Bettina stand zitternd im Hausflur. Sie hatte diese von außen abgeschlossen und den Schlüssel im Schloss abgebrochen, so dass der Mann, den sie einmal geliebt und geheiratet hatte, ihr nicht folgen konnte.
Sie griff nach ihrer Tasche, die sie noch hatte packen können, und atmete tief durch. Ihr war übel, nicht nur wegen des Streits. Sie befürchtete das Schlimmste und hoffte das schönste, doch so konnte sie nicht bei ihm bleiben.
Sie drehte sich noch einmal um und sah auf die Wohnungstür. Ihr Blick wurde traurig, denn sie wollte ihren Michael nicht zurücklassen, doch sie konnte nicht anders. Michael war noch im Kindergarten.
Und wenn sie länger blieb, würde ihm es wohl gelingen, die Wohnungstür aufzubrechen. Man konnte schon die Stellen sehen, an denen die Schläge von innen Beulen auf der Außenseite der Tür hinterließen.
So beeilte sich Bettina, um aus dem Haus und seinem Leben zu verschwinden.
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Michael wurde von einem Polizisten und einer Frau, die er nicht kannte, aus dem Kindergarten abgeholt. Die Frau versuchte ihm zu erklären, weshalb seine Mutter nicht kam, doch er verstand es nicht.
Als er dann verstand, dass er seine Mutter nicht mehr wiedersehen konnte, weinte er nur noch. Dass der Polizist versuchte, ihm zu sagen, dass er auch seinen Vater nicht mehr wiedersehen würde, interessierte ihn nicht. Denn der hatte ihn immer nur verprügelt.
Michael weinte nur noch.
Er kam dann zu einer Familie, die ihm langsam wieder glücklicher machte. Mit den Jahren vergaß Michael fast seine Mutter. Er hatte das Bild vor sich, wie sie ausgesehen hatte, als er noch ein zweijähriger Junge gewesen war.
Er wusste, dass sie anders aussehen würde, aber dieses Bild einer liebevollen Mutter, die ihn vor seinem Vater schützte, was das Bild, das er von ihr hatte.
Michael hatte in der Familie, in die er kam, noch eine Schwester. Sie war zwei Jahre älter als er und ärgerte ihn die ersten Jahre. Doch mit der Zeit wurde sie nur noch die ‚große Schwester.‘ Seine Pflegeeltern sprachen mit den Behörden, und bekamen, auch weil seine Mutter nicht mehr aufzufinden war, die Erlaubnis, ihn zu adoptieren.
Michael wusste zu dem Zeitpunkt, zu dem es passierte, nicht, was das war. Mit den Jahren blieb das in der Familie aber kein Geheimnis. Für Michael war es aber nur eine Information, seine neuen Eltern waren schon lange seine ‚Mama‘ und sein ‚Papa.‘ So wie seine Schwester eben seine Schwester war. Sogar Großeltern bekam er durch diese Adoption.
In der Familie war Michael in einer Beziehung ein Außenseiter. Er interessierte sich für Themen, die keiner der anderen interessierte. So stieg er schon als Junge in das Thema Chemie und Biologie so ein, dass seine neue Mama einmal sagte „Das muss er von seinen biologischen Eltern haben.“
Michael, der wusste, wer sein biologischer Vater war, sagte „Dem Säufer? Garantiert nicht.“ Zu seiner biologischen Mutter konnte er nichts sagen, da niemand wirklich viel über sie wusste. Auch zu ihrer Familie gab es keine Informationen. Man wusste nur, dass sie aus einer anderen Stadt gekommen war, um zu studieren, und dass sie, als Michael zwei war, verschwunden war. Zuerst dachten alle, sein Vater hätte sie erschlagen und verscharrt, doch da es Zeugen gab, die gesehen hatten, wie sie mit ihrer Tasche das Haus verlassen hatte, und die Wohnungstür zu diesem Zeitpunkt noch von außen verschlossen war, war dieser Verdacht schnell entkräftet.
Sie war einfach verschwunden.
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Michael lag auf seinem Bett in seiner Studentenbude. Er war sich immer noch nicht schlüssig, ob er wirklich das Angebot annehmen sollte, das ihm die andere Uni gemacht hatte.
Alle in der Familie sagten, dass er dämliche wäre, dieses Angebot nicht anzunehmen. Doch die wären dann so weit weg.
Sein Telefon klingelte und er meldete sich „Hallo Mama.
…
Ja, ich weiß, aber ….
…
Ja, ich weiß doch.
…
Mama, ich will nicht …
…
Du machst was? Du wechselst das Türschloss, wenn ich nicht gehe? Warum denn?
…
Sehr lustig. Damit ich nicht zu euch komme. Dann kann ich ja gleich gehen.
…
Ihr seid doof. Mama, ich liebe euch. Ja, ich sagte gleich zu. Und den beiden Menschen, die neben dir stehen und lachen, kannst du sagen, dass ich das ihnen nie verzeihe.
…
Ich euch auch.
…
Ja, bis Sonntag. Ich bin ausreichend hungrig, ich verspreche es.“
Michael musste lachen. Seine ganze Familie hatte sich verschworen, sie würden ihn nicht mehr ins Haus lassen, und dann wäre es für ihn so, als wenn er an der neuen Uni studieren würde.
Eine verrückte Bande, er war froh, dass er sie hatte.
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Michael sah sich in seiner neuen Studentenbude um. Seine Sachen hatte er schon eingeräumt, ein bisschen kahl sah es ja schon noch aus. Doch es war ja erst sein erster Tag.
Er fragte sich, wie der andere werden würde, mit dem er sich das Zimmer teilen würde. Wird er tauschen können, wenn sie sich nicht vertrugen?
Den Geschichten, die er so gehört hatte, sagten, dass das machbar wäre.
Sein Mitstudent würde wohl erst in ein, zwei Tagen ankommen. Michael war etwas früher angereist, um sich auf dem Gelände und im Ort einzugewöhnen, bevor hunderttausende Studenten die Kleinstadt überfluten würden.
So hatte er es im Sekretariat der Schule gesagt, als die junge Frau, die ihn in Empfang nahm, sich nach seiner frühen Anreise erkundigte. Sie musste genauso grinsen, wie er, als er sich diese Ausrede ausgedacht hatte.
Er ging über den Campus und sah sich die Gebäude und ihren Verwendungszweck an, denn er wollte sich an den ersten Tagen nicht immer wieder verlaufen. Der Plan vom Campus, den er bekommen hatte, half ihm dabei.
Später ging er in den Ort, der, so die junge Frau, in spätestens zwei Tagen von Studenten überschwemmt werden würde. Sie hatte ihn angesehen und ganz ernsthaft gesagte „Es werden hunderttausende sein. In jedem Zweibettzimmer werden wir zehn Studenten einquartieren müssen.“
Michael sah zu der jungen Frau und sagte „Ich hoffe doch, ich bekomme zehn Mädchen, die so hübsch sind wie sie, in meine Bude.“
„Nein, für sie hatte ich die ganze Football-Mannschaft vorgesehen. Es ist ja groß genug.“
Die beiden hatten sich angegrinst und Michael war zu seinem Zimmer gegangen.
Nun saß er vor einem kleinen Café in der Sonne und war von der Bedienung mit „unser Erster“ begrüßt worden.
Ihm wurde der bestellte Kuchen und Tee von einer älteren Frau gebracht. Michael vermutete die Mutter der Bedienung, die seine Bestellung angenommen hatte. „Danke, und sagen Sie bitte ihrer Schwester, dass ich mich über die vielen hübschen Mädchen, die ich noch erwarten kann, freue.“
Die Bedienung sah Michael an, lachte auf und schlug ihn dann mit dem Tuch, mit dem sie den Nachbartisch abgewischt hatte.
Beim Bezahlen kam wieder die junge Frau, die leise zu Michael sagte „Sie haben Mama durcheinander gebracht. So etwas hatte noch nie jemand zu ihr gesagt.“
„Ach, sie ist ihre Mutter?“ Die Bedienung ging kichernd weg.
Irgendwie fiel es ihm im Moment leichter, mit Frauen seines Alters, und auch älter, zu flirten. Zu Hause war ihm das sehr viel schwerer gefallen.
Michael streifte weiter durch den Ort und suchte auch nach Kneipen, die ein Angebot für Studenten haben würden. Die meisten dieser Art, die er fand, hatten noch geschlossen und suchten, so die Schilder an den Türen, noch Personal. Michael überlegte, er war zwar nicht angewiesen, sich etwas hinzuzuverdienen, denn sein Stipendium deckte auch etwas Geld für private Ausgaben ab, wenn er aber etwas mehr Geld haben wollte, würde er wohl Arbeiten müssen.
Nur wo und wann war noch offen. Denn er konnte sich keinen Job aussuchen, der ihn benötigte, wenn er für den Prof. arbeiten müsste. Michael musste sich also noch etwas gedulden. Er hoffte aber, dass es den anderen Studenten, die noch kommen würden, nicht anders erging.
Er stand etwas außerhalb vom Ortskern vor einem Laden, der etwas komisch aussah. Sowohl Fenster als auch Türen waren schwarz gestrichen. Es stand kein Name an der Fassade, der Laden hatte nur ein Schild, das wie ein Aushang der Preisliste aussah.
Michael wollte lesen, was dort stand, als er von hinten angesprochen wurde. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell einen sexuellen Notstand hast.“ Michael drehte sich zu der Stimme um und erkannt die junge Frau, die in der Verwaltung seinen Fall bearbeitet hatte.
Diese musste lachen, als sie Michaels Gesicht sah.
„Das ist unser lokaler Puff. Da noch keine Studenten, und besonders Studentinnen, hier sind, hat der noch geschlossen.“
Sie sah an ihm hoch und runter und fragte „Oder willst du dich bewerben? Ich habe gehört, dass die auch Studentinnen und weibliches Lehrpersonal bedienen wollen. Da werden sicher ein, zwei schnucklige Studenten als Hengste gebraucht.“
Michael wurde bei dieser Ansprache knallrot, und die junge Frau lachte wieder.
Die beiden gingen dann Seite an Seite weiter. Die junge Frau sagte „Du brauchst da doch nicht zu arbeiten. Wie ich gehört habe, hast du schon zwei Frauen hier im Ort für dich begeistert.“
„Zwei?“
„Ja, Solange und ihre Mutter.“
„Nicht drei?“
Die junge Frau lachte. „Und von was träumst du nachts?“
Er sah sie an und sagte kein Wort. Sie bekam ein erstauntes Gesicht und lief etwas an.
Dann steckte sie ihren Arm unter seinen und sagte „Ich bin Off-Limits.“
Michael traute sich nicht, zu fragen, warum, so gingen sie zurück zur Uni.
Sie kamen an dem Haus vorbei, in dem Michaels neue Wohnung war, sie reichte ihm ihre Hand und sagte „Man sieht sich“ und ging langsam weiter.
Michael sah ihr noch so lange nach, wie er sie sehen konnte.
Warum war sie ‚Off-Limits?‘
Mit den folgenden Tagen wurde es auf dem Campus voller, der Zimmergenosse von Michael war immer noch nicht eingetroffen, aber die anderen Zimmer in diesem und den anderen Häusern wurden voll.
Auf der anderen Seite der großen Wiese, an der die Häuser standen, in denen die Studenten untergebracht waren, waren die Häuser für die Studentinnen. Wie Michael schon festgestellt hatte, gab es in diesem Bereich eine strenge Geschlechtertrennung. In der Zeit zwischen neun Uhr Abends und acht Uhr am folgenden Morgen durfte sich kein Student in einem Haus des anderen Geschlechts aufhalten. Es gab eine Ausnahme, und die war die ‚Campus-Polizei‘, die von Studenten selbst betrieben wurde. Hier gab es immer Zweier-Teams, die aus einem Studenten und einer Studentin bestanden. Und nur diese durften jederzeit in die Häuser und Zimmer.
Es gab ausführlich beschriebene Geschichten, was diese Teams machten, wenn sie Verstöße gegen diese Regeln feststellten.
Diese Lösungen waren für die betroffenen Studenten immer sehr peinlich.
Michael hatte in den ersten Wochen festgestellt, dass die junge Frau, die in der Verwaltung arbeitete, auch eine Studentin war. Sie wohnte aber nicht auf dem Campus. Auch, weshalb sie ‚Off-Limits‘ war, hatte er zuerst nicht herausbekommen. Doch dann sah er den Ring. Zuerst dachte er an einen Ehering, doch er bekam mit, wem dieser Ring galt, und diese Person war nicht verheiratet.
Michael bekam auch mit, dass diese Person es nicht wirklich ehrlich meinte, denn er sah einmal, wie diese Person aus dem Puff kam. In jedem Arm ein Mädchen, Studenten wie Michael, und eben der Mann. Die drei verabschiedeten sich sehr intim. Die eine nahm der Mann wirklich noch einmal vor dem Puff auf der Motorhaube seines Wagens. Die andere leckte ihn dann sauber.
Beiden steckte er einige Scheine in den Ausschnitt und brauste dann mit seinem Wagen weg.
Michael sah, wie die beiden das Geld aus ihren Ausschnitten holten und dann zurück in den Puff gingen. Er hatte die beiden das erste Mal an dieser Stelle, aber schon öfters auf dem Campus gesehen.
Das Studium war anstrengend und interessant. Er wurde vom Professor, die eine Professorin war, immer stärker eingebunden. „Wenn sie was werden wollen, müssen sie lernen und alles andere zur Nebensache erklären“ hatte sie gesagt, als sie ihre Helfer auswählte.
Einer, der es nicht geworden war, sagte „Das sind Mollys Sklaven.“ Michael fühlte sich dann, als er die Arbeit, die sie gemacht haben wollte, die sie machen mussten, wirklich wie einer. Professor Mollinghaus war wirklich eine Sklaventreiberin.
Michael war mal wieder Luftschnappen. Er hatte eine schwierige Arbeit für ‚Molly‘ fertiggestellt und wollte mal wieder raus, Leute sehen. Er war lange nicht mehr in dem Café gewesen, und er befürchtete, dass in weder Solange noch ihre Mutter ihn wiedererkennen würden.
Michael kam im Café an, kurz bevor es geschlossen wurde. Eine andere Bedienung sagte ihm „Wir schließen gleich und haben nur noch ein eingeschränktes Angebot.“
„Ich nehme einen Tee“, die Bedienung nickte und verschwand.
Jemand stellte ihm den Tee auf den Tisch und legte dann ihre Arme um ihn „Wenn das nicht unser verlorene Student ist. Schön, dass du mal wieder bei uns vorbeikommst.“
Die Mutter von Solange setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. „Du bist ein komischer Kerl, weißt du das?“
„Warum?“
„Du hechelst Michaela hinterher, und könntest Molly haben.“
Michael schaute erstaunt „Du bist der erste Student, den Molly so scheucht. Man könnte meinen, sie will nicht, dass du bei den vielen schnuckligen Studentinnen hier auf falsche Gedanken kommst. Und dann rennst du auch noch ihrer Tochter hinterher, obwohl die fest vergeben ist.“
„Sie heißt Michaela?“
„Die Frau, bei der du feuchte Augen bekommst? Ja, Michaela Mollinghaus. Doch sie ist vergeben.“
„Ja, ich habe den Ring gesehen.“
„Der Sohn von unserem Senator.“
Michael pfiff leise, und fragte sich, warum dieser in den Puff ging.
„Was meinen sie mit Molly und ihrem Verhalten?“
„Du musst wissen, dass Molly vor Jahren hierhergekommen ist. Damals war sie schwanger und studierte das, was sie jetzt lehrt. Michaela, ihre Tochter, bekam sie im zweiten Semester. Keiner weiß, wo sie herkommt oder wer der Vater ist. Molly, wie sie schon damals genannt wurde, da niemand ihren Vornamen aussprechen konnte, schloss als Beste ab. Die kleine Michaela hing, sobald sie laufen konnte, immer am Rockzipfel ihrer Mutter und sah jeden, der ihrer Mutter näherkommen wollte, böse an.
Nach dem Studium verschwand Molly für ein paar Jahre in der Industrie, und wurde dann hierher berufen, als ihr alter Prof. in den Ruhestand ging. Seitdem ist sie hier. Und passt wie ein Schießhund auf ihre Tochter auf.
Doch du bist der erste, der sie knackt. Wir Alteingesessenen haben Molly noch sie so gesehen.“
„Wie?“
„Hast du es noch nie gesehen? Wenn sie bei dir in der Nähe ist?“
Michael hatte es nicht bemerkt. Molly war eine hübsche Frau, wenn man auf Frauen stand, die das Alter der eigenen Mutter hatten. Doch Michael mochte junge Frauen, in seinem Alter, lieber. Wobei er es sich natürlich nicht verbieten ließ, auch mit älteren zu flirten. Doch seine Professorin?
Er sah die Frau, die ihm gegenüber saß, an und schüttelte den Kopf. Die lachte, stand auf und sagte „Sieh sie dir mal an, bekomme aber keinen Schreck. Und bitte verletze sie nicht. Sie hatte es wohl nicht leicht mit Männern, bevor sie hier her kam. Keiner hat sie seitdem länger mit einem Mann gesehen. Deshalb ist das mit dir aufgefallen.“
„Wem?“
„Meiner neugierigen Tochter. Die wollte dich zuerst für sich, doch weder gegen Molly noch Michaela sieht sie eine Chance. Viel Spaß“
Michael ging langsam in Gedanken versunken durch den Ort. Dass seine Professorin, im Prinzip seine Chefin, sich irgendwie in ihn verliebt hatte, hatte er nicht gewusst. Auch fand er es schon sehr schräg. Bei ihrer Tochter, Michaela, wie er jetzt wusste, wusste er auch nicht, wie es da weitergehen sollte.
Michael erwischte einige Male Molly, seine Prof., wie sie ihn verliebt ansah. Er fand es niedlich, und hoffte, dass es außer Solange und ihrer Mutter keiner mitbekommen würde. Einmal schien Molly gemerkt haben, dass er sie erwischt hatte. In der folgenden Woche scheuchte und forderte sie ihn noch mehr.
Michael hatte mal wieder eine Stunde am Abend, in der er über den Campus und durch den Ort schlendern konnte. Es roch nach Regen, und es schien ihm, als wenn die Blätter leicht rot gefärbt waren.
War er wirklich schon so lange hier?
Da hörte er das Schreien einer Frau. Die Gegend war nicht besonders sehr Vertrauensvoll, obwohl der Ort nicht wirklich so etwas wie einen Slum hatte.
Michael rannte also in Richtung des Geschreis und sah, als er um die Ecke kam, dass Michaela sich vor dem Puff mit ihrem Verlobten stritt. Besser der Verlobte schlug immer und immer wieder auf Michaela ein, die er gegen seinen Wagen drücke.
Michael zückte sein Mobiltelefon und wählte den Notruf. Dann rief er laut, damit der Mann aufhören möge.
Doch dieser schlug noch mehrfach hart zu.
Michael hatte die Kamera des Mobiltelefons auf das Geschehen gerichtet. Das Geschrei konnten die beim Notruf ja schon hören.
Nun merkte der Mann, dass er gefilmt wurde. Er riss Michaela von seinem Wagen und schleuderte sie zu Boden, dann sprang er in seinen Wagen und raste davon.
Michael hatte das alle mit dem Telefon gefilmt. Er legte es neben sich und versuchte sich um Michaela zu kümmern. Diese sah übel zugerichtet aus.
Michael hörte die vom Notruf etwas fragen und erzählte vom Zustand von Michaela und versprach bei ihr zu warten.
Es dauerte nicht lange, bis die ersten Wagen der Polizei und der Rettung ankamen. Der Polizei gab er sein Telefon, da er sich um Michaela kümmern wollte, bis die Rettung fertig war.
Nach der Versorgung sprach er mit der Polizei. Er überspielte ihnen den Film und versprach, am nächsten Morgen seine Aussage zu unterschreiben.
Michael stand auf der Straße, der Rettungswagen war weggefahren, die Polizei folgte, und er war alleine. Doch konnte er Michaelas ängstlichen Gesichtsausdruck nicht so schnell vergessen.
In der folgenden Nacht schlief Michael schlecht. Immer wieder wurde er von den Schreien, die er in seiner Erinnerung hörte geweckt, und sah ihr Gesicht.
Am nächsten Tag hing am Hörsaal ein Zettel, das die Vorlesung aus persönlichen Gründen ausfallen würde.
Michael erkundigte sich, in welches Krankenhaus Michaela gebracht worden war und fuhr mit seinem Rad, das er viel zu selten benutzte, dort hin. Auf dem Weg kam er bei der Polizei vorbei und dachte an seine Aussage.
Später im Krankenhaus öffnete er vorsichtig die Tür und sah Molly am Bett ihrer Tochter sitzen. Die lag still im Bett. Michael sah das liebevolle und ängstliche Gesicht von Molly, die die Hand ihrer Tochter fest zwischen ihren Händen hielt.
Molly sah zur Tür, als Michael sie öffnete. Er sah, wie ihr Gesicht aufleuchtete. Sie sagte etwas zu Michaela, die vorsichtig ihren Kopf drehte. Michael sah in ein fast komplett blau angelaufenes Gesicht. Er zog scharf die Luft ein und sagte, als er beim Bett stand. „Es tut mir leid.“
„Warum, du hast sie gerettet“, sagte Molly. „Danke, dass du meine Kleine gerettet hast.“
Michaela versuchte zu lächeln, konnte das aber nicht.
Michael suchte sich einen Stuhl und setzte sich ebenfalls ans Bett.
Michaela hob ihre andere Hand und strich Michael leicht über die Wange. „Danke, mein Held. Du bekommst deine 10 Jungfrauen.“
Michael nahm die Hand und sagte „Ich werde sie eintauschen.“
„Für was?“
„Das du wieder Gesund wirst.“
Michaela sagte leise „Kindskopf“, worauf Michael nickte, und ihr leicht die Fingerspitzen küsste.
Michael sah nur zu Michaela, er merkte nicht einmal, das Molly ging und das später eine Krankenschwester kam, die das Abendessen brachte. Erst als Michaela sagte „Du musst jetzt gehen, ich muss etwas zu Abend essen.“ Bekam Michael mehr mit als das Gesicht von Michaela.
Er sah den Teller Suppe und fragte „Darf ich dich füttern?“
Sie schüttelte vorsichtig den Kopf. „Heute nicht. Mein Körper ist so blau, dass ich nichts anhabe, und ich muss mich aufsetzten. Ich möchte nicht, dass du mich so siehst.“
„Was? Den schönsten Mädchenkörper des Campus, der der klügsten Studentin gehört?“