Horst lag in seinem Bett und fragte sich, ob er wirklich zu dem Termin gehen sollte. Sein Berater meinte, dass sie ihm das Geld streichen würden, würde er nicht erscheinen. Scheiße, sie brauchten das Geld.
Horst stand auf und ging ins Bad, aus der Küche hörte er Marta rufen „Kommst du zum Frühstück?“
„Ja, in zehn Minuten.“
„Gut.“
Zehn Minuten später kam er in die Küche und sah zu der Frau, die in einem schmuddeligen Bademantel am Tisch saß. „Du könntest den auch mal wieder waschen.“
„Und was soll ich dann tragen? Willst du mich nackt sehen?“ – Wollte er das? Er wusste es nicht. „Zieh dich einfach wieder einmal an.“
„Und am Abend wieder aus.“
„Du musst mal wieder in die Welt hinaus. „Warum? Die wollen nichts von mir. Weshalb sollte ich ihnen dann etwas geben?“
„Sie wollen unser Geld, und du hat seit Monaten nicht mehr beigesteuert.“
„Du liebst mich nicht.“
„Du verdienst es nicht, geliebt zu werden, wenn du dich so hängen lässt. Mach was, such dir einen Job.“ Sie lachte laut auf. „Als was? Nutte?“ Er wusste, dass sie nichts gelernt hatte. Aber als Nutte würde er sie nicht gerne sehen. „Geh einkaufen. Ich habe heute keine Zeit. Ich lege dir das Geld hin.“
Horst verließ nach dem Frühstück die gemeinsame Wohnung und ging langsam zum Jobcenter. Dass die einen Job für ihn haben würden, glaubte er zwar nicht, doch wenn er sich nicht sehen ließ, würden sie das letzte Einkommen, dass sie beide hatten, streichen. Marta hatte sich so hängen lassen, dass sie schon seit fast sechs Monaten nichts mehr bekam. Sie hatte sich nach der Scheidung einige Zeit mit kleinen Jobs Überwasser gehalten, doch nach der Kündigung des letzten, war sie vollkommen versackt. (Dass sie nicht mit ihrem schmierigen Chef ins Bett steigen wollte, um den Job zu behalten, rechnete Horst ihr hoch an. Doch das mit dem weniger vorhandenen Geld war eben die Schattenseite ihrer Standfestigkeit.)
Das Gespräch mit dem Jobberater hatte das erwartete Ergebnis, denn dieser hatte keinen Job für Horst. An der Pinnwand, an der es sich eingebürgert hatte, dass Kurzzeitjob, die nicht immer ganz legal waren, aushingen (Horst musste grinsen, dass es so etwas im Jobcenter gab), hing ein Zettel mit einem Angebot ‚Junge Männer, 20 bis 30, einfacher Job, mit abwechslungsreicher Tätigkeit in der Filmbranche, +49 31 684 759 103‘
Der Zettel hatte Abschnitte, die man abreißen konnte, auf denen dann klein nochmals der Text und in größer die Rufnummer stand. Horst riss sich einen Zettel ab. Er stand noch vor der Tafel, als ein Mitarbeiter des Jobcenters kam, und die Tafel zu kontrollieren. Dieser entfernte einige Zettel, so auch das Angebot, von dem Horst einen Abschnitt abgerissen hatte. „Diese Porno-Fritzen, wie oft sollen wir die denn noch aus dem Haus werfen.“ Horst sah den Mann erstaunt an. „Wie?“
„Ach, diese Leute bieten Arbeitslosen einen Job in einem Porno. Wer macht denn so etwas?“ Der Mann ging dann kopfschüttelnd weg.
Horst ging Gedankenverloren aus dem Haus. Wäre das was? An einem Porno mitmachen? Vielleicht nahmen die einen auch für länger. Obwohl, da musste man doch sicher jeden Tag mehrfach schussbereit sein, oder?
***
Marta sah dem Jungen nach, der aus der Wohnung gegangen war. Er hatte ja recht, sie hatte sich nach der Scheidung gehen lassen. Die paar Jobs, die sie anschließend hatte, hatten ihr nicht wirklich gefallen. Die Erpressung, mit der ihr damaliger Chef sie in sein Bett holen wollte, hätte sie ja vielleicht akzeptiert, doch erstens war der Fettsack nicht treu, und zweitens ein solcher. Wenn sie daran dachte, wie viele der Mädchen und Frauen er mit dieser Erpressung in sein Bett geholt hatte, konnte sie ja gleich auf den Strich gehen. Da gab es dann vielleicht auch gelegentlich einen Freier, der ihr einen Orgasmus verschaffen könnte.
Marta stand in ihrem Zimmer vor dem Schrank und betrachtete sich im Spiegel. Sie hatte wohl etwas zuviel auf den Rippen, obwohl (sie kniff sich in kleine Rolle um ihre Hüfte, sie war doch nicht dick), wenn sie bedachte, wie andere in ihrem Alter aussahen, war sie doch ganz fit. Nur die Haare musste sie mal wieder schneiden, oder schneiden lassen. Sie fuhr sich mit ihrer rechten Hand durch die Haare über ihrem seit Monaten vernachlässigten Schatzkästchen, die musste sie selber schneiden, beim Friseur würden sie sicher komisch gucken, wenn sie die sich auch dort schneiden lassen wollte. Mit der linken Hand fuhr sie durch die Haare auf ihrem Kopf. Ihh, waren die fettig. Sie griff nach dem Bademantel, der musste auch gewaschen werden, und ging nackt ins Bad. Hier füllte sie die Maschine auch mit den Sachen von Horst, sie hatte ja immer nur den Bademantel getragen, und schaltete sie ein. Dann stellte sie sich unter die Dusche und wusch sich das erste Mal seit Wochen wieder richtig. Das war ein Gefühl, dass erregte sie richtig. Besonders, als sie später ihre wieder trockenen Haare kämmte. Marta sah in den Spiegel und sagte laut „Marta, du bist eine Schlampe, mach die Wohnung sauber, geh zum Friseur und dann einkaufen.“ Die Wohnung reinigte sie, ohne sich etwas anzuziehen.
Beim Reinigen der Wohnung stellte sie sich vor, dass sie als Putzfrau bei reicheren Herren ’nacktputzen‘ durchführte. Und, dass sie von ihren männlichen Kunden zum Abschluss gefickt wurde. An diesem Tag hatte sie, so ihre Fantasie, noch einen weiteren Putzjob bei einer Kundin, die sie auslecken wollte. Sie legte sich im Abschluss ausgepumpt auf ihr Bett. Man, man, man, war die Wohnung dreckig gewesen. Sie musste mit dem Jungen auch mal reden, was der in seinem Zimmer hatte rumliegen lassen, war nicht mehr feierlich.
Marta sah auf den Stapel, den sie ihn ihrem Zimmer zusammengesucht hatte, der weg musste. Auch sie war kein Vorbild gewesen, musste sie sich eingestehen.
Sie stieg noch einmal unter die Dusche, auch um den Schweiß wegzuspülen, und zog sich dann am. Zum ersten Mal seit langen wieder ein Unterhöschen, einen BH, eine Bluse und eine Hose. Marta fühlte sich ganz anders. Sie griff nach dem Geld, einer Tasche und dem Müll, und verließ dann die Wohnung. Beim Friseur ließ sie ihre Haare sehr kurz schneiden, und ging dann zum Supermarkt, um einzukaufen. Dass dieser im Eingangsbereich einen Stand einer Bäckerei hatte, bei der man auch ein Mittag bekam, hatte sie vorher nie bemerkt. War sie so lange schon nicht mehr draußen gewesen?
Marta hatte sich, während sie auf ihre Suppe wartete, am Brett umgesehen. So wie zu der Zeit, als sie selber noch einkaufen ging, gab es auch immer Jobangebote. Sie griff nach ein paar Abreißzetteln zu diesen verschiedenen Angeboten. Vielleicht war da was drunter, was sie machen konnte.
Marta sah sich die Zettel an, wirklich aussagekräftig waren sie nicht. ‚Putzfrau, 25-40, alle zwei Wochen, 3 Stunden‘, war etwas, was sie nicht wirklich wollte und das nicht sehr seriös klang.
Putzfrau für Haus, Fünfpersonenhaushalt, einmal wöchentlich‘ klang nach sehr viel Arbeit, doch was sollte ‚Frauen bis 40, einfacher Job, mit abwechslungsreicher Tätigkeit in der Filmbranche, +49 31 684 759 102‘ bedeuten? Da hörte sie eine Glocke klingeln, das war wohl ihr Essen.
Marta ging zur Theke, um diese sich zu holen und wurde von der Bedienung gewarnt. „Passen sie auf, da hängen immer Zettel von Leuten, die gelangweilte Hausfrauen wie sie, für Pornos suchen.“
„Pornos, Wirklich?“ Die Frau nickte, „Eine Kundin habe ich mal in einem gesehen. Mein Freund steht auf Pornos, die aussehen, als wenn das Familienfilme wären.“ Die Frau drehte sich um „Das Ferkel hat mich gefragt, ob ich mal bei einem mitmachen wollen. Ich. Wie kommt der darauf. Also, passen sie auf.“ Marta bedankte sich und sah sich, während sie ihre Suppe aß, immer wieder auf dem Zettel aus der ‚Filmbranche‘. Das war wohl solch ein Angebot. Würde man bei solche einer Firma wirklich Geld verdienen können? Marta war skeptisch.
Doch auf dem Weg zurück zur Wohnung suchte sich alles Geld zusammen und kaufte sich eine PrePaid Telefonkarte für ihr altes Handy. Sie würde dort einmal anrufen.
***
Horst ging langsam durch die Stadt, eine Sache wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Sollte er anrufen, oder nicht? Würde er es melden müssen, oder wäre das ‚Schwarzarbeit‘? Er kaufte sich eine Aufladekarte für sein Handy und hoffte, dass die Karte noch gültig war. Er würde einmal dort anrufen.
Horst kam nach Hause und wurde dort mehrfach überrascht. So sauber hatte er die Wohnung noch nie gesehen, und die Frau in der Küche erinnerte ihn an eine Frau, die er schon lange nicht gesehen hatte. Horst pfiff sogar leise, als er sie sah.
„Gefalle ich dir?“, fragte Marta und drehte sich leicht vor ihm. „Ja, sehr viel besser als in diesem verdreckten Bademantel.“
„Den habe ich auch gewaschen, darf ich ihn tragen?“
„Ja, auf dem Weg von deinem Zimmer ins Bad, und zurück. Sonst nicht.“ Horst sah Marta fest an, die nickte und sagte „Ja, ich gehorche.“
„Nur in diesem Fall.“ Er sah, wie ihr Gesicht strahlte.
Die Frau hatte sich wirklich verändert. Sie hatte eine andere Frisur, nicht mehr diese schmutzigen Haare, und bewegte sich auch gespannter. So, als wenn sie eine Energie, die sie in sich fühlte, fast nicht zurückhalten konnten.
***
Marta hatte angerufen und war zu einem ‚Vorstellungsgespräch‘ in ein bekanntes Café in der Stadtmitte geladen worden. Die Leute, die dort auf sie warteten, überraschten sie. Es waren keine schmierigen Menschen, denen man nie die Hand reichen würde, da man Angst hätte, sie nicht zurückzubekommen, sondern eine ältere Frau und ein jüngeres Paar. Die ältere Frau stellte alle drei vor, „Guten Tag, ich bin Irene Quinte, das ist mein Sohn Klaus und seine Frau Monika Quinte.“
„Guten Tag, ich bin Marta Müller.“
„Ich“, führte dann Irene Quinte aus, „führe die Firma, die beiden sind für die Produktionen verantwortlich. Sie wissen, was wir produzieren?“ Marta wollte nicht das Wort ‚Porno‘ in den Mund nehmen, auch weil sie in einem so öffentlichen Lokal waren, und sagte „Ich habe gehört, dass sie Unterhaltung für volljährige Mitmenschen machen.“ Die drei sahen sich an und lächelten. „So könnte man es sagen. Wie suchen immer wieder Darsteller, die sich nicht stören, wenn anderen ihnen dabei zusehen. Wär das war für sie?“ Marta hatte sich das ganze überlegt und hatte eigentlich nur ein Problem. Sie wollte, neben Geld verdienen, auch Sex. Doch nicht mit zu vielen Männern, da war ihre Erziehung doch wohl noch eine Bremse. „Ja, vielleicht. Könnte ich erst einmal reinschnuppern, und dann mit einem Partner …“ Irene Quinte nickte „Ja, wir wissen, dass unsere Darstellerinnen am Anfang Probleme bei dem Gedanken haben, mit vielen Partnern zusammenzuarbeiten. Bei einigen führt das zu einer seelischen Sperre, so dass wir uns freundschaftlich voneinander trennen, doch bei vielen kann diese Sperre überwunden werden. Deshalb bieten wir unseren Neueinsteigern auch eine Art ‚Probezeit‘, in der wir gemeinsam nach den besten gemeinsamen Zielen suchen. Wären sie mit einer solchen einverstanden?“ Marta nickte, so würde sie es gerne einmal probieren.
„Gut, was halten sie davon, uns erst einmal einen Tag bei unserer Arbeit zu besuchen. Sie wären einfach nur stumme Beobachterin, könnten aber auch mit unseren Darstellern in Drehpausen reden. Wie wär es?“ Das gefiel Marta noch besser, so dass sie mit den dreien einen Termin vereinbarte, an dem sie in den Studios Mäuschen spielen konnte. Die drei vereinbarten den folgenden Mittwoch, dann würden sie auch den Vertrag über die Probezeit abschließen, wenn Marta am Ende dieses Tages noch Interesse hätte. Die vier verabschiedeten sich und Marta verließ, neugierig auf das kommende, das Café.
***
Horst hatte bei der Nummer angerufen und mit der antwortenden Person einen Termin in einem bekannten Café vereinbart. Die drei Personen, die dort auf ihn warteten, passten so gar nicht zu dem Bild, dass er sich von Porno-Produzenten gemacht hatte. Es war eine ältere Frau und ein jüngeres Paar. Die ältere Frau stellte alle drei vor, „Guten Tag, ich bin Irene Quinte, das ist mein Sohn Klaus und seine Frau Monika Quinte.“
„Guten Tag, ich bin Horst Müller.“
„Ich“, führte dann Irene Quinte aus, „führe die Firma, die beiden sind für die Produktionen verantwortlich. Sie wissen, was wir produzieren?“
„Keine Filme für Familien, die man Kindern zeigen könnte“, Horst musste Grinsen. Auch die drei anderen grinsten ihn an. „So könnte man das auch nennen. Wir suchen immer wieder neue Darsteller. Würden sie es sich zutrauen, mit unterschiedlichen Partnern, ob männlich oder weiblich zusammenzuarbeiten.“ Beim Wort ‚männlich‘ hätte Horst fast abgesagt. Er hatte ein paar Freunde, die da sicher keine Angst hatten, doch für ihn gab es nur ein Geschlecht, mit denen er Sexualkontakt haben wollte. Und das was das weibliche Geschlecht. Monika Quinte sah ihn an und meinte „Sie wären also nur für den einen Teil der Produktion bereit?“ Horst nickte. „Unsere Darstellerinnen sind zwischen achtzehn und fünfundsechzig“, fügte Klaus Quinte an. Horst musste schlucken, er selber war zweiundzwanzig, und er sollte eine Oma bügeln? Sein Gesicht hatte wohl seine Überraschung gezeigt, und so sagte Monika Quinte „Haben sie damit ein Problem?“ Horst schüttelte den Kopf, „nein, doch das war mir nicht so klar. Deshalb war ich etwas überrascht.“ Dann machte er eine kurze Pause, und führte fort, „wie ist das, muss jeder mit jeder, oder gibt es da festere Paare?“ Die drei ihm gegenüber sahen sich länger an, bis Irene Quinte sagte, „Normalerweise werden die Protagonisten passend zum Film zusammengestellt, doch wir haben festgestellt, dass einige besser zusammenpassen.“ Sie sah zu ihrem Sohn, der von seiner Frau angestoßen wurde, „deshalb lassen wie solche Paare die Filme zusammen machen. Aber, wie gesagt, normalerweise wird für jede Produktion neu gemischt. Hätten sie weiterhin interesse?“ Horst nickte. „Wollen sie erst einmal einen Tag zusehen? Sie wären nur Beobachter. Dann, wenn sie zusagen würden, würden sie als Statist arbeiten und einspringen, wenn es Probleme mit der Performance des Darstellers gibt. Nicht jeder kann immer auf Befehl alles geben, so haben wir Statisten, die in diesem Fall einspringen.“ Horst hörte interessiert zu und sagte, dass er diesen Beobachtertag gerne annehmen würde. So machten sie einen Termin aus und Horst ging Gedankenverloren aus dem Café.
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Marta fragte sich, als sie das Abendessen für sich und Horst bereitete, ob sie ihm etwas erzählen sollte, doch ein bisschen peinlich war ihr das schon. „Du Horst, ich überlege, einen Job als Darstellerin bei einer Porno-Firma anzunehmen.“ Nein, das konnte sie ihm nicht sagen.
Als Horst zurückkam, war er noch in seinen Gedanken bei der Firma, und dem Termin. Sollte er Marta sagen, dass er bei einer Porno-Firma anheuern wollte? Als Spritzer vom Dienst? Nein, das ging doch nicht. Er würde auf jeden Fall den Besuchstag wahrnehmen.
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Seitdem sie von Horst irgendwie zusammengestaucht worden war, ging Marta wieder mehr aus der Wohnung, sie ging sogar wieder zum Jobcenter, obwohl sie keine Aussicht auf einen Job hatte. Doch die Idee, sich um einen ‚richtigen‘ Job zu bewerben, reizte sie. Fast so wie die Erwartung auf ihren ersten Tag bei der Porno-Film-Firma.
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Marta war aufgeregt, sie würde das erste Mal bei einer Filmproduktion zusehen können. Dass es ein Porno war, würde die Bilder interessanter machen, doch die Technik wäre doch sicher die gleiche.
Auf dem Weg zurück zur Wohnung musste Marta sich zusammenreißen. Das, was sie da gesehen hatte, hatte sie den gesamten Tag erregt, und sie wusste, dass nur der Umstand, dass sie an diesem Tag einen Rock getragen hatte, sie davor geschützt hatte, dass die anderen sehen würden, wie feucht sie geworden war. Die Szenen bei den Filmen, denen die zusehen konnte, waren nicht wirklich erregend. Irgendwie war das kein Sex, sondern schwere Arbeit. Obwohl sie bei einigen Szenen auch gesehen hatte, dass die beiden Darsteller, ihren Spaß dabei hatten. Auch die Regisseurin, Marta war überrascht, dass Monika Quinte und eine weitere Frau die Regisseure waren, hatten das wohl gesehen. Denn in diesen Fällen hatte sie die Darsteller nicht unterbrochen. Zum Abschluss des Tages hatte sie eine Art Vorvertrag unterschrieben. Sie würde bei zwei Filmen mitspielen. Da sie jederzeit aussteigen konnte, bekam sie keine Gage, sondern nur eine Erfolgsbeteiligung, die nach dem Erfolg des jeweiligen Films an den Kassen der Geschäfte, die diese Filme verkauften, gemessen wurde.
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Horst war überrascht, wie anders die Umgebung war, in der die Aufnahmen stattfanden. Er fand das Ganze etwas steril, nicht so plüschig, wie er es erwartet hatte. In den Pausen unterhielt er sich mit den Frauen und Männern, die vor der Kamera Sex miteinander hatten. Die Frauen waren wirklich zwischen achtzehn und fünfundsechzig. Besonders die alten erzählten ihm, dass sie es machten, um mal wieder einen Mann zu spüren. Die ganz Jungen hatten gedacht, dass es ein schillerndes Gewerbe wäre, die meisten wollten nach Vertragsende aufhören. Viele Frauen zwischen dreißig und fünfzig machten es, so hatten sie es ihm gesagt, weil sie sich zu Hause langweilten. Bei den Männern reichte die Alterspanne nur von achtzehn bis Anfang vierzig. Und der größte Teil machte es wohl, weil man ‚Frauen ficken‘ konnte. Dass sie immer rausziehen mussten, störte die, die Horst befragte, nicht wirklich. So sagten sie. Doch auch hier sprangen viele nach wenigen Filmen ab, und es kamen neue Darsteller, solche wie Horst einer werden konnte, hinzu. Er unterschrieb einen Vertrag für zwei Filme, das war für die Anfänger wohl die Standardzeit.
Horst wusste, dass er, wenn er wieder zu Hause wäre, erst einmal duschen musste, auch, um sich unter der Dusche einen abzurubbeln. Er konnte Marta doch nicht zeigen, wie erregt er wäre, was würde sie von ihm denken.
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Marta hatte ihren ersten Tag bei der Produktion, ihr wurde gesagt, dass sie ‚Olga Zawsze-Mokra‘ heißen würde. Auf ihre Frage, wurde gesagt, dieses würde auf Polnisch so viel wie ‚immer nass‘ bedeuten.
Ein bisschen komisch war es schon, sich vor den ganzen Menschen nackt zu zeigen. Bei diesem Film war Klaus Quinte der Regisseur, seine Frau Monika half Marta bei den ersten Szenen. Marta/Olga sollte eine Hausfrau spielen, die vom Gasmann gefickt wurde, denn sie hatte das Geld nicht, dass sie ihm zahlen musste. Die ganze Dekoration sah sehr nach 50er Jahre aus. Auch die Kleidung, die der Gasmann anhatte, und die Schürze (Marta war überrascht, als sie ein Kopftuch bekam), unterstüzte dieses Bild. Sie lag auf dem Küchentisch, in einer altertümlichen Küche, und hatte den ersten Mann seit ihrer Scheidung, der sie fickte. Doch er kam zu schnell für sie und spritze ihr auf den Bauch. Sie musste sich dann seinen Schmadder von ihrem Bauch wischen und sich wieder anziehen, denn als Nächstes kamen zwei Kohleträger, denen sie als Trinkgeld ihre feuchte Muschi anbieten musste. Die beiden jungen Männer sahen wirklich sehr schmutzig aus, doch beide brachten sie bis kurz vor ihren Orgasmus, als sie fertig waren und ihr ebenfalls auf den Bauch spritzten. Wenn sie nicht bald etwas bekam, was sie zum Höhepunkt brachte, würde sie verrückt werden. Doch der nächste, der kam, schaffte sie dann. Es hieß, er würde den Stromzähler ablesen, doch ihr kam es nur darauf an, endlich erlöst zu werden. Sie lag zum vierten Mal an diesem Tag vollgespritzt auf dem Küchentisch und war befriedigt. Nach diesem Mann schmiss sie, ganz nach Drehbuch, die Schürze in die Ecke und lief den Rest des Tages vollgespritzt und nackt herum.
Ihr ‚Ehemann‘ sah sie nur an und sagte „Ich hoffe, das Abendessen ist rechtzeitig fertig“, und verschwand mit der Zeitung in der Hand im Wohnzimmer. Olga lief dabei das Sperma des letzten Mannes noch den Bauch und die Beine herab, was sie an ihren Ex erinnerte.
***
Horst hatte seinen ersten Tag, doch noch keinen Einsatz. Sie hatten ihn als ‚Notspitzer‘ für zwei Filme eingesetzt, einmal einen Film, der in den 50ern spielte, und dann einem, der in einem Büro spielt, bei dem die Sekretärin für alle Männer, die in das Büro des Chefs kamen, die Beine breit machte.