Dies ist die Fortsetzung von ‚Insel 07′. Es ist ratsam, zuerst die vorausgehenden Teile zu lesen, zumindest aber die erste Folge, da dies für das Verständnis der auftretenden Charaktere wichtig ist.

Inhalt

Prolog

Michelle bekommt einen Preis

Michaela bekommt Komplimente

Michelle bekommt Eifersuchtsgefühle

Michaela bekommt Respekt vor Michelle

Michelle bekommt Gewissensbisse

Michaela bekommt Träume

Prolog

Michelle und ihr Halbbruder Michael genießen das Leben auf dem Kreuzfahrtschiff. Sie haben Schwierigkeiten mit der großen intimen Nähe zurechtzukommen, die ihre Rolle als ihnen abverlangt – mehr Probleme als sie erwartet haben.

Michelle bekommt einen Preis

Michelle war froh, noch rechtzeitig zum Sportzentrum zu kommen. Bereits auf dem Weg dorthin war sie allerdings immer noch konfus. Das gerade eben Erlebte beschäftigte sie stark. Sie erinnerte sich an das ungeschminkte, süße Gesicht von Michaela und die halb nackten Schenkel von ihr, zwischen denen sie gerade eben noch gestanden hatte. Das weiße Oberhemd hatte sie nur unzureichend bedeckt. Stopp! Das durfte sie nicht denken, denn diese Gedanken regten ‚es‘ schon wieder auf. Michelle bemühte sich nur noch an Radrennen zu denken.

Es war ihr nur recht, als sie Milan traf, der sofort neugierig war:

„Na, Michel — auf zum Radsport? Donnerwetter, du siehst ja energiegeladen und tatendurstig aus! Willst du dir danach mal eine Motorradsimulation anschauen? Ich kann dir eine zeigen. Wir können uns ja an der Bar beim großen Swimmingpool treffen.“

Sie musste lächeln und nickte. Tatendurstig, das war ein Kompliment, das sie bisher nicht zu hören bekommen hatte. Aber es traf in einer Weise ihre Stimmung, sie fühlte sich wie beflügelt.

Das Rad, das sie im Center bekam, war ungewohnt, weil sie auch Zubehör für die Pedale an ihre Sportschuhe geschnallt bekam. Ein sogenanntes Klickpedal sollte die Ausnutzung der Beinkraft verstärken, indem auch die Aufwärtsbewegung der Füße genutzt wurde. Natürlich hatte sie davon schon gehört, so etwas aber noch nie in echt gesehen. Der bewegliche Rollenständer machte das Fahrgefühl überraschend realistisch. Sie war begeistert!

Das simulierte Radrennen ging über eine Stunde gegen Gegner an Bord und via Funknetz auch von solchen an Land. Es war überraschend, wie gut sie auf der simulierten Etappe der Tour de France mithalten konnte. Als sie im Spurt zum Schluss einige überholte, bekam sie Beifall von drei Zuschauern im Raum.

Nach dem Finale wurde auf dem Schirm angezeigt, dass sie den dritten Platz und damit eine virtuelle Bronzemedaille erreicht hatte.

Michelle war begeistert, auch wenn ihre Oberschenkelmuskeln nach dem Rennen schon den beginnenden Muskelkater signalisierten. Keine einzige der teilnehmenden Frauen war in der Gesamtwertung auch nur in die Nähe von Medaillenplätzen gekommen. Michelle war einfach stolz auf ihren leistungsfähigen, männlichen Körper. Sie fühlte sich großartig, auch wenn sie durchgeschwitzt und erschöpft war.

Fröhlich machte sich Michelle auf den Weg in die Kabine, um zu duschen und sich auf das Mittagessen vorzubereiten. So schön wie heute sollten nach ihrer Meinung alle Tage anfangen.

Michaela bekommt Komplimente

Michael war erleichtert, dass Michelle nun noch rechtzeitig zum Training unterwegs war. Er wusste ganz genau wieviel ihr das bedeutete. Gleichzeitig wäre es ihm lieber gewesen, sich lang und ausführlich mit ihr aussprechen zu können. Er wusste, dass sich ihr Verhältnis zueinander verändert hatte, auch wenn er das ihr gegenüber noch nicht ausgesprochen hatte. Und sie wusste das eigentlich auch, aber sie hatte betont, dass sie sich bestenfalls nur streicheln durften. Sie hatte vielleicht damit sogar recht, aber genau deswegen wollte er sich ja mit ihr unterhalten. Er wusste nicht mehr, was richtig und was falsch war.

Die Dusche tat ihm ausgesprochen gut, er entspannte sich mit geschlossenen Augen unter dem warmen Wasser, bevor er sich auf den Tag vorbereitete. Danach fühlte er sich besser als am Anfang des Morgens, aber immer noch nicht ganz wohl. Natürlich war daran der Alkohol von gestern Abend nicht ganz unschuldig. Er verfluchte die letzten Drinks. Er hatte leichte Krämpfe im Bauch und unangenehme Kopfschmerzen. Relaxen am Schwimmbecken auf dem Hauptdeck und im benachbarten Hotpool war sicher keine schlechte Idee.

Ivana musste die gleiche Idee gehabt haben, jedenfalls traf er sie auch im Badeanzug im Wohnzimmer an, als sie noch Bordnachrichten im Fernseher ansah. Ihr einteiliger schwarzer Badeanzug war an den Seiten hoch ausgeschnitten und brachte ihre langen Beine noch mehr zur Geltung. Sie war dezent geschminkt. Sie war gut drauf und begrüßte ihn freundlich:

„Guten Morgen, Michaela. Gut geschlafen? Du siehst ja süß aus in deinem rosa Bikini, aber du solltest noch dein Haar in einem Pferdeschwanz binden. Das macht deinen Flirtfaktor für den Pool noch höher. Insbesondere wo du deinen Ehering vergessen hast.“

Sie lachte amüsiert, als Michael etwas verlegen wurde und das sofort nachholen wollte. Er ließ sich jedoch von ihr das Haar zurechtmachen und vor den Spiegel stellen. Sie forderte dann noch kategorisch, dass er einen wasserfesten Lippenstift benutzen sollte und er vergaß das mit dem Ring.

„Glaub‘ mir. Kleines. Es wirkt Wunder, wenn der eigene Mann mitbekommt, wie attraktiv man bei anderen Männern ankommt. Und wenn ich mich an unser Gespräch von gestern erinnere, ist das vielleicht keine schlechte Idee. Aber komm‘, lass‘ uns auch die Wassergymnastik mitmachen — das macht Spaß!“

Er ließ sich mitreißen von Ivanas Schwung und es tat ihm auch gut, zu hören wie attraktiv sein Körper war. Binnen kurzem waren sie beide mit Badehandtuch und Strandtasche bewaffnet, am Pool des Schiffes angekommen.

Es machte Spaß, im blau schimmernden Wasser des Beckens die rhythmischen Bewegungen der Aquagymnastik bei flotter, schlagzeugbetonter Musik mitzumachen.

Danach entspannte er sich im Hotpool und dann faul auf der Liege sonnend, während sein Bikini wieder langsam trocknete. Ivana legte sich neben ihn, auch auf den Bauch. Nach einigen Minuten riet sie ihm doch den Effekt der unschönen Bikini-Streifen zu vermeiden. Als er nicht gleich reagierte und kapierte, öffnete sie einfach den Verschluss seines trägerfreien BH’s und verschob sein Höschen etwas tiefer. Er war nicht darauf vorbereitet, aber er konnte auch nichts dagegen sagen, weil er das schon vorher bei anderen während der Gymnastik gesehen hatte. Er fühlte sich verlegen und gleichzeitig beschleunigte sich sein Puls. So dazuliegen, fühlte sich leicht schamlos an. Wenn er sich ungeschickt bewegte, oder gar drehte, würde sein Busen voll sichtbar werden. In anderer Hinsicht war wohl genau das der Kick, der seinen Puls steigen ließ.

Ivana lachte frech, als sie in sein Ohr flüsterte: „Erstens vermeidet das die lästigen Streifen ausreichend und zweitens lenkt es die Blicke der Männer auf dich. Und glaub‘ mir, dein süßer Po in der attraktiven rosa Verpackung hat inzwischen schon so einige bewundernde Blicke von Männern geerntet und einige neidische von anderen Mädels.“

Michael fühlte sich zwar skandalisiert, als er diese Bemerkung hörte, aber auch geschmeichelt, denn es war schön zu hören, wie sein Körper geschätzt wurde. Wahrscheinlich stammte dieses von dem Defizit der Insel, wo sein männlicher Körper alles andere als Anerkennung eingebracht hatte. Aus den Augenwinkeln nahm er tatsächlich abcheckende Blicke wahr. Es war ein eigenartiges Gefühl, die Augen anderer praktisch auf seinem Körper zu fühlen. Er wusste nicht so recht, ob das seine ungeteilte Begeisterung finden sollte oder ob er sich dabei zu sehr als Objekt fühlte. Er schloss einfach seine Augen und ließ die Sonne seine Haut angenehm wärmen. Nach der langen Nacht und den vielen Drinks war das vielleicht die richtige Medizin für seinen angeschlagenen Körper.

Nach einer guten halben Stunde ließ er sich von Ivana dazu überreden, an die Bar zu gehen um dort ein Glas Sekt zu genießen. Das war sicherlich auch gut gegen seine leichten Kopfschmerzen. Sie hatten es gerade bestellen wollen, als zwei Männer sich erboten, ihnen das zu offerieren und Ivana nickte für sie beide. Er genoss die bewundernde Blicke und die wohldosierten Komplimente von den beiden ca. dreißigjährigen Charmeuren namens Rudolfo und Guilherme, die angeblich von Brasilien kamen. Nach einer amüsanten Unterhaltung mit den beiden, eigentlich war es nur Rudolfo, ließ er sich von Ivana dazu verleiten, auch bei albernen Wettbewerben mitzumachen. Jedenfalls hätte er früher Bauchtanz als albern eingestuft, aber Ivana war mitreißend in ihrer spontanen Art.

Letzten Endes musste er zugeben, dass die orientalisch angehauchte Musik und das Anfeuern der Menge auch Spaß machte, als Bemerkungen über tollen Hüftschwung oder graziöse Bewegungen fielen. Ivana machte Furore mit ihren langen Beinen und ihrer generösen Oberweite, aber eine füllige Dame türkischer Herkunft generierte den meisten Beifall. Er fand es genierlich, so wie Ivana ihren üppigen Busen tanzen ließ oder wie die Türkin schamlos ihren Unterleib vibrieren ließ. Er schloss einfach die Augen und versuchte nur sich im Takt der Musik mit synchronen Hüftbewegungen einmal um sich selber zu drehen. Zu seiner eigenen Überraschung bekam er bei der abschließenden Wertung durch Akklamation aber länger Beifall als Ivana, wenn auch weniger als die orientalische Dame. Ein ganz klein wenig war er auch stolz darauf. Angenehm überrascht war er auch, als alle Kandidatinnen von der Bar ein Glas edlen, fein perlenden Cava spendiert bekamen. Der spanische ‚Champagner‘ stieg ihm leicht zu Kopf, aber er war auch ausgesprochen wohlschmeckend.

Etwas peinlich war es ihm aber schon, als der bisher so stille Brasilianer Guilherme ihm sehr enthusiastisch gratulierte und ihn wohl loben wollte: „Gute getanzt, du hast eine sexy bunda, bumbum wie …na, wie heißt doch? Oh ja, eine tolle Arsch!“

Der Mann brach ab, als er wohl erkannte, wie unangenehm es Michael war, dass er dies so vor allen aussprach. Er sah schnell zu Ivana hin, aber die fand das wohl eher nur amüsant.

Immerhin befand sie, dass es bald an der Zeit war, sich auf das Mittagsbuffet einzurichten. Für das Buffetrestaurant war Badekleidung unerwünscht, so dass sie zurück in die Kabine mussten, um sich entsprechend umziehen.

Dann sah sie zum Bereich mit dem Innenpool hin und lächelte abrupt: „Aber bevor wir in die Kabine gehen, werden wir noch das nächste Spiel ‚Lippen raten‘ mitmachen. Und du wirst mitmachen, weil ich das nicht alleine machen will!“

Michael hatte nicht aufgepasst, was die die Moderatorin angesagt hatte und runzelte die Stirn. Er blickte Ivana fragend an.

„Alle fünf Kandidatinnen bekommen den gleichen abfärbenden Lippenstift und müssen damit einen Abdruck ihrer Lippen auf einer weißen Karte abgeben. Die fünf männlichen Kandidaten müssen dann raten, wer jeweils zu dem Abdruck gehört. Bei einem Treffer bekommen Ratender und die Erratene jeweils einen kleinen Preis aus einer Auswahl. Jede Frau, die mehr als zwei Treffer bekommt, erhält zusätzlich eine Flasche Champagner oder einen sehr guten Cava. Den magst du doch.“

„Na schön.“ Er ließ sich in seiner Sektlaune breitschlagen. Der spanische Sekt war wirklich ein gutes Argument und einen Abdruck auf einer Karte war ja nicht schwer.

Sie ließen sich wieder registrieren für das Spiel. Die vollschlanke Türkin vom Bauchtanz war auch wieder dabei. Eine elegant gekleidete Frau in den Endvierzigern schleppte ihre mit heran. Beide waren offensichtlich ziemlich beschwipst und auf dem Weg zum Lunch noch einmal hängengeblieben. Michael rümpfte etwas die Nase. So beschwipst schon um die Mittagszeit war keine gute Idee. Obwohl so ganz nüchtern war er auch nicht mehr.

Unter den männlichen Kandidaten waren zwei junge Männer, von denen einer so jung war, dass er von der Moderatorin nach seinem Alter gefragt wurde. Er reichte ihr wortlos seine Bordkarte und sie nickte zustimmend. Nur einer der Kandidaten war Mitte dreißig. Die beiden anderen waren deutlich über fünfzig, der eine davon wohl eher übers sechzig. Gemessen am Durchschnittsalter der Männer von gut über fünfzig auf diesem Schiff, waren die jüngeren stark überrepräsentiert.

Der erste männliche und sehr junge Kandidat erkannte, aus welchem Grunde auch immer, nur die elegante Mittvierzigerin. Er bekam die Wahl zwischen einem Souvenirglas von der Bar, einem edlen Whiskey oder einem Kuss von der Kandidatin. Michael stieß Ivana wütend an und flüsterte in ihr Ohr „Von dem Kuss als Preis hast du mir nicht erzählt!“

Diese grinste nur frech und kommentierte lässig: „No risk, no fun. Den Cava gibt es nicht umsonst, und die Männer müssen doch auch ihren Spaß haben.“

Die vornehm gekleidete Dame kicherte beschwipst auf, als der junge Bursche den Kuss wählte. Sie kannte das Spiel wohl schon und rief aus: „Ich wähle auch den Kuss.“

Die Moderatorin nickte nur: „In diesem Fall darf er seine Arme benutzen und den Kuss über zehn Sekunden hinaus ausdehnen, sonst ist das strikt verboten.“

Michael war noch immer geschockt über den Kuss als Preis, aber auch erleichtert, als sie die Randbedingung dafür hörte. Er schwor sich, auf keinen Fall den Kuss zu wählen, als er sah wie der junge Bursche die reife Frau etwas ungeschickt aber eng umarmte. Er war verblüfft, als er erkannte wie diese seine rechte Hand auf ihren Po führte und ihn fordernd wiederküsste. Die Menge johlte auf.

Der nächste Kandidat war der distinguierte Sechziger. Er hatte ein gutes Erkennungsvermögen Muster zu erkennen. Er identifizierte die Türkin und sie beide. Zu seiner Überraschung wählte dieser nur den Kuss bei der vollschlanken Türkin. Diese kannten sich offensichtlich, denn sie lächelte ihn an und wählte auch den Kuss, den sie beide offensichtlich genossen. Ivana und er selber wählten als Preis den Gutschein für ein Glas Wein.

Der nächste Kandidat war der sportliche Fünfziger. Er stand seinem Vorgänger in nichts nach. Er identifizierte die Mittvierzigerin und sie beide. Er war aber nicht so diskret wie der Sechziger. Er sagte gleich zu Anfang, dass er für seine drei Treffer jeweils den Kuss wollte. Bevor noch jemand etwas sagen konnte, deklarierte Michael schnell als Preis den Gutschein für ein Glas Wein. Die elegante reifere Frau entschied sich auch für den Kuss mit einem erwartungsvollen Lächeln auf ihrem Gesicht.

Ivana zögerte, als sie gefragt wurde, aber sie entschied sich dann doch für das Glas Wein. Zu seiner Überraschung war der Mann diskret mit dem Kuss, sowohl bei ihm als auch bei Ivana. Der Kuss berührte zwar ihre jeweiligen Lippen, aber nicht mehr als zwei Sekunden. Dafür hielt er sich bei der Dame entsprechend länger auf.

Während des langen Kusses stieß Ivana Michael unmerklich am Arm an und keckerte frech: „Nicht hingucken, aber nebenan, dort wo der Innenpool ist, stehen unsere Männer und schauen jetzt zu uns hin. Wollen wir denen gleich eine Show bieten?“

Michael war von panischem Schrecken ergriffen, sowohl wegen der unerwarteten Präsenz der beiden in der Nähe als auch wegen der provozierenden Bemerkung von Ivana. Am liebsten hätte er das Spiel jetzt aufgegeben. Ganz unauffällig versuchte er in die angegebene Richtung zu schauen. Die beiden waren in sportlicher Kleidung an der Bar in der überdachten Halle zu erkennen. Es war kein Zweifel möglich. Michael überlegte, was sie wohl schon gesehen haben konnten. Wie lange waren sie schon dort?

Der nächste Kandidat war der nett aussehende Zwanziger. Er war nicht gerade erfolgreich. Er identifizierte nur Ivana. Er sah etwas enttäuscht aus, aber deklarierte den Kuss als Preis. Ivana zögerte eine Sekunde, als sie gefragt wurde, aber sie entschied sich dann zu seiner Überraschung auch für den Kuss. Michael blieb beinahe der Mund offenstehen, als sie das mit einem Glitzern in den Augen verkündete. Mein Gott, sie wusste doch, dass ihr Mann sie beobachten konnte. Aber das kümmerte sie offenbar überhaupt nicht. Jedenfalls stürzte sie sich in diesen Kuss, als ob es ganz normal wäre. Sie ließ den Burschen sie umarmen und tat auch nichts dagegen, als seine Hände auf ihrem Rücken tiefer und tiefer herabrutschten. Sie genoss es anscheinend in vollen Zügen.

Michael wünschte sich auf einmal ganz stark, jetzt nicht mehr identifiziert zu werden. Er hatte aber nicht mit Ivana gerechnet. Sie lächelte verschmitzt und flüsterte leise: „Gleich wirst auch du deine Flasche Champagner verdient haben.“

Bevor sie noch antworten konnte, hatte sie versteckt auf ihn gezeigt, als der fitte dreißigjährige Kandidat mit seinem Kurzhaarschnitte ihre Karte betrachtete. Der zögerte auch nicht, den Hinweis sofort auszunutzen. Damit hatte sie ihre Flasche Cava, aber auch die Besorgnis, was er wohl als Preis reklamieren würde. Aber zunächst reklamierte er einen Rekord. Er identifizierte alle Karten richtig. Das erleichterte Michael, denn so war weniger Aufmerksamkeit auf ihn fokussiert. Jedenfalls dachte er sich das in diesem Moment. Im nächsten war er sich nicht mehr ganz so sicher, als der Typ die beiden älteren Frauen von seinem Kusswunsch ausnahm. Und im nächsten verfluchte er Ivana.

„Meine liebe junge Verwandte ist ein bisschen schüchtern. Sie würde ja auch gerne den Kusswunsch wählen, aber ….“

Er wurde rot ob der Unverschämtheit von Ivana und wollte wütend protestieren, aber sie kam ihm zuvor.

„Ist das nicht süß, wie sie errötet und ihren geheimen Wunsch erraten sieht, obwohl sie aus Schicklichkeit sicher gleich protestieren wird? Aber es ist doch nur ein Partyspiel, kleine Michaela und ich werde aus Solidarität mit dir das auch mitmachen.“

Er konnte nur noch mit den Augen rollen. Die freche Ivana hatte ihn einfach ausmanövriert, als die Menge um sie herum laut Beifall klatschte und die Moderatorin dem amüsiert zustimmte. Das würde er Ivana irgendwann heimzahlen.

Michelle bekommt Eifersuchtsgefühle

Michelle traf Milan an der Bar beim überdachten Swimmingpool. Er bot ihr ein Bier an und sie akzeptierte ein Radler. Sie war jetzt frisch geduscht und sportlich lässig gekleidet mit einer leichten Leinenhose in khaki sowie einem hellblauen Poloshirt. Sie hatte schon richtig Appetit auf das Lunchbuffet. Sie war nicht so erpicht darauf, von Milan Ratschläge über eine gute Ehe zu bekommen. Aber aus irgendeinem ihr unerfindlichen Grund kam er wieder und wieder auf dieses Thema zurück. Es war erstaunlich, weil er ja eigentlich bei ihrem Treffen vorher angekündigt hatte, über Motorräder sprechen zu wollen. Endlich kam Milan mit dem Grund für sein Verhalten heraus und deutete auf den benachbarten Bereich mit dem offenen Pool hin.

Michelle war erstaunt sowohl Ivana als auch Michaela dort vergnügt flirten zu sehen, zumindest erschien ihr dies als Flirten.

„Ivana und ich, wir haben gewisse Spielregeln und solche sind in einer Ehe wichtig. Sie darf gerne flirten und mich in einem gewissen Rahmen eifersüchtig machen, das hält die Attraktion zwischen uns lebendig. Sie fühlt sich bestätigt, wenn andere Männer sie attraktiv finden und sie andererseits merkt, wie ich eifersüchtig bin und sie ganz für mich alleine haben will. Wenn sie dieses Gefühl haben will, dann muss sie auch die Konsequenzen tragen, wenn sie es übertreibt. Ich liebe es überhaupt nicht, wenn sie mich quasi ‚vorführt‘ als , dessen Frau ihm auf der Nase herumtanzt. Wenn sie also gewisse Grenzen überschreitet, dann lege ich sie danach übers Knie und dass weiß sie auch. Aber sie spielt auch gerne mit dem Feuer und ist bereit meine Grenzen immer wieder auszuloten. Und wenn ich die beiden dort sehe, dann habe ich das Gefühl, dass Ivana vielleicht kein guter Einfluss für Michaela ist und sie auch wie Ivana Dummheiten macht.“

Michelle sah ihn mit großen Augen an. Das hatte sie als Bemerkung von ihm nicht erwartet und sein Reflex einer Verteidigung setzte ein:

„Michaela ist immer sehr vernünftig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich zu Torheiten verleiten lässt.“

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