Diana heckt eine echte Gemeinheit aus, mit ungeahnten Folgen.

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Diana, sowohl die Schönheitskönigin als auch das Biest der 12b, ist stocksauer: Ihr hat sie sitzen lassen, kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag. Sie muss ihre Wut an jemand auslassen, um nicht zu platzen. Da bietet sich doch Klassenidiot Adelbert an, seit langem ihr hundeäugiger Verehrer. Sie schmiedet eine gemeine Intrige.

Hier was richtig Fieses. Die Kategorie „Nicht festgelegt“ nennt sich im englischen Original bekanntermaßen „Non Consent“, es geht also um erzwungenen Sex. Ohne Einwilligung, dafür mit Gewalt. Bitte nur lesen, wenn das ok ist.

Dingo666

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„Das war´s für heute! Bitte lesen Sie bis nächste Woche Kapitel drei durch. Nicht vergessen — das kommt vielleicht im Abitur dran!“

„Alles klar. Ciao, Herr Dudenhöfer!“

„Ciao, Diana.“

Diana strahlte ihren Geschichtslehrer an, der gerade seine Tasche schnappte und zum Ausgang strebte. Herr Dudenhöfer lächelte automatisch zurück. Ebenso automatisch rutschte sein Blick ab, tief in den offenherzigen Ausschnitt seiner . Diana beugte sich extra weit vor, als sie ihren Block einpackte und grinste in sich hinein. Seit sie in der neunten Klasse darauf gekommen war, wie leicht sich die männlichen Pädagogen beeindrucken ließen, hatten sich ihre Noten deutlich verbessert.

„Also, wie sieht es aus? Feierst du jetzt deinen Achtzehnten morgen?“, fragte Dianas beste Freundin Lucy von der Seite. Schlagartig verschlechterte sich ihre Laune.

„Nein“, knurrte sie halblaut zurück. „Keinen Bock.“

„Och, komm schon“, bettelte Lucy. „Nur, weil der Mirko dich letzte Woche abserviert hat, muss das doch nicht…“

„Halt gefälligst die Klappe! Er hat mich nicht abserviert. Ich habe ihn verlassen!“

„Ja, klar…“

Diana ließ sich wieder auf den Stuhl plumpsen — für fast Erwachsene lächerlich klein — und brütete über den vertrauten Kritzeleien auf der Tischplatte. So eine himmelschreiende Ungerechtigkeit! Eigentlich hatte sie vorgehabt, ihrem Freund Mirko nächste Woche den Laufpass zu geben, gleich nach der geplanten Geburtstagsparty.

Und jetzt war er ihr zuvorgekommen! Wegen dieser dummen Schlampe Chantal aus der Parallelklasse! So ein Riesenarschloch! Noch niemand besaß je die Frechheit, sie zu verlassen! Sie, die ungekrönte Schönheitskönigin der Klasse. Ach was, der ganzen Schule!

In ihrer Wut hatte sie die Party gecancelt und alle fünfzig Gäste wieder ausgeladen. Erst danach wurde ihr klar, dass sie sich selbst damit stärker traf als ihren Ex. Nun war es zu spät. Morgen war ihr Geburtstag, morgen würde sie volljährig werden. So sehnsüchtig hatte sie diesen Tag herbeigesehnt, so gewaltig sollten die Feierlichkeiten ausfallen! Sie hatte sogar ihre Eltern zu einem Kurzurlaub überredet, für eine garantiert sturmfreie Bude.

Und jetzt? Jetzt würde sie alleine zu Hause sitzen und sich grün und blau ärgern.

Neben ihr kicherte Lucy mit Antje herum. Ihre Freundinnen nahmen sichtlich wenig Rücksicht auf ihren Zustand. Sie warf den beiden einen hasserfüllten Blick zu. Der lange angeschwollene Ball aus Wut, den sie in ihrem Bauch spürte, musste heraus, sonst würde er sie von innen her verbrennen.

Dennoch zögerte sie, ihre Laune an Lucy und Antje auszulassen. Die zwei konnten genauso heftig zurück giften. Nicht umsonst galt das Trio als „die blonden Superzicken aus der 12b“. Ein Titel, den die drei mit Stolz trugen. Ein Ruf, den sie jederzeit gerne bestätigten.

Nein, sie brauchte jetzt dringend ein anderes . Jemand, der…

„Schau mal, Diana“, prustete Antje unterdrückt. „Dein Lieblingsverehrer hat wieder diesen Blick drauf!“

Diana drehte sich nur flüchtig um. Sie wusste bereits, was sie sehen würde. Und richtig: Adelbert, zwei Reihen hinter ihr, sah sie aus riesigen braunen Hundeaugen an. Er spürte genau, dass es ihr nicht gut ging, und er würde alles tun, um ihr zu helfen.

Adelbert! Der Gedanke an diesen Penner steigerte ihre Erbitterung nur. Die Kugel in ihrem Magen nahm das Gewicht und die Konsistenz von geschmolzenem Blei an.

Adelbert! Der in der Nachbarschaft wohnte, und der sie heimlich, aber ausdauernd verehrte, seit sie zusammen in die fünfte Klasse kamen. Der gutmütige, linkische, unsportliche und nur mäßig helle Adelbert. Die Witzfigur der Schule, das Lieblingsziel für hämische Bemerkungen und blöde Sprüche. Er duckte sich nur bei jedem Angriff und lächelte verzweifelt, wenn ihn jemand schlug. Falls er einen Schwanz gehabt hätte, dann würde er todsicher damit wedeln.

Unwillkürlich verzogen sich Dianas Lippen zu einem bösen Lächeln. Sie dachte an einige der ausgesucht hässlichen Scherze zurück, die sie mit Adelbert schon getrieben hatten. Wie damals etwa, beim Aufklärungsunterricht in der Siebten, als sie den Lehrer in aller Unschuld fragte, was eigentlich mit denjenigen Jungs sei, die bestimmt nie eine Freundin abkriegten. So wie Adelbert. Ob die sich ihr ganzes Leben lang einen runterholen mussten? Die Klasse johlte wie ein Orkan, und sogar der Lehrer grinste.

Oder vor einem Jahr, an ihrem siebzehnten Geburtstag. Nach Schulschluss hatte Adelbert all seinen Mut zusammengenommen und ihr stotternd ein Kuvert überreicht. Darin zwei Kinokarten. Sein Gesicht zeigte die Farbe einer überreifen Paprika.

Im ersten Augenblick wollte sie laut loslachen. Der Gedanke, dass sie mit jemand wie Adelbert ausgehen würde, war so absurd wie Schnee im August. Stattdessen schlug sie die Hände zusammen und flötete. „Das ist soo lieb, Adelbert. Vielen, vielen Dank. Aber — du weißt doch, dass ich immer mit Lucy und Antje weg bin. Zwei Karten sind eine zu wenig. Ich kann schlecht nur eine von den beiden mitnehmen, oder?“

Adelbert hatte gestottert und gedruckst und sich geduckt. Und am nächsten Tag brachte er ihr tatsächlich eine weitere Eintrittskarte. Was hatten sie gelacht, als sie zu dritt im Kino saßen!

„Du bist eine Hexe, Diana. So abgrundtief böse, dass du verbrannt worden wärst, früher. Was habe ich nur verbrochen, dass ich so eine bekommen habe?“

Die Stimme ihrer Mutter hallte in ihrem Kopf. Das erboste sie nur zusätzlich. Ihre Mutter, diese miese Schlampe, dieses falsche Luder! Die Schläge. Dieser Tonfall, reine, ätzende Verachtung. Der Schnapsgeruch…

Sie verscheuchte diese Bilder. Sie wollte jetzt nicht an ihre Mutter denken, oder an ihre Kindheit. Blöde Sachen konnte man ausblenden, das hatte sie früh gelernt. Am besten, indem man andere leiden ließ. Ja, sie musste unbedingt jemand fertig machen, aber so richtig! Am liebsten Mirko, doch an den kam sie nicht ran. Stattdessen…

Sie hielt inne, plötzlich still. Der Gedanke, der da als zartes Pflänzchen in ihr aufgekeimt war, wuchs rasend in die Höhe. Er bildete Ableger, Details, Verästelungen. Wenige Sekunden später stand der komplette Plan fix und fertig vor ihrem inneren Auge. Ein unheilverkündendes Lächeln breitete sich auf ihren vollen Lippen aus. Oh ja, sie würde bald Befriedigung finden!

„Seid mal ruhig und hört zu“, wies sie ihre Freundinnen an. Die warfen einen Blick auf ihre Miene und steckten sofort die Köpfe zusammen. Diana war nicht nur die Hübscheste von ihnen, sondern auch die Meisterin der Intrige. Antjes Augen glänzten, und Lucy kicherte aufgeregt vor sich hin, obwohl sie noch keine Ahnung hatte, um was es ging.

„In ein Wochen schreiben wir das Abitur“, begann Diana. „Dann gehen alle studieren, oder machen sonst was. Jeder schlägt sein eigenes Leben ein.“

Lucy kicherte wieder, hoch und schrill. Dianas Ton zeigte deutlich, dass sie ein großes Ding plante.

„Ich finde, wir sollten mal darüber nachdenken, ob möglicherweise jemand in der Klasse das überhaupt nicht verdient hat.“ Diana machte ein ernsthaftes, ja besorgtes Gesicht. „Jemand, der einfach zu blöd ist, um auf die Menschheit losgelassen zu werden. Jemand, den wir nicht so mir nichts, dir nichts gehen lassen können. Dem wir vorher erst nochmal zeigen müssen, wo er steht, und wo er hingehört.“

Atemlose Stille. Lucy und Antje hingen an ihren Lippen.

„Jemand wie Adelbert“, schloss sie süß. „Ich habe vor, ihm ein, äh, kleines Abschiedsgeschenk zu überreichen. Seid ihr dabei?“

Sie erntete frenetisches Nicken.

***

Adelbert bemerkte den kleinen Zettel erst mit Verzögerung. Er starrte das geknickte Papier an, das da vor ihm auf dem Buch lag. Vorne dozierte Mrs. Granger auf Englisch vor sich hin. Er verstand nur die Hälfte. Das war in den meisten Fächern so.

Irgendjemand musste ihm den Zettel in der Pause zugesteckt haben. Er kannte das nur aus Beobachtungen. Die anderen in der Klasse reichten sich ständig irgendwelche Briefchen weiter. Das fiel weniger auf, als heimlich auf dem Handy herum zu tippen. Er hatte noch nie eines bekommen. Mit angehaltenem Atem nahm er das Papierchen und faltete es auf.

„Warte bitte nach der Stunde hier im Zimmer. Ich muss mit dir reden. Ich brauche deine Hilfe. D.“

Mit offenem Mund starrte er auf die Worte. Dann nach vorne, zu dem blonden Engel in der zweiten Reihe. Sollte das „D“ etwa für „Diana“ stehen…?

Sein Traummädchen wandte sich kurz um und blinzelte in seine Richtung. Sofort raste sein Herz los wie ein durchgehender Güterzug. Sie hatte ihm zugezwinkert? Das war so neu, so ungewohnt, dass sein Kopf sich drehte.

Den Rest der Stunde hätte Mrs. Granger auch in Altmongolisch halten können, so wenig bekam er davon mit. Stattdessen kamen alle seine Träume, seine alten Sehnsüchte mit Macht an die Oberfläche. Seit Jahren verehrte er diesen Engel, natürlich aus sicherer Entfernung. Klar, dass sie ihn ignorierte. Alles andere war schlicht unvorstellbar. Er war ja nur ein kleiner Idiot, und sie der funkelnde Stern an seinem Firmament. Schön und hell und absolut unerreichbar.

Die meiste Zeit war er dankbar und zufrieden, ihr heimlich hinterher zu starren. Die delikate Linie ihrer Schultern zu bewundern. Das überirdische Leuchten ihrer hellblonden Haare anzubeten. Oder — dabei wurde sein Mund immer eigenartig trocken — die sanfte Rundung ihrer Brust zu verfolgen, wenn sie sich halb umwandte und er ihre schlanke Gestalt von der Seite betrachten konnte.

Diana, seine große Liebe. Diana, die Göttin. Und dieses Wesen wollte sich dazu herablassen, mit einem Wurm wie ihm zu sprechen? Von ihm Hilfe zu erbitten? Ihm, dem unsportlichsten Jungen der Schule? Der genauso heftig mit seiner Schüchternheit zu kämpfen hatte wie mit den Noten oder seiner Akne?

Endlich ertönte die erlösende Klingel. Die Klasse strömte schwatzend hinaus. froh über das Ende dieses Schultags. Ein, zwei Frotzeleien galten ihm, aber heute achtete er nicht darauf. Stattdessen konzentrierte er sich, seine Bücher und Stifte extra langsam in die Mappe zu stauen.

Auch Diana fand Vorwände, um zu bleiben, bis die anderen im Treppenhaus lärmten. Nach einem kurzen Rundblick nahm sie ihre Tasche und wandte sich Adelbert zu. Der schluckte hart und wäre um ein Haar geflüchtet. Einfach davon gelaufen vor dem warmen Lächeln, vor dem sicheren Schritt, und vor den hüpfenden Brüsten, mit denen sie näherkam.

„Danke, dass du dageblieben bist, Adelbert.“ Sie fasste ihn am Arm und strahlte ihn aus nächster Nähe an. Das blendete ihn fast, und die leichte Berührung ihrer Finger schien sich in sein Fleisch zu brennen. Dazu blockierte ein Hauch ihres Parfums seine Atemwege.

„Ah, äh…“ meinte er geistesgegenwärtig.

„Morgen werde ich achtzehn.“ Jetzt sah sie ihm direkt in die Augen, ernsthaft und bittend. „Endlich bin ich erwachsen. Endlich kann ich all das sagen und tun, was ich heimlich schon immer dachte.“

„Du…?“

„Tut mir leid, wenn ich manchmal ein wenig grob zu dir war, Adelbert“, schnurrte sie. „Das wollte ich nicht. Aber du weißt ja, wie die anderen sind. Ich musste eben mitspielen.“

„Jaja, sicher, klar, das musstest du! Das verstehe ich.“ Adelbert spürte das einfältige Lächeln auf seiner Miene. Das sah vermutlich furchtbar blöd aus, aber das war ihm egal. Sie sprach mit ihm!

„Naja, ich könnte gut verstehen, wenn du böse auf mich bist, und wenn du mir nicht helfen willst.“ Diana seufzte und sah Boden.

„Doch, natürlich helfe ich dir! Kein Problem, ehrlich! Was soll ich denn tun?“ Ihm war vage bewusst, dass er am Haken zappelte wie ein Fisch, und dass er am Ende wohl wieder leiden würde. Aber das spielte keine Rolle. Wirklich und wahrhaftig: Sie redete mit ihm wie mit einem echten Menschen!

„Letzte Woche habe ich mit meinem Freund Schluss gemacht“, erläuterte Diana mit einem riesigen Augenaufschlag. „Er… ach, egal! Er war einfach nicht der Richtige für mich. Er konnte mir nicht geben, was ich brauche. Aber vielleicht kannst du das ja.“

„Ich…?“

Er starrte sie an. Das Universum stürzte ein.

„Ich habe meine Geburtstagsparty gestrichen“, sprach sie weiter und drängte sich etwas näher an ihn. „Allen Leuten wieder abgesagt. Und heute ist mir endlich klar geworden, dass ich den Abend morgen nur mit dir verbringen will.“

„Kcchhhh…“

„Könntest du dir vorstellen, dass du so gegen neun Uhr zu mir kommst?“ Jetzt klang ihre Stimme ganz klein und verloren. Ein Vögelchen, das aus dem Nest gefallen war.

„Äh, naja, warum nicht, sicher…“

„Oh, super! Ich freue mich so! Also — neun Uhr! Und sag niemand etwas, ja? Das bleibt unser Geheimnis!“

Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, und hüpfte davon. Adelbert starrte ihrem fliegenden Kleidchen nach. Der Eindruck, den ihre warme Brust an seinem Arm hinterlassen hatte, würde dort für alle Ewigkeiten konserviert bleiben.

***

„Sagst du uns jetzt endlich, was du genau vorhast?“

Antje zog an einer Cola mit ordentlich Wodka drin und vergnügte sich damit, Dianas altem Teddy den Hals umzudrehen. Die drei hatten sich an diesem Nachmittag in ihrem Dachzimmer versammelt, um den Plan im Detail auszutüfteln.

„Lass meinen Bären in Ruhe. Also — der morgige Abend wird folgendermaßen ablaufen.“

Diana schritt in ihrem Zimmer auf und ab wie ein General. Antje warf den Teddy in eine Ecke. Lucy fläzte sich quer auf das Bett und folgte ihr nur mit den Augen.

„Um neun kommt Adelbert zu mir. Ich empfange ihn mit einer Umarmung und einem Kuss am Eingang.“

Die zwei Freundinnen sahen sich an und verzogen synchron das Gesicht.

„Iiih — willst du das wirklich tun? Das ist ja ekelhaft“, meinte Antje.

„Ach was“, wehrte Diana ab und lächelte wie eine Wölfin. „Ich wette, er hat sich stundenlang geduscht und achtet die ganze Zeit darauf, nur ja nichts mit Knoblauch oder so zu essen.“

„Ja, aber…“

„Ich küsse ihn“, übertönte Diana den Einwand. „Und erkläre ihm, dass ich schon immer scharf auf ihn war. Dass ich mit ihm ins Bett will. Und“ — sie wartete kurz, bis das Gegröle abgeflaut war — „dass ich nur auf Gewaltsex stehe. Auf gespielte Vergewaltigungen.“

Das brachte die beiden anderen zum Schweigen. Mit riesigen Augen starrten sie ihre Anführerin an.

„Auf Vergewaltigung?“, flüsterte Lucy.

„Ja. Ich will geschlagen werden. Gezwungen. Geschändet!“, verkündete Diana mit leuchtenden Augen. Das Ungeheuerliche ihres Vorhabens brannte wie schwarzes Feuer in ihr und erfüllte sie bis in die Fingerspitzen mit einer eigentümlichen Lebendigkeit. So ähnlich mussten sich harte Drogen anfühlen, dachte sie beiläufig. Wie herrlich! Vielleicht sollte sie das doch mal ausprobieren.

„Du willst…?“

„Versteht ihr denn nicht?“ Diana rollte die Augen himmelwärts. „Ich bringe ihn dazu, mich hier auf diesem Bett zu überfallen und mit Gewalt zu nehmen. Dabei tue ich so, als würde ich mich wehren. Erfolglos, natürlich. Er reißt mir also die Kleider herunter, und will sich gerade auf mich legen, als…“

Sie machte eine dramatische Pause. Die beiden glotzten begriffsstutzig.

„Als wir hereinkommen?“, schlug Lucy vor.

„Haar — ge — nau! Ihr kommt zufällig bei mir vorbei, hört den Lärm, und rettet mich in letzter Sekunde vor einer brutalen Vergewaltigung.“ Diana breitete in einer Geste des Triumphs die Arme aus.

„Du… du willst ihn dann wirklich anzeigen?“ Antje hatte zuerst verstanden. „Du hast vor, ihn ins Gefängnis zu bringen?“

„Klar.“ Diana grinste. „Er ist ja volljährig, seit ein Wochen. Also fällt er nicht mehr unter das Jugendstrafrecht, ich hab das im Internet recherchiert. Der Idiot ist doch hinter Gittern wesentlich besser aufgehoben als auf einer Uni, oder?“

Antje und Lucy starrten sich an. Das hier war ein anderes Kaliber als die Scherze, die sie bisher getrieben hatten. Die pure, animalische Macht über das Schicksal eines Unschuldigen, die in Dianas Worten mitschwang, die Aussicht auf einen Streich in dieser Dimension, das übte eine solch dunkle Verlockung auf die Mädchen aus, dass sie nicht widerstehen konnten. Dianas bösartiges Lächeln begann sich in den Gesichtern ihrer Freundinnen zu spiegeln.

„Wow!“, flüsterte Lucy andächtig. „Das ist mal was Neues. Davon wird der Gute sich nie wieder erholen.“

„Du bist ein richtiger Teufel.“ In Antjes Ton schwang aufrichtige Bewunderung mit.

„Klar. Und ihr seid meine sexy Dämonen.“ Diana wusste, mit welchen Anreizen sie ihre Truppe führen musste. Sofort strich Antje mit großer Geste ihre langen, dunkelblonden Haare zurück, und Lucy räkelte sich so verführerisch auf dem Bett, als wollte sie sich gleich selbst befriedigen.

„Bist du sicher, dass es so funktioniert?“, wandte Antje ein. „Wenn du ihn nicht richtig ranlässt, dann gibt´s keine Spermaspuren. Also auch kein Nachweis für eine Vergewaltigung.“

„Wir könnten ja etwas später kommen“, schlug Lucy kichernd vor. „Wenn ihr schon…“

„Untersteht euch!“ Diana kniff ihre Augen zu Schlitzen zusammen. „Ich will nicht, dass er mich fickt. Bei dem Gedanken wird mir übel. Nein – ihr seid um neun im Haus, gut versteckt. Wenn ich mit Adelbert in mein Zimmer gehe, lauscht ihr an der Tür. Ihr kommt herein, sobald ihr euer Stichwort hört.“

„Welches Stichwort?“

„Hm — ich schreie: „MAAAAMMAAAAA!“

„MAAAAAMAAAA — hahaha!“ Die drei schütteten sich aus vor Lachen.

„Und dann?“, wollte Antje wissen.

„Dann jagen wir ihn nackt aus dem Haus, veranstalten einen Riesen-Radau, und rufen die Polizei an“, entwickelte Diana ihren diabolischen Plan weiter. „Die soll ihn jagen und aufgreifen und verknacken.“

„Ohne Spermaspuren?“, gab Antje erneut zu bedenken.

„Äääh — bei der Idee, dass Adelbert in mir abspritzt, muss ich kotzen“, grimassierte Diana. „Aber vielleicht hast du recht. Eine versuchte Fummelei ist zu harmlos.“

„Du brauchst ein paar hübsche blaue Flecken“, schlug Lucy vor. „Beweise, dass er dich geschlagen hat.“

„Genau!“ Antjes Augen leuchteten. „Er muss dich so richtig übel zurichten, das ist später nicht mehr wegzudiskutieren. Jeder wird glauben, dass er dich schon gefickt hat, und gleich abgespritzt hätte, wenn wir nicht zufällig vorbeigekommen wären.“

„Das stimmt…“ Diana kaute an ihrer Lippe herum. Der Gedanke an echten Schmerz gefiel ihr kein bisschen. Aber sie wusste, dass sie diese Geschichte ohne Gnade durchziehen musste, um ihr Ziel zu erreichen. Sie wollte diesen Penner Adelbert für alle Zeiten vernichten, und sie würde den Preis bezahlen.

„Oh nein — das geht ja gar nicht!“ Lucy setzte sich abrupt auf. „Als du die Party abgeblasen hast, da haben wir doch Karten für die „Rubberheads“ gekauft.“

„Ach, richtig“, steuerte Antje bei, plötzlich ernüchtert. „Da will ich auf jeden Fall hin. Mit dem Bassisten flirte ich schon zwei Wochen, mit dem habe ich noch was vor.“

„Ihr seid mir schöne Freundinnen“, schimpfte Diana. „Ist euch so eine Schulband wichtiger als ich?“

„Du wolltest ja ursprünglich selbst mit, nachdem die Party ins Wasser fiel.“ Antje zuckte die Schultern. „Du wusstest, dass wir die Karten besorgen. Auf die Musik von denen fahre ich total ab, das will ich nicht verpassen. Was legst du deinen kleinen Racheplan auch auf denselben Tag.“

„Aber das geht doch nur morgen, am Geburtstag!“, seufzte Diana. „Sonst macht das alles keinen Sinn. Scheiße — jetzt kann ich das wieder abblasen und muss mir irgendeine Story für Adelbert ausdenken.“

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