3 Monate später

Der Winter wollte nicht vergehen. Nun war es schon Ende Februar und noch immer lag der Schnee, dort wo der Wind ihn zusammenwehte, über einen Klafter hoch.

Es war bitterkalt, besonders die Nächte waren eisig. Das Vieh erfror im Stall, hatte es der Bauer versäumt, die Fenster mit Stroh zu füllen.

Für Martin und Sophie aber schien dieser Winter nicht schwer zu tragen zu sein.

Die beiden liebten und begehrten einander wie am ersten Tage.

Das Kind in Sophie wuchs prächtig und ihre weiße, von feinen Adern durchzogene Haut spannte bereits merklich an ihrem Bauch.

Ihre apfelgroßen Brüste waren zu ihrer vollen Schönheit erblüht. Milchträchtig und prall betörte ihr Anblick Martin nun bei Tag und Nacht.

Sophies übergroße Lust war geblieben und so war sie bis heute dankbar, von ihrem Gemahl mit dem Geschenk des Holzphallus bedacht worden zu sein.

Welch wundervolle, nächtliche Stunden hatten die beiden in den letzten Wochen erleben dürfen!

Sophie liebte ihr Spielzeug und wollte in jeder Nacht Neues versuchen, ihre Lust weiter steigern.

Es genügte ihr schon lange nicht mehr, wenn Martin den Zapfen aufzog und vibrierend in ihrem Inneren tanzen ließ. Jetzt liebte sie es, sich nach vorn gebeugt auf ihr Nachtlager zu knien und abgestützt auf ihren Händen den Phallus auf diese Weise durch Martin zu empfangen.

Wenn er dann ihre harte Lustperle zu streicheln und zu massieren begann und ihre Brüste heftig knetete, wusste das Weib kaum noch einen Ausweg aus ihrer Lust.

Sophie hatte gelernt, auf ihrem Spielzeug zu reiten, während Martin es für sie festhielt.

Er liebte es, ihr zuzusehen, wie sie den Phallus langsam und genüsslich in sich aufnahm, ihn mit Verzücken ritt und dabei immer lauter und lauter stöhnte. Die vollen Brüste wogten dabei in ihrem immer schneller und geiler werdenden Rhythmus und Martin konnte es oft nicht erwarten, die herausquellende Milch zärtlich abzulecken und von ihren langen, harten Nippeln mehr davon zu erbitten.

Welch prächtiges Bild offenbarte sich ihm immer dann, wenn Sophie mit den Bewegungen ihres Beckens das Spielzeug durch die Schamlippen nach außen zog, sich diese prall und dunkelrot geschwollen um das glatte Holz legten und ihr Lustschleim in Bächen daran herunter, direkt auf Martins Hände lief.

Auch liebte sie es, den Phallus zwischen ihre Brüste zu legen, ihre Nippel an das glatte Holz zu pressen dann die mächtigen Vibrationen zu genießen, bis die zuckersüßen Milchbäche nur so flossen.

Martin genoss es, wenn er während dieser Spiele mit seinen Fingern und seiner Zunge das Seinige zu Sophies Wollust beitragen konnte.

Sein Weib schämte sich nicht mehr ihrer Geilheit, nein, sie genoss es, sich als ganze Frau zu fühlen und ihm dies zu zeigen.

Allerdings hatte irgendwann, wie fast alle glücklichen Zeiten im Leben, auch jene den nächsten Schicksalsschlag zu verkraften.

In einer dieser wollüstigen, sündigen Nächte starb Martins , nebenan in ihrer kleinen Kammer.

Die alte Frau war friedlich, aber völlig entkräftet eingeschlafen, hatte ihr arbeitsames und meist wenig glückliches Leben mit einem tiefen Atemzug einfach ausgehaucht.

Nun schaute Martin so oft auf den immer runder werdenden Bauch seiner Liebsten und es kehrte die große Sorge zurück, die ihn fast mehr als die Trauer um die Mutter bedrückte:

Was sollte werden, wenn Sophie in den nächsten Wochen ihr Kind gebar? Niemand würde jetzt da sein, ihr zu helfen und beizustehen.

Martin hatte sich darauf verlassen, dass seine Mutter, die selbst sieben Kinder zur Welt gebracht hatte, alles auf den rechten Weg bringen würde.

Nun mussten die beiden überlegen, wer Sophie in den schweren, schmerzvollen Stunden zur Seite stehen sollte.

Die , welche nur drei Häuser weiter wohnte, wollte Martin fragen. Er mochte die Frau nicht, sie war oft schmutzig und ihr Haar hing wirr und ungekämmt an ihrem Kopf herunter. Aber sie nannte vier gesunde Kinder ihr Eigen, also musste sie es recht tun, wenn diese zur Welt kamen.

Auch dachte Martin daran, Johanna um Hilfe zu bitten. Sie war ihm noch einen Gefallen schuldig, denn die Hexenjäger waren nach der rauen Schlägerei nicht wieder zu ihrer Kate am Waldrand zurückgekehrt.

Sophie mochte davon aber nichts hören, ihre Angst vor Hexerei war noch größer als die von Martin. Immer wenn er das Gespräch auf Johanna als Hebamme brachte, beschwor ihn seine Frau: „Liebster, bitte nicht dieses Weib! Wenn sie unser Kind als Erste sieht, wer weiß, was sie ihm anhexen wird!“

Was sollte Martin dazu sagen? Auch er zweifelte mittlerweile an Johannas Wissen und Können, hatte sich doch an seinem traurigen Zustand, seine Männlichkeit betreffend, in den letzten Monaten nichts geändert.

Ja, die Beulen an seinen Beinen waren verschwunden, nicht einmal Narben waren dank Johannas Salbe zurückgeblieben, auch das Ziehen und Brennen in seinen Lenden hatte sich nicht verschlimmert, aber gebessert hatte sich, seine fehlende Manneskraft betreffend, dennoch nichts.

Oft versuchte er sich klar zu machen, dass Johanna ihm gesagt hatte, seine Genesung würde monatelang dauern, aber am Ende konnte er seine Zweifel in ihrer Heilkunst doch nicht wegwischen.

Eines Tages aber, als Sophie von ihrer Arbeit im Stall ins Haus zurückkehrte, war das Küchenfeuer weit heruntergebrannt und so bückte sie sich, um frisches Holz nachzulegen.

In diesem Moment durchfuhr sie ein solch stechender Schmerz, als würde sie gepfählt werden. Scheppernd fiel der Schürhacken aus ihrer Hand und eine ihr unbekannte Flüssigkeit rann warm an ihren Beinen herunter, um sich trüb auf den Bodendielen zu sammeln.

Der Schmerz wollte nicht vergehen, sie war nicht in der Lage, sich aufzurichten. Martin sprang zutiefst erschrocken hinzu, stütze Sophie und versuchte, mit ihr das Bett zu erreichen.

Nachdem sie sich niederlegen und ihren Körper so ein wenig entspannen konnte, ließ der stechende Schmerz in ihrem Bauch für einige Zeit nach.

Schon dachten und hofften die beiden, alles wäre nur ein böser Traum gewesen und Sophies Blase hätte ihr einen bösen Streich gespielt, als sich ein neuer, anderer Schmerz einstellte.

Ein Ziehen ging jetzt durch den Körper der jungen Frau und ihr Instinkt sagte ihr, dass das Kind auf die Welt kommen wollte.

Mit bebender Stimme bat Sophie ihren Mann, er möge bei der Nachbarin nachfragen, was es mit dem Wasser, welches sie ausgeschieden hatte, auf sich haben könnte.

Ohne zu zögern lief Martin los, Hilfe zu holen war sein einziges Ziel.

Zitternd klopfte Martin an die Tür des kleinen Bauernhauses und rief ungeduldig: „Marianne… Marianne, mach mir auf! Das Kind will kommen und hat Schmerzen! Marianne!!!“

Aber er konnte rufen und klopfen so laut und so viel er wollte, die Türe tat sich nicht auf. Er trat ein Schritte zur Seite und schaute durch eines der schmutzigen Fenster, in der Hoffnung, eine Bewegung im Inneren des Hauses wahrzunehmen.

Und tatsächlich: Auf dem speckigen Tisch in der Mitte des Wohnraumes nahm Martin einen umgeworfenen Weinkrug gewahr und auf der Sitzbank neben dem Tisch lag die Alte, laut schnarchend und völlig betrunken.

Weder der Bauer, noch die Kinder schienen im Haus zu sein.

Noch einmal klopfte Martin laut und fordernd, aber es war wieder umsonst. Also drückte er kurz entschlossen die Klinke nieder und seine Hoffnung erfüllte sich, die Tür war unverschlossen.

Mit schnellen Schritten lief er zu der Alten hin und schüttelte sie an den dürren Schultern: „Wach auf Marianne, ich brauche deine Hilfe!“, rief der verzweifelte Mann ein ums andere Mal.

Nach qualvoll langen Minuten öffnete die Bäuerin endlich ihre Augen und keifte ihn lallend an: „Was machst du Strolch in meinem Hause? Verschwinde, ehe ich dir mit der Axt den Schädel spalte!“

Martin versuchte noch einmal zu erklären, warum er hier war, auch wenn ihm mit jeder Minute klarer wurde, dass er keine Hilfe zu erwarten hatte: „Marianne, komm zu dir, du musst mir helfen. Sophie liegt mit grässlichen Schmerzen nieder. Wasser ist unten aus ihr herausgelaufen und nun sagt sie mir, das Kind wird kommen. Was soll ich tun? „

Verzweifelt schüttelte er die Frau immer wieder, bis sie schließlich so weit wach schien, dass sie mehr schlecht als recht hervor brachte: „Wasser? War es trüb? Dann ist das Ding geplatzt, in dem das Kind im Bauche schwamm. Musst es nun schnell holen Bursche, sonst stirbst’s dir, noch ehe es das Licht der Welt erblickt hat!“

Martins Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

Schon wieder war der Tod um ihn! Letztes Jahr der Vater und die , vor ein paar Tagen die Mutter und heute sollte auch sein Kind sterben?

„Wie viel Kummer kann ein Mensch ertragen?“, dachte er und ohne weiter zu überlegen war er auch schon zur Tür hinaus, auf dem Weg zu Johanna.

Wieder umfing ihn der Sumpf mit seinen zähen Nebelschwaden. Eiszapfen hingen knisternd von den Bäumen herab. Einzelne warme Stellen im Morast sonderten Dampf ab und ließen die Landschaft in einem eigentümlichen, fast milchigem Dunst erscheinen.

Martins Lungen rasselten, als er die Wiese vor Johannas Haus erreichte und auf ihre kleine Kate zustürmte.

Das Kräuterweib hatte ihn kommen sehen und ehe er sie auch nur hätte rufen können, stand sie mit fragendem Blick vor ihm.

„Grüß dich, Martin! Ich habe lange nichts von dir gehört.“,begann Johanna freundlich, aber etwas unsicher. „Was hetzt dich so, dass du nicht mehr die Luft zum reden hast?“

Martin musste sich tatsächlich erst für ein paar Augenblicke, nach vorn gebeugt, mit den Händen auf seinen Knien abstützen, ehe er ein Wort hervorbrachte.

Die eiskalte Luft des Wintertages stach wie 1000 Nadeln in seinen Lungen.

„Johanna, ich brauche deine Hilfe!“, stieß er verzweifelt hervor. „Sophie liegt in den Wehen, hat das Wasser verloren, in welchem das Kind in ihrem Bauche schwamm. Die Nachbarin sagt, wenn das Kleine nicht schnell auf die Welt geholt wird, stirbt es uns weg!“

In Johannas Gesicht spiegelte sich Angst und tiefe Sorge wider.

„Martin, es gibt ganz selten Hoffnung, ein Kind noch lebend aus dem Mutterleib zu reißen, wenn die Wasserblase schon vor dem Einsetzen der Wehen gerissen ist. Es wird im Leibe deiner Frau stecken bleiben und nicht den Weg nach draußen finden, weil Sophie dafür nicht weit genug offen ist.“, erklärte sie ihm traurig.

„Aber wir müssen doch irgendetwas tun können!“, brüllte Martin unter Tränen all seine Angst und Verzweiflung aus sich heraus.

Ihm war klar, das Johannas Worte nicht nur ein Todesurteil für sein ungeborenes Kind, sondern auch für seine geliebte Frau waren.

„Ich will gern mitkommen und sehen, ob ich helfen kann.“, bot Johanna ohne zu zögern an. „Aber du musst dich auf das Schlimmste gefasst machen.“, mahnte sie ihn noch einmal.

Rasch trat sie in die Kate um sich ihren Umhang und einen alten Lederbeutel mit Gerät zu holen, wie es Martin noch nie zuvor gesehen hatte.

Wortlos eilten die beiden durch die karge Winterlandschaft, hin zu dem kleinen Bauernhaus. Kaum das die voranschreitende Johanna die kleine Pforte zum Gehöft öffnete, konnte man Sophies verzweifelte Schmerzensschreie hören.

Martin gefror mit Grauen das Blut in den Adern.

Johanna schaute sich noch einmal zu dem verzweifelten Mann um, ehe sie die Tür zum Haus aufstieß und dann vor Schreck schier zurückprallte. Der Anblick, welcher sich ihr bot war schrecklich!

Sophie schien schweißüberströmt in ihrem eigenen Blut zu baden. Es tropfte von ihrem Nachtlager auf den hölzernen Boden.

Johanna konnte auf den ersten Blick erkennen, dass sich ihre Befürchtungen bewahrheitet hatten. Der Geburtskanal hatte sich nicht genügend geöffnet,das Kind steckte ohne Atemluft in Sophie fest und zerriss diese innerlich.

„Hol mir heißes Wasser und saubere Laken!“, befahl die Kräuterfrau dem hilflosen, verzweifelten Mann und trat näher zu Sophie.

„Ich will versuchen, dir das Kind aus dem Bauch zu ziehen.“, erklärte Johanna, so ruhig sie es vermochte. „Es wird der schlimmste Schmerz werden, welchen du dir vorstellen kannst und ich kann dir nicht versprechen, dass dein Leib noch genug Blut innehat, dies zu überleben. Willst du dennoch, dass ich es versuche?“, fragte sie die schreiende Sophie.

„Jaaaaaaaaaaaa…jaaaaaaaaaaaa!!!!!!“, zu keiner anderen Antwort war die gequälte Frau mehr in der Lage.

Johanna wusch ihre Hände sorgfältig in dem heißen Wasser, welches Martin ihr in der Zwischenzeit bereitgestellt hatte.

Dann griff sie zu ihrem ledernen Beutel und holte eine Zange hervor, in einer Form, wie Martin sie noch nie gesehen hatte.

Auch diese wusch Johanna gründlich ab, ehe sie das Gerät, so weit es möglich war, in Sophie einführte.

Mit beiden Händen drückte sie vorsichtig die Zange zusammen und versuchte, das Kind aus dem Bauch zu ziehen.

Der erste Versuch scheiterte und die Schreie der Gebärenden wurden leiser und kraftloser.

Nach dem zweiten missglückten Bemühen gingen sie nur noch in ein hilfloses Wimmern über und als Johanna mit dem dritten Griff das dunkelblaue, leblose Kindlein in den Armen hielt, tat Sophie ihren letzten Atemzug.

Martin war vor Trauer und Verzweiflung wie versteinert. Alle Muskeln in seinem Gesicht waren angespannt und ließen es wie aus Marmor gehauen erscheinen.

Wortlos und mit Tränen gefüllten Augen hüllte die Kräuterfrau das tote Kind in das saubere Laken, legte es in die Arme seiner Mutter und schloss Sophies gebrochene, einst so wunderschöne Augen.

Als Geste des Trostes wollte sie Martin über den Arm streichen, aber dieser schien nicht mehr Herr seines Verstandes:

Besinnungslos von Hass stieß er sie weg: „Du hast sie getötet, Hexenweib, elendes…nur du allein!“, brüllte er Johanna an.

„Verschwinde, verschwinde aus meinem Haus verdammte Schlange und nimm deine elenden Flüche mit dir!“

Mit wenigen Schritten hatte er die kleine Kiste, in welcher er immer den Vibrator aufbewahrte erreicht und schmetterte ihn der zitternden Johanna vor die Füße.

„Nimm’s mit, dein verfluchtes Satanswerk! Sünde ist es und wird es immer bleiben! Die Frau hat’s mir genommen und das Kind! Hure elendige…kannst heute Nacht beim Teufelssabbat deinem Gebieter wieder zwei neue Seelen schenken. Wahrlich gut ficken wird dich der Gehörnte dafür! Aber wehe dir, solltest du mir noch einmal unter die Augen treten, dann werd‘ ich mir deine verdorbene Seele holen — ich schwör’s!“

Mit diesen Worten schlug er wie rasend die Tür zum Hofe auf, packte Johanna grob am Arm und stieß sie in die kalte Nacht.

„Geh endlich!“, schrie er wieder mit heiserer, brechender Stimme, während die Kräuterfrau voller Angst an ihm vorbei rannte und ohne sich auch nur einmal umzudrehen, in die Kälte verschwand.

Martins Beine versagten ihm nun ihren Dienst. Mit einem hohlen Schluchzen, welches voller Verzweiflung aus seiner Kehle drang, brach er weinend auf der Schwelle seines Hauses zusammen. Dann wurde es dunkel um ihn, eine mildtätige Ohnmacht hatte sich seiner bemächtigt.

*

4 Monate später

Wie an jedem Tag stand Martin auch heute mit seinen Schnitzereien auf dem Markt, in der ihm noch immer fremden Stadt und bot seine Ware feil.

Freudlos war sein Leben geworden, er tat diese Arbeit nur, um für sein tägliches Brot zu sorgen.

Haus und Hof hatte er nach Sophies Tod verkauft, er konnte nicht mehr an dem Ort leben, wo er mit seinem Weib so viele schöne Stunden verbracht hatte und alles um ihn herum an seine große Liebe erinnerte.

Hier in der Fremde hatte er ein billiges Dachkämmerchen gefunden, düster, kalt und zugig war es, aber das störte ihn wenig.

War er abends zu Hause, wollte er nur noch schlafen, vergessen, sich in eine Welt träumen, in welcher er mit Sophie und dem Kind glücklich war.

Oft lief er des Nachts ruhelos durch die verkommenen, stinkenden Gassen der Stadt und schaute in die verhärmten Gesichter der Huren, welche sich für den Bruchteil eines Guldens an jeden verkauften.

Er war getrieben von der Sehnsucht nach seiner Frau, hoffend, irgendwann nur einen Blick zu erhaschen, welcher ihn an Sophie erinnern könnte.

Aber all die Nächte waren trauriger denn je und seine Einsamkeit wuchs mit jedem neuen Tag, den er ohne seine Liebste fristen musste.

Immer öfter endeten diese Streifzüge in einer der vielen Spelunken, wo er beim Hopfensaft versuchte, Trost und Vergessen zu finden, auch, weil er keine wirkliche Besserung seiner Krankheit erkennen konnte.

In einer dieser Nächte trat eine Frau an den wackligen Holztisch, an welchem er saß und bat mit sanfter Stimme: „Darf ich mich einen Moment zu euch setzen, Fremder?“

Martin hob ein wenig den Kopf und sein schon glasiger Blick fiel auf eine Schönheit von Mitte 20, schlank, groß gewachsen und elegant gekleidet.

Ihr fast schwarzes Haar war hochgesteckt und unter einem breiten Hut verborgen.

Ein bis unter die Nase herab gelassener Schleier verbarg ihr Gesicht, bis sie diesen anhob.

Volle, blutrot geschminkte Lippen wirkten fast unnatürlich zu ihrer weißen, porzellanfarbenen Haut.

Der üppige Busen wurde gehalten von einem eng geschnürten Korsett, der Rest ihrer Kleidung versteckte sich unter einem weiten, bodenlangen Umhang, welcher mit einer prächtigen Brosche am Hals verschlossen war.

Martin schluckte trocken. Seit Sophies Tod war dies das erste weibliche Wesen, welches er als solches zur Kenntnis nahm und es schmerzte ihn beinahe, als er linkisch und schweigend auf den freien Schemel ihm gegenüber zeigte.

Die Fremde ließ sich einen Becher mit frischem Brunnenwasser bringen, ehe sie das Gespräch begann:

„Mir wurde erzählt, ihr seid ein Schnitzer?“, fragte sie mit Nachdruck in der Stimme.

Es schien, als wolle sie keine Minute länger als nötig in der verräucherten Gaststube zubringen.

Martin bejahte die Frage nur mit einem Kopfnicken.

„Nehmt ihr auch Aufträge entgegen, die euch Kunden bitten zu erledigen?“, wollte die Dame als Nächstes wissen.

Martin war für einen Moment unsicher. „Kommt drauf an.“, kam es rau und knapp über seine Lippen.

„Nun“, bohrte sie weiter, „Ich hätte womöglich ein Werk für euch zu tun, welches aber in seiner Eigenschaft völlig diskret und verschwiegen zu behandeln wäre. Ihr seid mir von anderen Händlern auf dem Markte als Einer empfohlen worden, dem man trauen kann, Einer der nicht geschwätzig wie ein Waschweib wäre.“

Martin überlegte kurz und fragte dann nach: „Was soll es sein, das aus Holz gebaut, so geheim sein könnte?“

Die Fremde beugte sich ein wenig nach vorn, um Martin zuzuflüstern: „Ein Spielzeug soll es werden. Aber Keines für die Kinder meiner Schwester, nein, eines für mich und nur für mich. Eines, von dem keiner wissen darf, nicht die Mägde in der Küche und schon gar nicht mein Ehemann, er würde mich aus dem Hause jagen und mir Hab und Gut nehmen, wenn er nur wüsste, dass ich hier mit euch sitze und rede.“

Martin durchfuhr es heiß und kalt.

Sollte ihn die Sünde seines Lebens jetzt und hier eingeholt haben?

Wollte dieses Weib ihn dazu bringen, noch einmal Gott zu freveln und erneut dessen Zorn auf sich zu ziehen?

Das konnte nicht sein, niemand außer Johanna und ihm war noch am Leben der wissen konnte, dass er sich in der Kunst des Schnitzens von Freudenspendern verstand.

Die Frau aber sprach unbeirrt und fast beschwörerisch weiter: „Es soll euer Schaden nicht sein. Wenn ich zufrieden mit eurer Arbeit bin, will ich euch 2 Gulden zahlen, das ist mehr als der doppelte Monatslohn unserer Knechte. Außerdem werde ich dafür sorgen, dass ihr all die anfallenden Holzarbeiten an unserem Hause tun könnt, mein überlässt mir die Wahl der Handwerker, seit er in den städtischen Rat gewählt wurde.“

Martin schaute auf und blickte in ein paar dunkelbraune, sanftmütige Augen, die nun aber von Gier und Geilheit zu glitzern schienen.

Hoffend, sich in seiner Ahnung zu irren, konnte er sich endlich zu der Frage durchringen: „An was für ein Gewerk denkt ihr? Ich muss schon genau wissen was ihr wollt, sonst muss ich die Antwort auf eure Frage schuldig bleiben.“

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