Alle Personen in diesen Erzählungen sind über 18 Jahre alt!
Junge Männer im Morgenlicht 01
Mit 06:18 Uhr an einem herbstlichen Sonntagmorgen ist es wirklich noch sehr früh, und die Innenstadt nahezu verwaist, als ich, die ungewohnte Stille unserer sonst immer von Menschenmassen bevölkerten größten Einkaufsstraße genießend, am Eingangsportal eines großen Warenhauses angelange.
Auf dem Weg bis dorthin, bin ich außer den fleißigen Männern von der Straßenreinigung, kaum einem anderen Menschen begegnet, doch in nahezu jedem Eingang der vielen Kaufhäuser und Bürogebäude, habe ich obdachlose Männer in ihren Schlafsäcken liegen sehen. Windgeschützt, und zumindest etwas gewärmt, von den Belüftungen der jeweiligen Eingänge. Die meisten von ihnen befanden sich anscheinend noch im Tiefschlaf.
Anders ist es jedoch hier am Gerhart-Hauptmann-Platz. Das intensive Licht der schräg am Himmel stehenden Morgensonne, welches den Eingang dieses Warenhauses erhellt, scheint die beiden Männer, die ihre Schlafsäcke quer vor die breiten Glastüren gelegt hatten, bereits aufgeweckt zu haben. Zuerst nehme ich nur einen von ihnen wahr. Am Boden vor seinem schmutzig grünen Schlafsack hockend, kramt er in einer ebenso schmutzig wirkenden großen Einkaufstasche. Während ich mich noch wundere, daß ausgerechnet hier bereits ans Aufstehen gedacht wird, heute, wo doch das Kaufhaus am Sonntag, gar nicht öffnen wird, bemerke ich auch den Besitzer des zweiten Schlafsacks.
Genau zwischen den monumentalen Säulen, die dieses riesige Eingangsportal flankieren, sehe ich ihn stehen. Nackt, bis auf eine ebenfalls grüne zerknitterte Boxershorts, und sogar barfüßig, steht der schmächtige junge Mann, breitbeinig im fast grellen Sonnenlicht dieses Morgens. Ich kann förmlich spüren, wie energisch er seine nackten Füße auf den Boden stemmt. Als er seine Arme in die Höhe streckt, sehe ich, wie sich seine schmale behaarte Männerbrust durch einen tiefen Atemzug weitet. Eine unerwartete Freude durchströmt meinen ganzen Körper, als der junge Mann daraufhin zu einem langanhaltenden Urschrei ansetzt, um die Sonne, den Morgen, das Leben, und mich zu begrüßen.
Junge Männer im Morgenlicht 02
Ein angenehm frischer Wind weht mir vom Fluß entgegen, als ich an diesem bereits erstaunlich warmen Sonntagmorgen auf dem Schiffsanleger der Brücke 10 stehe, und den wie immer so auch heute regen Schiffsverkehr betrachte. Diverse kleine und große Schiffe sind erstaunlich flink auf dem breiten Fluß unterwegs, doch als sich, langsam aus einem Seitenarm kommend, ein gigantisches Containerschiff in das wuselige Bild schiebt, daß die Schlepper, Frachter, und Fähren mir an diesem Morgen bieten, scheint es die Fahrrinne so sehr für sich zu beanspruchen, daß man befürchtet, der Schiffsverkehr würde nun gänzlich zum Erliegen kommen. Es ist erst 07:25 Uhr, doch dieser städtische Hafen ruht bekanntlich nie.
Dort in der hellen Morgensonne stehend, genieße ich für einen Moment den wahrhaft schönen Anblick, den die Hafenstadt mir heute auf sich gewährt. Ich spüre das leichte Schwanken des Anlegestegs unter meinen Füßen, und wie die kühle Brise mir den Schweiß auf der Haut trocknet. Ein kostbarer Augenblick der Ruhe, in meiner sonst allzeit lärmenden Heimatstadt.
Während ich noch, das voller vieler kleiner Bewegungen steckende Panorama des Flußes auf mich wirken lasse, nehme ich aus dem Augenwinkel heraus eine weitere Bewegung wahr, und erblickte, als ich meinen Kopf wende, zwei junge Männer am anderen Ende des Anlegers. Offensichtliche Überbleibsel der vergangenen Nacht, bin ich mir nicht sicher, ob ihr Schwanken lediglich dem unruhigen Untergrund geschuldet ist, auf dem wir stehen. Aus der Entfernung betrachtet bilden sie eine quirlige amorphe Masse aus Farben und Bewegungen, und ihr ausgelassenes jugendliches Lachen weht zu mir herüber. Erst ein zweiter Blick läßt mich die Szenerie richtig erfassen.
Das von mir gehörte Lachen, stammt tatsächlich nur von einem der beiden jungen Männer, welcher sich, auf einem für seine Körpergröße viel zu niedrigen Hafenpoller niedergelassen hat. Seine langen Beine angewinkelt hockt er da, und immer wieder bricht ein fröhlich anschwellendes Gelächter aus ihm heraus, während er begeistert, und seinen Freund anfeuernd, die Arme hoch in die Luft wirft.
Sein Freund, in vermutlicher Rest-Trunkenheit und jugendlichem Übermut, scheint eine Runde in dem bestimmt eiskalten Fluß schwimmen gewesen zu sein. Als ich ihn erblicke, steht er nackt und vor Wasser triefend auf dem Anleger. Ein bleicher fröstelnder Junge, dem seine noch feuchte dichte Behaarung wilde Muster auf die Haut von Beinen und Hintern zaubert. Etwas benommen steht er bei seinem Freund, eine schmale schlaksige Gestalt gibt er ab, wirkt ganz verloren vor diesem Hintergrund von strahlendem Blau und vorbeifahrenden Schiffen, und vielleicht ist er gerade selbst erschrocken über seinen kühnen Sprung in die wogenden Fluten des Flusses.
Während das von seinem Körper herablaufende Wasser langsam eine Pfütze um seine Füße bildet, steht er, den Kopf fast schüchtern gesenkt, für einen Moment ganz in sich gekehrt da. Doch die Begeisterung seines Freundes über diese jugendliche Großtat, erreicht nicht nur mich, sie dringt auch zu dem Jungen durch, reißt ihn aus seiner kurzen Versunkenheit heraus, steckt ihn an, erfasst ihn, und läßt ihn zu neuem Übermut erwachen. Nun ebenfalls ganz begeistert, darf ich mit ansehen, wie die Lebensfreude in den Jungen zurückkehrt, wie er dort auf dem Anleger beginnt zu Tanzen, wie er sich, beschienen von der hellen Morgensonne, nackt im Kreis dreht so daß die Wassertropfen nur so von seinem Körper spritzen, und wie bei jedem seiner Tanzschritte sein vom kalten Wasser ganz verschrumpeltes Geschlecht lustig im Takt hüpft.
Nach nur allzu wenigen kurzen Minuten endet auch diese erneute Ausgelassenheit, die beiden jungen Männer finden wieder zusammen, und gemeinsam am Poller hockend, werden sie für mich erneut zu einem bloßen bunten Fleck vor dem schwankenden Hintergrund des morgendlichen Flusses. Nur ihr gemeinsame Kichern über diesen gelungenen Schabernack, begleitet mich noch eine ganze Weile, als ich mich langsam von Brücke 10 entferne, und in den nie endenden Strom der vielen Touristen eintauche.
Junge Männer im Morgenlicht 03
Es ist ein noch früher, jedoch bereits strahlender Sonntagmorgen, als ich den staubigen Weg zur St. Michaelis Kirche, unserer Hauptkirche, hinaufsteige, und ganz in meine Gedanken versunken die vielen vielen Treppenstufen erklimme.
Auf halbem Weg den Hügel hinauf, wird meine innere Andacht durch einen jungen Mann gestört, der mich, in sein Mobiltelefon murmelnd, eiligen Schrittes überholt. Mit dem makellosen Aussehen von einem Fotomodell: athletisch, braun gebrannt, in modischen sehr kurzen Cargo Shorts, und mit leichten Slipper an seinen Füßen, geht er zügig, ebenfalls in Richtung St. Michaelis, an mir vorbei. Seine sich entfernende Gestalt betrachtend, empfinde ich ein Leuchten von ihm ausgehen, daß dieses Sommermorgens ebenbürtig ist, und die sonnengebleichten Haare an seinen Beinen, sprechen zu mir von seinen vermutlich verbrachten Tagen an Deck seiner Segelyacht.
Nach vollbrachten Aufstieg, mische ich mich vor dem großen Portal der Hauptkirche, unter die bunte Menge von Gottesdienstbesuchern und frühen Touristen, die sich dort bereits eingefunden hat, um das wie immer leicht chaotische Treiben auf mich wirken zu lassen. Während sonntagsfein zurechtgemachte ältere Damen zügig den geöffneten Kirchentüren, und somit dem beginnenden Gottesdienst zustreben, zieht ein kugelrunder deutscher Mann meine Aufmerksamkeit auf sich, der eine asiatische Reisegruppe um sich geschart hat, und dieser in anscheinend perfekten Mandarin, und mit ausladenden Gesten, die Architektur des imposanten Kirchengebäudes erläutert. Es ist etwas schmerzlich, erkennen zu müssen, wie sehr dieser selbsternannte Stadtführer die ihm geschenkte Aufmerksamkeit genießt. Doch weder ahnt der rundliche Herr in diesem „seinem“ Moment, noch wird er es ihm jemals zu Bewusstsein kommen, das dieser Tag gar nicht ihm gehört.
Denn das unerwartete Wunder dieses Tages, das ereignet sich, als die schnatternde Reisegruppe den Mittelpunkt des Bildes freigibt, und nach rechts in den Kulissen verschwindet.
Dort sitzt er, der junge Mann, dessen Haut mir von Salz und Meerwasser erzählt hatte. Er hat sich niedergelassenen auf einem der Grenzsteine den Stufen des Kirchenportals gegenüber, und er schaut den ihm zugewandten Menschen, erhobenen Hauptes entgegen. Das Licht der bereits kräftigen Morgensonne bringt die Luft um ihn förmlich zum Flimmern.
Direkt vor dem Eingang des Gotteshauses sitzend, hatte der junge Mann sich, zu seinen bereits entblößten Beinen, auch seine Schuhe und Socken ausgezogen, und bot uns, als Zeichen seiner Verletzlichkeit und Unschuld seine nackten schönen Füße dar. Als er sodann seine geöffneten Hände erhob, um sie den Menschen in einer sanften und einladenden Geste entgegenzustreckten, bot der junge Mann ein Bild von schlicht überwältigender Anmut und Schönheit.
Als ich nach einem kurzen Moment der Versunkenheit in seinen strahlenden Anblick, um mich schaute, wurde mir gewahr, dass offensichtlich außer mir, keiner der vielen umstehenden Menschen, diesem Moment außergewöhnlicher Schönheit irgendeine Beachtung geschenkt hatte. Jeder einzelne von ihnen schien mir gänzlich blind, und vollständig in seiner jeweils eigenen Welt gefangen zu sein.
Da wir uns im strengen Norddeutschland befanden, und nicht in Indien, wurde mir schmerzlich bewußt, dass es mir bedauerlicherweise kaum möglich sein würde, mich vor diesem fremden Mann niederzuknien, und zum aufrichtigen Zeichen meiner Demut, seine nackten Füße zu küssen. Wie gerne hätte ich die feinen Härchen auf seinen Fußrücken an meinen Lippen gespürt.
Junge Männer im Morgenlicht 04
An diesem noch recht frühen Vormittag findet auf unserem kleinen Rathausplatz zwar der Wochenmarkt statt, doch sowohl das Aufgebot an Verkaufsständen, als auch die Anzahl an Besuchern ist heute erstaunlich gering. Fast verwaist liegt der Platz im diesigen Sonnenlicht vor mir, und auch nur wenige der hier üblicherweise stets anzutreffenden Alkoholiker hat sich bereits zu einer Frühschicht eingefunden.
Während ich noch etwas enttäuscht die trostlose Szenerie betrachte, steht ganz unvermittelt ein Mann neben mir, dessen Nahen meiner Aufmerksamkeit entgangen war. Groß, schlank, ganz in Schwarz gekleidet, und mit einem jugendlichen Auftreten zwar, aber näher betrachtet, doch bereits im reiferen Alter. Seinen Kopf kokett leicht zu einer Seite geneigt, fragt er, ob er mich denn wohl ansprechen dürfe.
Etwas erschrocken wie ich durch sein plötzliches Auftauchen war, machte ich mich innerlich sofort auf eine tätliche Auseinandersetzung gefasst, und spürte wie blitzartig Spannung meine gesamten Muskulatur erfasste. Doch das, was dann tatsächlich geschah, das traf mich wirklich völlig unerwartet, und es ließ mich für einen Moment fast sprachlos werden vor Erstaunen.
Er sei zu mir herüber gekommen, weil er mir sagen wolle, nein sagen müsse, was für ein geiles, ja wirklich geiles Hemd ich tragen würde, das sähe einfach nur klasse aus an mir. Mein verdutztes Gesicht studierend fügte er erklärend an, ihm fiele so etwas eben auf, und er sei einer der Wenigen, der die Menschen dann auch direkt anspricht, und es ihnen sagt, wie gut sie aussehen.
Vermutend, daß der Mann sich wohl einen dummen Scherz mit mir erlauben wollte, murmelte ich ein paar unverbindliche Dankesbekundungen, musterte ihn möglichst unauffällig, und versuchte meiner Stimme ihre kurzzeitig verlorengegangene Selbstsicherheit zurückzugeben. Doch bevor ich mir noch einen Reim auf diese wahrlich sonderbare Situation machen konnte, ergriff der durchaus sympathisch und aufrichtig wirkende Mann erneut die Initiative, und versetzte mich ein zweites Mal in grenzenloses Erstaunen und in zunehmende Verlegenheit.
Nachdem er mich anlächelnd, „Darf ich?“ gefragt hatte, und ich nichtsahnend genickt hatte, fand ich mich mitten auf unserem Wochenmarkt stehend, in der innigen Umarmung eines mir völlig fremden Mannes wieder. Kaum hatten sich unsere Körper aus diesem zwar kurzen aber engen Kontakt wieder gelöst, neigte er erneut seinen Kopf zur Seite, und während er noch sagte: „Du bist echt ein ganz Süßer!“, beugte er sich vor, um mir einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Und nachdem er mir dann noch kurz versonnen über die nackte Haut in meinem Hemdausschnitt gestrichen hatte, drehte er sich um, und ging von dannen. Kam ich mir, dort ziemlich verwirrt auf unserem Marktplatz stehend, auch unendlich dumm und übertölpelt vor, als sich für Sekunden nur, unsere Zungen berührt hatten, da kam dieses einer Offenbarung gleich, welche meine Haut zum Prickeln brachte. Und meinen Blick zum Himmel erhebend, bemerkte ich, wie sehr nicht nur ich, sondern auch die Sonne zwischenzeitlich an Kraft gewonnen hatten.