„Und wehe einer von euch folgt mir jetzt. Ich schwöre bei Gott, dann ist die Hölle los.“, ich war so wütend. Ich glaube, ich hatte nie in meinem Leben eine solche Wut gespürt. Meine Mutter wusste von Lucas? Wie? Woher? Hatte Jamie es ihr erzählt? Warum hat sie es mir nie gesagt? Ich war so unglaublich sauer. Ich rannte ihr in die Küche nach, schlug die Türe zu.
„Mutter, was zum Teufel ist los?“, fragte ich aufgebracht.
„Mensch Daniel, beruhige dich.“
Mit beruhigen? Wie sollte das jetzt möglich sein? Ich wollte wissen, was los ist. Jetzt.
„Mit Sicherheit nicht. Lass den beschissenen Braten liegen und dreh dich zu mir um!“, ich schrie beinahe. Langsam ließ sie den Braten auf den Herd gleiten. Hielt sich einen Augenblick lang daran fest, ich sah es, sie atmete tief ein und wirbelte herum.
„Daniel, was glaubst du eigentlich, mit dem du sprichst? Wer hat dir beigebracht so mit deiner Mutter umzugehen?“, sagte sie leise, nachdrücklich. Jetzt war sie auch sauer. Gut so, so würde das ein fairer Kampf werden.
„Wer mir das beigebracht hat? Mamm, wie kannst du nur? Du, du hast von Lucas gewusst?! Warum?“
Sie schaute mich an, atmete wieder tief ein, ich wusste, sie versuchte sich zu beruhigen. Das tat sie immer, tief einatmen und in Gedanken bis fünf zählen.
„Warum? Fragst du das im Ernst?“
Warum sollte ich nicht fragen? Mit einer richtigen Antwort hatte ich eh nicht gerechnet, das wäre viel zu einfach gewesen. Wenn Mamm sauer war, dann beantwortete sie Fragen immer mit Gegenfragen. Und das macht mich noch viel wütender. So wütend.
„Natürlich frage ich das im Ernst.“, ich ging einen Schritt auf sie zu, „Warum, Mutter?“, ich hatte sie fast noch nie Mutter genannt.
„Weil Jamie ein schlechter Mensch war, weil sie dich verführt hat, weil sie, weil sie schlecht ist. Du wolltest groß werden, du kannst das noch immer! Du kannst die Welt erobern, ein Kind wäre ein Klotz am Bein. Ein Hindernis, das dich an deinen Träumen vorbei geschifft hätte. Jamie ist falsch gewesen. Ich war mir so sicher, dass der Balg nicht mein Enkel sein kann. Ich war mir so sicher.“, sie hörte auf zu schreien, fing an zu weinen, „Daniel, versteh doch, ich wollte nur das Beste. Um das Kind wurde sich gekümmert. Und so war es das Beste.“
Sie setzte sich auf den Stuhl, versank in Tränen.
„Wie kannst du nur so reden?“, ich war leiser geworden, redete normal mit ihr. Doch ich war noch immer sauer. Ich hatte meine Mamm noch nie weinen sehen, sie war immer diese starke Frau, zu der ich aufblickte, mein Vorbild.
„Mamm, ich weiß nicht was du dir denkst. Ich habe Jamie geliebt. Sie hat mich nicht verführt. Weißt du was, sie war Jungfrau, verteufelt. Ich war Jungfrau. Mamm, wie konntest du nur?“
Sie schniefte, „Es war nicht nur meine Entscheidung. Jamie wollte es dir nicht sagen. Wir haben lange darüber geredet. Ich wollte, dass sie es wegmacht. Ich .. es tut mir leid, Daniel. Es tut mir so leid.“
Sie weinte jetzt noch heftiger. Also war wenigstens das nicht gelogen, Jamie wollte es mir auch nicht sagen. Ich wusste in diesem Moment einfach nicht, was ich denken sollte. Ich war viel zu verwirrt. Ich hatte jetzt Sorge zu tragen, für ein Kind, für mich, für Charlie. All das, all das war so viel. Ich konnte den Druck, die Last förmlich auf meinen Schultern spüren.
„Mamm, Jamie ist tot. Mr. Miller auch. Ich habe jetzt einen Sohn, und es ist mir völlig egal, was du darüber denkst. Es ist mir egal, was du tust. Ich will dich so bald nicht wiedersehen. Mamm, ich will, dass du gehst. Nein, ich gehe. Wenn ich morgen aufstehe, dann bist du weg. Und ich werde dir das nicht verzeihen.“, ich drehte mich um, hörte wie sie noch einmal auf schluchzte. Mir zerbrach es das Herz meiner Mutter solch einen Kummer bereitet zu haben. Aber irgendwo war sie es selbst schuld. Sie wusste von Lucas, meinem Lucas. Sie wusste es und hat Jamie Geld gegeben. Jamie. Sie wollte es mir nicht sagen. Sie liebte mich nicht, das trieb mir die Tränen in die Augen. Ich wollte nicht mehr reden, nicht mehr denken. Ich wollte nur noch weinen.
Paa kam gerade aus Martha Zimmer.
„Ich will, dass ihr morgen geht. Wenn ich aufstehe, seit ihr weg.“
„Daniel, es tut mir leid. Ich wusste nicht, was deine Mutter getan hat.“, er war verstört, ich konnte es sehen, hören.
„Ich weiß, aber ich will sie nicht sehen. Ich kann mich nicht auch noch Sorgen um sie machen, ich habe genug Sorgen am Kopf.“
„Das verstehe ich. Ich werde mit ihr reden. Sei nicht so streng.“
Mein Vater war schon ein toller Kerl. Ich umarmte ihn.
„Ich danke dir. Ich danke dir für die ganze Unterstützung.“
„Ich werde dir auch weiterhin helfen, keine Frage.“
„Danke. Paa, ich muss dir noch etwas sagen. Charlie sollte das eigentlich erzählen, beim Abendessen. Aber ich will nicht, dass Mutter es weiß. Versprich mir, dass du es Mamm nicht sagst.“, er nickte, „Paa, ich werde heiraten. Ich habe Charlie gefragt.“
Er schwieg, nickte: „Ich weiß, er hat es mir gesagt. Sei nicht böse mit ihm, er liebt dich so sehr. Daniel, ich liebe dich auch. Bitte wartet bis zum Frühling mit der Heirat. Wartet, vielleicht könnt ihr in Deutschland heiraten, vielleicht hast du deiner Mamm bis dahin verziehen.“
Ich war nicht sauer.
„Vielleicht.“, ich wand mich ab und ging in Marthas Zimmer. Charlie hatte Lucas in das Kinderbett gelegt, das Martha für ihr Baby schon gekauft hatte, er schlief.
Ich machte die Türe zu, ging zu Charlie. Ich wollte mich jetzt festhalten, an ihm. Ihn fühlen. Ich sehnte mich so sehr nach ihm. Es kam mir vor, als hätten wir uns wochenlang nicht gesehen. Ich wollte ihn küssen, riechen, fühlen.
Ich umarmte ihn von hinten schmiegte meinen Kopf zwischen seine Schulterblätter und drückte mich so fest gegen ihn.
„Daniel.“, flüsterte er, „Daniel, schau dir dein Kind an. Er schläft so schön.“
„Hmm, komm. Wir gehen ins Bett.“
Er drehte sich zu mir um, küsste mich kurz und zog sich dann aus. Die Boxer ließ er an. Ich lag schon auf dem Bett, als er neben mich kam.
„Mach den Vorhang zu, ich will dich jetzt.“, flüsterte ich. Marthas Bett hatte dieses kindliche Flair, diesen weiblichen Touch. Einen rosafarbenen Vorhang, einmal ganz um das Bett herum. Charlie zog ihn zu, ich hatte irgendwie Angst, dass Lucas aufwachen könnte und uns sieht. Ich weiß nicht, aber das gehört einfach nicht in den Blickwinkel eines Kindes, egal, ob es sich später daran erinnert.
Charlie legte sich neben mich, wohl wusste er nicht, was er jetzt tun sollte. Ich wusste auch nicht genau, was ich erwartete.
„Charlie, ich liebe dich.“, flüsterte ich und strich mit meinen Fingern über seine Brust.
„Lucas ist nicht nur mein Kind. Charlie, ich meinte das, was ich im Auto sagte ernst. Du bist auch sein Daddy. Ich will dich heiraten, ich will, dass du ihn adoptierst. Ich möchte, dass Lucas auch ein Teil deines Lebens ist.“, er zog mich zu sich. Ich hatte diesen Ausdruck noch nie auf seinem Gesicht gesehen. Er war unbeschreiblich, glücklich, sorgenvoll und sehnsüchtig zugleich.
„Was denkst du?“, flüsterte ich.
Ich atmete ein, schloss die Augen.
„Was ich denke? Ich liebe dich und ich muss dir noch ein paar Dinge erzählen.“, begann er.
Ich unterbrach ihn, „Aber nicht jetzt. Jetzt will ich dich in mir fühlen.“
Ich beugte mich zu ihm, küsste seine Brust, seinen Hals, sein Kinn. Er hatte die Augen geschlossen, strich mir über den Rücken.
„Darf ich etwas fragen?“, sagte ich scheu.
„Natürlich.“, er nickte, strich mir durch das Haar.
„Lass uns unser Spiel vergessen. Wenigstens für heute. Ich möchte nicht, dass Lucas aufwacht.“
Er lachte leise auf: „Natürlich, ich hatte es schon vergessen.“, jetzt küsste er mich fest. Ich öffnete Meinen Mund, begierig ihn zu schmecken, zu fühlen. Ich setzte mich auf seinen Bauch, er lehnte sich gegen die Wand. Mit meinem Becken rieb ich mich an ihm, er roch so gut.
„komm in mich, ich will nicht warten.“, hauchte ich und zog mir die Boxer aus. Er schlüpfte aus seiner und ich setzte mich wieder auf ihn. Dirigierte ihn zu meinem Arsch.
„Warte, Gleitgel.“, stöhnte er auf und fasste in den Nachttisch. Mir wäre es in dem Moment egal gewesen, aber ich wartete den Moment noch ab. Er schmierte sich damit ein, verteilte es auf mir.
„Mach schon. Bitte“, flehte ich. Er ließ von mir und ich konnte ihn endlich in mich nehmen. Ich ließ mich langsam sinken, wir hatten es noch nie gemacht, ohne, dass er mich vorher gedehnt hat. Aber so war es gut, er glitt in mich, ich söhnte. Ich war so eng, es tat beinahe weh. Aber meine Lust war einfach zu groß.
Endlich hatte ich ihn ganz in mich aufgenommen, ich verweilte und schaute ihm ins Gesicht. Ich küsste ihn, begann mich langsam zu bewegen. Es war genau, was ich vermisst hatte. Genau, was ich jetzt brauchte. Charlie war da, ich konnte ihn fühlen, schmecken, hören, riechen.
Ich hielt mich an seinen Schultern fest, zog ihn zu mir heran. Küsste ihn innig.
Mein Penis rieb immer weiter an seinem Bauch entlang, es machte mich wahnsinnig.
„Charlie, ich komme.“, stöhnte ich auf. Im selben Moment verkrampfte ich mich und fühlte ihn auch kommen. Er spritze in mich, ich küsste ihn wild, entschlossen.
Plötzlich durch fuhr mich ein Schreck. Ich dachte nicht an Charlie, ich dachte an Mark. Seine harten Gesichtszüge, seine Narbe auf der Wange. Seine Worte und an seine Karte in der Jackentasche. Mein Höhepunkt klang ab, wie der von Charlie. Ohne viele Worte ließ ich ihn aus mir gleiten, schmiegte mich an seine Brust. Ich muss schnell eingeschlafen sein.
Am Sonntag Abend, Charlie war auf dem Weg zum Flughafen und wollte Martha dort abholen, rief ich Mark an. Ich wollte so schnell, wie möglich alles klären.
„Hallo?“, mein Herz sprang höher. Da war er am Telefon.
„Hi, hier ist Daniel. Ich rufe an, wegen … weil Sie sagten, ich müsste mich noch einmal melden. Es seien noch Dinge zu klären.“
„Hallo, Daniel. Wie geht es Ihnen?“, ich sagte mir ginge es gut, „Das freut mich. Wie hat es ihr Freund aufgenommen?“
Ich atmete tief ein.
„Mein Freund hat es wundervoll aufgenommen. Er liebt Lucas. Ich habe … ach nicht so wichtig. Wann kann ich kommen?“
„Also, am Freitag Morgen soll das Testament verlesen werden.“, das Testament. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht.
„Gut, dann komme ich am Donnerstag Abend.“
„Ja, und bringen Sie Lucas und Ihren Freund mit. Ich würde sie sehr gerne zum Essen einladen. Ich habe übrigens ein schönes, kleines Bestattungsunternehmen gefunden.“
„Danke Mark, ich schulde Ihnen wirklich etwas.“
„Kein Problem, dafür sind wir da.“, er lachte, „Also, meine Adresse steht auf der Karte, ich erwarte Euch zum Abendessen. Auf Bald.“, er legte auf.
Ich freute mich auf Donnerstag, rief die Fluggesellschaft an und reservierte zwei Tickets, erste Klasse, Direktflug. Ich freute mich, komisch. Ich meine, ich hatte allen Grund zu trauern. Seit Mittwochnacht habe ich Charlie nicht mehr an mich rangelassen. Ich konnte nicht. Ich hatte Angst, ich würde wieder an Mark denken. Jedes Mal, wenn mir sein Name in den Sinn kam, sah ich ihn vor mir. Ich lief rot an, versuchte an etwas anderes zu denken. Mit jemandem darüber reden konnte ich auch nicht. Das war alles ziemlich verwirrend für mich. Irgendwo fühlte ich, dass es Betrug war. Betrug an mir, an meiner Liebe und vor allem am´n meinem Verlobten.
Verlobten, auch bei diesem Wort musste ich jedes Mal grinsen. Ich weiß echt nicht, was mich zu der Frage getrieben hatte. Ich hatte noch keine einzige Sekunde darüber nachgedacht und plötzlich stand ich da und flüsterte. Das Beste war, dass er tatsächlich Ja gesagt hatte. Im ersten Moment konnte ich es gar nicht fassen.
Wegen meiner Mamm hatte ich mich mittlerweile beruhigt. Ich wusste, dass sie nur das Beste wollte, dass sie handelte, wie Jamie es wünschte. Mittlerweile glaubte ich, dass sie es mir wohl gesagt hätte, hätte Jamie es ihr nicht verboten. Ich konnte mir ausmalen, wie sehr sie das mitgenommen haben musste. Aber verzeihen, verzeihen konnte ich ihr nicht. Noch nicht.
Sie hatte mich um das wundervollste in meinem Leben gebracht, das ich nur durch eine Tragödie kennen gelernt hatte. Doch meine Wut war mittlerweile auf Jamie übertragen worden. Das Mädchen, das ich so sehr geliebt habe, mit dem ich für immer zusammen sein wollte, bis sich endlich die Möglichkeit ergab meine Träume zu verwirklichen, wollte mir nie etwas von Lucas erzählen. Vermutlich wäre dort für immer ein Kind ohne Vater gewesen. Dieser Gedanke trieb mir jedes Mal wieder Tränen in die Augen. Aber keine Tränen mehr des Verlustes wegen, sondern des Betrugs, der Freude, Lucas doch kennen gelernt zu haben und der unendlichen Liebe für ihn.
Es hat sich gezeigt, dass Lucas das wohl liebste Kind der Welt ist. Er schläft die Nacht durch, macht sich beim Essen nicht schmutzig und spielt leise mit sich selbst.
Am Donnerstag waren Charlie und ich nach dem Aufstehen mehr oder weniger direkt zum Einkaufen gefahren. Ich fand von Paa einen Umschlag auf dem Tisch. Darin lag Geld für Lucas. Er versprach Mamm von mir fern zu halten, bis ich wieder mit ihr reden wollte.
Wir kauften alles Mögliche: Babywanne, Babybett, Wickeltisch, Unmengen von Pampers und vieles mehr. Der Audi war noch nie so voll gewesen. Charlie war großartig, er sagte, er möchte nichts in blau kaufen, denn dann könnten wir Martha, die ja nicht so viel Geld hatte, später all die Sachen geben, die wir nicht mehr brauchen würden.
Martha war völlig ausgeflippt, als Charlie ihr von Lucas, meinen Eltern und all den anderen Dingen erzählte. Sie freute sich Lucas zu sehen, darum hatte Charlie ihn mitgenommen. Er liebte seinen neuen Autositz, Gelb mit einer Milliarde Sonnenblumen. Mir war bisher nicht klar, wie viele verschiedene Modelle es von allem und jedem gab, das Kinder brauchten. Wir hatten fast das gesamte Geld aus dem Umschlag verbraucht. In unserem Zimmer stapelte sich ein Vorrat an Windeln und allerlei anderer Utensilien.
Lucas hatte jetzt auch ein eigenes Bett, ein größeres. Er schlief bei Charlie und mir im Zimmer, aber wir hatten uns ebenfalls einen solchen Vorhang gegönnt, wie ihn Martha hatte. Auch wenn wir ihn bisher nicht gebraucht hatten. Und damit wären wir wieder beim alten Thema. Jedes Mal, wie ich schon betonte, komme ich auf Mark zurück. Jetzt hatte er uns auch noch alle zum Essen eingeladen. Das wird ein Spaß.
__________________
Wie eh und jeh möchte ich mit diesen letzten drei Teilen, die ich so schnell online brachte, dass mir die Finger weh tun, allen Danken, die mich mit ihrem Lob, aber auch mit Kritik überhäufen.
Eine Person fragte mich, ob noch etwas passieren würde, oder ob die beiden weiterhin ein schönes Leben haben werden.
Wie ihr seht, habe ich es endlich geschafft den Teil zu schreiben, den ich laaange eingeplant hatte. Es ist beim Schreiben etwas anders passiert, was noch nicht geplant war, aber ich hoffe das fällt nicht weiter auf.
Wie immer freue ich mich über Kommentare, Anregungen und natürlich Kritik.
Auf bald!