauthals.
„Na ja“, sagte ich und warf Tom einen vielsagenden Blick zu, „nicht alle Männer finden es halt geil, wenn zwei Frauen sich küssen. Nicht wahr, Tom?“
Tom zuckte mit den Schultern und sagte belustigt: „Ich kann nur für mich sprechen. Aber ich könnte euch zweien den ganzen Tag lang beim Knutschen zusehen.“
Ich nahm beide bei den Händen und quengelte wie ein Kind: „Kommt, lasst uns weiter gehen.“ Beschwingt eilte ich den beiden voraus.
Tom und Gina trotteten hinter mir und Tom rief mir zu: „Was ist heute nur mit dir los? So wie du dich benimmst, könnte man glatt meinen, du wärst …“
„Ich wäre was?“, fragte ich, blieb stehen und drehte mich um.
„Verliebt.“
„Vielleicht bin ich das auch“, sagte ich und hob verschwörerisch eine Augenbraue.
„Ist das so?“, fragte Tom neugierig.
„Ja. Ich habe mich nämlich in dich verliebt, Tom.“
„Na, das will ich doch schwer hoffen. Wir sind schließlich seit fünf Jahren ein Paar.“
„Nein, du Dummerchen. Du hast das falsch verstanden. Ich habe mich wieder in dich verliebt. Das mit uns fühlt sich plötzlich wieder so frisch und schön an wie am ersten Tag. Und das alles nur wegen dir, Gina. Danke.“
Die Brünette wurde ganz verlegen. „Unsinn. Ihr zwei gehört einfach zusammen.“
Doch ich schüttelte mit dem Kopf und sagte entschieden: „Das mag sein, aber es war für uns zur Selbstverständlichkeit geworden. Wir haben in den letzten Wochen nur noch nebeneinander her gelebt und wenn ich dich nicht getroffen hätte, um zu erkennen, was mir im Leben gefehlt hat, dann wären wir früher oder später auseinander gegangen.“
„Das stimmt“, sagte Tom ernst. „Julia und ich haben zwar in einer Wohnung gelebt, aber im Grunde genommen war trotzdem jeder für sich allein. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre unsere Beziehung vor lauter Langeweile eingeschlafen.“
„Dann bin ich ja froh, dass ich euch helfen konnte“, sagte Gina knapp und hakte sich bei uns ein. „Also kommt, lasst uns weiter gehen.“
Gemeinsam folgten wir dem Rundweg weiter ins Leoparden-Tal.
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Der Nachmittag ging schneller vorüber als uns allen dreien lieb war. Kurz bevor der Zoo seine Pforten für diesen Tag schloss passierten wir die Flamingo-Lagune, schoben uns im Zooshop an bunten, mit Kuscheltieren, DVDs, Büchern und allerhand anderen Souvenirs vollgestopften Regalen vorbei und verließen dann den Zoo.
„Danke“, sagte Gina, nachdem wir draußen auf dem Vorplatz standen. Die Sonne stand tief am Himmel und es wurde spürbar kühler. „Es war ein wirklich schöner Tag mit euch. Von mir aus können wir das öfter machen.“
„Gerne“, sagte ich.
Und Tom sagte: „Komm doch noch mit nach Hause zum Abendessen.“
Ich warf ihm einen Blick zu und das Glitzern in seinen Augen verriet mir, dass er darauf spekulierte, dass es in unseren vier Wänden wieder zu mehr als nur einem Abendessen kommen würde. Zugegeben, auch ich hätte nichts dagegen gehabt, eine weitere Dreiererfahrung zu machen.
„Das ist echt lieb von euch“, sagte Gina mit einem bedauernden Tonfall, „aber mein Freund kommt morgen aus Hamburg zu Besuch und da will ich heute die Wohnung noch ein wenig auf Vordermann bringen.“ Sie grinste und fügte verschmitzt hinzu: „Aber von mir aus können wir ja nächstes Wochenende wieder was zusammen unternehmen.“
Zum Abschied küsste ich Gina noch einmal auf den Mund. Auch Tom verabschiedete sich von Gina mit einem leidenschaftlichen Kuss. Dann trennten wir uns voneinander und Tom und ich machten uns gemächlich auf den Weg.
„Weißt du, worauf ich heute Lust hätte?“, fragte ich, als wir in unsere Straße einbogen.
„Worauf denn?“
„Als wir neulich miteinander im Wald .. na ja … gevögelt haben, da hast du mit deinem Schwanz ganz kurz meinen Po berührt.“
„Ja und?“, fragte Tom.
Ich rollte mit den Augen. Wie verständnislos kann ein Mann nur sein? „Und als du, Gina und ich uns gestern miteinander vergnügt haben … ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber als ich dich geritten habe, hat Gina mir kurz vor meinem Orgasmus einen Finger … hinten rein geschoben.“
„Oh“, sagte Tom und begann allmählich zu verstehen.
„Jedenfalls, es hat sich nicht schlecht angefühlt. Und es hat mich neugierig gemacht.“
„Heißt das etwa …?“
„Genau das heißt es, ja.“ Ich sah ihm tief in die Augen. „Bitte, Tom, ich möchte, dass du heute Abend meinen Hintern entjungferst.“
„Aber ich dachte immer, dass du das eklig finden würdest.“
„Das fand ich auch.“
„Und dass du nie jemals irgendetwas in deinen Hintern lassen würdest.“
„Bis vor ein paar Tagen hätte ich es auch nicht für möglich gehalten, dass ich jemals die Muschi einer anderen Frau lecken, geschweige denn Gefallen daran finden und bald darauf schon einen heißen Dreier haben würde.“
„Du meinst also, dass du wirklich Analsex ausprobieren möchtest?“
„Ja. Und zwar jetzt gleich“, sagte ich, kokettierend mit dem Hintern wackelnd. Ein warmer, vorfreudiger Schauer lief mir über den Rücken. Ich rannte eiligen Schrittes zur Haustür, es kaum abwarten könnend und rief Tom verführerisch zu: „Komm und hol‘ dir meinen Prachtarsch!“ Dann schloss ich die Tür auf und rannte die ausgetretenen Stufen des Treppenhauses hastig nach oben.
Tom blieb eine Weile lang wie angewurzelt stehen und fragte sich, ob ich mir mit ihm nur einen blöden Scherz erlaubte. Als er merkte, dass meine Intentionen echt waren, spurtete er los und rief mir zu: „Warte!“ Das Abendessen würde sich wohl noch gedulden müssen …
Minuten später ließen wir uns nackt in die Kissen fallen, unsere Zungen heftig miteinander tanzend. Unserer Kleidung hatten wir uns bereits im Flur entledigt.
Während ich mit dem Rücken auf der weichen Matratze unseres Bettes lag, ließ Tom sehnsuchtsvoll die Finger über die Konturen meines Körpers streichen wie einen sanften Windhauch.
„Du siehst wunderschön aus“, sagte er verträumt.
„Danke“, sprach ich verlegen. Obwohl Tom mir beinahe jeden Tag dieses Kompliment machte, berührte es mich jedes Mal aufs Neue aus tiefstem Herzen und ließ mich erröten. Denn Tom sagte es nicht einfach so dahin, er meinte es wirklich so, das konnte ich daraus hören, wie er diese Worte zu mir sagte.