In den folgenden Tagen war Maras Laune auf einem Tiefpunkt angelangt. Erst als Miss Isabella sie eine Woche später nach dem Frühstück in eine große Küche brachte, besserte sich ihre Laune etwas. Miss Lorena, eine Mittvierzigerin mit blonder Dauerwelle übernahm den Unterricht.
»Ihr werdet in den nächsten Wochen lernen zu kochen. Einige von Euch besser als Andere. Aber wenn Ihr hier fertig seid, kann jede von Euch zumindest so gut kochen daß Eure Herrschaft nicht verhungern muss. Wer von Euch kann denn schon kochen?« Sie sah in die Runde und einige Hände hoben sich. Mara hob darauf hin ebenfalls zögernd die Hand.
»So, was könnt Ihr denn kochen?« Sie zeigte mit ihrer kurzen Reitgerte auf Chris.
Diese sagte »Ich kann Eier kochen und Nudeln bekomme ich auch hin.«
»Ausgezeichnet. Eine richtige Gourmetköchin also.« Leises Kichern erklang im Raum. »Und du?« Ihre Gerte zielte nun auf Caro die, genau wie Mandy, behauptete vieles kochen zu können. Lena verstand unter Kochen das Zubereiten von Fertigmahlzeiten.
»Na dann ist ja für alle gesorgt und die Lebensmittelindustrie freut sich über viele verkaufte Fertiggerichte.« Wieder kicherten alle, bis auf Lena natürlich.
»Und was kannst du kochen? Nudeln mit Ei oder Fertiglasagne?« Die Gerte deutete auf Maras Nase.
»Ich kann Pfannkuchen und Nudeln, Waffeln hab ich auch schon gemacht und Fleisch kann ich auch braten«, sagte Mara. »Soße kann ich auch kochen und Kuchen backen.« Ihre Mutter hatte ihr das alles beigebracht. Die Erinnerungen an die Zeit bevor sie von zu Hause weg gelaufen war, stiegen in ihr auf. So schlimm wie sie noch vor ein paar Monaten gedacht hatte, war es zu Hause doch nicht gewesen. Das Kochen und Backen mit ihrer Mutter zusammen hatte ihr immer viel Spaß gemacht. Eine Träne lief über ihre Wange als sie daran zurück dachte. Mit dem Ärmel wischte sie die Träne weg.
»Ausgezeichnet. Ich würde sagen, dann fangen wir mal alle gleich an. Pfannkuchen sind doch mal ein guter Anfang. Nehmt Euch, was ihr braucht und fangt an.« Sie zeigte auf die Schränke, vor denen sie stand. »Die, die nicht wissen, wie das geht, kommen hier her. Die Anderen fangen einfach mal an.« Sie ging in die hintere Hälfte der großen Küche »Und lasst das Knicksen hier. Das könnt ihr wo anders machen. Sowas gehört weder ins Schlafzimmer noch in die Küche.«
Caro, Mandy und Mara öffneten einen Schrank nach dem Anderen, um festzustellen, wo sich alles befand. Mara war ganz in ihrem Element und holte sich eine Rührschüssel, Schneebesen, Löffel, Pfanne und Pfannenwender. Dann suchte sie Zutaten zusammen und überlegte, ob sie herzhafte oder süße Pfannkuchen machen wollte. Da sie im Kühlschrank Schinken und geriebenen Käse fand, entschied sie sich dafür diese zu verarbeiten. Sie holte alle Zutaten und stellte sich an einen der Arbeitsplätze neben den Herd. Dort schlug sie ein Ei in die Schüssel, gab drei Löffel Mehl und etwas Salz und Backpulver hinzu. Sie verrührte alles und gab einen Schluck Wasser in die Schüssel. Dann würfelte sie eine Scheibe Schinken und gab diesen zusammen mit einer Hand voll Käse in die Schüssel und verrührte alles sorgfältig. Sie würzte mit etwas Pfeffer und Oregano, gab einen Schluck Öl in die Pfanne und wartete bis dieses heiß war. Zuletzt schüttete sie den Teig in die Pfanne und brachte die Schüssel zur Spüle. Auch die anderen Zutaten räumte sie sorgfältig zurück in die Schränke. Sie wendete den Pfannkuchen und als dieser fertig war, legte sie ihn vorsichtig auf einen Teller. Zufrieden stellte sie fest, daß der Pfannkuchen genau richtig war und sie offenbar nichts verlernt hatte.
Miss Lorena kam zu ihr, schaute sich den Pfannkuchen an und dann Mara. »Sieht ja etwas seltsam aus.« Sie holte Messer und Gabel und probierte den Pfannkuchen. Zuerst verzog sie etwas das Gesicht, dann schnitt sie noch ein Stück ab und aß es. »Mit Schinken, sehr interessant. Aber nicht schlecht. Ich dachte eigentlich an einen süßen Pfannkuchen, aber der gefällt mir. Kannst du auch andere?«
»Ja Miss, man kann eigentlich alles rein machen glaube ich. Apfelstückchen, Banane, Salami, Paprika, Ananas, was man gerade da hat«, sagte Mara etwas verlegen.
»Dann räum mal ein wenig auf und wasch das Geschirr ab.«
Mara tat was Miss Lorena sagte und hatte schnell alles wieder in den Schränken verstaut. Auch Caros Pfannkuchen fand Miss Lorenas Zustimmung. Der von Mandy war ohne Salz etwas fade. Die Anderen brauchten eine gute Stunde bis sie die ersten Pfannkuchen von den Pfannen holen konnten. Mara und Caro wurden abgestellt, ihnen etwas zu helfen.
Nachdem sie die Schülerinnen zu Miss Lorena gebracht hatte, ging Isabella zur Schulleiterin.
»Setz dich. Was hast du auf dem Herzen.« Sie bot ihr einen Zigarillo an. Isabella steckte sich diesen an und schaute mit besorgtem Blick aus dem Fenster.
»Es ist soweit, nehme ich an.«
Isabella nickte. »Ich weiß nicht, ob ich es ihnen zumuten kann.«
»Isabella, deine Schülerinnen sind gesund und fit, selbst deine Nummer drei kann sich mittlerweile sehen lassen, auch wenn sie noch einiges an sich zu arbeiten hat. Und du weißt, daß dieser Teil der Ausbildung hart ist aber notwendig. Gehorsam lernen sie nicht anders. Oder hast du vielleicht andere Ideen?«
»Nein, keine die nicht mindestens potentiell gefährlich wären.«
»Siehst du? Also, was willst du machen? Sie nach Schule ins kalte Wasser stoßen? Das halte ich für viel schlimmer, als sie das eine Weile durchmachen zu lassen.« Miss Wilhelmina schaute sie eindringlich an. »Isabella, wenn du das nicht durchziehen kannst, dann muss das jemand anderes machen. Und wenn ich sehe, daß du es nicht genau so durchziehst wie du es sollst, dann werde ich Vitória dazu abstellen müssen.«
»Ich schaffe das schon Miss.«
»Ich hoffe es. Du weißt, daß ich da durchgreifen muss. Aber mal was anderes. Du weißt ja, daß Peter letzte Woche hier war.« Sie öffnete eine Schublade ihres Schreibtisches und holte ein paar zusammengeheftete Blätter heraus, die sie Isabella gab. Diese blätterte die erste, leere Seite um und schaute sich das nächste Blatt an. Sie betrachtete das angehängte Foto welches eine Endvierzigerin mit blonden, schulterlangen Haaren und einem freundlichen Lächeln zeigte wie es auch in einer Werbung für Zahncreme gut platziert wäre. Sie schaute noch einmal auf die zweite Seite. »Sie hat eine Freundin? Wie passt das denn zusammen?«
»Sie sucht jemanden mit kaufmännischen Kenntnissen. Soweit ich weiß hat Nummer neun doch eine Lehre angefangen in dem Bereich.«
Isabella schaute sich die Papiere noch einmal genauer an. »Der Führerschein fehlt.«
»Ja, ich weiß. Und das ist auch etwas schwach.« Miss Wilhelmina zeigte auf eine Zahl, die mit rotem Stift auf dem Blatt stand. »Da wird der gute Peter wohl etwas in die Bresche springen müssen.«
Isabella lachte »Ich frage mich, wie er das machen will. Das dürften etwa vier bis fünftausend sein.«
»Das lass mal Peters Sorge sein. Genau für sowas ist seine Schwester ja da«, sagte Miss Wilhelmina und zog an ihrem Zigarillo.
»Also ich denke, das passt. Dann wird neun wohl in den nächsten Jahren ein wenig enthaltsam leben müssen.« Miss Isabella grinste breit. »Ich werd wohl morgen Vormittag mal einkaufen müssen. Wahrscheinlich brauche ich was aus der Drogerie.«
»Nicht nötig.« Auch Miss Wilhelmina grinste nun »Ich hab schon eine besorgt.« Sie gab Isabella ein kleines Päckchen.«
Diese lachte »Na dann hat sie wenigstens einen Ausgleich für die nächsten Wochen.«
»Ja, sehe ich ebenfalls so. Und um den Führerschein kümmere ich mich morgen.« Miss Wilhelmina stand auf, nahm die Papiere und steckte sie in den Aktenvernichter neben ihrem Schreibtisch. Mit einem lauten Surren schredderte dieser das Papier in winzige Stückchen.
Als Isabella aufstehen wollte, klopfte es an die Tür. Miss Wilhelmina verabschiedete sie und rief dann laut »Herein!« Isabella wartete bis sich die Tür öffnete. Zwei junge Frauen, die sie noch nie gesehen hatte, standen vor dem Büro und knicksten als sie sie sahen. Eine der Beiden kam ihr irgend wie bekannt vor. Sie hatte schulterlange, blonde Haare, ein schmales Gesicht mit einem spitzen Kinn und ziemlich volle Lippen. Die Andere hatte wild abstehendes, dunkelblondes Haar und lächelte sie an, wodurch man deutlich die Lücke zwischen ihren beiden Schneidezähnen sehen konnte. »Guten Tag Miss, wir wollten um etwas bitten«, sagte die Erste.
Isabella lachte, deutete dann zur Schulleiterin. »Ich bin hier nur zu Gast«, sagte sie und ging hinaus.
»Aha, Maxine und Nicky«, hörte sie Miss Wilhelmina noch sagen bevor sie hinter sich die Tür schloss.
Auf dem Hof standen acht junge Frauen in einer Reihe, alle trugen normale Alltagskleidung und schauten sichtlich nervös aus der Wäsche. Dann mussten die Beiden wohl auch zu der Gruppe gehören dachte sie sich. Sie stellte sich in eine Ecke und rauchte den Zigarillo fertig. Dabei beobachtete sie, wie Miss Vitória vor den Frauen hin und her ging, mit einer Gerte wedelte und auf sie einredete. Also war sie wieder hier. Sie ging zu ihr und wartete bis sie sie bemerkte.
»Hallo Isabella«, sagte die junge Frau mit dem dunklen Teint und den dunkelbraunen Haaren. Sie trug ein viel zu breites Halsband mit einem schweren Ring an der Vorderseite. Das Wort »Staatseigentum« kam ihr in den Sinn als sie dieses Halsband sah.
»Hallo Vitória. Hast du ein paar Minuten Zeit?« Isabella deutete in die Ecke, in der sie eben noch gestanden hatte.
»Sicher doch. Zwei meiner Schülerinnen sind gerade bei Miss Wilhelmina.« Sie drehte sich um zu den Frauen »Ihr bleibt hier stehen. Und wehe, ihr rührt euch.« Sie drohte ihnen mit der Gerte.
In der Ecke fragte sie »Was kann ich für dich tun?«
»Es geht um die Schülerin, die deine Bilder kaputt gemacht hat.«
»Die Bilder?« Sie winkte ab »Foda-se. Die sind mir ziemlich egal. Ich hab noch hunderte die ich an die Wand hängen kann. Ist doch langweilig immer die selben Bilder zu sehen. Es ist nur schade um die Rahmen« sie lachte schelmisch. »Aber es kann nicht sein, daß eine Schülerin fremdes Eigentum beschädigt«, fügte sie ernst hinzu.
Isabella nickte.
»Soweit ich gehört habe, waren es drei Schülerinnen.« Sie sah Isabella fragend an.
»Ja, aber eine davon hat uns bereits verlassen.«
»Dann sind es nur zwei. Ich habe da eine Idee. Kannst du sie heute Nachmittag entbehren?« Sie deutete auf die beiden Stangen, die nach der Auktion wieder in der Mitte des Hofes aufgestellt worden waren. »Wie viel denkst du?«
Isabella schaute Vitória kurz an. Sie konnte diese junge Frau einfach noch nicht einschätzen. »Mara ist eigentlich unschuldig, sie hat nur nicht auf ihre Mitschülerin geachtet. Und Kim, na ja, sie war sauer, weil die dritte Schülerin Mara beschuldigen wollte. Ich denke, zehn sind angebracht.«
»In Ordnung. Ich rede gleich mit Miss Wilhelmina.«
»Geht klar«, sagte Isabella, nickte Vitória zu und ging in ihr Zimmer. Dort ließ sie sich auf ihr Bett fallen und starrte zur Decke. »Vielleicht waren zehn doch zu viel«, überlegte sie. Aber nun konnte sie es nicht mehr ändern und die Beiden mussten da durch.
Mara freute sich über den Kochunterricht. Es war etwas Vertrautes, auch wenn sie dadurch wieder an ihre Vergangenheit erinnert wurde. Doch die vertrauten Abläufe beim Kochen gaben ihr ein wenig Halt der ihr die letzte Zeit über gefehlt hatte. Nach dem Unterricht schickte Miss Lorena sie zum Mittagessen. Sie aß nur wenig, denn alle mussten während des Kochens die Ergebnisse der Anderen kosten, was nicht unbedingt nur eine Freude war. Dennoch hatte sie dadurch nur wenig Hunger.
Nach dem Essen ging die Gruppe in den Schlafsaal wo Miss Isabella bereits auf sie wartete. Gerade als diese etwas sagen wollte, erklang der Gong der sonst nur morgens zum Wecken und abends zum Schlafen Gehen ertönte. Dann erklang die Stimme der Schulleiterin. »Alle Schülerinnen haben sich in zehn Minuten auf dem Hof ein zu finden.«
»Da wird sicher jemand bestraft werden«, sagte Larissa leise. Mara hatte bei diesen Worten ein seltsames Gefühl in der Magengegend und schaute zu Miss Isabella, die regungslos vor der Reihe Schülerinnen stand. Diese deutete auf Kim und Mara »Ihr Beide kommt mit. Ihr Anderen geht auf den Hof und stellt euch ordentlich zu den Anderen.
Mara rutschte das Herz in die Hose als Miss Isabella auf sie zeigte. Zusammen mit Kim folgte sie Miss Isabella über den Flur in eine Abstellkammer. »Ich nehme an, ihr beiden wisst, was jetzt passieren wird.« Beide nickten. Ihre Gesichter waren kreidebleich »Tut mir leid Kim, eigentlich hast du deine Strafe ja schon bekommen. Aber Miss Vitória wollte es so. Schließlich waren es ihre Bilder und du hast ja auch welche vom Schreibtisch geworfen.« Sie gab beiden ein zusammengerolltes Stück Stoff, das die Größe eines großen Filzstiftes hatte. »In den Mund damit und drauf beißen. Und nicht reden.«
Die Beiden steckten sich die Stoffrollen in den Mund so daß diese nicht mehr zu sehen waren. Sie saugten sich schnell mit Speichel voll und es war ein sehr unangenehmes Gefühl. Doch sie waren Miss Isabella dankbar dafür und folgten ihr aus der Abstellkammer hinaus auf den Flur und in den Hof, wo bereits alle Schülerinnen der Schule in Reih und Glied standen und warteten. Dort brachte Miss Isabella sie zu dem Podest mit den beiden Stangen wo eine andere Lehrerin sie bereits erwartete.
»Schönen guten Tag, ich bin Miss Vitória«, sagte sie freundlich. Mara schaute sie groß an. Hatte sie ihnen tatsächlich einen schönen Tag gewünscht? »Ihr kennt das ja sicher schon. Wer will denn zuerst?« Mara starrte sie groß an, schluckte und stellte sich dann zwischen die beiden Stangen wo sie die Tunika ablegte, zusammenfaltete und neben eine der Stangen legte. Sie hob beide Hände, hielt sich an der Stange fest und wartete. Sie wollte nur, daß es schnell vorbei war. Ihre Beine zitterten und sie hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen und obwohl die Sonne auf ihren Rücken schien, war ihr kalt.
»Gut, dann wirst du sie jetzt fesseln«, sagte Miss Vitoria zu Kim und gab dieser einige Seile. Kim kam wortlos zu ihr und band ihr die Hände und Füße an die Stangen. In ihren Augen konnte Mara Tränen sehen. »Tut mir leid«, sagte sie leise zu Kim. Diese nickte nur wortlos und stellte sich neben die Stangen.
»Diese beiden Schülerinnen haben fremdes Eigentum beschädigt. Wie es dazu gekommen ist, spielt jetzt keine Rolle.« Miss Vitórias Stimme hallte laut und deutlich über den Hof. »Dafür erhalten sie jetzt ihre Strafe. Da es mein Eigentum war, werde ich die Strafe ausführen. Danach ist die ganze Sache für mich erledigt.« Sie sprach mit einem deutlichen Akzent, war aber gut zu verstehen.
»Bereit?«, fragte sie leise. Mara konnte nur nicken, was hätte ihr auch alles Andere gebracht?
Der erste Schlag traf Maras Rücken vollkommen unerwartet. Kein Zischen der Peitsche durch die Luft, keine Bewegung in ihrem Augenwinkel. Sie schrie laut auf. Auch der zweite Schlag traf sie wieder ohne Ankündigung. Das Lederband der Peitsche wand sich um ihren Rücken. Wieder schrie sie laut auf und biss die Zähne zusammen. Sie schloss die Augen und erwartete den nächsten Schlag. Auch dieser ließ nicht lange auf sich warten. Der Schmerz überrannte ihr Bewusstsein und beim nächsten Schlag spürte sie wie sie langsam abdriftete. Ihre Gedanken begannen zu versiegen und etwas anderes nahm deren Platz ein und kam langsam aus ihrem Inneren auf sie zu. Sie entspannte sich und wartete auf das, was da kam. Die nächsten Schläge bekam sie mit, fühlte sich aber wie eine vollkommen unbeteiligte Zuschauerin in ihrem eigenen Kopf. Sie spürte daß das, was sich in ihr breit machte, ihre Gedanken verstummen ließ und ihre Sinne benebelte groß war, größer als der Schmerz und größer als die Angst vor dem nächsten Schlag.
Nachdem Miss Vitória beim zehnten Schlag angelangt war, hing Mara in ihren Fesseln, Speichel lief ihr Kinn hinab und sie hatte die Augen geschlossen. Schon nach dem dritten Schlag hatte sie nicht mehr geschrien oder gestöhnt. Kim schaute sie nur ängstlich an und Miss Isabella, die neben dem Podest gestanden und alles beobachtet hatte, ging schnell zu Mara. Sie hatte Angst, daß es zu viel für sie gewesen war und wollte sie los machen. Sie sah in ihr Gesicht und konnte, nein sie wollte nicht glauben, was sie sah. Mara hatte ein entrücktes Lächeln im Gesicht. Langsam öffnete sie die Augen und schaute sie an. »Nicht aufhören«, sagte sie leise, fast flüsternd mit flehendem Blick. Miss Isabella gab ihr einige leichte Schläge ins Gesicht. »Aufwachen Mädchen«, sagte sie.
Mara fühlte sich leicht und frei von allem. Sie wollte daß dieses Gefühl nie wieder aufhörte. Plötzlich hörten die Schläge auf und sie spürte eine Berührung am Arm. Jemand schlug ihr ins Gesicht und plötzlich war alles vorbei. Sie fühlte ihre Hände, die von den Fesseln fest nach oben gezogen wurden, spürte ihren Rücken und ihre Gedanken kehrten langsam zurück. Was war passiert? Jemand löste die Fesseln und fasste sie unter den Armen, brachte sie irgend wo hin. Sie wurde hin gelegt, auf den Bauch. Es war nicht ihr Bett aber es war weich und warm. Sie fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr. Mit geschlossenen Augen blieb sie liegen und rührte sich nicht. Sie wollte nicht aufwachen, wollte dieses Gefühl nicht gehen lassen.
Miss Isabella legte Mara auf das Bett im Sanitätsraum und sah sie fassungslos an. Langsam öffnete sie die Augen und lächelte sie an.
»Na, wieder da?«, fragte sie Mara. Diese nickte nur. »Meine Fresse, hast du sie nicht mehr alle mir so einen Schrecken ein zu jagen?« Ärgerlich schaute Isabella sie an. »Wenn du auf Schmerzen stehst, dann tu wenigstens so, als würde es dir nicht gefallen!«
»Komm, lass sie erst mal. Ich glaube nicht, daß sie grad weiß, wo von du redest.« Ellen fasste sie am Arm und zog sie von der Liege weg. »Geh wieder raus und bring dann die Andere in den Schlafsaal.«
»Fantastisch!«, dachte Isabella als sie den Flur entlang zum Ausgang ging. »Das kann ja noch spaßig werden.« Sie ging zurück auf den Hof wo Vitória neben den Stangen stand und sie fragend an sah. Kim war bereits an die Stangen gefesselt und wartete zitternd auf das, was nun kam.
»Mach weiter«, sagte Isabella leise zu Vitória. »Es geht ihr gut, alles in Ordnung.«
»Was ist denn mit ihr?«
»Das erkläre ich dir nachher. Jetzt mach weiter. Ich bringe Kim dann gleich zu unserer Ärztin.«
Vitória nickte nur und gab Kim den ersten Schlag. Diese schrie leise und bäumte sich in den Fesseln auf.
Mara spürte, daß sie nicht alleine im Raum war. Jemand kam zu ihr. »Ich werde dir jetzt den Rücken eincremen. Das tut vielleicht etwas weh aber die Salbe tut dir gut. Du hast Glück, es ist nichts aufgeplatzt.« Sie ließ alles über sich ergehen, ohne sich zu rühren. Doch der Schmerz der Berührungen löste erneut etwas in ihr aus. Wieder war es als sei sie nur eine Unbeteiligte, die zufällig in diesem Körper steckte. Sie hörte ein leises Stöhnen als der Schmerz ihre Gedanken verdrängte und sie die Augen schloss.
»Ich lass dich jetzt mal eine Weile alleine und schließe die Tür ab. In einer halben Stunde bin ich wieder hier.« Mara hörte wie aus unendlich weiter Ferne eine Tür geschlossen wurde. Sie war alleine, seit langer Zeit war niemand um sie herum. Sie war alleine mit sich selbst. Wie von selbst wanderte ihre Hand unter ihren Bauch, sie legte sie sich auf die Seite und winkelte das Bein ab und ohne ihr Zutun wanderte ihre Hand langsam zwischen ihre Beine und sie begann sich dort zu berühren und zu streicheln.
Isabella brachte die zitternde Kim in den Schlafsaal und legte sie auf ihr Bett. Sie betrachtete ihren Rücken. Außer einigen Striemen war dort nichts zu sehen. Zum Glück war nichts aufgeplatzt. Sie beschloss Vitória zu fragen, was für eine Peitsche das war und sich selbst so eine zu besorgen. Ellen kam herein und betrachtete sich Kim eingehend. Sie gab ihr eine Tablette und etwas zu Trinken. Dann cremte sie ihr den Rücken vorsichtig ein. »Lass sie am besten bis morgen früh in Ruhe, dann geht es wieder«, sagte sie zu Isabella.