Chefsache
„Ich will Deine Frau vögeln!“ Rummsss wie der Widerhall einer PAK88-Granate, die von einer schweren Schiffspanzerung abprallt, hallte der Satz in meinem Kopf und eine von Gedanken und Gefühlen aus Schwindel, Zorn, Eifersucht, Hass und Angst überfluteten meinen Kopf.
Der Satz kam aus dem dabei selbstbewusst lächelnden Mund von Werner. Werner war ein weltgewandter sportlicher 60 Jahre alter, alleinstehender Lebemann. Und er war mein Chef. Er war der Inhaber einer ortsansässigen Immobilienverwaltungsfirma. Ich war Mitte 50 und nach einem schweren Verkehrsunfall, nach dem ich nicht mehr in meinem alten Beruf als Fliesenleger arbeiten konnte, hatte Werner mir eine Stelle in der Hausverwaltung angeboten.
Nun hatte er mir angekündigt mich zu kündigen. Mir war klar, dass das für mich bedeutet den Rest meines Lebens von anderen abhängig zu sein. Bei meiner Gesundheit und in meinem Alter war es bei uns im Ort praktisch ausgeschlossen, dass ich jemals wieder eine Anstellung finden würde.
Das wusste Werner natürlich. Seine Antwort kam deshalb wie aus der Pistole geschossen auf meine Frage, ob ich etwas tun könnte um meinen Job zu behalten.
Während er mich musterte und auf meine Reaktion wartete, dachte ich an Nina. Meine Süße Frau mit der ich seit 20 Jahren verheiratet war. Sie war inzwischen Mitte 40 und immer noch eine sehr schöne und vor allem treue und liebe Ehefrau für mich. Ich dachte an unsere Kinder. Unser Haus. Alles was wir uns aufgebaut hatte schien in diesem Moment zusammen zu stürzen.
Unfähig irgendetwas zu erwidern saß ich ihm gegenüber. Nach Minuten des Schweigens verlor er wohl die Geduld und sagte: „Am Samstag gebe ich ein kleines Sommerfest bei mir zu Hause für Freunde. Ich will, dass ihr kommt und Sie bei mir bleibt über Nacht, wenn alle Gäste gegangen sind. Wenn alles klappt, behältst Du Deinen Job und ich gebe Dir noch eine kleine Gehaltserhöhung wenn Nina schön brav war.“ Er lachte. Und sagte: „Ich verlasse mich auf Dich! Du kannst jetzt gehen!“
Wie betäubt ging ich aus der Firma. Saß — unfähig klare Gedanken zu fassen — im Auto. Tagelang drehte sich alles in mir. Ich fühlte mich verzweifelt. Dachte an Mord, Selbstmord. Alles war wie im Rausch. Ich war nicht fähig mit Nina darüber zu reden. Am Tag vor dem Fest fragte mich Werner ob alles klar geht mit Samstag. Ich stammelte nur: Ja…
Unfähig irgendetwas zu tun oder zu sagen erzählte ich Nina nur von der Einladung zum Sommerfest. Sie freute sich wie ein kleines Kind, dass wir eingeladen waren beim „großen Chef“ und dass wir endlich mal wieder etwas zusammen unternehmen würden. Der Kloß in meinem Hals hätte nicht größer sein können. Kraftlos, nicht fähig zu reden oder zu entscheiden konnte ich ihr nicht sagen was der Grund für die Einladung war. Wie ein Huhn, dass zur Schlachtbank geht, ließ ich es geschehen in der Hoffnung, dass noch irgendetwas dazwischen kommen würde bei Nina oder Werner.
Die Hoffnung wich Verzweiflung als Nina mit einem engen Sommerkleid, dass ihre noch recht attraktive Figur sehr schön betonte mit mir am Samstag um 19.30 Uhr vor dem Tor seines Hauses stand und sie mich fragte warum ich nicht klingeln würde. Ich war wie gelähmt. Vor Angst. Angst meinen Job zu verlieren. Angst meine Frau zu verlieren. Angst vor dem Leben.
Sie lächelte und drückte auf den Klingelknopf. Keine Minute später stand Werner vor uns. Er sah gut aus für sein Alter. Sportlich gekleidet. Gab Nina die Hand und einen Kuss auf die Wange. Ich fühlte wieder den Hass und die Angst. War unfähig etwas zu sagen oder gar zu tun.
Wie selbstverständlich sagte er: „Schön, dass ihr hier seid. Komm Nina, ich stelle Dich den Gästen vor. Er reichte ihr den Arm. Sie hakte sich ein und ging gut gelaunt und fröhlich erwartungsvoll mit ihm zu den etwa 15-20 Gästen die bereits im Garten standen, redeten und Champagner zum Empfang tranken.
Sie fühlte sich sichtlich wohl an seiner Seite — sie konnte ja nicht ahnen welche Pläne er hatte. Sie redete mit allen Gästen und trank Champagner während er sie im Arm hielt und mir so war als würde seine Hand das eine oder andere Mal etwas mehr Nähe suchen als es wohl schicklich war. Mir war weder nach Smalltalk noch nach Gesellschaft zumute. Ich setzte mich etwas abseits auf einen der Sessel die im Garten an den Tischen standen. Ich konnte nicht klar denken und mir war schlecht. Trotzdem trank ich entgegen meiner Gewohnheiten einige Gläser Champagner und Rotwein nach dem Essen von dem ich nichts angerührt hatte.
Die Zeit raste und ich wurde immer verzweifelter. Nina bemerkte zwar, dass ich sehr wortkarg war und kam immer wieder zu mir um sich zu unterhalten. Da ich aber wohl nicht der beste Unterhalter war und sie den Abend wohl auch genießen wollte verbrachte sie auch viel Zeit mit den Gästen und trank auch das eine oder andere Gläschen.
Wie schnell die Zeit verging wurde mir bewusst als die ersten Gäste sich verabschiedeten. Immer noch völlig hilf- und ratlos und inzwischen etwas angetrunken saß ich immer noch in dem Sessel als Nina mit einem Lächeln auf den Lippen zu mir kam. Sie sagte: „Du Werner ist ganz lieb und hat gesagt, wenn wir nicht mehr mit dem Auto fahren möchten, weil wir beide etwas getrunken haben könnten wir auch gerne eines seiner Gästezimmer nutzen. Ich muss sagen, Dein Chef ist wirklich ein außerordentlich aufmerksamer Gastgeber.
Mir war natürlich klar, was der Grund für seine Gastfreundschaft war, aber irgendwas in mir sagte mir, dass vielleicht alles doch ganz anders kommen würde und wir nur einen schönen Abend verbracht haben und es Werner sich vielleicht doch anders überlegt hat jetzt wo er Nina etwas besser kennen gelernt hatte.
Er war ganz nett und zuvorkommend zu uns. Als die letzten Gäste gegangen waren bot er von sich aus an uns das Gästezimmer — das über ein eigenes Bad verfügte – zu zeigen.
Im Zimmer angekommen erwartete ich, dass er jetzt seine „Belohnung“ fordern würde. Irgendwie hoffte ich, dass sich die Sache mit einem „Nein“ von Nina erledigt haben würde und all die Sorgen und die Aufregung völlig umsonst war.
Entgegen meiner Erwartung wünschte er uns aber, nachdem er uns das Zimmer gezeigt hatte, eine gute Nacht. Er lächelte mich an und gab Nina einen, wenn auch etwas zu intimen, aber nur kurzen Kuss. Dann verließ er das Zimmer. Nina war fröhlich und beschwingt und sagte „Danke mein Schatz für den schönen Abend.“ Mit den Worten: „Jetzt bin ich aber müde!“ zog sie ihr Kleid über die Schultern und ging ins Bad. Wenig später hörte ich die Dusche. Ich legte mich aufs Bett und die abfallende Anspannung und der Alkohol taten ihr Werk und ich musste kämpfen um nicht sofort einzuschlafen. Irgendwann im Halbschlaf bekam ich mit wie Nina nackt aus dem Bad kam und sich ganz leise neben mich unter die dünne Sommerdecke legte. Dann schlief ich ein.
Ich hatte kein Zeitgefühl aber ich hatte wohl noch nicht lange geschlafen als ich durch ein Geräusch und den Schein des Lichtes durch die jetzt geöffnete Zimmertür geweckt wurde. Im Halbschlaf und im Halbdunkel sah ich die Silhouette von Werner in der Tür. Nackt. Nina richtete sich im Bett auf und hatte das offensichtlich auch mitbekommen. Ich hielt den Atem an. Wartete auf den Schrei von Nina. Aber der kam nicht. Stattdessen schloss sich die Tür. Dunkelheit lag wieder über dem Raum. Nackte Füße auf den Dielen, die sich zu unserem Bett bewegten. Werner der sich auf die Seite von Nina auf die Bettkante setzte. Stille. Dann seine Stimme: „Schläft er?“ Statt eines empörten Schreis den ich erwartete die gehauchte Antwort aus dem Mund meiner geliebten Frau: „Ja er schläft. Komm bitte. Ich brauche dich jetzt.“
Mein Gehirn weigerte sich das alles als Realität anzuerkennen. Sie hätte schreien müssen ob des fremden nackten Mannes an ihrer Seite. Sie hätte mich wecken müssen. Stattdessen eine vertraut wirkende Aufforderung an ihn…
Mein Hirn raste. Bewegungslos und kaum atmend lauschte ich. Ich spürte wie ihre Decke zurückgeschlagen wurde. Sie musste jetzt nackt vor ihm liegen. Wie konnte sie das nur zulassen? Hatte er ihr erzählt von meinem Auftrag, meinem Job? Ich war entsetzt aber spürte zugleich große Liebe und Zuneigung bei dem Gedanken, dass sie bereit war das unwürdige geschehen zu lassen für mich. Für unsere Familie. Unsere Zukunft. Ich beschloss es geschehen zu lassen. Hoffend, dass es schnell vorbei wäre.
Ich hörte gespannt zu. Sie schienen sich zu küssen. Ich hörte sie schwer atmen. Leise sagend: „Das tut so gut. Bitte hör nicht auf. Da war mir klar, dass es sie wohl nicht auf den Mund küsste. Ich war schockiert, dass sie sich ihm so hingab. Ihm wohl ohne zu zögern ihr intimstes Angeboten hatte.
Und ich hörte das sie bald zum Orgasmus kommen würde. Kurz hoffte ich, dass er es dabei belassen würde und sie nicht zu sehr darunter leiden würde, dass sie das über sich ergehen lassen musste um unserer Familie zu helfen. Die Hoffnung verflog mit einem Satz von ihr: „Bitte nimm mich jetzt endlich!“ Rummmsss, wieder der Donnerhall in meinem Kopf. Sie schien es zuzulassen, dass er mit ihr schläft. Und natürlich würde er der Bitte liebend gerne nachkommen. Er fragte leise, kaum: „Nur zu gerne. Hoffentlich wecken wir deinen Mann nicht auf.“ Ihre Antwort nahm mir alle Illusionen die ich hatte: „Ich weiß… Aber er muss es sowieso irgendwann erfahren…!“
Ich konnte förmlich hören wie die Zeit stehen blieb. War nicht fähig zu begreifen was das bedeutet. Hörte nur ihr tiefes, wohliges, erregtes Stöhnen als er auf ihr lag und sein Penis in sie eindrang. Die Lust trieb sie beide davon. Sie hatten intensiven, langen Sex und beide kamen zum Höhepunkt. So intensiv und laut, dass sie wissen mussten, dass ich erwachen würde. Es war beiden egal. Sie waren nur noch Mann und Frau die sich paaren. Wollust und Leidenschaft. Ich dachte noch, dass es war wie früher bei Nina und mir. Ein eingespieltes Paar, das die Wünsche des anderen kennt.
Nachdem er meine Nina genommen und befriedigt hatte und seine Lust in ihr ausgelebt hatte küssten sie sich lange. Flüsterten sich Dinge ins Ohr die ich nicht verstand. Irgendwann ging er. Ich lag bewegungslos im Bett. Meine Frau drehte sich zu mir und schien nachzusehen ob ich auch wirklich schlafe. Sie schmiegte sich an meinen Rücken. Ich konnte ihre Wärme spüren. Seine Wärme. Ich dachte an seinen Samen in ihrem Schoss. Ich war verwirrt. Und erregt. Dann übermannte mich der Schlaf.
Ich weiß nicht mehr, ob ich von den Sonnenstrahlen, die morgens durch das Fenster schienen, wach wurde oder ob es der zärtliche Kuss in meinem Nacken war. Mit einem tiefen Gefühl von Liebe wurde ich langsam wach und spürte die Liebkosung meiner Frau, die ihren warmen, nackten Körper an meinen Rücken drückte. Ich genoss die Nähe und das wohlige Gefühl ihrer weichen runden Brüste an meinem Rücken und ihren zärtlichen Kuss. Genoss es, ihr nacktes Becken an meinem Po zu spüren. Ihre nackten Beine an meinen.
Bis der Gedanke an ihren Schoß, und an den Samen eines fremden Mannes darin, mir die Erinnerung an die letzte Nacht mit voller Wucht zurück in meinen wach werdenden Kopf hämmerte, als würde plötzlich in der absoluten Stille und Friedlichkeit einer Sommerwiese am Morgen ein Intercity mit Vollgas und beladen mit allen Ängsten meines Lebens durch meinen Kopf rauschen.
Ich spürte ihre Lippen in meinem Nacken und dachte daran wie er sie geküsst hatte. Ich spürte Ihre Wärme und dachte an ihren verschwitzen Körper in der letzten Nacht als sie mit ihm zusammen zum Höhepunkt gekommen war. Ich spürte ihre warmen, weiblichen Brüste. An unsere gemeinsamen Kinder die sie damit gestillt hatte und an die Hände meines Chefs die sie geil und gierig kneten. Ich spürte ihren warmen Schoß und mir wurde schlecht bei dem Gedanken daran, dass sein Samen noch in ihr war. Sie drückte sich an mich. Dann hörte ich ihre sanfte Stimme. Die Stimme, die in der Nacht den Mann geradezu angefleht hatte mit ihr zu schlafen. Sie flüsterte leise: „Guten Morgen mein Schatz. Ich liebe Dich!“
Lange blieb ich regungslos liegen. Nicht fähig zu antworten oder klar zu denken. Der Gedanke, dass es in der letzten Nacht nicht das erste Mal war für die beiden, ging mir nicht aus dem Kopf. Irgendwann fragte ich leise ohne mich umzudrehen zu ihr: „Seit wann?“
Sie legte eine Hand auf meinen Rücken und antwortete ganz leise in mein Ohr: „Schatz es tut mir so leid. Es tut mir leid wenn ich Dir weh getan habe. Du musst wissen, dass ich Dich liebe und immer lieben werde. Du bist der Mann meines Lebens. Der Vater meiner Kinder und der Mann mit dem ich alt werden will. Bitte vergiss das nie!“ Ich antwortete nur kurz: „Seit wann? Warum?“.
Sie streichelte zärtlich meinen Rücken und meinen Po während sie leise, bedächtig und voller Wärme in der Stimme antwortete: „Du warst damals sehr lange Weg nach dem Unfall. Er hat sich sehr lieb und großzügig um mich gekümmert. Auch um die Kinder. Wir waren so alleine. Das Haus. Die Schulden. Die Angst um Dich und die Zukunft. Er hat uns sehr geholfen und ich glaube er wollte dafür ein bisschen Nähe und Zuneigung bekommen. Es tut mir so leid, dass Du es so erfahren hast aber ich konnte und wollte nicht mehr mit so vielen Lügen leben. Das Leben war so schwer nach dem Unfall. Und du weißt schon… Bei Dir hat sich körperlich auch einiges verändert…“
Meine Gedanken drehten sich. Ich dachte an die Zeit im Krankenhaus. Daran, dass ich sie alleine gelassen hatte. An die Zeit danach, die so schwer war. Finanziell. Mit den Kindern. Auch daran, dass durch den Unfall und die Operationen auch meine Libido gelitten hatte. Wir hatten danach kaum mehr wirklich richtig miteinander geschlafen. Ich war schwach. Sie war einsam und unglücklich. Der Hass stieg in mir hoch bei dem Gedanken, dass er das schamlos ausgenutzt hatte.
Als ich wieder etwas ruhiger war spürte ich ihre Hand an meiner Scham. Zärtlich streichelte sie mich an meinem schlaffen Penis. Ich fragte Sie: „Wie oft hast Du mit ihm geschlafen?“ Stille. Nach einer gefühlten Ewigkeit antwortete sie: „Oft!“ Als wollte sie testen wie ich darauf reagiere drückte sie dabei feste ihre Hand um meinen Penis. Ich fragte nach: „Was heißt das?“ Sie fing an meinen Penis zu massieren. Ich wäre am liebsten am Boden versunken als ich merkte wie er langsam begann auf die Berührungen zu reagieren während sie antwortete: „Anfangs jeden Tag. Zur Zeit treffen wir uns 2-3 mal in der Woche.“ „Wo?“ „Bei ihm. Bei uns zu Hause. Manchmal im Büro bei ihm oder im Auto.“ Ich schämte mich zu Tode und fühlte mich unendlich klein, als sich ich in diesem Moment mein Sperma über ihre Hand ergoss. Sie drückte mich. Wischte ihre Hand an meinem Po sauber. Drückte sich zärtlich an mich. Flüsterte mir ins Ohr: „Ich liebe Dich!“
So lagen wir lange ohne weiter ein Wort zu reden. Wohl jeder versunken in seinen Gedanken. Im Halbschlaf bekam ich mit, dass sie Aufstand und ins Bad ging irgendwann. Ich hörte noch die Dusche und schlief wieder ein.
Ihr frischer Duft und der Geruch nach Seife, Shampoo und Ihrem blumigen Parfum sowie ein zärtlicher Kuss auf meine Stirn weckten mich. Sie trug einen Bademantel und beugte sich zu mir. Sie lächelte mich an und als ich die Augen öffnete sagte sie: „Vergiss nicht, dass ich Dich immer lieben werde.“ Sie küsste mich und ging dann zur Tür. Öffnete sie und war weg.
Noch nicht ganz wach dachte ich mir noch, dass sie nackt war unter dem Bademantel. Und es unziemlich wäre, so durch ein fremdes Haus zu laufen. Bis der Gedanke wieder durch meinen Kopf schoss, dass es wohl nicht das erste Mal war, dass sie so durch sein Haus lief. Und er sie wohl schon mehr als einmal nackt gesehen hatte. Ein paar Zimmer weiter hörte ich, wie eine Tür geöffnet wurde und sich wieder schloss. Es war sein Schlafzimmer.
Vielleicht lernte ich an diesem Tag mehr über mich, mein Leben, meine Frau und unsere Ehe als all die Jahre zuvor zusammengenommen. Was mir erst später klar wurde, auch wenn ich es an diesem Tag nicht begriff: Man lernt im Schmerz sich selbst kennen und der Schmerz kann so stark sein, dass er dich schützt davor die Realität wahrzunehmen so wie sie ist.
Ich war wie betäubt. Ich schämte mich als mein erkaltetes Sperma spürte. Irgendwie wusste ich, dass jetzt alles anders war, aber auch, dass ich sie nicht verlieren wollte. Und ganz fern in einem Bewusstseinswinkel war mir klar, dass sie vielleicht zu ihm ins Schlafzimmer gegangen war um mit ihm zu schlafen. Kraftlos ging ich ins Bad. Die heiße Dusche tat gut, aber in mir drin war es kalt, leer. Ich war traurig, frustriert und hasserfüllt zugleich. Nicht fähig zu denken. Nur zu fühlen. Jede Millisekunde ein anderes Gefühl wie im Rausch.
Bilder schossen durch meinen Kopf. Wie sie vor seinem Bett steht. Den Bademantel von ihren Schultern gleiten lässt und ihm zeigt, dass sie bereit ist sich mit ihm zu paaren. Sein Lächeln und wie er ihren nackten Körper lüstern betrachtet. Er weiß, dass er sie haben kann. Dass sie ihn will. Dass ich es weiß. Ich fragte mich ob es ihm egal ist, dass ich hier bin. Ob es ihn erregt. Ob ich hingehen und ihn erschlagen soll. Ob ich weglaufen soll und alles hinter mich lassen. Und was sie wohl denkt, wenn sie nackt vor ihm steht. Ob sie an mich denkt. Oder an das was er machen wird mit seiner Zunge, seinen Händen, seinem Penis. Ich stellte mir vor wie groß er ist. Fragte mich, ob es das war was sie reizt. Ob er Stellen bei ihr berührt, die ich nie berührt hatte.
Völlig entrückt und ohne es bewusst zu merken hatte ich mich abgetrocknet und angezogen und stand vor der Tür des Gästezimmers. Keine 10 Meter weiter lag sie jetzt vielleicht in seinen Armen. Ich ging hin. Angst vor der Wahrheit. Angst vor Schmerz. Blieb vor der Tür stehen. Hört eine Frau rhythmisch stöhnen offensichtlich im Liebesspiel mit einem Mann. War unfähig zu begreifen was und wer das war. Wie in Trance ging ich weiter ohne die Tür zu öffnen. Ging in die Küche. Wie ferngesteuert machte ich Kaffee. Setzte mich an den Tisch. Rauchte. Irgendwie leer. Im Kopf und im Herz. Wie aus der Ferne einer anderen Welt hörte ich eine Frau im sich steigernden Rausch der sexuellen Lust stöhnen und um Befriedigung durch ihren Liebhaber zu betteln.
So fern die Geräusche des sich liebenden Paares waren, so fern war ich mit meinen Gedanken und meinen Blicken. Alles um mich war wie im Nebel und mein Blick bohrte Löcher in die Realität. Erst als die unüberhörbaren Geräusche eines Mannes über den Gang hallten, der im Höhepunkt der Erregung, mit dem tiefen Brummen eines brünftigen Hengstes, seinen Samen in seine Geschlechtspartnerin ergießt, kam langsam wieder die Realität zurück. Wie ein Peitschenknall schoss es durch meinen Kopf, dass es ein anderer Mann war. Mein Chef. Der gerade mit meiner Frau geschlafen hatte. Und dass sie es wollte. Und es ihr gefallen hatte. Und der Blick auf die 5 Zigarettenstummel im Aschenbecher, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte, sie geraucht zu haben, war Beweis genug, dass der Akt mit ihm wohl lange, intensiv und schön für sie gewesen sein musste. Der Schmerz bei dem Gedanken, dass dieser schreckliche Unfall mir nie wieder ermöglichen wird mit ihr solch intensive Zweisamkeit zu erleben wurde übermächtig. Wieder glitt ich ab in einen Nebel aus Gefühlen.
Eine tiefe Stimme, die zu mir sprach riss mich aus diesen Gedanken und holte mich mit einem Schlag zurück in diese Welt: „Guten Morgen! Du bist ja schon wach. Oh ich sehe Du hast Kaffee gemacht. Den kann ich jetzt gut gebrauchen!“
Vor mir stand ER. Der Mann von dem ich abhängig war. Der mit meiner Frau schlief. Dem das Haus, in dem ich saß, gehörte und selbst der Bademantel den ich trug. Er hatte alles. Jetzt also auch meine Frau. Direkt vor mir stand ein Mann, der sich nehmen konnte was er wollte. Meine Arbeit, meine Frau, den Kaffee vor mir. Alles.
Er stand vor mir. Nackt. Trank mit tiefen Schlucken seinen Kaffee. Ich roch seinen Schweißgeruch. Den Geruch nach Sex. Sperma. Meiner Frau. Nach Männlichkeit. Betrachtete seinen drahtigen Körper. Seinen schlanken, muskulösen Körper. Stark behaart auf der Brust. Seine selbstischere Körperhaltung. Seinen rasierten Schambereich mit dem ausgeprägten Geschlecht. Er sah zu mir als ich seinen schlaffen nach unten hängenden Penis betrachtete. Länger als meiner. Viel länger — klar dachte ich. Natürlich hatte er auch dieses Geschenk vom Leben bekommen. Seinen beschnittenen Penis mit der sehr dicken Eichel. Und den Glanz. Er wusste was ich dachte. Lächelte. Präsentierte sich und sein Geschlechtsteil. Er wusste, dass ich wusste, dass er damit gerade meine Frau befriedigt hatte. Er wusste, dass ich wusste, dass der Glanz an seinem Schaft eine Mischung seines Spermas mit dem Vaginalsekret meiner geliebten Ehefrau war.