Wir erwachen, wie wir eingeschlafen sind. Fee kuschelt sich ganz, ganz eng in meine Arme. Es fühlt sich herrlich an. Sie schläft noch ruhig und friedlich. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich in regelmäßigem Rhythmus ihrer Atmung. Sie in dieser Situation beobachten zu dürfen, empfinde ich als einen unglaublich intimen Moment. Für mich sind solche Augenblicke ausgesprochen wertvoll. Ich bewege mich nicht, um sie nicht zu wecken. Ihr nackter Körper drängt sich eng gegen den meinen und ihr Gesichtsausdruck strahlt Zufriedenheit aus. Wenn ich sie so sehe, wie sie verletzlich und schutzsuchend daliegt, würde ich nie im Leben glauben, wie taff und entschlossen sie sein kann. Wenn ich zum Beispiel an die Polizistin denke, die den Schrank von einem Mann in der Tiefgarage zu Fall gebracht hat und mir damit vermutlich das Leben gerettet hat, möchte man glaube, es handle sich um zwei verschiedene Personen. Fee hat zwei sehr völlig Seiten und beide liebe ich an ihr.

Sanft streiche ich mit meinen Fingern eine Strähne aus ihrem Gesicht. Die Haut ist so zart und seidig. Als ich sie berühre schleicht sich augenblicklich ein Lächeln auf ihr Gesicht, so als wüsste sie genau, dass ich es bin. Diese Frau ist der Wahnsinn. Auf mich übt sie eine Anziehung aus, die ich in dieser Weise noch nie erfahren durfte. Von der Stirn gehe ich über auf die Wange, weiter zur Schulter und liebkose schließlich ihren Rücken.

Wir liegen eine ganze Weile so da. Ich genieße diesen Moment in vollen Zügen. Da wir keinen Stress haben, wecke ich Fee nicht und warte, bis sie von sich aus erwacht. Als sie endlich beginnt, sich zu regen, freue ich mich bereits auf den Augenblick, in dem sie die Augen aufschlägt und mich erblickt. Es ist unsere erste gemeinsame Nacht und damit unser erstes gemeinsames Erwachen.

Fee öffnet schließlich die Augen und sucht sofort Blickkontakt. Als sich unsere Blicke treffen huscht ein atemberaubendes Lächeln über ihr Gesicht. Ohne ein Wort zu sagen, hebt sie den Kopf und haucht mir einen samtweichen Kuss auf die Lippen. Erst nach ein paar Sekunden schiebt sich ihre Zunge in meinen Mund und es entwickelt sich ein sehr sanftes und verführerisches Spiel. Erst nach einer wunderbar langen Zeit löst sie sich von mir.

„Ich habe schon lange nicht mehr so gut geschlafen“, meint sie.

Dann küsst sie mich erneut. Diesmal jedoch fordernder und ungestümer. Es ist deutlich zu erkennen, wie das Verlangen von ihr Besitz ergreift. Ohne den Kuss zu lösen, klettert sie über mich. Mit ein paar Verrenkungen gelingt es ihr meinen Stab zu umfassen, ohne den Kuss zu unterbrechen. Sie will wohl prüfen, ob er schon hart ist. Die Hand, die sich um den Schaft schließt und leicht zu wichsen beginnt, bringt den zuerst nur halb erigierten Pfahl voll zum Stehen. Fee setzt die Spitze geschickt an ihrer Spalte an und lässt das Becken absinken. Damit spießt sie sich komplett auf mir auf. Da sie bereits klatschnass ist, kann ich, soweit das aufgrund ihrer Verrenkungen möglich ist, in sie eindringen. Um mich wirklich tief in sich aufnehmen zu können, muss sie den Kuss dann doch lösen. Sie richtet sich auf und stützt sich mit ihren Händen auf meiner Brust ab. Erst als sie vollständig auf mir sitzt, scheint sie zufrieden zu sein.

„Ich bin süchtig nach dir!“, haucht sie. Ihre Stimme klingt verträumt und überrascht zugleich. Es ist offenbar auch für sie ein völlig neues Gefühl.

Fee hält sich aber nicht lange mit Reden auf. Sie hebt ihr Becken an und lässt es gleich darauf wieder absinken. Es fühlt sich einfach nur wunderbar an, wie sich mein Stamm aus ihr zurückzieht und gleich darauf wieder in ihren Unterleib geschoben wird. Er füllt sie voll aus und ich kann sehr genau spüren, wie sich ihr Inneres um mich schließt. Ich habe das Gefühl, als wolle sie mich festhalten, damit ich nie mehr aus ihr herausflutschen kann. Doch dann ist sie es selbst, die das Becken erneut anhebt und damit dafür sorgt, dass er sich aus ihrem warmen und feuchten Inneren zurückzieht. Allerdings bleibt er nicht lange draußen. Noch bevor er ihren Liebestunnel ganz verlassen kann, senkt sie ihr Becken wieder ab.

Es ist zunächst ein langsamer und sehr genießerischer Rhythmus, in dem sie sich bewegt. Fee sitzt mit aufgerichtetem Oberkörper auf mir und hat den Kopf in den Nacken geworfen. Die Augen hat sie geschlossen. Es hat den Anschein, als habe sie die Welt um sich herum ausgeblendet und konzentriert sich nur noch auf den Prügel, der in ihr steckt und ihr so herrliche Gefühle verschafft. Doch mit der Zeit scheint ihr das nicht mehr zu genügen. Sie beschleunigt Zusehens das Tempo. Dadurch wird die Reizung intensiver und der Fick wilder. Mit viel Kraft rammt sie sich schließlich bei jedem Stoß meinen Stamm hart zwischen die Schenkel und genießt die rapide ansteigende Lust in vollen Zügen.

Sie ist nur noch ein Spielball ihres Verlangens. Zwischendurch öffnet sie kurz die Augen und schenkt mir ein atemberaubendes Lächeln. Ich habe noch nie eine derart glückliche Frau gesehen. Sie schwebt im siebten Himmel. Als sie die Augen wieder schließt, steigert sie das Tempo noch weiter. Sie tobt sich hemmungslos auf mir aus und gibt sich voll und ganz ihrem Verlangen hin. Fee hebt immer weiter ab und gibt sich nur noch ihrer Lust hin.

Plötzlich bleibt sie ganz still auf mir sitzen, ihr Inneres verkrampft sich und sie wird von einem sehr heftigen Höhepunkt überrollt. Sie stöhnt und keucht, sie presst die Beine um meinen Körper zusammen und ich kann deutlich die Kontraktionen spüren, die sich durch heftiges Zusammenziehen um meinen Stamm bemerkbar machen. Das bringt auch mich über die Klippe und auch ich hebe ab. Ich presse mein Becken gierig nach oben und versuche mich damit noch tiefer in ihr Inneres zu schieben. Dort verströme ich schließlich meinen Samen.

Wir sitzen auf der Terrasse. Fee und ich haben gemeinsam in aller Ruhe ein köstliches Frühstück vorbereitet. Die gemeinsame Arbeit in der Küche hat echt Spaß gemacht. Immer wieder kam es zu zärtlichen Berührungen. Zwischendurch haben wir uns auch geküsst, wenn wir zum Beispiel darauf gewartet haben, bis der Kaffee fertig ist. Ich bin überrascht, dass auch Fee den Kaffee in einer Mokkakanne zubereitet. Da ich italienische Wurzeln habe, ist dies für mich ein Muss. Dass auch sie den Kaffee auf diese Art zubereitet, ist für mich eine Überraschung.

„Meine Mutter hat den Kaffee aus der Mokkakanne geliebt“, erklärt sie mir.

Verträumt denke ich an meine Mutter. Der Duft vom Kaffee, der statt und wohlriechend in der Luft hängt, erinnert mich jedes Mal aufs Neue an die schönen Momente, die ich mit meiner Mutter verbringen durfte. Meist gehörte uns der Morgen, da wir beide die Frühaufsteher der Familie waren.

Inzwischen ist der Kaffee fertig. Wir sitzen draußen und machen uns mit Bärenhunger über das Frühstück her. Während sich Fee ein Butterbrot schmiert, genieße ich erstmal nur den Kaffee. Die Stimmung ist wunderbar ruhig und entspannt. Der direkte Blick über den See ist atemberaubend. Die Sonne steht bereits am Himmel und wärmt uns. Ich bin Müßiggang nicht gewohnt. Obwohl ich bin, stehe ich meist früh auf. Ich habe es mir angewöhnt, einen geregelten Tagesablauf einzuhalten. Wohl auch deshalb bin ich bisher im Studium ausgesprochen schnell vorangekommen. Ich muss diszipliniert sein, da ich mir den Unterhalt selbst verdiene und damit meine Zeit gut einteilen muss.

Doch im Augenblick bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich etwas durchhängen zu lassen. Da fällt mir ein, dass ich mich bei der Arbeit noch abmelden muss und überlege, was ich meinem Chef erzähle. Die Wahrheit wird es kaum glauben.

„Warum hast du keine Freundin?“, erkundigt sich Fee.

Ihre Frage kommt für mich überraschend. Sie reißt mich aus meinen Gedanken.

„Das gleiche könnte ich dich auch fragen“, antworte ich.

„Ich habe sogar mehrere Freundinnen“, kichert sie.

„Du weißt, was ich meine.“

„Ich bin eben wählerisch“, meint sie nachdenklich. „Ehrlich, ich habe bisher noch keinen Mann getroffen, bei dem ich auch nur annähernd das empfunden habe, wie bei dir.“

„Dann lieber keinen Freud?“

„Ich hatte zwar das eine und das andere Abenteuer. Auch einen hatte ich, doch das hat auf Dauer nicht funktioniert. Danach kam für kurze Zeit ein weiterer Mann in mein Leben. Der hat sich allerdings bereits nach kurzer Zeit zur Katastrophe entwickelt. Nach ihm habe ich mich entschieden allein zu bleiben.“

„Was war mit ihm?“, bohre ich nach.

„Es war ein . Dominant, besitzergreifend und unglaublich eifersüchtig. Schon bald wurde mir bewusst, dass er mich einengt. Ich durfte nicht mehr allein weggehen, ich musste immer das tun, was er von mir verlangte und wehe, ein anderer Mann hat mich etwas intensiver angeschaut.“

„Du hast dann Schluss gemacht?“

„Als mir die Sache zu heftig wurde, habe ich sofort die Handbremse gezogen. Allerdings wollte er es nicht akzeptieren und hat mich noch monatelang bedrängt. Ein paarmal hat er mich sogar bedroht. Ich habe ihn schließlich gemeldet und meine Vorgesetzten haben ihm eine Falle gestellt.“

„Was ist aus ihm geworden?“

„Er wurde strafversetzt und hat sich damit seine Karriere versaut.“

„Nach dieser Erfahrung wolltest du nicht mehr?“, frage ich. „Warst du beziehungsgeschädigt?“

„Geschädigt nicht, aber ich bin wählerisch geworden.“

„Die Männer müssten bei dir doch Schlange stehn. Du siehst gut aus, bist taff und bist auch finanziell eine gute Partie“, zähle ich auf.

„Anwärter gab es tatsächlich viele. Manchmal hat es fast schon genervt und ich habe mir einige Male überlegt, ob es nicht klüger wäre, mir nur deshalb einen Freund zuzulegen, um potentielle Anwärter abzuschrecken“, meint sie. „Das mit der guten Partie weiß außer dir niemand. Wobei ich genaugenommen gar keine bin. Ich behalte gerade so viel Geld aus den Dividenden, damit ich dieses Haus erhalten kann. Den Rest spende ich für eine Organisation, die Unfallopfer unterstützt.“

„Du bist also nicht nur bildhübsch, du hast auch ein ganz großes Herz“, stelle ich fest.

Fee wird leicht rot und schaut mich ein wenig verlegen an. Sie schiebt sich – vermutlich um abzulenken — einen Bissen Brot zwischen die Zähne und kaut. Dabei schaut sie mich lächelnd an.

„Du bist doch auch eine gute Partie. Dein besitzt eines der bedeutendsten Unternehmen im Land.“

„Ich wollte nie auf Kosten meines Vaters leben“, stelle ich klar. „Ich will von ihm keinen Cent und bekomme auch nichts. Ich verdiene mir den Lebensunterhalt selbst.“

„Neben dem Studium?“, ist sie erstaunt.

„Ich habe kein gutes Verhältnis zu meinem . Er war praktisch nie für mich und meine Mutter da. Bei ihm stand immer die Arbeit an erster Stelle. Als sie dann an Krebs erkrankt ist, wurde es sogar noch schlimmer. Anstatt sich endlich um sie zu kümmern hat er sich noch weiter in sein Schneckenhaus zurückgezogen. Er hat sich in die Arbeit gestürzt. Ich habe zwar versucht, für sie da zu sein, aber für ein Kind ist das wirklich nicht leicht. Als sie schließlich starb, war ich zehn Jahre alt. Ich habe bei ihr am Krankenbett ausgeharrt, bis sie von uns gegangen ist. Von meinem Vater war weit und breit keine Spur.“

„Das ist verdammt hart“, gesteht Fee.

„Ich will meinem Vater nicht Unrecht tun. Er hat meine Mutter über alles geliebt. Sie leiden zu sehen, war für ihn unerträglich. Das kann ich heute als erwachsener Mann auch verstehen. Trotzdem war seine Reaktion für meine Mutter und für mich nur sehr schwer zu ertragen. Wir haben uns manchmal gefühlt, als würde er uns nicht lieben.“

„Hat er sich nach dem Tod deiner Mutter um dich gekümmert?“

„Auch danach war er nicht für mich da. Er hat mich in ein Internat abgeschoben.“

„Scheiße!“

„Das kannst du laut sagen.“

„Da kann ich gut verstehen, dass du nicht gut auf deinen Vater zu sprechen bist.“

„Ich kam viele Jahr nur zu Weihnachten und in den Ferien nach Hause. Doch auch dann stand bei ihm die Arbeit im Vordergrund. Ich fühlte mich weder willkommen, noch geliebt. Anfangs hat er in diesen Zeiten eine Nanny für mich engagiert, später ging ich einfach meiner Wege. Mit den Jahren fühlte ich mich im Heim mehr zuhause als in meinem Elternhaus.“

„Das ist krass“, antwortet sie voller Mitgefühl.

„Nach dem Abi, bin ich zuhause ausgezogen, habe mir eine Wohnung und Arbeit gesucht, habe mich an der Uni eingeschrieben und jeden Kontakt zu meinem Vater abgebrochen. Seit fünf Jahren bin ich selbst zu Weihnachten nicht mehr nach Hause gekommen.“

„Wie hat er daraufhin reagiert?“

„Plötzlich hat er mich vermisst. Er hat mehrfach versucht, sich zu gemeldet.“

„Aber du bist hart geblieben.“

„Er hat sich jahrelang nicht um mich gekümmert. Selbst dann nicht, als ich ihn am dringendsten gebraucht hätte. Jetzt, wo er den Wunsch nach Kontakt verspürt, soll ich plötzlich auf glückliche Familie machen?“, antworte ich. „Nicht mit mir! Für mich ist der Zug abgefahren.“

„Bist du dann nicht gleich wie er?“, will sie wissen.

„Wie meinst du das?“

„Er hat einen Fehler gemacht und war nicht da, als du ihn gebraucht hast. Das ist hart und ich kann verstehen, dass du sauer auf ihn bist. Er hat das aber nicht mit Absicht gemacht. Er konnte einfach nicht anders“, meint sie. „Willst du ihn jetzt dafür bestrafen?“

„Warum bestrafen?“, frage ich nachdenklich.

„Es schaut für mich nur sehr danach aus. Auge um Auge, Zahn um Zahn.“

„Kann sein. Was ist so schlimm daran?“

„Schlimm? Was ist schlimm?“, kontert sie. „Wenn ihr beide stur bleibt, findet ihr nie zusammen.“

„Ich habe kein Bedürfnis mehr nach väterlicher Nähe.“

„Du hast das Bedürfnis nicht oder du redest es dir nur ein?“

„Mann Fee, warum redest du mir ein schlechtes Gewissen ein?“

„Ich rede dir kein schlechtes Gewissen ein. Ich will nur nicht, dass du eines Tages das Bedürfnis nach Kontakt zu deinem Vater verspürst, es dann aber zu spät ist.“

Ihre Worte stimmen mich nachdenklich. Ich den Jahren im Internat hat sich in mir tatsächlich ein Groll auf meinen Vater aufgestaut, der immens war. Als ich konnte, habe ich mich von ihm losgesagt und bin meinen eigenen Weg gegangen. Doch besser geht es mir deshalb nicht.

„Er ist trotz allem dein Vater“, meint Fee eindringlich. „Da kannst du nichts dagegen machen.“

„Ein lausiger Vater!“, tue ich ihren Einwand ab.

„Mag sein, aber immerhin ein Vater.“

Wir haben fertig gefrühstückt. Fee sitzt mir lässig, mit angezogenen Füßen gegenüber und genießt es ganz offensichtlich, in der Sonne zu sitzen.

„Was steht heute auf dem Programm?“, erkundige ich mich. Ich will bewusst ablenken.

„Ich muss auf dich auspassen“, meint Fee. Dabei lacht sie vergnügt.

„Sonst nichts?“

„Wir sollten nicht sonderlich auffallen. Je weniger du dich zeigst, umso weniger besteht die Gefahr, dass dich jemand erkennt, der dir Böses will.“

„Soll das heißen, dass wir hier festsitzen?“

„Wir könnten mit dem Boot auf den See hinausfahren“, schlägt sie vor.

„Zumindest etwas. Ich bin kein Mensch, der nur herumsitzen kann.“

„Dann hilf mir den Tisch abzuräumen und los“, meint Fee.

Gesagt, getan! Schon wenige Minuten später ist der Tisch leer und auch in der Küche steht nichts mehr herum. Wir haben uns passende Kleidung angezogen und machen uns auf den Weg zum Bootshaus. Es dauert nicht lange und wir sind auch schon auf dem Wasser. Fee bringt uns zu einer etwas abgelegenen Ecke des Sees.

„Lass uns ein wenig in der Sonne liegen“, schlägt sie vor.

Sie hat sich bereits bis auf den Bikini entkleidet, als wir das Boot betreten haben. Ich hingegen muss mich erst ausziehen. Wieder einmal hat sie vorausgedacht und einen Vorsprung herausgeholt. Fee ist ein cleveres Mädchen. Wenig später lege ich mich im Bugbereich zu ihr in der Sonne. Wir sagen die längste Zeit nichts. Das leichte Schaukeln des Bootes besänftigt mich. Trotzdem muss ich die ganze Zeit an das Gespräch von vorhin denken. Es lässt mich einfach nicht los.

„Bin ich wirklich zu hart zu meinem Vater?“, erkundige ich mich.

„Zu deinem Vater oder zu dir?“, kontert sie.

„Wie zu mir?“

„Du bestrafst doch auch dich damit. Ist dir das nicht klar?“

„Mich?“

„Dein Vater war lange Zeit nicht in der Lage, dir seine Zuneigung zu zeigen. Das war sicher nicht leicht für dich. Doch jetzt, wo er es versuchen will, entziehst du dich erneut seiner Liebe“, erklärt sie. „Natürlich bestrafst du damit deinen Vater. Aber im Grunde leidest du genauso unter deiner Sturheit.“

„Du meinst, es ist nur Sturheit!“, frage ich etwas aufbrausend.

„Was sonst?“, kontert sie entschlossen. Trotzdem liegen Verständnis und Sanftheit in ihrer Stimme.

„Er hat mich aus seinem Leben verstoßen!“

„Er hat sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen. Er hat dich nicht verstoßen.“

„Auf wessen Seite stehst du überhaupt?“

„Auf deiner“, versichert sie. „Ich bin natürlich auf deiner Seite. Aber du musst auch ehrlich zu dir sein.“

„Das bin ich!“

„Bist du dir sicher?“

„Absolut!“

Es entsteht erneut eine Pause. Wie kommt Fee nur dazu, mir Vorwürfe zu machen? Bin doch ich das und nicht mein Vater! Warum versucht sie nun mir den Schwarzen Peter zuzuschieben? Je länger ich allerdings darüber nachdenke, umso mehr verraucht mein Ärger auf Fee.

„Du meinst, ich soll auf meinen Vater zugehen“, sage ich nach einiger Zeit.

„Es zählt nicht, was ich glaube. Du musst es wollen. Sonst hat es keinen Sinn.“

„Nach allem, was er mir angetan hat, soll ich den ersten Schritt machen?“

„Er hat dir nichts angetan. Er hat sich nur falsch verhalten. Das ist ein Unterschied“, entgegnet sie. „Kannst du einschätzen. wie du dich verhalten würdest, wenn du weißt, du verlierst die Frau, die du liebst.“

„Keine Ahnung!“, antworte ich.

Aus dieser Warte habe ich das Ganze noch gar nie betrachtet. Was hätte ich an seiner Stelle getan. Unwillkürlich fällt mir Fee ein. Was würde ich tun, wenn ich erfahren würde, sie plant mich zu verlassen. Ich muss mir eingestehen, dass mir das sehr zusetzen würde. Dabei haben wir noch nicht einmal darüber gesprochen, ob wir ein Paar sind. Und trotzdem würde ich an ihrem Verlust schwer zu knabbern haben.

„Du glaubst, mein Vater liebt mich trotz allem?“

„Er hat dich gewarnt.“

„Reichlich spät. Wenn du nicht gewesen wärst vermutlich zu spät.“

„Er wusste auch nicht viel früher, in welcher Gefahr du dich befindest.“

„Die Polizei aber schon? Er ist doch mein Vater und müsste es besser wissen.“

„Wir haben unsere Quellen und wurden schon viel früher auf die Gefahr aufmerksam. Außerdem wissen wir, wie solche Menschen ticken und wozu sie fähig sind. Dein Vater hat doch keine Ahnung, was das für Typen sind und wozu sie bereit sind.“

„Wo ist mein Vater jetzt?“

„Keine Ahnung. Er ist untergetaucht“, antwortet Fee. „Meine Kollegen haben ihn verloren.“

„Glaubst du, er ist den Typen in die Hände gefallen?“

„Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder er hat es geschafft sich abzusetzen oder er ist jemandem ins Netz gegangen.“

„Was glaubst du?“

„Es spricht vieles dafür, dass er von sich aus abgetaucht ist. Sonst hätten meine Kollegen etwas von der Entführung mitbekommen. Auch er wird schon seit Tagen überwacht. Außerdem hätten sich die Entführer irgendwie verraten. Zum Beispiel, indem sie in die Firma eindringen und den Safe leerräumen. Sobald sie deinen Vater haben, dürften sie auch Zugang zur Formel bekommen. Dann würden sie aktiv werden und das hätten wir bemerkt. Doch im Moment sieht es so aus, als wüsste niemand, wo sich die Formel und die Unterlagen befinden. Außerdem müssten sie dann nicht dir auflauern. Dann hätten sie doch deinen Vater. Eine der Parteien zumindest.“

„Du glaubst, es geht ihm gut.“

„Ich hoffe es.“

„Können wir ihn suchen?“, frage ich spontan.

„Das machen bereits meine Kollegen“, versichert sie. „Die fahnden mit Hochdruck nach ihm.“

„Ich kann doch nicht faul herumliegen, während mein Vater in Gefahr ist.“

„Vorhin wolltest du nichts mehr von ihm wissen.“

Sie hebt den Kopf und schaut mir tief in die Augen. Sie zieht auch die linke Augenbraue nach oben. Sie grinst schelmisch. Ich weiß genau, was sie mir sagen will. Noch bevor ich in der Lage bin zu antworten, legt sie ihre Lippen auf die meinen und haucht mir einen zärtlichen Kuss drauf.

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